Notizen - nein, nicht aus Tokyo, vom Automobil-Salon, sondern aus der Provinz - aus der Eifel

Journalisten die von der Industrie geschätzt werden, sind in  diesen Tagen in Tokyo. Sie werden eingeflogen. In kleinen Reisegruppen, die von unterschiedlichen Automobilherstellern gesponsort werden. Um gleich die Frage zu beantworten, die sich vielen "gebildeten" Lesern stellt, die sogar schon vom neuen Redaktionsstatut beim Springer-Verlag gehört haben: Ja, auch Mitarbeiter dieses Verlages sind auf Kosten irgendeiner Automobilfirma in Tokyo. - Natürlich wird die jeweilige Springer-Redaktion dann im Anschluss an die Reise diese Firma bitten, eine Rechnung über die Kosten herein zu reichen. Und weil die dann nicht kommt, wird man noch mal erinnern. Und weil die dann immer noch nicht kommt... - So könnte die korrekte Umsetzung der neuen Vorstandsanweisung bei Springer aussehen. - Nach meiner Lebenserfahrung. (Wenn es anders enden sollte: ich veröffentliche hier gerne die entsprechenden Rechnungen und Zahlungsbelege.) Und alle Zeitschriften werden die gleichen Bilder zeigen. In ihrer Häufigkeit und Intensität des Kommentars allerdings davon bestimmt, mit welcher Firma man unterwegs war. - Das ist in der Eifel anders. Da kommt höchstens mal ein Mitarbeiter der Nürburgring GmbH um mich aufzufordern, doch das Rennstreckengelände zu verlassen, zurück zu treten ins Naturschutzgebiet. Weil man sonst Schaden nehmen könne. Aber es gibt trotzdem immer wieder gute Schnappschüsse. Die ich gar nicht regelmäßig veröffentliche. Weil sie mehr meiner Einschätzung der jeweiligen Projekte dienen. Ich kann an ihnen  die Entwicklung absehen. - Da ich Ihnen Tokyo nicht bieten kann, biete ich Ihnen eine kleine Bild-Auswahl aus der Eifel an. Mit ein paar Anmerkungen:

Was so alles durch die "Grüne Hölle" geht

03-10-25/03. - Ich stehe in diesen Tagen vielleicht eine halbe Stunde an der "Hohen Acht". Es ist bitter kalt. Meine Finger, die die Kamera halten, muss ich ab und zu mit meinem Atem wärmen. Natürlich haben mich vorbei fahrende Testfahrer gesehen. Und die machen Meldung bei der GmbH. Und dann kommt die "Aufsicht" - s.o. - und ich trete auf die entsprechende Aufforderung brav hinter den Zaun zurück. Meinem Zoom-Objektiv kommt es auf ein paar Meter nicht an. - Hier zeige ich eine solche Situation, die an der "Hohen Acht" geschilderte:

Aber per Saldo fotografiere und beobachte ich mehr andere Fahrzeuge. Normale und nicht normale. Und oft entdecke ich "nicht Normales" erst abends am Computer. Wo ich z.B. auch Rundenzeiten auswerte und bewerte.

Da müssten z.B. viele meiner Kollegen ihre Meinung über die Chevrolet Corvette korrigieren. Dieses Automobil wird bei uns als Sportwagen nicht so richtig ernst genommen. Diese Corvette hier:

...fuhr gerade z.B. eine Rundenzeit von 8:29 min auf der Nordschleife. Nur auf der Nordschleife. Man muss aber dabei berücksichtigen, dass die Testfahrer gehalten sind, oben - ein Stück vor und nach der Ausfahrt - nur mit 50 km/h zu passieren. Und das wird kontrolliert. Außerdem ist diese Corvette mit zwei Personen besetzt. Diese Corvette hat den bekannten 5,7 l-V8-Motor.

Vor Tagen fuhr ein anderes Corvette-Versuchsexemplar (Farbe: beige, Motor um 7,2 l Hubraum) unter diesen Bedingungen eine Zeit von 8:08 min. Hier ein Photo dieses Vorserien-Exemplars.

Das war an einem Tag, an dem der neue Porsche GT unter einem normalen Testfahrer die Strecke in 8:15 min umrundete. Walter Röhrl soll es schon in 7:15 min geschafft haben. Aber das habe ich nicht gemessen. Es verdeutlicht aber, dass es bei Automobilen solcher Klasse mehr auf den Fahrer ankommt. Da nutzt alles Geld der Welt nichts. Auch ESP kann da nicht helfen. Übrigens: die 7,2 l-V8-Version der Corvette wird es wohl schon in 2004 zu kaufen geben.

