Opel-Modellpolitik am Beispiel des Speedster: Mit Sicherheit ein Opel

Alles ist Ansichtssache. Bei einem Automobil besonders. Da sollte ein BMW wie ein BMW aussehen, ein Mercedes wie ein Mercedes. Meint das jeweilige Marketing. Vom Charakter haben die nicht gesprochen. Alles wird ein wenig oberflächig argumentiert. McDonalds ist McDonalds und Aldi ist Aldi. Aber warum muss ein Opel immer ein Opel sein? - Mit  "frischem Denken" wollen die Rüsselsheimer der Marke neuen Schwung geben. Der neue Vectra ist dafür nicht gerade ein gutes Beispiel. Besser scheint es zu gehen, wenn man sich der Arbeit der Konkurrenz bedient. Den Zafira ließ man gleich bei Porsche entwickeln, eine richtig gute Vorlage für einen Opel-Transporter fand man bei Renault; einen - in die neue Denke - passenden Sportwagen fand man bei Lotus. Aber ein wenig Opel muss schon sein. Der Lotus (der dort "Elise" heißt) musste Opel-Vorstellungen und -Vorgaben entsprechen. Und so wurde dann ein eindeutiges Produkt im Herzen des Rhein-Main-Dreiecks vieldeutig verschlimmbessert. (Auch) damit widerlegt man eine Werbeaussage (im Internet), mit der man verspricht: "Unsere Autos sind so verschieden, wie die Menschen, für die wir sie bauen". - Kann ja sein, dass man so "frisch denkt", aber leider kommt immer ein Opel heraus. Warum kann Opel keinen "Yaris" bauen? - Warum kommt dabei immer ein Corsa heraus? - Und warum wurde die Lotus "Elise" so brutal, auf hessische Art, eingedeutscht? - Natürlich war es gut gemeint. Aber - und hier dient (leider) der Speedster als Beispiel:

Aus Sicherheits-"Innovation" wird "mieser Produktfehler"

03-09-16/02. - Bei Opel versucht man, mit wenig eigenem Aufwand die Modellpalette zu komplettieren. Was Mercedes mit McLaren recht ist, ist Opel mit Lotus billig. Aber es soll schon Opel-deftig wirken. Also verpasst man der Lotus Elise eine Opel-typische Karosse. Sieht toll aus. Ist in der Praxis aber nicht so toll.

Da scheuern die Türen in ihrer Auflage, weil sie gegenüber den Türen der Elise etwas kräftiger, schwerer ausgefallen sind. Leider sind die Scharniere nicht trainiert, geben gerade auf schlechten Straßen immer wieder ein wenig nach, so dass die Türen rappeln. Das stört. Vor allen Dingen auch darum, weil ein Opel Speedster nicht gerade billig ist. Eigentlich ist er kein "Schnäppchen".

Obwohl in letzter Zeit immer häufiger "Jahreswagen" (oder wie man das nennt) angeboten werden, oder auch "Tageszulassungen". Da gibt es denn einen kräftigen Abschlag. Wie man hört, "produziert" Opel auch die "Jahreswagen" (auch die Tageszulassungen?) selber. Da erhalten Mitarbeiter von Agenturen (oder anderen "Fremdfirmen" die für Opel arbeiten), den Opel Speedster als "Dienstwagen", der dann nach kurzer Einsatzzeit wieder zurück nach Opel kommt, um dann als Sonderangebot beim freundlichen Opel-Händler zu erscheinen.

Ich habe jetzt einen Speedster-Fahrer getroffen, der mir stolz erzählte, dass er jetzt das Türklappern abgestellt habe. Das heißt, eigentlich hatte seine Freundin die Idee, weil nämlich die Beifahrertür zu einem besonderen kräftigen Schlagzeug geworden war. Und sie hat eine Iso-Matte in Streifen geschnitten und die auf die Unterseite der Türen aufgeklebt. Weil zwischen dieser Unterseite und der Karosse noch genügend Luft ist, die die Tür (ohne Iso-Matte) zum "Ausholen" nutzt. Darum klappern diese Türen auch, wie die "Mühle am rauschenden Bach". - Nun - dank Iso-Mattenstreifen - nicht mehr.

