Virneburg, den 21. November 2003

Guten Tag!

Da ruft mich vor Tagen ein Freund an. "Welches Wetter habt ihr heute?" - Ich schaue aus dem Fenster, werfe einen Blick auf die Straße, dann auf den Himmel und antworte: "Es regnet."

Meine Frau hört das und ruft dazwischen: "Aber es ist doch draußen trocken." - Habe ich etwas Falsches gesagt? - Ich meine: Nein. Und ich habe es meiner Frau auch erklärt. Denn 20 min später regnete es wie aus Kübeln. Am Tag danach, in den Frühnachrichten, wurde davon gesprochen, dass es "nach dem Dauerregen" nun am neuen Tag etwas besser werden würde.

So ist halt auch mein Beruf. Eine Augenblick-Situation muss oft relativiert werden. Würde ich sie losgelöst vom Umfeld schildern, würde für meine Leser ein falsches Bild entstehen. Um das Wetter in der Eifel richtig zu schildern, hatte ich die entstehende Situation vorweg genommen. - Anders geht es nicht.

Als ich vor Jahren z.B. die Opel-Pleite im Markt vorher sah, da war man (und ist es noch!) in Rüsselsheim mit mir böse. Man sah nur Sonnenschein. Ich hörte es schon regnen. Meine Kollegen berichten von Pleiten erst, wenn es Pleiten sind. - Das ist sicher. Mit Sicherheit.

Ich habe mich auch gewundert, als Herr Schrempp die Firma Chrysler kaufte. In einem Brief - so gegen Jahresende 1998 - habe ich Schrempp an das sich abzeichnende Personalproblem erinnert. Später, exakt am 17. Januar 1999, habe ich noch einmal - dann aber hier in Motor-KRITIK - darauf aufmerksam gemacht, dass, aus meiner Sicht Chrysler zur Zeit der Schrempp-Aktion, dieser amerikanische Automobilhersteller "kein Schnäppchen", sondern eher ein Übernahme-Kandidat war.

Gehen Sie - nur so zum Spaß - mal ins Inhaltsverzeichnis, klicken in der Sparte "Automobil" mal auf "1999", gehen dann ganz nach unten in den Januar dieses Jahres und stoßen dann auf eine Geschichte mit dem Titel "Detroit Auto Show: eine Gerüchte-Börse". Dort finden Sie dann eine Gegenüberstellung der Produktions- und Verkaufszahlen der Jahre 1996 und 1997, aus der sich die aktuelle Entwicklung ergab und die Anmerkung, dass Chrysler-Automobile im Jahre 1997 nur noch mit einem durchschnittlichen Nachlass von 1.525 Dollar (pro Stück) verkauft werden konnten. Im Jahre 1998, dem Jahr der Fusion mit den Stuttgartern, hatte Chrysler einen Marktanteil von 16 Prozent; fünf Jahre später ist man bei 12,8 Prozent. - Eine tolle Entwicklung!

Wer wurde von dieser Entwicklung überrascht? - Ich nicht. - Und Mitsubishi? - Dazu muss man wissen, warum diese Firma überhaupt mal ins Automobilgeschäft eingestiegen ist. - Für beide Firmen gilt aber aus meiner Sicht: an der Spitze zur Zeit nicht ideal besetzt. Von Herrn Zetsche habe ich (im Gegensatz zu meinen Kollegen) nie sehr viel gehalten. Weder als Chefentwickler, noch als Vertriebschef. Nirgendwo war er wirklich so lange, dass eine Negativentwicklung ihm anzulasten wäre. In der Mercedes-Entwicklung hat er falsche Zeichen gesetzt (aus meiner Sicht), im Vertrieb hat der die eigentlichen Schwachpunkte nicht erkannt (woher auch?). Aber er hat immer die richtigen Zahlen in den Statistiken vorweisen können. Da gingen die Kosten, der Personalbestand runter. Toll! - Und auch später mehr. - Wie jetzt bei Chrysler.