Klaus Ludwig war in diesen Tagen auch unterwegs. Mit einem Fahrzeug, das einem DTM-Einsatzwagen sehr ähnlich sah. Bis auf die Werbung. Tatsächlich will man bei HWA (Hans-Werner Aufrecht) wohl eine Kleinserie von DTM-Automobilen für die Straße fertigen. Es sollen so um 50 ernst zu nehmende Anfragen vorliegen. - Na, ich zeige Ihnen zunächst mal das Auto:

So wirkt er - ich kann die Lichtverhältnisse leider nicht bestimmen - ziemlich normal. Auf weiteren Fotos macht er schon "mehr her":

Wenn ich gesehen habe, wer von HWA alles in die Eifel gereist war und wo man sich zur Beobachtung der Fahrversuche auf der Nordschleife überall postiert hatte: ich möchte fast eine Wette abschließen, dass ein solches Fahrzeug auch beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife (unter normalen Umständen also am 12./13. Juni 2004) als Teilnehmer, als Wettbewerbsfahrzeug, auftreten wird.

Klaus ging mit dem Fahrzeug vorsichtig um, zumal z.B. ausgangs "Brünnchen" und im Bereich "Tiergarten" (usw.) an diesem Tag noch Reifglätte herrschte. Seine von mir gemessene Rundenzeit 8:32 min. - Das Fahrzeug hat einen sehr schönen Sound, dieses tiefe, sonore Achtzylinder-Grummeln.

Aber es kommt ja nicht unbedingt auf die Rundenzeit an, wenn man mit dem "richtigen" Automobil unterwegs ist. Während in den "guten Fachzeitschriften" gerade erste Werkfotos veröffentlicht werden und man die Vorstellung des neuesten Ferrari (612 Scaglietti) für Anfang Januar des Jahres 2004 in Detroit ankündigt, habe ich dieses Fahrzeug längst auf der Nordschleife, aber auch im normalen Landstraßenverkehr hier in der Eifel bewundern können. (Deutsche Kunden bekommen den Wagen ab Juli 2004 ausgeliefert.)

Genießerisch umrundet hier ein älterer Herr die Nordschleife in etwas mehr als 10 min. Ein Ferrari lässt sich auch so fahren. Dieser Ferrari sowieso. Er ist etwas für Genießer, die die 540 PS wenig interessieren, auch nicht die möglich "Spitze" von um 315 km/h.

Trotzdem werden viele Fahrer anderer schneller Sportwagen später wohl nur das Heck dieses Reise-Coupés erleben:

Der Besitzer eines solchen Fahrzeuges - wenn es denn zu kaufen ist - ist sicherlich von einer anderen Einstellung zum Automobil beseelt, als der Käufer eines Porsche GT. - Auch ein schönes Automobil. Aber eins, dass seinen Fahrer fordert.

Jeder Beobachter wird von dem Fahrer eines solchen aggressiv wirkenden Automobils erwarten, dass er auch Gas gibt. Ganz gleich, in welche Richtung er fährt.

Werfen wir doch noch mal einen Blick auf einen Ferrari 612 Scaglietti:

Dem Fahrer eines solchen Automobils wird man nicht übel nehmen, wenn er diesen Sportwagen - denn das ist auch dieser Ferrari ohne Zweifel (Werksangabe: 0 - 100 km/h in 4,2 sec) -  im Verkehr dezent bewegt. Und der 5,7 Liter V12-Motor säuselt.

Porsche wird übrigens zum Testen für die Presse drei (!) Testwagen zulassen. Was Porschechef Wiedeking schon ein wenig störte. "Genügt da nicht einer", soll er nachgefragt haben. Der erste Test dieses Super-Sportwagens (wegen dem Preis) wird bald in "auto motor und sport" zu lesen sein. Wo sonst? - Aber der Redaktion wurde auch von Porsche empfohlen, den Testwagen jeweils abends wieder bei Porsche abzustellen. Zur Sicherheit. - Es fragt sich nur: Zu welcher? - Der oben im Foto gezeigte Testwagen ist übrigens ein "Dauerläufer". Aber bei dem konnte es noch passieren (so lange ist das gar nicht her), dass er an einem Tag nicht zu sehen war. Meine Recherchen ergaben: Probleme mit der Elektronik, die hier "vor Ort" nicht zu beheben waren. Da musste das Fahrzeug dann mal für einen Tag nach Stuttgart. - Kein Wunder also, dass man bei Porsche das "ams"-Testobjekt gerne abends in den Werkshallen wieder sah. So konnte man sicherlich auch die letzten "Testergebnisse" tagesaktuell noch beim "Pressefahrzeug" unterbringen.