Natürlich hat der Speedster noch mehr Macken. Da wäre z.B. die Nässeempfindlichkeit der serienmäßigen Bremsbeläge. Treffen sich mal zwei Speedsterfahrer, so ist das sehr schnell ein Gesprächsthema.

Oder man diskutiert, warum eigentlich immer "das Gas immer hängen bleibt". Für solche Schwächen konnte man früher mal den Gaszug verantwortlich machen, aber in Zeiten des elektronischen Gaspedals... -

Opel Speedster-Fahrer sind Fans, nicht unbedingt Techniker, sie haben diesen Sportwagen "mit dem Bauch", nicht mit dem Kopf gekauft. Und sie können sich nicht vorstellen, dass ein so bedeutender Hersteller wie Opel... -

Also frage ich mal: "Können Sie beim Zurückschalten, während sie auf der Bremse stehen, noch Zwischengas geben? - Sie können nicht, weil der Pedalabstand nicht passt. Aber sie können mir vormachen, dass, wenn sie im Leerlauf einen Schuss Gas geben, der Motor nur relativ langsam von der Drehzahl abfällt.

Mir ist schnell klar - da das kein Einzelfall ist - dass das so von Opel gewollt ist. Denn der Speedster ist ein Mittelmotor-Sportwagen. Und was die Opel-Ingenieure nicht wollten war, dass z.B. beim Zurückschalten die Hinterräder auch nur kurzzeitig stehen bleiben. Und da man durch die Anlage des Fußraums und der Pedalerie kein Zwischengas geben kann, ist den Fachleuten bei Opel als (un-)elegante Lösung eingefallen, die Drosselklappe nur sehr langsam zurück kommen zu lassen, so daß die praktische Auswirkung zu einer Art Zwischengas wird.

Ein Opel Speedster-Fahrer schildert seinen Eindruck - ohne meine Meinung dazu zu kennen - so:

"Wenn man ausgekuppelt Gas gibt und und den Fuß sofort vom Pedal nimmt, kommt die Drehzahl zwar runter aber das Gas bleibt noch etwas hängen und kommt nur "relativ" langsam runter. Oder anders gesagt: Nimmt man bei zügiger Fahrweise den Fuß vom Gas und kuppelt zeitgleich, kommt das Gas nur sehr träge runter und es hört sich fast so an, als ob man noch auf dem Gas steht, während man schon die Kupplung tritt. Oder noch anders: wenn man mal im Stand und im Leerlauf ein paar Gasschübe ins Leere gibt hört sich das eher nach einem sehr zähen Brei an, weil die Drehzahl zwischen den Schüben gar nicht so schnell runterkommt, wie man den Fuß vom Gas nimmt!

Und dann hört man von allen (!) Fahrern der ersten Version des Opel Speedster, dass man ein neues Elektronikbauteil (kostenlos!) verpasst bekam, da praktisch fast jeder der Speedster-Fahrer schon einen "ABS-Ausfall" (wie sie das nennen) zu verzeichnen hatte. Da hat man sich an Opel gewandt, hat viele Briefe geschrieben, auch an AUTO-BILD und - endlich! - nach langer, langer Zeit, wurde ihnen mit einem neuen Elektronikbauteil geholfen.

Niemand hat ihnen aber klärt, warum man es erhielt und was es bewirkt. Auch AUTO BILD hat das wohl nicht interessiert. Aber mich.

Der "Bremsausfall" wird von allen Speedster-Fahrern ähnlich geschildert: sie bremsen eine Kurve, eine Kreuzung an; oft mit gleichzeitigem Herunterschalten in eine kleinere Gangstufe. Plötzlich wird das Bremspedal hart, und es entsteht der Eindruck, dass die Bremswirkung gegen Null tendiert. Wie ich hörte, kam so auch zu Unfällen und ich erhielt Kenntnis von Vorfällen, wo so ein "Bremsausfall" sogar beim Bremsen in einer 30 km/h-Zone passierte.

