"Formel 1" contra "Rock am Ring": Inzwischen gibt es nur Verlierer

Nach mir - nach dem 23. September - haben auch andere Medien das Thema aufgegriffen. Natürlich hat man versucht, an meinen Vorgaben entlang, die Geschichte selbst zu recherchieren. Zum Beispiel die "Frankfurter Rundschau". Aber ein Dr. Kafitz, Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH, war für den Journalisten-Kollegen nicht zu sprechen. Er hat es um 14 Tage versucht, um dann schließlich von der Assistentin des Herrn Doktor zu hören: "Schreiben Sie doch was Sie wollen!" - Und er hat es dann auch getan. Nach der Bekanntgabe des nun scheinbar endgültigen Termins für die Formel 1 werden die Leser praktisch aller Zeitungen und Zeitschriften mit Informationen gefüttert, die aber aus meiner Sicht - vielleicht habe ich ein paar Informationen mehr - nicht exakt die Abläufe schildern. Ich will das nachstehend versuchen. - Nach der FIA-Sitzung in Paris, die am 15. Oktober stattfand, traf ich hier in der Eifel einen alten Waidmann, der das Thema - auch aus meiner Sicht - unglaublich treffend in dem Satz zusammen fasste:

"Nun haben sie den Doktor Kafitz auf die Lichtung gestellt"

03-10-25/05. - Anders - als oben - formuliert könnte man auch sagen: Nun ist er zum Abschuss frei gegeben. Was für einen Jäger überraschend ist: Dr. Kafitz hat sich selbst in eine Situation gebracht, die jedes normale Stück Kreatur aus einem natürlichen Gefühl für Gefahr vermeiden würde. Aber Dr. Kafitz ist gelernter Marketingmann. Und er ist von sich überzeugt.

Nur so konnte er der FIA, Herrn Max Mosley, nach der ersten Terminzuteilung für den "Großen Preis von Europa" (mit 6. Juni 2004) einen Brief schreiben, mit dem er diesen Termin ablehnte und darauf aufmerksam machte, dass er am 30. Mai 2004 traditionell die Veranstaltung "Rock am Ring" durchführen würde.

Daraufhin erhielt er mit dem 25. April 2004 einen Ersatztermin zugeteilt. Damit hatte der Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH nicht gerechnet. Und er flog (noch vor seinem Südafrika-Urlaub) zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Ernst Eggers, (der Nürburgring GmbH) nach London. Nicht nur um über einen neuen Vertrag (ab 2004) mit Bernie Ecclestone zu verhandeln, sondern auch, um an einen anderen Termin, als dem 25. April zu kommen.

Denn eigentlich hatte Kafitz - wie selbstverständlich - angenommen, dass die FIA einen neuen Termin weiter nach hinten, aber nicht nach vorne schieben würde. Aus der Art der Terminzuteilung kann man aber schon erkennen, wie beliebt Herr Dr. Kafitz sowohl bei der FIA als auch Bernie Ecclestone ist.

So war es - zumindest für mich - auch keine Überraschung, dass die FIA nach dem Gespräch des Herr Dr. Kafitz und des Herrn Eggers mit Bernie Ecclestone in London, den Termin auf der Sitzung am 15. Oktober exakt auf den Termin setzte, den Dr. Kafitz als den für sich - und "Rock am Ring" - in seinem Schreiben als unverzichtbar dargestellt hatte: 30 Mai 2004, also dem Pfingstwochenende.

Damit ist die Veranstaltung "Rock am Ring" gestorben. - Wer so tut, als gäbe es noch eine Möglichkeit, denkt wenig realistisch. Natürlich gäbe es noch Ostern 2004. - Aber wer will die Terminpläne der notwendigen Rockgruppen (und die für eine Parallelveranstaltung wie Nürnberg) nun entsprechend korrigieren und koordinieren? - Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg?  - Wenn Herr Dr. Kafitz nicht in der Lage ist auch nur einen einzigen Termin entsprechend den Ansprüchen einer ganzen Region (Eifel) und zig-tausender Rock-Fans in Zusammenarbeit mit seinen Partnern zu gestalten, ist diese Anforderung doch ein wenig hoch.

Ich habe eine Reihe von Zuschriften zu diesem Thema erhalten. Aus einer davon stammt nachfolgender Auszug, weil der nach meiner Meinung sehr gut und objektiv die Dinge aus der Sicht - nicht nur - der Rock-Fans beleuchtet: 

"Nun sehen Sie den Konflikt "Rock am Ring" gegen "Formel Eins" mal aus der Sicht der "Rock am Ring'ler". Seit 1985 gibt es diese Veranstaltung. Die Formel 1 ist erst interessant, seit ein Kleinstadt-Niemand aus Deutschland an der Spitze fährt. Seit wann kennt man ihn?? 1993? Oder war es 1994? -Ich weiß nicht! - Aber auf keinen Fall seit 1985.

Das heißt doch ganz klipp und klar: Es geht hier um GELD. Logisch - In erster Linie will Kafitz Profit machen und natürlich auch keinen Marek Lieberberg verärgern, denn, wenn bereits Verträge mit der MLK bestehen sollten - was ich schwer annehme-, so wird Kafitz wahrscheinlich fast alles, was die Formel Eins einbringt bei MLK als Schadensersatz abliefern können.