Und der Mann bei Mitsubishi? - Da habe ich mal eine Geschichte zum 1. April geschrieben. Herr Rolf Eckrodt war damals noch Chef einer anderen, zu DC gehörenden Firma. Lesen Sie mal meine Geschichte, "Pendolino besteht Elchtest". Die endet: "Typisch Deputy Chief Executive Officer. - Das letzte Wort und den letzten Spritzer." - Und das Produkt "Pendolino" ist heute noch immer im Gespräch. Bei Bahn-Fachleuten. Immer noch nicht positiv. Aber nun trifft es nicht mehr DC. Doch für die steuert Eckrodt nun den "Neigezug" Mitsubishi. Immer tiefer in die "roten Zahlen". Bis zur bitteren Neige?

Manche meiner Geschichten wurden zur Zeit ihres Erscheinens belächelt. Heute kaum noch. Meine 1. April-Geschichte (von 1999, unter "Erlebnisberichte") aber hoffentlich auch heute noch immer.

Ich lächle über das DC-System, Firmen mit den man Geld verdient (z.B. MTU Aero Engines) zu verkaufen und jene Firmen in Besitz zu bringen, die auch einen Verlust garantieren. - Bilanztechnisch mindern natürlich die Verkäufe die Verluste. Zumindest einmal.

Bei Opel - hier besonders beim "Phoenix-Team" lächelt man auch. Über meine - immer noch recht aktuelle - Test-Berichterstattung. Mit einer wegwerfenden Handbewegung erklärt man das alles zu "Quatsch". Außer mir hat auch niemand darüber berichtet. Es gab auch dazu keine Einladung (mit Reisekostenerstattung), keine Pressemitteilung. - Ich bin aber auch nach meiner aktuellen Berichterstattung am Thema geblieben und darf meine Info zur nun von Opel vorgenommenen Michelin-Bereifung ergänzen: zu meinem Erstaunen fährt Opel mit ganz normalen Michelin-Rennreifen, wie sie auch Hinz und Kunz (natürlich für Geld) von Michelin bekommen können. - Ob Audi beim 24-Stunden-Rennen auch auf diesen 08/15-Rennreifen rollen wird? - Soviel zu "alten" Geschichten. Obwohl... -

... ich bin beim Suchen nach meinen "alten" Beispielen auch auf die Erklärung gestoßen, warum es den VW Lupo 3L TDI bald nicht mehr geben wird. Wenn es Sie interessiert klicken Sie unter "Erlebnisberichte" des Jahres 1999. Bitte versuchen Sie sich mal zu erinnern, was zu diesem Zeitpunkt von anderen Fachleuten über dieses Automobil geschrieben wurde. Mir war damals schon klar, dass so etwas sich nicht verkaufen lassen würde. - Dumm gelaufen. - Für VW.

Was es sonst "heute" aus meiner Sicht Neues gibt, was mir auf- und einfiel, finden Sie links im Inhalt. Dort wo es "NEU" blinkt. Geschichten zu 40 Jahre Mercedes Lkw, 40 Jahre Porsche 911 und 40 Jahre Lamborghini habe ich mir verkniffen. - Obwohl diese Themen einfacher aufzuarbeiten sind als das Thema, an das ich gerade beim Weglegen einer Zeitschrift erinnert werde.

Da lese ich gerade in einer Bosch-Anzeige: "Kann man die Folgen unangenehmer Überraschungen in Kurven verringern? JA. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP von Bosch hält Autos sicherer in der Spur." Und man sieht im Foto eine Steilkurve, in der eine Bananenschale wartet.