Aber nun zu einem Fahrzeug, das Sie auch noch nicht kennen werden. Es kommt aus Amerika, ist ein Dodge:

Und das ist seine Typenbezeichnung. Die Basis stammt vom Dodge Neon. So sieht er von hinten aus, versehen mit einem richtigen Heckflügel:

Von vorne wirkt er unscheinbarer:

Aber wenn man genauer hin sieht, entdeckt man unten - wo es auch auf diesem Foto ein wenig "glitzert"...

...einen großen Ladeluftkühler. Und das Auto geht entsprechend. Kommt man aus Ferrari-Sphären: ein Automobil "für den kleinen Hunger". Seine Konstrukteure haben ihm nicht nur Power, sondern auch gute Bremsen mitgegeben.

Innenbelüftete Scheibenbremsen. An diesem Foto sieht man auch, dass sie bei diesem Fahrzeug genutzt wurden.

Überhaupt sollte man die Amerikaner nicht unterschätzen. Als Automobilhersteller. Auch dort weiß man, wo es lang geht. Und wenn man z.B. einen Chrysler (von Karmann) mit Mercedes-Technik "in voller Fahrt erlebt hat,

...sieht man das "Original" mit anderen Augen. -  (Und was hat uns Herr Hubbert - der Herr Professor - über die Nicht-Verwendung von Mercedes-Teilen bei Chrysler erzählt?)

Das gibt es z.B. noch einen anderen Amerikaner, einen Cadillac, der in Zukunft von BMW gut beobachtet werden sollte. Er wurde von "Bob" Lutz auf die M-Kategorie der Münchner angesetzt. Noch "getarnt" sieht der von vorne so aus:

Und insgesamt so:

Und das Ding geht richtig gut. Die Amerikaner haben alle wichtigen Vergleichsfahrzeuge mit. Man weiß, auf wen man  im Markt trifft. Und richtet sich darauf ein. - Und wenn ich an die Corvette - besonders an die "künftige" denke... -

Werfen wir mal einen Blick auf einen interessanten Briten:

Das ist der "kleine" Aston Martin mit Achtzylinder-Frontmotor und dem Getriebe an der Hinterachse (wegen einer optimalen Gewichtsverteilung). Das soll - das wird (!!!) eine Porsche-Konkurrenz. Hier ist er noch mal:

Und noch einmal von hinten:

Ein "angenehmes" Automobil. Nicht aufreizend, auffallend, aber gefällig, sportlich, mit einem gewissen Understatement. Es könnte "mein Auto" sein.

Wenn da nicht der (wahrscheinliche) Preis wäre. Da interessiere ich mich wohl besser für den neuen kleinen BMW. Das heißt: klein  ist der eigentlich gar nicht. Ich habe seine Entwicklung von Anfang an beobachtet. Und habe schon den  Kopf geschüttelt. - Aber hier erst mal ein Foto:

Das ist schon lange, lange nach den ersten Fahrerprobungen. Und da hatte ich zunächst schon den Eindruck, dass es sich wohl doch um einen Fronttriebler handeln würde. So toll hat das Ding untersteuert, über die Vorderachse geschoben. Beeindruckend ist der neue 1,8 Liter Motor, den ich zunächst für einen Zweiliter gehalten habe. - Sehr gut! - Sechszylinder da wo sie hin gehören. Hier passt der Vierzylinder hervorragend.

Noch ein paar Fotos gefällig?

Oben ist die "erste" Version, unten schon die heutige. Oben sieht man einen Zweitürer, also einen 2er, unten einen 1er, einen Viertürer, der aber "getarnt" ist. Sie können auch gut erkennen, dass die eigentliche Karosse mit "Aufsätzen" versehen ist, die z.B. das normale Öffnen der Türen verhindern würde, hätte man hier nicht "Kerben geschlagen".

