DTM 2003: Eine klare Sache - sowohl für die, die keine Ahnung haben - als auch für die Anderen

Wenn ein sportlicher Wettkampf so verläuft, dass er nach draußen einen zwiespältigen Eindruck vermittelt, dann stimmt etwas nicht. Wenn mir - vor dem Rennen in Zandvoort - jemand begegnet, eine neue "sportauto" schwingt und ruft: "Diese Geschichte hätte schon vor Monaten geschrieben werden müssen", dann muss man nachdenklich werden und fragen: "Warum?" - Antwort: "Dann hätte Opel auch längst schon mal gewonnen." - Meine Antwort: "Aber traditionsgemäß läuft doch diese Nummer erst in Hockenheim, wenn auch der Opel-Vorstand vor Ort ist." - "Aber bis Hockenheim kann man diese Vorwürfe nicht stehen lassen",kommt als Antwort. - Und so habe ich dann auch "sportauto" gekauft und mir das Qualifying und das Rennen im Fernsehen angeschaut. - Mein Gesprächspartner hatte Recht. Und ich habe im Fernsehen, während des Qualifying, einen verlegenen Klaus Ludwig erlebt, dem manchmal die Wort fehlten und der sich dann mit einem Spruch zu retten suchte, der eigentlich klar machen sollte, dass er die Dinge durchschaute, aber andererseits so angelegt war, dass man  ihn als kleinen Scherz verstehen konnte. - Ich finde ihn passend als Titel zu dieser DTM-Geschichte:

"Das Drehbuch könnte nicht schöner geschrieben sein"

03-09-23/04. - Aber alles hat eine Vorgeschichte. Und die beginnt bei mir. Der Opel-Kommunikations-Direktor hatte mir nicht nur zum Zeitpunkt des 24-Stunden-Rennens hier am Nürburgring Hausverbot erteilt, sondern er hat mir auch danach z.B. auf ein E-mail von mir nicht geantwortet. Das wurde von mir am  16. Juli (21:10 Uhr)  abgeschickt und hatte u.a. als Inhalt:

"Peter Dumbreck wird nun auch noch beim DTM-Lauf in England der erfolgreichste Opel-Fahrer in der DTM mit einem Vorjahresauto sein müssen. - Wie ich vom Lausitzring höre. - (Ja, ja, die alten Autos... - als Manta-Fahrer wirst du das verstehen.) - Aber warum hat dann Forster die Gelder für den Aufbau neuer Fahrzeuge bewilligt?"

Natürlich (wieso eigentlich?)  hat Opel darauf nicht geantwortet. Denn - obwohl ich seit vielen Wochen alle möglichen Leute auf dieses Thema angesprochen hatte - wurde mir immer wieder bestätigt: Dumbreck fährt ein neues Auto. - Meine Frage dann: "Und warum wurde in diesem neuen Auto ein alter Käfig verbaut?"

In "sportauto" ist nun zu lesen: "Seit Donington haben die Mitglieder der drei Opel-Teams Redeverbot mit allzu neugierigen Journalisten." - Warum wohl? - Denn vor mir hatte eigentlich niemand die Opel-Leute danach gefragt. Und dann hat man geschickt "Übergänge" geschaffen. Wie z.B. in "msa" nachzulesen.

Ich habe nicht verstanden, warum Carl-Peter Forster, Opel-Vorstandsvorsitzender, die Gelder für den Neuaufbau von Fahrzeugen genehmigt hatte, wenn man doch - noch vor Ende der Saison 2002 - darauf gekommen war, weshalb man eigentlich im wesentlichen "hinterher fuhr".

Die Konstruktion und Entwicklung der Rennfahrzeuge, die einen Opel darstellen sollten (mit V8-Motor!) lang in den Händen eines Mannes, der vorher Serienautomobile gezeichnet hatte. Da konstruiert man mit viel Reserven, die Sicherheit bedeuten. Die war auch beim DTM-Fahrzeug in den Fahrwerkteilen wiederzufinden. Was die ungefederten Massen natürlich deutlich erhöhte. Aber - auf der anderen Seite - auch die Voraussetzungen für den Einsatz eines (oder mehrerer) solchen Fahrzeugs beim 24-Stunden-Rennen schuf.

Wir, die wir uns ein wenig auskennen, behaupteten schon vor dem 24-Stunden-Rennen: "Mit einem solchen DTM-Renner kann man auch Lüttich-Rom-Lüttich (gibt es heute nicht mehr) oder Paris-Dakar fahren." - Das 24-Stunden-Rennen musste für ein solches Fahrzeug eine der leichtesten Übungen sein. - Wenn man von den Reifen absieht, wo Opel sich ja entschloss Dunlop zu fahren. (Aber das ist wieder eine andere Geschichte.)

