Virneburg, den 23. September 2003

Guten Tag!

Heute ist Herbstanfang. Das ist doch etwas Positives. Aber es ist nicht sonnig. Manche werden das negativ empfinden.

Ich beginne so, weil es Leute gibt, die es sehr bedauern, dass bei mir oft nur Negatives zu lesen ist. Jedenfalls wird das von denen so empfunden. Und da dachte ich... - Aber sogar das Wetter ist mal so, mal so. Und der Herbstanfang ist vielleicht auch negativ besetzt, wird vielleicht auch nur von mir als positiv empfunden. Weil ich den Herbst als stimmungsvolle Jahreszeit besonders mag.

Na, denn versuchen wir es mal anders. Ich schreibe hier mal eine Positiv-Geschichte. Zu den Zulassungszahlen des Monat August 2003. Eigentlich, würde ich gerne einen kritischen Blick auf die Zahlen des KBA werfen... - Aber dass ich es kritisch (negativ!) kann, wissen inzwischen alle. Nun positiv:

IAA lässt schon vorab im August deutliche Auswirkungen verspüren

Wie wir exklusiv vermelden können, hat es bei den August-Zulassungszahlen kräftige positive Überraschungen gegeben. Porsche-Chef Wiedeking, der sich schon immer gegen den tierischen Ernst ausgesprochen hat, zeigte sich nicht überrascht, dass seine Sportwagen und "Pfeffer-SUV" (man spricht auch von "Suff-SUVs") in den Neuen Bundesländern zu den Lieblingen der Käufer avancierten. Es wird auf die Auswirkungen der Produktoffensive zurückzuführen sein, dass die Stuttgarter Sportwagenschmiede schon im August, also noch vor der IAA, von der eigentlich erst nach Messeschluss die größten Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Masse erwartet wurden, nun zu einem Ergebnis kam, von dem auch  Firmen-Mitinhaber Piech überrascht sein wird.

Porsche konnte seine Zulassungszahlen im August 2003 gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um geradezu epochale 314,285715 Prozent steigern. Damit hat der Verkaufserfolg der Stuttgarter Sportwagenstrategen die kühnsten (eigenen) Erwartungen übertroffen. Analysten gehen davon aus, dass das bevorstehende Weihnachtsfest weitere Kaufschübe auslösen wird, so dass man vorhersagen  kann, dass für viele der Porsche-Werker die eingeplanten Weihnachtsferien ein Wunschtraum bleiben werden. Schließlich darf man unseren Freunden im Osten ihren Porsche (vor Weihnachten!) nicht verwehren.

Zugegeben, die Kollegen von "ams" hätten sicherlich einen schöneren und kürzeren Titel erfunden. Vielleicht: Porsche pirscht mit SUV  in NBL zu neuen Rekorden. Aber ob die so einen positiven Touch, den Porsche bei den Zulassungszahlen im August dort zu verzeichnen hatte, überhaupt ausgemacht hätten? Dazu gehört schon viel guter Wille - oder Wilhelm? - So ganz unter uns nenne ich Ihnen mal (aber bitte nicht verraten!) die realen Zahlen: statt 7 Porsche im Jahre 2002, wurden nun in 2003 satte 29 Stück zugelassen. Im August. In den neuen Bundesländern. Da machen Sie mal was draus. Aber ich kann das. - Was zu beweisen war.

Beim letzten Mal kam Opel nicht so gut weg. Aber ich kann wirklich nicht dazu, dass sich dieser Negativ-Touch (vom Dienstag) dann am Mittwoch durch die "ams"-Feststellung aufschaukelte: "Werkstättentest Opel ... stellt ... einen Tiefpunkt in der Geschichte der Opel-Werkstättentests dar". Und musste man denn unbedingt daran erinnern...? Also da hieß es: "Die Modelle von Opel mussten in der Vergangenheit viel Kritik einstecken. Vor allem die Qualität ließ zu wünschen übrig." - Musste das sein?

