BMW: Was tut sich denn in München - z.B. bei den Sportwagen?

BMW wird von den Analysten sehr geschätzt. Ich begreife nicht warum. BMW hat nämlich kein wirkliches Verkaufsprogramm. Mit Show-Automobilen macht man keine Stückzahlen. Selbst wenn man die Situation von BMW als "Group" betrachtet, also einschließlich des MINI, dann gibt es keinen Anlass zur Freude. Die Zulassungszahlen dieses Typs liegen in Deutschland  im 1. Halbjahr auf dem Niveau des Audi A2. Und von dem weiß man, dass seine Verkaufszahlen unbefriedigend sind. Die BMW-Group lässt in Deutschland im 1. Halbjahr 138.800 Automobile zu, die "Renault-Group" (Renault + Nissan) z.B. 142.352. - Auf diesem Niveau bewegt sich also BMW heute. - Und die Analysten strahlen und schieben ihre dunkle Sonnenbrille ins "gegelte" Haar. Audi alleine - nur ein kleiner "Anhänger" des VW-Konzerns, verkaufte im 1. Halbjahr so viel Automobile wie BMW. - Und was kommt bei BMW an Attraktionen? - Der Z4? - Damit kommt man auch nicht unter die ersten 50 der deutschen Zulassungsstatistik. - Mercedes ist da z.B. mit 6 Modellen vertreten, BMW nur mit drei! - Aber vielleicht hat BMW ja als Sportwagen-Spezialist eine Zukunft. - Schau'n wir mal.

Auf der Suche nach einem Premium-Highlight

02-08-05/06. - Der neue 7er taugt sicherlich als Diskussionsbeitrag. Aber er ist - bei allem technischen Aufwand - nicht mehr das, was mal der "alte 7er" war: ein Fahrerauto. Da ist heute selbst die S-Klasse vergnüglicher zu fahren. In diesem Segment ist inzwischen aber der neue Audi A8 das Maß aller Dinge.

Ich muss diese  Automobile nicht gefahren haben. Ich habe sie über Monate hier auf der Nürburgring-Nordschleife beobachtet. BMW lebt heute noch vom gestrigen Image. Und das verbraucht sich. Da hilft auch keine Formel 1. - BMW, das ist zu viel Marketing, zu wenig kernige Substanz. Und man verliert an Ansehen. Der Motor im MINI z.B. ist nur zweitklassig. Nun, er kommt aus einem Chryslerwerk. Aber das darf keine Entschuldigung sein.

Dazu kratzt man in München inzwischen an der in vielen Jahrzehnten erworbenen Kompetenz, ein hervorragender Motorenbauer zu sein. Schließlich nennt man sich auch Bayerische Motoren-Werke. Das wurde draußen beim Kunden auch so empfunden. Nun tut man sich mit Peugeot zusammen und entwickelt eine neue Motorengeneration gemeinsam. Weil man sonst nicht mehr die Stückzahlen erreicht, die eine eigene Produktion sinnvoll erscheinen lassen?

Man vergibt Kompetenz. Und der neue Entwicklungsvorstand redet inzwischen so, wie das Marketing es ihm vorschreibt. Herr  Kalbfell sollte begreifen, dass man - nachdem man dieses Thema in mehr als drei Jahrzehnten erfolgreich abgegrast hat - nun mit dem Thema Elektronik keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. - Man sollte in München mal wieder dem Volk auf's Maul schauen.

Wie sagte vor Wochen der Fahrer eines Mercedes 600-Coupé auf die Frage seines Beifahrers, wofür denn z.B. dieser Schalter sei: "Weiß ich nicht." Und als nach einem weiteren Schalter gefragt wurde: "Weiß ich auch nicht." - "Aber Sie besitzen doch das Fahrzeug doch nun schon mindestens sechs Monate." - Antwort: "Richtig. - Aber ich habe das Fahrzeug zum Fahren, nicht zum Spielen."

BMW 7er-Fahrer sind inzwischen ganz glücklich, dass sie das Auto überhaupt fahren können. - Ist das der Fortschritt den wir brauchen?

Lassen Sie mich von einem anderen Erlebnis berichten. Es ist nur wenige Wochen alt. Ich fuhr mit einer bequemen Limousine eines Großserienherstellers durch die verregnete Eifel. Es goss richtig. Aber ich war - wie meist - zügig unterwegs. Und dann komme ich einem neuen Mercedes SL näher. Nun, die Straßen sind nicht gut, glatt und regennass. Und wer kauft sich schon so einen SL? - Meist alte Leute denke ich - und lächle, weil mir mein Alter einfällt. Und dann kann ich das Kennzeichen des SL erkennen: BB. - Oh Gott, das wird doch wohl kein Testfahrer von Mercedes sein? - Und ich fahre dem Fahrzeug nach. - Der vor mir bremst tatsächlich fast jede Kurve - und sei sie noch so "weich" - an. - Ich halte Abstand, um den Fahrer nicht zu provozieren. Der Mann scheint sich beim Autofahren unwohl zu fühlen.