Und zum Zweiten gehts hier um TRADITION. An die 100.000 Musikbegeisterte freuen sich jedes Jahr auf Pfingsten, um dort "Europas größtes Musikfestival" zu erleben. Davon sind gut und gerne ein Fünftel Schüler und Azubis für die der Termin "Pfingsten" gut gelegen kommt, da sie dann Schul-Ferien haben.

Und DIE mögen vielleicht (noch) Formel-Eins-Fans sein. Jedoch kann ich mir denken, dass die meisten der Rock-am-Ring-Fans nach einer Verschiebung oder einem Ausfall vom Festival 2004, dem Rennsport den Rücken kehren werden."

Klarer kann man es nicht sagen. - Und Marek Lieberberg, dem Konzertveranstalter, wird auch bewusst sein, dass er sich mit einem Ausfall von "Rock am Ring" mehr als nur den Ausfall eines Konzerts einhandelt. Darum wäre eine Schadenersatzklage über einen Gewinnausfall von 1,5 Millionen Euro sicherlich das Mindeste, was die Nürburgring GmbH erwarten sollte.

Es gibt nach meiner Kenntnis u.a. noch eine "Geheimplanung" zwischen Lieberberg und Kafitz, der gerne noch eine zweite Rockveranstaltung am "Ring" gehabt hätte. Angedacht war ein Termin im September, so zum Zeitpunkt des "Adenauer Stadtfest". - Denn Kafitz braucht Geld. Schließlich möchte er demnächst - standesgemäß - in einem neuen Verwaltungsgebäude residieren.

Das ist, 6stöckig, am Ende des ehemaligen Pressezentrums geplant. Kosten: 6 Millionen Euro. Und die Pläne sind bereits genehmigt. Es soll auch bereits eine Ausschreibung existieren, die aber von "Insidern" als "eigenartig" empfunden wird. (Dazu demnächst, bei entsprechender Weiterentwicklung des Projekts, mehr.)

Ich hatte bereits bei meinen Recherchen die Feststellung machen müssen, dass sich der ADAC (Sportpräsident Hermann Tomczyk) in Sachen Formel 1- Termin sehr zurück hält. Auch bei einem aktuellen Gespräch mit einem nicht unbedeutenden ADAC-Mann, in dem ich mir auch eine Einschätzung des Verhaltens von Dr. Kafitz und seine Auswirkungen auf die Gesamt-Terminplanung erbat, wurde mir nur erklärt: "Wir möchten das Verhalten eines Partners nicht kommentieren." - Das ist Kommentar genug.

Tatsache ist aber - und das wurde noch nirgendwo so empfunden und dargestellt - dass Dr. Kafitz nun eine Situation vorfindet, die es ihm wieder erlaubt in erprobter Manier zu erklären: ihn treffe keine Schuld. Andere wären es gewesen, die... - Schließlich war er zum Zeitpunkt der Verkündung in Südafrika. Und es war für die Pressekollegen auch niemand anders kurzfristig zu erreichen als jener Marketingmann der Nürburgring GmbH, der zu diesem Zeitpunkt schon gekündigt hatte und zum Ende des Jahres ausscheidet. - Der gab als Erster nach der endgültigen Terminverkündung die Erklärungen ab. - Eine perfekte Rollenverteilung. - Aber es kommt noch besser:

Wenn ich von einer "endgültigen Terminverkündung" am 15. Oktober in Paris spreche, dann deshalb, weil dieser Termin ab der offiziellen Verkündung (so gegen 16 Uhr) tatsächlich fest war. Da war er nicht mehr zu korrigieren. Auch nicht von Dr.Kafitz. (Was dem sehr - für seine interne Argumentation - gefallen wird.) - Sichtbares Merkmal: in der Termin-Information der FIA ist der Nürburgring-Termin ohne "Sternchen", dem Merkmal für "noch nicht sichere Termine". Der Grund: das bei der Sitzung natürlich anwesende deutsche Mitglied im FIA-World-Council, Hermann Tomczyk, hatte natürlich die Brisanz dieses 30. Mai-Termin erkannt. Und als Vertragspartner der Nürburgring GmbH in Sachen Formel 1 -  und natürlich auch in Wahrnehmung der Partner-Interessen des ADAC - hat er praktisch diesen Vorschlag direkt vor Ort (sozusagen in einer Art von Geschäftsführung ohne Auftrag - s. BGB) bestätigt. So wurde das "Sternchen" zum Nürburgring-Termin vermieden - und damit die Möglichkeit für die FIA, diesen Termin ganz zu kippen.

Hermann Tomczyk als Retter des Formel 1-Termins. Und nun auch als "Schwarzer Peter" in Sachen "Rock am Ring" von Dr. Kafitz zu nutzen. Doch unser Doktor wird sich schon versuchen frei zu schwimmen. Schließlich möchte er noch im sechsten Stock des neuen Verwaltungs-Hochhauses der Nürburgring GmbH residieren. - Der Platz jetzt - mitten "auf der Lichtung" - wird ihm nicht gefallen.  

MK/Wilhelm Hahne


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