Doch ESP funktioniert in einer Steilkurve auch ohne Bananenschale. Vor kurzem war gerade wieder der neue Porsche 997 (demnächst in diesem Theater) zu Versuchszwecken auf der Bosch-Hochgeschwindigkeitsstrecke (Boxberg) unterwegs. Jedes Mal wenn er durch die Steilkurve fuhr wurde das Fahrzeug - akustisch deutlich auszumachen - vom ESP eingebremst. Der Porsche wirkte so, als bekäme er weder Benzin noch Luft. - Was soll das? - Bosch meint, dass man mit ESP die Zahl schwerer Personenschäden bei Schleudervorgängen deutlich verringern könnte. - Schleudervorgänge könnte man aber z.B. auch in ihrem Entstehen verhindern, wenn man bei einigen Automobilen die Krankheit "Lenkkraftveränderung" kurieren würde. - Das meine ich. - Ich bin gerade vor Tagen wieder so ein "krankes Auto" gefahren. Natürlich mit ESP serienmäßig. - Aber haben Sie schon mal irgendwo in unserer Fachpresse von der Krankheit "Lenkkraftveränderung" gelesen?

Und dann erhalte ich gerade die Information: das von mir genannte Gewicht des Bugatti (in einer nachträglich eingeschobenen Geschichte) stimmt nicht. - Ich bin den Dingen noch mal nachgegangen und habe dazu eine neue Geschichte zum Thema Bugatti geschrieben.

Ich versuche immer aktuell zu sein. Aber das Spektrum das es zu beobachten gilt, ist so groß, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann. Darum bin ich meinen (vielen) Informanten für ihre Zuarbeit auch sehr dankbar.

Manchmal ist es ja auch nur eine Ergänzung meiner Geschichten "von gestern" oder es unterstreicht einen dort dargestellten Eindruck. Wie z.B. die Meldung, dass sich Michael Schumacher gerade bei einem Fußballspiel in der Schweiz (beim FC Echichens) eine Knieprellung zugezogen hat, die ihn nun zu einer sechswöchigen Pause zwingen soll. - Nach meinem Bildbericht vom engagierten Fußballspiel des Michael, keine überraschende Meldung. - Aber nun müsste man eigentlich schon wieder nach recherchieren: Von was muss "Schumi" pausieren? - Vom Fußballspiel? - Vom Formel 1-Fahren? -

Und dann die Meldung von der "Pause" der V8STAR im nächsten Jahr. - Wer's glaubt wird selig. - Aus, Ende, vorbei.

Manche meiner Leser hat irritiert, das "Hohmann" bei mir stattfand. Nun: weil ich mir privat eine Meinung bilden wollte, mir die ganze Rede besorgt, habe, dann auf den "Ford-Anteil" stieß - und weil alles fließend ist, ineinander über geht. Im wirklichen Leben. Denn warum werden im Moment Automobile nicht in dem Umfang gekauft, wie es sich die Industrie idealer weise vorstellt?  - Das liegt weniger an Löchern im Angebot, als im wirtschaftlichen Umfeld begründet. - Auch Hohmann ist "Umfeld".

Wobei mir gerade zu "Hohmann" noch einfällt (nach dem ich ein Ford-Buch in der deutschen Übersetzung von 1923 gelesen habe): dort ist  vom Herausgeber Curt Thesing folgendes erklärend dargestellt: "Ein anderer gegen ihn (Anmerkung: Henry Ford I.) erhobener Vorwurf besteht in seinem angeblichen Antisemitismus. Sein Buch, "Der internationale Jude", verleiht dieser Auffassung, liest man das Werk nur oberflächlich, eine gewisse Berechtigung. Trotzdem wäre es irrig, Ford als Antisemiten in landläufigen, üblen Sinne zu bezeichnen. Sein Kampf gilt nicht dem einzelnen Juden, noch der jüdischen Rasse, sondern nur gewissen sozialen und politischen Erscheinungen. Er hält es für eine Gefahr, dass die Banken und die Presse Amerikas zum größten Teil in jüdischen Händen sind, und würde es sicher für gleich verderblich halten, wenn derart lebenswichtige Institutionen ausschließlich von irgendeiner politischen Clique kontrolliert würden."

Das wurde - wie gesagt - 1923 geschrieben. - Ich habe es nur notiert, damit Sie besser informiert sind, als ein normaler Zeitungsleser. Obwohl einer meiner Leser meinte: "So was gehört in den SPIEGEL". - Ich finde, da gehören auch regelmäßig (!) Geschichten über Automobile rein.

Herzliche Grüße aus der Eifel

Wilhelm Hahne


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