Und natürlich hat man sich auch an seinen freundlichen Opel-Händler gewandt. Da gab es dann z.B. folgende Antwort. In diesem Falle hatte der Kunde dem Händler einen Zeitungsbericht darüber eingereicht, dass es "neue Steuergeräte" geben würden. Der Händler mailte seinem Kunden folgendes zurück:

"Nach dem Zeitungsbericht habe ich unsere Datenbanken auf den Kopf gestellt. Dabei bin ich auf einen Hinweis gestoßen, das die Möglichkeit (bei Kundenbeanstandung über eine Sondergenehmigung des Entwicklungszentrums) besteht das Steuergerät auszutauschen. Die neuen Steuergeräte stehen zur Zeit nicht über den normalen Teileweg zur Verfugung und werden somit einzeln von Opel zugeteilt (spez. für Fahrzeuge im Rennsporteinsatz)."

Der Kunde war ein wenig verwirrt: "Fahre ich vielleicht Rennsport?"

Und so schildert ein anderer Fahrer seine Eindrücke beim "ABS-Ausfall":

"Also heute auf dem Weg zur Arbeit habe ich das Problem mit dem harten Bremspedal ( also starkes Einsetzen des ABS ) zum ersten Mal richtig erlebt. Ich fuhr auf eine T Kreuzung zu und bremste mittelspät ( damit meine ich, nicht früh und sanft aber auch nicht auf dem letzten Drücker ). Das war eigentlich ein ganz normaler Bremsvorgang, jeder Astra- oder Golf- Fahrer wäre locker zum Stehen gekommen. Die Fliehkräfte waren anscheinend für den Speedster aber so extrem ( yeah right ) dass das ABS System mir alle Bremsleistung weg nahm. Folglich bin ich an der Kreuzung einfach weiter gefahren und hatte Glück, dass die Strasse heute an der Stelle frei war. Dieses Problem ist ernst zu nehmen, vor allem da ich kein Raser bin. Solche Bremsvorgänge muss ein modernes Auto mühelos überstehen. Ohne ABS wäre das Ganze überhaupt kein Thema gewesen. Heute kam ich mir vor wie der Fahrer eines Wagens aus den 50er Jahren mit Trommelbremsen. Das ist für einen modernen 'Sportwagen' absolut peinlich."

Und er kommt zu der Feststellung:

"So ein Fahrzeug kann man heute nicht auf den Markt bringen. Opel scheint zu wissen dass es ein Problem gibt, will es aber nicht veröffentlichen, da der Speedster der Imageträger von Opel sein sollte und das denen dann total peinlich wäre. Deshalb müssen wir alle weiterhin auf gut Glück und freie Strassen hoffen. Man kann echt nur mit dem Kopf schütteln. Nach meiner heutigen Erfahrung würde ich die Kiste am liebsten zurückgeben. Wie kann man solche Macken einfach ignorieren ??????"

Ein anderer Speedster-Besitzer meint ein wenig ratlos:

"Hoffentlich stirbt keiner, bevor das Problem gelöst wurde. Wenn man das ABS ausschalten könnte, würden wir ALLE viel sicherer unterwegs sein und das kann ja nicht Sinn der Sache sein."

Über das Thema "ABS-Ausfall" wurde unter den Besitzern viel gesprochen. Manche, die neu sind, können sich nicht vorstellen, dass bei einem modernen Automobil im Bremssystem ein Fehler vorliegen kann, aber andere versichern:

 "...wenn mindestens 10 Leute von ein und derselben Sache berichten, dann nützt auch Theorie nichts, das ist Praxis. Ich habe 15.000 km Speedster hinter mir und nur ca. 10mal das Problem gehabt, das sind 10mal zu viel. Der Bremsweg kann rein rechnerisch gar nicht so lang sein, aber er ist es dann."

Übrigens hatte sich AUTO BILD inzwischen mit Opel in Verbindung gesetzt, lehnte es aber gegenüber einem Speedsterfahrer ab, ein (damals) aktuelles Fahrzeug zu testen, um die von Speedster-Fahrern gegenüber Opel erhobenen Vorwürfe objektiv bestätigt zu bekommen. - So kommt ein weiter Speedster-Besitzer resigniert zu der Feststellung:

"Wir kriegen die Autos, die wir verdienen."

