Der letzte Industrie-Auftrieb auf der Nürburgring-Nordschleife in 2003

Mitte November noch Industrie-Tests auf der Nürburgring-Nordschleife. Das hat Seltenheitswert. Es war zwar nicht immer trocken, aber es gab auch keinen Frost. Auch Schnee war in dieser 47. Kalenderwoche in der Eifel unbekannt. Und weil es viel zu tun gibt, nutzte die Industrie die Gunst der Stunde. Mercedes war stark vertreten, Porsche umrundete die Nordschleife, BMW war da. Natürlich war die Beteiligung nicht so stark wie in den besten Wochen des Jahres, wo schon mal um 180 Fahrzeuge - aber natürlich nicht immer gleichzeitig - den "Ring" umrundeten, aber der Sound der Motoren war unüberhörbar. Schlimmer allerdings das Reifenkreischen, das in letzter Zeit hörbar zugenommen hat. Nicht nur bei Fronttrieblern. - Dazu später mehr. - Interessant auch, dass hier in der Eifel für einen Sportwagen die letzten Abstimmungsfahren vorgenommen wurden, während das Fahrzeug in Südafrika einer ersten Gruppe von handverlesenen Journalisten schon vorgestellt wurde. - Für mich sind "Erlkönige" übrigens keine Sensationen, sondern Automobile, die es vor einem Serienanlauf einfach geben muss. Zu diesem Thema gilt für "Auto-Bild", wie in der neuesten Ausgabe nachzulesen: "Frische Ware kriegen Sie bei uns zuerst, Verstaubtes überlassen wir anderen." - Bei mir folgt jetzt also:

Frisch Verstaubtes aus der Eifel

03-11-21/04. - Die Herren Motor-Redakteure großer Blätter (und andere wichtige Meinungsbildner) waren extra nach Südafrika geflogen (via London), um den neuen Mercedes SLR McLaren einer ersten Beurteilung zu unterziehen. Ich sah mir zu diesem Zeitpunkt hier in der Eifel die letzten Abstimmungsfahren dieses Super-Gefährts an. Er wirkt akustisch etwas bollerig, rauh, auch laut. Seine schönste (weil schlankste) Linie zeigt er in der Seitenansicht.

Die McLaren-Verantwortlichen hatten noch mal ein Testteam in die Eifel geschickt, um mit letzten Abstimmungsfahrten zu der Fahrwerkabstimmung zu finden, die später die Käuferherzen erfreuen soll. - Wie fährt sich denn so ein "Gran Turismo für das 21. Jahrhundert"? - (Bezeichnung aus einer DC-Pressemitteilung)

Glaubt man den Testern, die das Fahrzeug in Südafrika auch auf normalen Straßen, im normalen Verkehr erlebten, so ist das Fahrerlebnis enttäuschend. Nicht, weil zu wenig Power vorhanden wäre, sondern weil Vibrationen stören, das Abrollgeräusch der Reifen unangenehm laut ist, weil es Schwingungen gibt, die Langstreckenfahrten zu einer Erprobung des Fahrers machen. In Südafrika gab es übrigens den ersten Praxis-Crashtest: ein DC-Mitarbeiter hatte im normalen Straßenverkehr einen Unfall mit einem anderen Verkehrsteilnehmer. Der Wagen war ab da ein Ausfall, der Fahrer bleib unverletzt. Also: das kann er.

Hier am "Ring" vermittelt die Beobachtung des Fahrverhaltens nicht gerade den Eindruck von einer Gazelle. Wenn am gleichen Tag z.B. der neue Porsche Boxster unterwegs ist und - bei leicht feuchter Straße - Walter Röhrl dort am Lenkrad dreht, dann sehen selbst die englischen Testfahrer mit dem neuen SLR ein wenig alt aus. Aber das liegt natürlich auch an Walter Röhrl, der die Untersteuerphase beim ersten Einlenken elegant mit ein paar Gasstößen überspielt. Wirklich spielerisch umrundet der die Nordschleife, während z.B. auch Klaus Ludwig in anderen AMG V8-Modellen schon richtig arbeiten muss.

Na ja, da gibt es schließlich auch Gewichtsunterschiede und... - Vielleicht erwarteten die Tester des Mercedes SLR McLaren in Südafrika einen echten "Grand Tourismo", während Mercedes nur einen "Gran Turismo" liefert. Das eine war "damals", das andere ist für das 21. Jahrhundert bestimmt. Meint DaimlerChrysler. - Vielleicht sind ja auch die Journalisten von "damals".