Hier sieht man den 1er mal zweifarbig:

Hier ist es aber klar ein Viertürer. Und es wird - so kann ich hier verraten - auch einen Geländewagen dieses Typs geben, der dann - drei Mal dürfen Sie raten - X1 heißen wird. BMW hat sich erst vor kurzer Zeit diese Bezeichnung schützen lassen

Wie sehr sich Fahrzeuge in ihrer Entwicklung - durch Tarnung - verändern können, möchte ich Ihnen an einem Lamborghini-Beispiel zeigen:

Das ist der Lamborghini Gallardo in seiner getarnten Version. Und so sieht er heute aus:

Nicht nur ein schönes Auto. Auch ein  gutes. - Und wenn ich Ihnen ein Farbtipp geben darf: bestellen Sie ihn nicht in Gelb, wie man ihn oft sieht, auch nicht in Schwarz, sondern in einem "Orange-Métallisé". In Kombination mit einer schwarzen Lederausstattung. - Lassen wir einen schwarzen Gallardo noch einmal in eine andere Richtung (als oben) fahren.

Aber wenn ich Ihnen ein Automobil nahe legen sollte, das mich besonders beeindruckt hat, dann möchte ich Ihren Blick auf folgenden Nissan lenken:

Er wird von dem V6 des 350Z befeuert und ist eigentlich ein Coupé, das man sich sofort kaufen will, wenn man es in Fahrt erlebt hat.

 

Hier sieht man es etwas besser - und dann hier auch von hinten:

Eigentlich hat Nissan dieses Coupé nur für den amerikanischen Markt entwickelt. Aber nun denkt man ernsthaft darüber nach... - Ein  tolles Gerät. Und mit dem richtigen Preis wird dieses Coupé einfach alles nieder machen. BMW 6er Coupé? - Ich habe lange nicht mehr so gelacht! (Weil ich auch an die Preisdifferenz denke!) Lassen Sie sich - während Sie auf das Heck des Nissan schauen - aus der Pressemappe des BMW 645Ci-Coupé zitieren: "Aus richtungsweisender Technologie, faszinierendem Styling und perfekter Kundenorientierung offeriert der neue 6er somit seinen Passagieren einen dynamischen Fahrspaß, der die Maßstäbe setzt in einem Marktsegment der luxuriösen Sportcoupés." - Dazu fällt mir nichts ein. - Ein Satz so elegant und eindrucksvoll wie das 6er Coupé.

Lassen Sie mich darum einen Schritt in die Zukunft tun: Folgendes Automobil ist ein "Grand Sport Tourer". Von Mercedes. Aber noch "verhängt":

Es soll eine Lücke füllen (eigentlich mehr schaffen!), die es noch nicht gibt. Auch Audi arbeitet schon an einer entsprechenden Version auf der Basis des A6. - Von Preisen reden wir besser nicht. - Auch Vorstände können träumen!

Sie merken, es macht mir Spaß am "Ring" zu arbeiten. Da beobachte ich die anreisenden Transporter:

Da fotografiere ich die getarnten "Objekte", wie hier den Jaguar XJ:

...den ich später auch mit seinen kleinen "Wehweh'chen" nicht übersehe:

Da gab es Radlagerschäden, da musste an nicht nur an der Be-lüftung des Motorraums, sondern auch an der Abführung der warmen Luft gearbeitet werden.

Ich sie erlebe sie alle. Fotografiere, notiere, messe, denke. Und wenn ich später dann mal die Serienmodelle beurteile, dann  weiß ich, "wie es dazu kommen konnte". Ich war praktisch dabei. Nicht nur am Nürburgring!

Übrigens: haben Sie meine Eindrücke vom Salon in Tokyo vermisst? - Es gibt Dinge, die braucht man nicht. Weil sie nur der Betätigung von "Werkzeugen" dienen. Da ich keins bin, war ich auch nicht in Tokyo.

Aber "stets gerne für Sie beschäftigt".

"Wenn Sie zufrieden sind, sagen Sie es anderen. Wenn nicht: sagen Sie es mir." (Aufschrift auf alten "Bizerba"-Waagen. Wird heute nicht mehr verwendet.)

MK/Wilhelm Hahne


Jetzt sind Sie gefragt!
Ihre Meinung zu obigem Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden Sie mir ein e-mail

Danke, für Ihre Mitarbeit!