Ein Beispiel für moderne Informationspolitik: Ford-Presseabteilung unter Leitung von Herrn Dr. Riecke

In "dossierB" wurde am 26. September über Schwierigkeiten mit der DaimlerChrysler-Presseabteilung geschrieben. Ich habe damit z.B. eigentlich keine großen Probleme. Aber es gibt andere, "schönere" Beispiele für die Art, wie man mit Journalisten umgeht. Wobei ich bei Ford bekannt bin. Rainer Nistl, Ex-Pressechef dieser Firma, hielt es sogar einmal für richtig, mich dort vom normalen Informationssystem abzukoppeln. Als es Dr. Riecke neu in Köln gab (ich weiß übrigens auch, wie es dazu kommen konnte), habe ich dann mit ihm gesprochen und er hat mir zugesagt, dass "selbstverständlich" (!) ab sofort alles wieder normal wäre. - Aber nichts ist passiert. - Dann habe ich später - sozusagen als Versuch - einen Testwagen zu disponieren versucht. Der Sachbearbeiter hat das elegant gelöst. Er seinen Rückruf zugesagt, hat sicherlich mit seinem Chef darüber gesprochen und - ich bekam einen Testwagen. Natürlich habe ich den - kostenlos für Ford - selbst abgeholt und wieder zurück gebracht. Und natürlich habe ich z.B. auch meine Benzinkosten selbst getragen. - Damit macht man sich aber bei der Automobilindustrie wohl nur verdächtig. - Denn sonst ist nichts passiert. Ich erhalte also weiter keine Presseinformationen, genieße eigentlich nur den:

FORD-info-SCHRITT

03-10-01/04. - Wenn man bei einem Großkonzern einmal im Computer ist, dann kommt man kaum noch heraus. Ich habe Redakteure erlebt, die lange, lange nach ihrem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben immer noch Einladungen, Informationen - und auch Geschenke (z.B. zu Weihnachten) erhielten. Wenn man einmal drin ist... -

Aber wenn man einmal raus ist... - Dafür ist Ford ein gutes Beispiel. Obwohl ich (s.o.) die Zusage des aktuellen Pressechefs hatte, ist nichts passiert. Nun hatte ich Ende Mai ds. Jhrs., exakt am 28. Mai, einmal Grund, Ford etwas zu fragen. Also schrieb ich Dr. Riecke ein E-Mail:

Sehr geehrter Herr Dr. Riecke;

natürlich bin ich weiterhin nicht in das Ford-Informationssystem (für die Presse) eingebunden. Obwohl ich - vor Jahr und Tag - von Ihnen eine entsprechende Zusage hatte. - Darum bin ich wahrscheinlich auch besser informiert.

Hier meine Fragen zu aktuellen Geschehnissen um Ford-Dieselmotoren:

Ist es richtig, dass Ford Fiesta (und -Fusion), ausgerüstet mit den neuen Dieselmotoren, häufig - noch in der Anfahrphase - liegen bleiben? Der Motor stirbt ab, lässt sich dann nicht mehr starten. Eigentlich müssten alle Fahrzeuge mit dem neuen Dieselmotor davon betroffen sein. - Was tut Ford dagegen? - Was ist der Grund? - Welcher Zulieferer kann dafür verantwortlich gemacht werden? - Wie hoch sind die Kosten die entstehen?

Auch mit dem Zweiliter TDCI-Motor des Mondeo gibt es offensichtlich Probleme. Nach meiner Kenntnis stehen derzeit eine dreistellige Anzahl von Fahrzeugen in den Ford-Werkstätten und können nicht fahrbereit gemacht werden, da sich der "allerneueste" TDCI-Motor vom bisher gebauten (sagen wir mal: in ca. 1 Jahr alten Mondeo) deutlich unterscheidet und ohne größere Arbeiten dort nicht verbaut werden kann. - Können Sie das auch bestätigen?- Wenn ja: Wo liegt der Fehler? - Was wollen Sie im Interesse der geschädigten Kunden un ternehmen?

Ich finde es dumm und kurzsichtig, wenn man so geschädigten Ford-Kunden am "Service-Telefon" nahe legt, doch "Ihren Ford-Händler" zu bemühen, da man (Ford) als Hersteller nicht Vertragspartner des Ford-Nutzers ist. - Das schafft ein gutes "Vertrauensverhältnis" (auch wenn es rechtlich stimmt!).

Ich wäre Ihnen für eine schnelle Antwort sehr dankbar, Herr Dr. Riecke.