Aber natürlich konnte man in Stuttgart nicht wissen, was dann am Donnerstag in der "Wirtschaftswoche" (Seite 80) zu lesen war: "OPEL - Leere Versprechen". Nun kann man leere Versprechen nicht  so zurück geben wie leere Flaschen. Das ist auch das Problem, das Carl-Peter Forster gerade "olympisch" zu lösen sucht. Wobei das aber keine Hilfe für den Briefschreiber in der "Wirtschaftswoche" bedeutet, der seine Leiden (eigentlich waren es mehr die des Opel) so schildert:

"Bei meinem neuen Opel Omega 2,0 fiel die Elektronik innerhalb von anderthalb Jahren viermal aus. Dreimal war der sogenannte Klopfsensor defekt. Außerdem klemmte der automatische Türverschluss an der Fahrerseite, sodass ich gezwungen war, den Türriegel jeweils durch die Hintertür in die 'Öffnen-Position' zu stellen. Und die Scheibenwischer hatten nach einem Jahr die Frontscheibe zerkratzt. Über 18 Monate lang folgte ein Kulanzversprechen nach dem anderen durch die Fachwerkstatt, ohne dass etwas geschah. Auf meine mehrmaligen Beschwerden bei Opel kam die Antwort, der Fall werde geprüft. Doch es passierte nichts. Schließlich erhielt ich eine letztmalige Zahlungsaufforderung durch einen Anwalt der Fachwerkstatt. Die ausstehenden Beträge habe ich überwiesen."

Da möchte man doch sagen: Ende gut - alles gut. - Also diesen Kunden ist Opel los. Aber der Kunde nicht den Opel.

Wenn man diese Negativ-Dienstag/Mittwoch/Donnerstag-Serie von Opel erlebt hat, dann graut einem schon vor dem Freitag. Da kommt "Auto-Bild". Und nach dem Gesetz der Serie... - Und Opel ist Großserien-Hersteller.

Aber dann schlug in "Auto-Bild" am Freitag nur ein Audi den Saab. (Auch so kann man Opel "treffen".) Ein "Volltreffer" war dann aber "sportauto" mit der Oktober-Ausgabe; auch am Freitag am Kiosk. Da geht es um die DTM und Opel. Opel ist in der DTM die "dritte Kraft". Mehr nicht. - Diese "sportauto"-Geschichte brachte die DTM richtig in Fahrt. - Meine Sicht der Dinge habe ich Ihnen mal aufgeschrieben. - Was ich auch noch mal sagen wollte:

Ich bin immer wieder davon begeistert, mit welcher selbstverständlichen Unbekümmertheit uns Journalisten von den Presseabteilungen leichte Abweichungen vom tatsächlichen Geschehen so lange serviert werden, bis jeder daran glaubt. Und viele Jahre später (nach 2003) werden dann in irgend einer großen Redaktion Volontäre ins Archiv geschickt, um das Basismaterial für eine - natürlich bedeutsame - Geschichte zusammen zu stellen. Kann sein, dass dann auch der "Christophorus" - Das Porsche-Magazin - Nr. 304 (Oktober/November 2003) dabei ist. Und da steht zu lesen - und es wird in vielen  Jahren sicherlich so übernommen werden:

"Für den Porsche Carrera des Modelljahres 1998 mit der Typenbezeichnung 996 entwickelte Porsche einen neuen Motor, bei dem nur das Prinzip des Sechszylinder-Boxers gleich blieb. Wesentlicher Unterschied: Dieses zunächst 300 PS starke 3,4-Liter-Triebwerk ist wassergekühlt. Grund für die Wasserkühlung war eine optimale Kühlung für die vier Ventile jedes Zylinders."

Na denn... - hört sich doch gut an. - Mit dem gleichen Recht hätte man aber auch schreiben können:

Gerade bei der Damenwelt erfreute sich zu diesem Zeitpunkt der 911 immer größer werdender Beliebtheit. Und denen war der 993 bei kühlem Wetter oft zu kühl. Nur mit Wasser (für den Motor als Kühlung) ließ sich die Heizleistung verbessern und ein damenhaftes Wohlfühlklima möglich werden.