Hier zunächst zwei Fotos aus dieser Woche:

Und bitte merken Sie sich: dieses Auto heißt nicht Mercedes-McLaren SLR, sondern exakt Mercedes SLR McLaren. Und weil McLaren in die Produktion mit eingebunden ist, gibt es auch keine besonders lange Garantiezeit. (Ich hatte bereits darauf hingewiesen.) - Damit das Testfahrzeug als solches auch auffiel, hatte man ihn für die Eifel ungewöhnlich zweifarbig angelegt. In Schwarz (einfarbig) wird er sicherlich am besten aussehen. Das macht ihn schlanker, lässt ihn nicht so schwülstig erscheinen. Das nur als Tipp, wenn Sie sich gerade so'nen Dingsda, Grand ... - da fällt mir ein, man hätte ihn ja auch als "Grandeur" (sprich: grangdör) bezeichnen können. Dieses Wort steht für "strahlende Größe", eben die Großartigkeit in Person. - Aber vielleicht ist er das auch nicht.

Aber interessant war auch, den neuen SLK zu beobachten. Die frischesten Fotos finden Sie hier:

 

Er wirkt "organischer" als das alte Modell. Die Front müssen Sie sich so vorstellen wie beim SLR. Es wird ihn in den unterschiedlichen Motorisierungen geben. Bis hin zum AMG V8. - Schauen Sie mal, wo der Fahrer sitzt. Direkt vor der Hinterachse. Da "fühlt" man besser, benötigt eigentlich keine zusätzlichen Sensoren. - Wenn der Fahrer welche hat, solche, die auch noch trainiert sind.

Für AMG fuhr auch Klaus Ludwig unterschiedliche Automobile, die Sie bei mir schon gesehen haben. Auch die kommende V8-Version des SLK. Hier aber Klaus Ludwig in einem anderen Fahrzeug in Aktion:

Die neue S-Klasse war auch zu sehen. Sehr verunstaltet, um keine Rückschlüsse auf die kommende Schönheit (verglichen mit dem 7er BMW) zuzulassen. Aber einige mögen es halt so, andere (wenige) mögen es anders. Bei BMW meint man aber: Bangle machen gilt nicht. - Hier das S-Klasse-Foto:

Ich habe das Foto mit Absicht unter diesen Lichtverhältnissen gemacht, um die "Aufsätze" zu verdeutlichen. In Wirklichkeit ist dieses Auto viel schlanker. Aber die neue S-Klasse wird leider auch kein Leichtgewicht sein.

Schieben wir noch schnell die neue A-Klasse nach:

Auch dieses Auto hat man ganz schön verbaut, damit man später einmal (angenehm) überrascht wird. Bei der A-Klasse wird übrigens auch ein neues Automatikgetriebe zum Einsatz kommen. Aber ich möchte da "Auto-Bild" nicht vorgreifen. Von dort kommen  ja immer die frischesten Informationen. - Nun packt mal aus, Hamburger Jungs. Wer einen Lambo zerlegen kann, kann auch ein Getriebe sezieren. - Aber bitte nicht den Hammer nehmen.

Wenn Sie noch einen Blick auf die neue M-Klasse werfen wollen, bitte:

Verglichen mit den anderen "verbauten Kisten" macht dieses Testautomobil doch direkt "einen schlanken Fuß". Es ist auch eine kleinere Version der bisherigen "Fußpferd-Version". Der X3 fordert heraus. Vielleicht begreift man bei DC dieses Mal, dass man nicht nur kleinere Autos, sondern auch kleinere Preise präsentieren sollte.

Nicht zum kleinen Preis wird es den neuen BMW M5 geben. Ein Automobil das den Fan anmacht. Da passen dann auch die Furchen in der Karosserie. Auch der Ton wird einschlagen. Ein richtiger Zehnzylinder-Sound. Ich lasse Sie mal hören:

Wie Sie das anstellen? - So: mit der rechten Maustaste klicken Sie ins obige Feld, klicken dann mit der linken Taste "Hyperlink folgen" an. Wenn Sie dann noch den (oder die) Lautsprecher angestellt haben... - Na, wie finden Sie das? - (Manchmal genügt auch einfach ein Doppelklick)

Doch nun zu dem dazu gehörenden Fahrzeug. Das ist der neue M5 mit Zehnzylindermotor bei seinen Testfahrten in dieser 47. Woche:

Der Eindruck vom Fahrzeug wird im wesentlichen von den Felgen und dem Geräusch bestimmt. Wenn Ihnen das Reifen-Quietschgeräusch - als bestimmend, noch über dem Motorengeräusch - aufgefallen ist: es wurde an anderer Stelle des "Rings", am "Adenauer Forst" aufgenommen. Dort zeigt sich, dass die Grundabstimmung des neuen M5 zu stark untersteuernd (über die Vorderachse schiebend) ausgefallen ist. In dieser Kurvenkombination Links/Rechts werden beim Versuch einer schnellen Durchfahrt die Reifen furchtbar gequält. Denn nach dem Schieben über die Vorderachse kommt es dann - bei kräftigem Leistungseinsatz (es stehen um 500 PS zur Verfügung - zu einem kräftigen Übersteuern (das Fahrzeug bricht hinten aus); erst dann, kommt das Motorengeräusch deutlich zum Tragen.