Und dann biegt dieser Mann mit dem SL schließlich auf den Hof des BMW-Testcenter in Nürburg ein. Wo eine Reihe von Sportwagen aufgereiht sind. Vom Jaguar XK, Porsche natürlich, bis zum Ferrari Modena.

Kleine Recherche - und ich weiß, dass die "Entscheidungsträger" von BMW angereist sind, um sich eine Übersicht über die Sportwagen-Konkurrenz zu verschaffen, weil sie nun bald die Entscheidung für den Bau eines neuen Sportwagens treffen müssen. Denn der BMW Z8 geht seinem Ende entgegen. Die Fertigung wird eingestellt. - Und dabei fällt mir ein - und auf - dass ich diesen Typ auch schon ewig nicht mehr auf der Nordschleife gesehen habe. Ein  Modell das "lebt", wird immer weiter entwickelt. Der BMW Z8 nicht mehr. - Bovensiepen hat ihn selig.

Und so ein  Mann, der eben noch vor mir durch die Eifel "eierte", der wird also mal mit entscheiden, ob der neue Premium-Sportwagen von BMW ein Frontmotor mit Heckantrieb wird, oder ein Mittelmotorsportwagen oder gar ein Allrad. - Er hatte sich ja schließlich ein Bild gemacht. - Und ich habe ein Bild von der derzeitigen Führungs-Crew von BMW.

Aber ich wusste nun auch, warum ich in den Tagen zuvor einen Ferrari 360 auf der Nordschleife gesehen hatte: genau der stand nämlich nun auf dem BMW-Hof.

Hier meine Aufnahme von der Nordschleife. - Aber ich habe da natürlich auch andere Automobile fotografiert. Zum Beispiel den neuen, noch nicht vorgestellten 6er BMW. Ein Coupé, wie man aus Presseveröffentlichungen weiß, das mit einem kraftvollen Achtzylindermotor ausgerüstet ist. Ich habe das auch hören können.

So ist z.B. ein 6er-Testwagen z.B. im Detail ausgestattet:

Wo früher noch dicke Kabelstränge gelegt werden mussten, um die Daten des Radnabensensors zu übertragen, da genügt heute eine Antenne. An diesem Testwagen sind alle vier Räder damit bestückt.

Und was in der Großaufnahme einen Hauch von Rot zeigt, sind die Bremsscheiben, die kurz vor der Aufnahme gerade gefordert waren. Und so sieht das neue BMW-Coupe dann komplett aus:

Aus dieser Sicht könnte es auch ein Opel sein. Aber natürlich ist dieses Coupe noch getarnt. Aber auch als "Erlkönig" ist es aus anderen Blickwinkeln klar als BMW auszumachen.

Alles ist noch ein wenig verpappt, aber das ist ein BMW. - Ich zeige Ihnen noch mal ein paar andere Aufnahmen, die auch mehr erkennen lassen:

Aber es gibt auch noch eine andere Version, die hier zu Testzwecken gefahren wurde: eine mit kleinem Heckspoiler.

Was allen gemeinsam ist, ist ein Alu-Fahrwerk, dass in seiner Abstimmung einen sehr guten Eindruck macht. (Anders als z.B. das vom neuen 7er.) Leider wurde aber auch dieses Coupé mit "Ausstattung" vollgestopft, so dass die Achtzylinderversion (von der immer nur gesprochen wird, weil man damit auch zunächst im Markt "den Rahm abschöpfen möchte) klar über 1,5 Tonnen wiegen wird.

Die Sechszylinder-Version - Jawohl, es wird eine solche preisgünstigere Variante auch geben! - wird knapp die 1,5-Tonnen-Grenze unterschreiten. Darauf ist man bei BMW sehr stolz. -

Zur Erinnerung für die BMW-Verantwortlichen:

Dieses Achtzylinder-Coupé, mit ernst zu nehmenden Fahrleistungen, aus einer italienischen  Kleinstadt, bringt es auf ein Eigengewicht von nahe 1,4 Tonnen. Und mit diesem Coupé wird in der nächsten Saison ein "Cup" ausgefahren werden. Damit verglichen wirkt das neue 6er-Coupé doch ein wenig fett. - Deutsch eben.

Aber lassen wir mal die Dinge - und die neuen BMW-Modelle - auf uns zu kommen:

Der Markt wird's schon richten. 

MK/Wilhelm Hahne

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