Nachdem man den Fahrwerkfehler gefunden und nach einer Korrektur das Einsatzfahrzeug deutlich schneller gemacht hatte, war der Opel-Sportchef immer noch nicht davon überzeugt, dass es das gewesen sein sollte. Also fuhr man einen Gegenversuch, indem man die Fahrtwerkteile zusätzlich mit Gewichten belastete und siehe: man war wieder langsamer.

Peter Dumbreck ist also die gesamte Saison 2003 mit so einem alten Auto gefahren, das aber natürlich aerodynamisch (usw.) dem neuen Einsatzfahrzeug entsprach. Aber bei dem sind z.B. u.a.die Anlenkpunkte anders. Dass es aber in jedem Falle auf den Fahrer ankommt, machten Tests (z.B.) in Hockenheim deutlich, wo Marcel Tiemann das Reuter-Einsatzfahrzeug (neu!) fuhr und damit deutlich schneller war als der bewährte Stammfahrer.

Manuel Reuter (einige nennen ihn Manuela) wartete inzwischen darauf, mal das Dumbreck-Auto (alt!) fahren zu können. Aber dort verzögerte sich der Sitzumbau (schließlich muss eine Anpassung erfolgen), dann dieses, dann jenes - worauf Manuel Reuter mit "dickem Hals" schließlich wutschnaubend die Tür hinter seinem Dienstwagen  zuzog und von dannen fuhr.

Auch die Beobachtungen  in Zandvoort zeigen: die Zeit von Manuel Reuter ist vorbei. Auch die von Winkelhock.  Und ein Vergleich der schnellsten Rennrunden zeigt: die Mercedes waren auch hier deutlich überlegen. Im Rennen.

Im Training hatte man die Opel-Fohlen tollen lassen. Man hatte ihnen sogar im Qualifying die Möglichkeit gegeben ganz vorne zu stehen. Dass dann Bernd Schneider von Platz 13 auf Platz zwei fahren konnte, wurde natürlich durch Zufälle (wie sie in Rennen immer wieder vorkommen) begünstigt. Aber Scheider hätte mit seinem Opel niemals siegen können. Albers war in seiner schnellsten Runde gegenüber der von Scheider mehr als 6/10 sec schneller.

Aber Scheider sagt in "msa": "Ich habe alles richtig gemacht, war ganz relaxt und weiß, ich hätte gewinnen können."

Solche Fahrer braucht Volker Strycek, Opel-Sportchef, solche die niemals verzweifeln, weil sie eigentlich nichts begreifen. In diesem Jahr war keiner der Opel-Fahrer auf dem Siegerpodest. In Zandvoort hätte das allerdings gelingen können. Dank des "Drehbuchs", wie Klaus Ludwig meinte. Bei Mercedes ist man schon großzügig. Vor allen Dingen dann, wenn die DTM auf dem Spiel steht. Würde Opel ausscheiden... -

Aber da gibt es schon ganz klare Aussagen von bedeutenden Opel-Managern. Klaudia Martini zum Beispiel. Oder auch von Herrn Uyttenhoven. Und am Vectra für 2004 wird schon gebaut. - Das muss auch so sein, sonst wäre man zum ersten Rennen kaum einsatzfähig. Darum sind Alain Uyttenhovens Worte, "Wir entscheiden im Oktober oder im November, was wir in 2004 machen werden", von wenig Sachkenntnis bestimmt.

Die Entscheidung muss längst gefallen sein. Ist sie auch. Bei Mercedes, bei Audi, bei Opel. Wann man diese Entscheidung dann verkündet ist eine andere Sache. Natürlich hat man auch die Möglichkeit einen Einsatz mit vernünftigem Zeitplan vorzubereiten, um ihn dann doch abzusagen. Man spart dann zumindest die Einsatzkosten.

Aber Carl-Peter Forster wird sich so eine Entscheidung, die in der Öffentlichkeit nicht gut ankommen würde, bestimmt nicht antun. Das wird er evtl. seinem Nachfolger überlassen. - Aber dann ist die Situation im Tourenwagensport auch klarer. Die Entwicklung der Tourenwagen-EM wird sich dann besser überschauen lassen und auch, welche Rolle dann die Diesel dort spielen. (FIA-Kongress im Oktober.)

Also spielt man bei Opel zunächst einmal auf Zeit. Und wird vielleicht jetzt schon in Hockenheim aus der Rolle eines "heimlichen Siegers" ("msa") heraus kommen. Denn eigentlich genügt es dort Bernd Schneider vor seinem holländischen Kollegen Albers ins Ziel zu kommen. - Da könnte man vorne ruhig mal einen Opel gewinnen lassen.

Das bekommt Norbert Haug schon hin. Nur in einem liegt er daneben. Wenn er nämlich im Fernsehen verkündet: "Hockenheim wird entscheiden wer Deutscher Meister wird." - Die DTM ist keine Deutsche Meisterschaft und kennt darum auch keinen Meister.

MK/Wilhelm Hahne

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