Aber das ist nicht das Fahrverhalten, das man eigentlich von einem sportlichen BMW erwartet. So wie er jetzt abgestimmt ist - und mit ESP - ist das etwas für ältere Herrschaften aus dem Altersheim. (Bitte eine Ablage für den Stock serienmäßig vorsehen!)

Die Ingenieure bei BMW hatten den Auftrag ("von oben"), den M5 so abzustimmen. Aus Sicherheitsgründen. - Das verstehe wer will. - Da gibt man einem Automobil einen Zehnzylindermotor mit um 500 PS Leistung mit, um ihn dann bei 250 km/h elektronisch abzuriegeln. Um die möglichen Kurvengeschwindigkeiten schon im ersten Einsatz zu vernichten, macht man diesen Hecktriebler zum Untersteuerer. Und wer dann wirklich, mit viel Mut, das elektronische Gaspedal betätigt, der wird sofort durch das ESP eingebremst. - Eigentlich müsste so ein BMW um 80.000 Euro (oder auch mehr) kosten. Da man ihn aber nicht können lässt was er wirklich kann, sollte man hier einen Abzug vornehmen, so dass der reale Wert (für den sportlichen Fahrer) etwa bei 49.000 Euro liegen dürfte. Mehr sollte man für ein solch eingebremstes 500 PS-Sicherheits-Automobil nicht zahlen. - Oder sich gleich einen Datsun Z 350 kaufen. Dann spart man und ärgert sich nicht.

Dass Walter Röhrl mit dem neuen Porsche Boxster unterwegs war, habe ich schon erzählt. Davon habe ich keine aktuellen Fotos. Aber das wird ein gutes Auto. Da fragt man sich: Wer soll dann noch einen 911 kaufen?- Und den Cayenne kauft in unseren Breiten sowieso kaum noch jemand. Zu teuer. In jeder Hinsicht.

Viel Auto für (zu-)viel Geld. Da ändert auch der neue V6-Motor von VW wenig. Der Porsche Cayenne spielt in der falschen (Preis-)Klasse. Und schauen Sie sich mal die Frontöffnungen an. Und denken Sie mal an die Aerodynamik, die ja nicht nur aus cw-Wert besteht, sondern auch die Stirnfläche mit einbringt. Und dann das Gewicht. Und dann der Antriebsstrang. - Da sollte man sich auch nicht über die Praxisverbräuche von zwischen 35 und 45 Litern beim Top-Modell wundern. - Omas und Tester brauchen weniger.

Haben Sie "Kontaktleute" in der Porsche-Organisation? - Dann wissen Sie um die Elektronikprobleme des Cayenne. Selbst bei den Testwagen, die gerade der Presse in Finnland (mit V6-Motor) vorgestellt wurden, kam es zu Elektronikausfällen. Das heißt: nicht immer war das defekt was angezeigt wurde. Manchmal ist eben auch nur die Anzeige defekt. - Aber wie weiß man denn nun, was, wann defekt ist? Wann kommt die Kontrollanzeige der Kontrollanzeige?

Nun dürfen wir auf die 4. Modellreihe bei Porsche gespannt sein. (Wollte ich "Auto-Bild" vorgreifen, müsste ich hier schreiben: der kommende Porsche wird ein 4-Türer mit Zehnzylinder-Motor.):- Wenn Sie Porsche-Aktien besitzen, wäre eigentlich jetzt der Zeitpunkt, um sich "im Guten" von diesen Papieren zu trennen. Meine ich. Heute steht die Aktie erst am Abgrund. Morgen ist sie vielleicht schon ein Stück weiter. Flattert bergab.

So weit mein "frisch Verstaubtes" aus der Eifel. - Es mag aber Leser geben, die meine "abgestandenen" Gedanken noch nicht bei "Auto-Bild" gelesen haben. - Aber so kommen die "Auto-Bild"-Leute auch wieder auf "frische" Gedanken.

In Stuttgart macht man sich erst keine. - Wenn man vom "Mann aus Hamburg" absieht. - Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

MK/Wilhelm Hahne


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