Und es werden weiter unter den Fahrern die Eindrücke beim Bremsen analysiert:

"Beim „harten Bremspedal" liegt logischerweise kein Fahrfehler vor, denn unverhofft fühlt sich das Pedal hart an, so als wenn man keinen Bremskraftverstärker hat. Leider weiß man vorher nicht wann! Beim kurzen Lösen der Bremse ist die volle Bremskraftverstärkung wieder da, warum nur? ... Wenn dies wirklich von Opel so gewollt gewesen wäre, was ich sehr bezweifle, warum wird dies denn mit keinem Wort in der Bedienungsanleitung erwähnt. ESP, ASR ect. wird doch auch lang und breit in Bedienungsanleitungen erklärt."

Und dann meldet sich auch AUJTO BILD bei einem der verunsicherten Speedster-Besitzer:

"Hallo Herr K...,

Sie haben uns im Juli zusammen mit anderen Speedsterfahrern Ihre Sorgen über die Bremsprobleme des Opel Speedsters gemeldet. Wir hatten versprochen uns darum zu kümmern und haben dies auch getan, auch wenn wir das im Heft bislang nicht vermeldet haben. Hier jetzt ein Zwischenstand:

Die Adam Opel AG hat in den vergangenen Wochen ein Modul entwickelt, das das Bremsproblem des Speedsters lösen soll. Dass das Modul nicht sofort nach Ihren Beschwerden zur Verfügung stand, liegt unter anderem an den Entwicklungszeiten für solch eine Technik. Diese kann auch AUTO BILD nicht beschleunigen. Das Modul soll so schnell wie möglich in einer bestimmten Stückzahl zur Verfügung stehen.

Wie genau die Verteilung ablaufen und wann sie wie starten wird, erfährt die Redaktion von AUTO BILD in den kommenden Tagen.

Vielen Dank für Ihre und die Geduld der übrigen "Beschwerdeführer" uns gegenüber bei diesem für Sie doch recht heiklen Thema.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan S...

AUTO BILD

Kummerkasten"

Inzwischen ist der Ärger mancher Speedster-Fahrer der Resignation gewichen, der sich auch in sarkastischen Darstellungen verdeutlicht:

"Mein Speedster ist zur Zeit in der Werkstatt. Da es mir zu mühsam wurde aufgrund der hohen Schwelle immer die Tür zu öffnen und die Füße rauszuhalten, lasse ich derzeit einen Teil der Bodenbleche entfernen, dann kann man wieder ganz normal bremsen, wie früher zu Flintstone Zeiten... mit der Fußsohle... Achtung: Schuhverschleiß nimmt drastisch zu. Immer ein Ersatzpaar dabei haben. Bewährt haben sich Dog Martins. Weniger Empfehlenswert sind Puma Turnschuhe, die Sohle ist zu weich und es stellt sich nach der dritten harten Bremsung ein Fadingeffekt ein...."

Aber es gibt auch - noch immer - sehr ernste Schilderungen über die Auswirkungen des "ABS-Ausfalls". Da schreibt zu diesem Zeitpunkt, im November 2002, ein Speedster-Fahrer und -Besitzer:

"Hallo,

nun hat es mich auch getroffen !!!! Ich bin gegen 20:25 auf der A40 in Bochum am Mittelstreifen durch Bremsversagen quer über die Autobahn gerutscht und dann quer zur Fahrbahn liegen geblieben. Ich hatte verdammtes Glück, das der Nachfolgeverkehr nicht in mich reingerast ist bzw. keine Auffahrunfälle passiert sind. Ich konnte, nach dem ein kleiner Stau entstanden war, den Speedster rückwärts setzen und mit ca. 40km/h zur nächsten Ausfahrt die Autobahn verlassen.