Alles Blödsinn. Aber immerhin solcher, mit dem sich argumentieren lässt. Überzeugend. Vor allen Dingen bei jenen, die diese Zeit nicht mitbekommen oder den eigentlichen Grund z.B. am Redaktions-Schreibtisch verschlafen haben. Sonst hätte denen auffallen müssen, dass es in der letzten Phase des 993 bei der Porsche-Presseabteilung nur noch Testwagen mit Automatikgetriebe gab. - Was für ein Zufall. - Zufällig waren - zunächst auch in der Schweiz - die Geräuschgrenzwerte für Automobile abgesenkt worden. Aber auch in anderen Ländern erreichte konnte man mit einem luftgekühlten 993 die Geräuschgrenzwerte nur dann noch unterschreiten, wenn man z.B. das handgeschaltete Sechsganggetriebe so auslegte, dass es mit seiner Abstufung eine genau zu den Messmethoden passende Drehzahl (und Lautstärke!) ermöglichte. Aber damit ließ sich leider nicht mehr richtig fahren. Im normalen Verkehr. Das Sechsganggetriebe wurde zu einer Farce. Damit die lieben Journalisten das nicht merkten, erhielten die nur noch Automatik-Porsche als Testwagen. "Rein zufällig" war immer kein handgeschalteter Testwagen für den gewünschten Testzeitraum greifbar. - Und niemand hat das gemerkt. - Na, ja - wenn Sie z.B. von mir absehen - und jenen armen Käufern der letzten 993-Exemplare, die ihr Fahrzeug mit handgeschaltetem Getriebe bestellt hatten.

Übrigens: der Audi "Le Mans" ist schon in der Serienvorbereitung weiter, als man es dem Chefredakteur von "ams" erzählte. Zur Zeit wird schon die Bremse abgestimmt. Das Fahrzeug ist aber derartig getarnt, dass er leicht mit einem Mercedes nach seinem Flugunfall in Le Mans verwechselt werden kann. Aber Le Mans bleibt Le Mans. In diesem Falle aber mit dem Unterschied, dass man von dem Mercedes nie mehr etwas gehört hat, dass der Audi aber bald kommt. - Hört sich auch gut an.

Auch das musste mal notiert werden. Es ist eigentlich auch gar nicht negativ. Aber man wird jetzt wieder bei Audi nach "undichten Stellen" suchen, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, dass jemand... -

Aber doch. Das gibt es. Dafür steht heute auch z.B. meine Nürburgring-Geschichte. Nach der Lektüre wissen Sie, wie es zu diesem verrückten F1-Termin im April kommen konnte. Wie ich drauf gekommen bin? - Weil sich Leute manchmal auffällig benehmen und Dinge tun, die einfach nur Alibi-Charakter haben können. - Wie so manche Pressemitteilung.

Wenn man mal den "Verputz" aus den täglich eingehenden Pressemitteilungen kratzt, wirkt auch so mancher vorher geschliffene Pressetext ein wenig rau und - erhält einen Negativ-Touch. So ist das nun mal im Leben. (Eine dazu passende Geschichte - fällt mir gerade ein - könnte ich beim nächsten Mal aufschreiben.)

Zum Ausgleich gibt es auch bei mir dieses Mal noch "schöne Geschichten". Ich habe zunächst mal eine ausgesucht. Und ich versichere Ihnen, dass das damals alles so war - und passiert ist - wie ich es aufgeschrieben habe. - Viel Spaß beim Lesen und -

herzliche Grüße aus der Eifel

Wilhelm Hahne

PS: Noch etwas Negatives: heute um 13:30 Uhr hat ein Kollege auf einem Berliner Flugfeld einen der neuen Porsche GT zerstört. Lag es am Herbstanfang oder daran dass auch vorher auch mal geregnet hatte? - Der Pokal für den 1. Porsche-Zerstörer geht jedenfalls nach Hamburg.


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