Das geht natürlich auch per Fax an 02656 - 8282.

Herzliche Grüße aus der Eifel
Wilhelm Hahne

Ich habe in den Tagen danach nichts gehört. Also schrieb ich am 3. Juni:

Sehr geehrter Herr Dr. Riecke;

natürlich kann auch ein Knoten in der Leitung sein, aber ich habe von Ihnen noch keine Antwort. Wenn interne Abläufe (bei Ford) eine Verzögerung ergeben sollten: geben Sie mir doch bitte kurz einen Zwischenbescheid.

Herzlichen Dank
Wilhelm Hahne

Noch am gleichen Tag antwortete die Chefsekretärin, die gute Vera Schmitz::

Guten Tag Herr Hahne,
wir hatten in der Tat einige technische Probleme - und zwar in der Zeit vom 28.5. bis 2.6., noch dazu in Dr. Riecke's und meiner Abwesenheit.
Wären Sie so nett und schicken uns Ihre mail nochmal? Tut mir leid.
Vielen Dank und Gruss
Vera Schmitz

Das habe ich getan. Aber passiert ist nichts. Am 17. Juni musste ich noch einmal erinnern:

Sehr geehrter Herr Dr. Riecke,

ich habe leider noch nichts von Ihnen gehört. Was machen die Diesel-Probleme? - Sind sie inzwischen gelöst? - Wenn JA - Wie?

Ich lerne gerne noch dazu. Zumal moderne Diesel anders sind als die, die ich zunächst kennen lernen durfte.

Herzliche Grüße aus der Eifel
Wilhelm Hahne

Am 25. Juni erhalte ich dann einen Anruf von Frau Schmitz, ich möchte mich doch an den Sachbearbeiter, Herr Droste, wenden. Herr Dr. Riecke habe den beauftragt meine Anfrage zu beantworten, habe ihm aber - leider - nicht mein E-Mail übergeben.

Ich schreibe daraufhin also Herrn Droste an:

Sehr geehrter Herr Droste;

da ich gerade noch Besuch bekam, wurde es - gegenüber der Ankündigung von Frau Schmitz - noch ein paar Minuten später. Aber - sozusagen - anhängend erhalten Sie meine Ur-Anfrage an Herrn Dr. Riecke vom 28. Mai - immerhin dieses Jahres.

Ich habe nichts daran geändert. - Sie ist so auch noch immer (für mich) aktuell. Wenn da Fakten für Sie neu sein sollten, so verstehe ich das schon, da die Presseabteilung nicht unbedingt über alles informiert wird. - Aber Sie wissen sicher genau, wie man intern an die richtigen Informationen kommt.

Ich bin gespannt.

Herzliche Grüße
Wilhelm Hahne

Am gleichen Tag kommt mein E-mail zurück. Ein Fehler von mir. Und so schreibe ich noch einmal:

Sehr geehrter Herr Droste,

nun habe ich einen Fehler gemacht. Das e-mail an Sie von heute vormittag kam wegen "fatal errors" an mich zurück. Ich hatte die "1" hinter Ihrem Namen vergessen. - Aber nun sollte es fluppen:

Überraschend erhalte ich dann eine Antwort von Herrn Dr. Riecke. Am 26. Juni 2003:

Sehr geehrter Herr Hahne,

vielen Dank für Ihre o.a. Anfrage, zu der wir wie folgt Stellung nehmen:

Es liegen uns aktuell keine Kundenbeanstandungen bezüglich der von Ihnen geschilderten Problematik Ford Fiesta/Fusion TDCi vor.

Bei Ford Mondeo sind uns keine Ersatzteilengpässe in der von Ihnen genannten Größenordung bekannt. Sollte ein Fahrzeug aufgrund dessen jedoch einen längeren Werkstattaufenthalt benötigen, wird dem Kunden kostenfrei ein Ersatzfahrzeug bis zur Reparatur des Fahrzeugs zur Verfügung gestellt.

Der Hinweis unserer Kundendienstmitarbeiter, den Ford-Vertragspartner in dieser Problematik anzusprechen, ist korrekt, da nur er den direkten Kontakt zum Fahrzeug hat und auch nur über ihn ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt werden kann. Darüber hinaus hat der Ford-Vertragspartner die Möglichkeit, die jeweilige Ersatzteilsituation abzufragen.
Ich hoffe, Ihnen hiermit geholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Riecke

Am 1. Juli erlaube ich mir dann, das E-mail des Herrn Dr. Riecke zu beantworten und ihm gleichzeitig Aufklärung zuteil werden zu lassen:

Sehr geehrter Herr Dr. Riecke,

das Schöne an solch dümmlichen Antworten, wie ich nun die von Ihnen nach rund einem Monat erhalten konnte ist, dass man dadurch an die Arbeit gebracht wird.