Nachdem ich mir den Schaden angeschaut habe, informierte ich die Polizei zur Schadensaufnahme, aber die waren bereits durch andere Autofahrer in Kenntnis gesetzt worden. Die Polizei habe ich dann auch gleich informiert das es für die nächste Woche eigentlich einen Termin zum Austausch der Steuereinheit des Bremssystems gibt und die wiederum wollten von mir ein Schriftstück dies bezüglich sehen, aber da ich nie ein solches von OPEL erhalten habe, haben mir die Beamten natürlich nicht geglaubt und das Fahrzeug sichergestellt, mit dem Vermerk "Sicherstellung zur Gefahrabwehr". Der Speedster soll nun von einem Sachverständigen geprüft werden, aber wie allseits bekannt lässt sich dieses Phänomen nicht ohne weiteres reproduzieren, oder?

Nun meine Fragen/Bitten an Euch:

Wer hat schon einen Unfall, bedingt durch Bremsversagen, in Deutschland gehabt und kann ggf. hierzu Aussagen bzw. Unfallprotokoll, Gutachten, Stellungnahmen von OPEL zur Verfügung stellen? - Wer hat ein offizielles Anschreiben von der Adam OPEL AG bzw. von seinem Händler bezüglich des Austausches der Steuereinheit erhalten und würde mir dies zu mailen/faxen?

Des weiteren habe ich auch schon mit dem OPEL Assistance Service Rücksprache gehalten ! Die waren äußerst entsetzt das mein Händler, trotz dreimaligem schriftlichen Hinweis, mich ohne Reparatur der Bremsanlage hat weiter fahren lassen. Mal schauen was von der Seite nun passiert."

Interessant, was Opel direkt zu dem (nennen wir es immer noch) "ABS-Problem" offiziell gegenüber einem Speedster-Besitzer darstellte:

Vom: OPEL "Kunden Info Center" erfährt der Kunde:

"Betreff: Ihr Opel Speedster / Unser Zeichen 1-6208323-sf

Sehr geehrter Herr W...,

wir beziehen uns auf den mit Ihnen geführten Schriftwechsel und möchten Ihnen einige Hintergründe zu der Bremscharakteristik Ihres Opel Speedster erläutern.

Um zu gewährleisten, dass ein Fahrzeug insbesondere beim starken Bremsen in einer Kurve seine Spur hält und nicht ausbricht, verhindert das ABS-System ein Blockieren der Räder und nimmt unter anderem auch eine elektronische Bremskraftverteilung an beiden Achsen vor, damit dort je nach Fahrsituation der optimale Bremsdruck verfügbar ist. Beim Opel Speedster wird durch diese Bremskraftverteilung sowohl die Bremsstabilität sichergestellt, als auch ein Übersteuern des Fahrzeuges durch situationsbezogene Verringerung des Bremsdrucks an der Hinterachse vermieden. Dieser Regelvorgang wird für den Fahrer spürbar, indem sich der Widerstand im Bremspedal nicht wie bei üblichen Bremsungen langsam erhöht, sondern direkt stark ansteigt. Dieser Vorgang wird auch als hartes Pedal bezeichnet.

Wie Sie vielleicht wissen, ist der Opel Speedster in einer noch leistungsstärkeren Version geplant. Für dieses Fahrzeug haben wir die Software für die Regelvorgänge des Bremssystems neu abgestimmt. Diese Software steht dann auch für alle Kunden des heutigen Modells zur Verfügung. Wenn Sie Ihr Fahrzeug vorwiegend sportlich fahren und möglicherweise auf Rennstrecken einsetzen, bieten wir Ihnen an, Ihren Opel Speedster kostenlos umzurüsten. Wenn Sie dies wünschen, geben Sie uns bitte eine entsprechende Rückmeldung, damit wir die weitere Vorgehensweise mit IhremOpel Partner abstimmen können."

Also alles ganz normal! - Alles so gewollt! - Und eine Rückrufaktion ist daraus nicht entstanden. Dass man die - nach Opeldarstellung - doch quasi ideale Bremskraftverteilung bei der "leistdungsstärkeren Version" änderte, muss darum erstaunen. Bei dieser Opel-Darstellung - die nach meiner Meinung eine Frechheit ist - versteht man auch, dass man eine Umrüstung erst dann durchführt, "wenn Sie dies wünschen". -

Was ist denn nun tatsächlich passiert, was war denn wirklich der Auslöser für diese - ich nenne es - "Fehlkonstruktion": die Opel-Konstrukteure hatten Angst vor einem Ausbrechen des Hecks beim Speedster. Darum ist der auch z.B. vorne so bereift, dass das Fahrzeug deutlich untersteuern, also über die Vorderachse schieben muss, bevor sich das Heck in irgend einer Form ankündigt. Bei normaler Kurvendurchfahrt.