Ich habe also jetzt mit einem Mondeo-Besitzer gesprochen, dessen Fahrzeug (weil es keine Engpässe gibt) rund drei Monate in der Werkstatt gestanden hat. Und was die Beanstandungen bei Fiesta und Fusion betrifft: es war die Kraftstoffvorwärmung die die Fahrzeuge nach dem Starten still legte - weil die Sicherung (Nr.15) heraus sprang. Und so waren die Fahrzeuge auch nicht mehr zum Laufen zu bringen.

Und in Köln weiß man von nichts, erzählt nicht nur den Kunden - sondern auch nachfragenden Journalisten - dummes Zeug. Die Ford-Händler bestätigen mir allerdings, dass man in Köln noch niemals vorher so schnell reagierte, wie bei dem Defekt beim neuen Diesel-Fiesta oder Diesel-Fusion.

Für den neuen Mondeo gibt es inzwischen einen neuen Dieselmotor, der einen anderen Kabelstrang benötigt als in der "alten" Mondeo-Version vorhanden. Was natürlich einen Austausch kompliziert. Und um Wochen (Monate) verlängert.

Bitte informieren Sie auch Ihre Service-Abteilung, damit die nicht weiterhin "dummes Zeug" erzählt. Und beantworten Sie mir doch mal die Frage: Warum gibt es in Köln eigentlich eine Presseabteilung?

Herzliche Grüße aus der Eifel
Wilhelm Hahne

Natürlich weiß ich, dass ich mir so keine Freunde schaffe. Aber ich möchte ja auch keine Sonderbehandlung, sondern nur die ganz normale Dienstleistung erfahren, zu der eigentlich - denke ich - eine Presseabteilung überhaupt eingerichtet wurde. Ich komme eigentlich auch ohne Presseabteilung zurecht, aber dann würde man mir nachlässige Arbeit vorwerfen. Aber was soll ich - nach dieser oben dargestellten Art der Anfrageabwicklung - eigentlich die Presseabteilung von Ford noch fragen?

Da gäbe es z.B. den Fahrer eines Ford Mondeo Tunier. Dieses Fahrzeug hat hinten (hinter den Rücksitzen) im Laderaum (links) eine Klappe in der Verkleidung, hinter der man Kleinigkeiten verbergen kann. Die ist mit zwei Kunststoffverschlüssen verriegelt. Nun ist dem Fahrer durch Selbstverschulden einer der Verschlüsse defekt geworden. Also geht er zu seinem Ford-Händler, um einen neuen Verschluss zu bestellen, denn ihm ist klar: so ein Teil hat der Händler nicht am Lager. - Hat der auch nicht, will es aber bestellen.

Beim nächsten Besuch muss ihm der Ford-Händler eröffnen, dass so ein Verschluss einzeln leider nicht lieferbar ist, nein, auch nicht in Verbindung mit der Klappe, sondern - nur als ganzes Verkleidungsseitenteil. Kosten 280 Euro. - Wie inseriert Ford: "Der neue Ford Mondeo. Dass er sicher ist, wussten Sie ja schon." - Klar! - Aber nun weiß ich auch, dass "Besser ankommen" auch mit "Besser zahlen" verbunden ist.

Sollte ich dazu Herrn Dr. Riecke fragen? - Wann hätte ich dann eine Antwort bekommen?

Damit Dr. Riecke aber zukünftige andere Fragen meiner lieben Kollegen direkt beantworten kann, gebe ich ihm nachfolgend exklusiv eine Information:

Ford arbeitet nach meinen Informationen an der Entwicklung eines neuen Dieselmotors. Es handelt sich um einen Dreizylindermotor mit einem Gesamthubraum von rund 1100 Kubikzentimeter. Das Zylindervolumen eines einzelnen Zylinders liegt also bei ca. 366 ccm. - Wann er kommt?

Da müssen Sie Dr. Riecke fragen. Die Antwort erhalten Sie wahrscheinlich noch, bevor dieser Motor in Serie geht. - Und das dauert.

Übrigens: demnächst mehr von Ford. Und garantiert ohne Mitarbeit der Ford-Presseabteilung.

MK/Wilhelm Hahne


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