Aber nicht nur ein Mittelmotor-Sportwagen reagiert allergisch auf ein Überbremsen an der Hinterachse. Darum wird dort bei den Großserienfahrzeugen auch immer deutlich weniger Bremskraft eingesteuert, als die Hinterachse eigentlich aufnehmen kann. Man verschenkt eigentlich so Bremsweg.

Beim Speedster muss nun der Verantwortliche praktisch panische Angst vor einem Überbremsen des Speedsters hinten gehabt haben. Was ja praktisch bedeutet, dass die Räder stehen bleiben. Eigentlich müsste da das ABS... - Aber Kenner des ABS verlassen sich nicht darauf. Dass mit ABS in der normalen Alltagspraxis nicht mehr Unfälle passieren liegt einfach daran, dass es so selten gebraucht wird. Manche Fahrzeug-Besitzer erleben das Einsetzen des ABS in einem ganzen Autoleben nicht. Ich erlebe aber praktisch jedes Jahr, dass hier z.B. auf der Nordschleife bei Versuchsfahrten Testfahrer (der Industrie) wegen "ABS-Versagen" zu einem Unfall kommen. D.h., eigentlich versagt nicht das ABS, sondern die verwendete Software weist Lücken auf, kann so den Ansprüchen der Realität nicht genügen. Und es gibt viele Lücken. Und nach jedem Unfall können welche geschlossen werden.

Bei Opel hat die Angst vor den "stehenden Rädern" an der Hinterachse dazu geführt, dass der Verantwortliche bei Opel sich zu einer Lösung entschlossen hat, bei der der hintere Bremskreis des Speedster schon bei der Andeutung eines stehenden Hinterrades (kann, wie oben schon geschildert, auch beim Zurückschalten entstehen) vollkommen geschlossen wurde! Also keine Bremsleistung mehr an der Hinterachse. Das gibt ein knallhartes Pedal, das den Fahrer - der ja nicht (auch nicht in der Bedienungsanleitung!) vorbereitet ist, sozusagen fassungslos nicht reagiert. - Wie sollte er?

Selbst erfahrene Renn-Profis werden mit einer solchen Situation kaum fertig. Das Ergebnis ist dann sehr oft: Crash. Kein Wunder, dass es auch beim Speedster dazu mehrfach kam. Dass ein Fahrzeug wie der Opel Speedster in seiner Ur-Version so überhaupt in den Straßenverkehr gelangen konnte, muss verwundern.

Durch solche - und andere - Vorfälle, hat das Image des Fahrzeugs sehr gelitten. Man hat versucht ihm die Sicherheit eines Familienfahrzeugs (mit untauglichen Mitteln) zu geben, wodurch natürlich seine Eigenschaften als Sportwagen gelitten haben. - Vom Preis wollen wir gar nicht sprechen.

Inzwischen wird auch kolportiert, dass die Produktion des Speedster noch im Oktober dieses Jahres eingestellt wird. Das Fahrzeug war für Opel nicht gerade ein Geschäft. Ich habe versucht, mir das durch die Presseabteilung (E-mail an Herrn Kommunikationsdirektor Frank Klaas) bestätigen zu lassen und ihn darauf hingewiesen, dass ich eine Nichtbeantwortung meiner Anfrage als Bestätigung meiner Information werten würde. - Es ist keine Antwort gekommen.

Also: habe ich am Ende der Lebenszeit des Opel Speedster noch mal von den aufregenden Erlebnissen berichtet, die man als Besitzer und Fahrer mit diesem Opel-Produkt haben konnte. - Was aber - leider auch - die Trägheit der Opel-Organisation unterstreicht. Und deren abstraktes Denken. Von frischem Denken keine Spur.     

MK/Wilhelm Hahne


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