Über die Unterschiede zwischen einem kleinen Informationsdienst und einer etablierten Fachzeitschrift

"auto motor und sport" präsentiert in seiner letzten Ausgabe gleich den ganzen Neuheiten-Kalender 2004 und verspricht "150 Neuheiten". Das kann "Motor-KRITIK" nicht. Ich kann z.B. nicht die Presseabteilung eines Werkes anrufen... - also können kann ich schon, aber man wird mir wohl kaum etwas erzählen. Wenn aber z.B. Frau Priemer bei einem Werk anruft und sich meldet: "Hier 'auto motor und sport', Ressort-Leitung Test & Technik, Birgit Priemer", dann wirkt das doch ganz anders. Und Frau Priemer kann z.B. - wie in Heft 25/2003 - vermelden: "Ein Einführungstermin für den noch auf der IAA für 2004 bestätigten 16.4 (Anmerkung: es ist der Bugatti gemeint) ist auch auf Nachfrage zurzeit nicht erhältlich." - Gut, dass Motor-KRITIK zu diesem Thema nicht nachgefragt, sondern einfach recherchiert hat. So konnten Sie, lieber Leser, bei mir lesen, warum das mit den angekündigten Terminen eigentlich nicht funktionieren kann. Aber lassen Sie mich nachstehend noch ein andere Beispiele anführen:

Mercedes allgemein und - der neue Mercedes SLK "ab März" 2004

03-12-15/02. - Ich habe im Titel die An- und Abführungszeichen verwendet, weil das das Zitat aus "ams" ist. Exakt schreibt man dort zu dem Automobil eigentlich zu wenig, das - zumindest bei meinen Lesern - großes Interesse findet. Die finden die neue Version von den Proportionen her auch gelungen. Nicht anderes habe ich letztens zu meinen Fotos angedeutet. Eigentlich schade, dass das schlichte Kleid des neuen SLK durch eine "Nase" in der Art des neuen SLR verschandelt wird. Und dem cw-Wert tut's auch nicht gut.

"auto motor und sport" vermeldet übrigens das Erscheinen einer "B-Klasse" von  Mercedes (eine Freizeitvariante der A-Klasse) im nächsten Jahr. Das finde ich interessant, weil ich darüber schon vor Jahren anderswo geschrieben habe. Damals rief mich dann der (damals) tätige Pressechef, Wolfgang Inhester, an, um mir klar zu machen: "Lieber Herr Hahne; eine B-Klasse wird es bei Mercedes niemals geben, da eine solche Bezeichnung negativ belegt ist." - Klar! - Wer A-Klasse-Eier kauft, wird kein B-Klasse-Auto fahren wollen.

Aber die Zeiten ändern sich. Nachdem z.B. die E-Klasse durch vielerlei Trouble hin zur B-Klasse (also so eine Art 2. Wahl) tendiert, hat man sich wohl bei Mercedes gedacht... - Dabei fällt mir ein, dass sich auch Prof. Hubbert so manches denkt, dann so manches verspricht - aber so manches geht dann auch "in die Hose". (Also - ich habe wirklich nicht an die A-Klasse gedacht!)

So hatte z.B. Prof. Hubbert dem Chefredakteur der "Auto-Bild" versprochen, dass der den Fahrbericht des neuen Mercedes SLR McLaren in Deutschland als Erster haben und exklusiv veröffentlichen könne. Er werde das sicher stellen. Und so hat dann Herr Felske auch den Titel seiner Ausgabe Nr.48, vom 28. November 2003, entsprechend selbstsicher getextet - oder texten lassen: "EXKLUSIV - Wir haben ihn als Erste gefahren - Mercedes SLR". -. Und dann war "auto motor und sport ein paar Tage vorher draußen mit dem Test und der dezenten Ankündigung (am 26. November): "Erster Fahrbericht MERCEDES SLR". - Prof. Hubbert war sicherlich überrascht. Er hatte nicht bedacht, das bei der ersten Gruppe in Südafrika auch Peter Robinson, ein Mann von "Autocar" in England eingeplant war. Diese Zeitschrift muss man einer Stuttgarter Verlagsgruppe kontaktmäßig zurechnen.

Also hatten sich dieser Peter Robinson und Götz Leyrer von "ams" schnell kurzgeschlossen und einen Fahrbericht gestrickt. Aber um so einen "Fahrbericht" zu schreiben, muss man eigentlich nicht das Fahrzeug fahren. Ich finde: in meinen wenigen Zeilen stand eigentlich mehr. Vor allen Dingen, dass das "Testfahrzeug" in Südafrika sicherlich noch nicht dem Stand entsprochen hat, wie es schließlich ausgeliefert wird. Denn zum Zeitpunkt der Vorstellung liefen hier am Nürburgring noch Fahrwerktests. Ich möchte hier meine bisherigen Informationen noch ergänzen: in der 47. Kalenderwoche waren hier "am Ring" mal die Mercedes-Testfahrer am Steuer. Die haben sich schon gewundert. Und Prof. Hubbert wird sich gewundert haben, wenn er deren Beurteilung gelesen hat.

Darum wird der erste für einen Kunden bestimmte SLR auch nicht im Dezember 2003 ausgeliefert, wie mir noch vor Monaten von der Mercedes-Presseabteilung gesagt wurde. Obwohl es eigentlich für einen Sammler egal sein müsste wie das Fahrzeug abgestimmt ist. Vielleicht sollte man in Zukunft zwischen Sammel- und Fahr-Version unterscheiden. Auch preislich.

Aber nun zum neuen SLK, der auch preislich interessanter ist. Auch Frau Priemer ("ams") findet: "Neue Proportionen lassen den Roadster erwachsener wirken als bislang" und verspricht: "Die Auslieferung erfolgt ab März mit neuen Vierventil-V6-Motoren."

Glauben Sie mal ausnahmsweise Motor-KRITIK: den SLK mit V6-Motoren wird es ab März nicht geben, die werden erst ab 3. Quartal 2004 nachgereicht. Beginnen wird die Auslieferung des neuen SLK im März mit dem Basis-, einem Kompressormotor.

Frau Priemer schreibt dazu auf Seite 24, nachdem sie das Motorenprogramm für den "Baby-Benz" (A-Klasse) mit "...das Motorenprogramm reicht von 82 bis 170 PS im Zweiliter-Turbo-Benziner": "Viel Kraft für eine A-Klasse, wenig für die Neuauflage des SLK (ab März), der bereits in der Basis 163 PS offeriert und darüber hinaus mit potenten Vierventil-Sechszylindern bestückt wird, die 231 und 258 PS leisten."

Nun bin ich ein wenig ungebildet, kenne die Sechszylindermotoren mit 231 und 258 PS nicht, möchte aber darauf aufmerksam machen, dass auch schon die aktuelle Basis des SLK (ab März ist das dann die "alte Version") mit 163 PS aufwartete. Frau Priemer hat eine wichtige Information nicht gehabt: der neue SLK ab März hat einen neuen Kompressormotor. Hatte der "alte" einen Hubraum von 1.998 Kubikzentimetern, begnügt sich der neue mit 1.795 ccm.

Trotzdem sind alt und neu leistungsgleich: 120 kW bzw. 163 PS. Der "alte" Motor erreichte sie bei 5.300 l/min, der neue dreht um 200 Umdrehungen höher. Das maximale Drehmoment des neuen ist sogar mit 240 Nm um 10 Nm höher als das des alten Motors, allerdings muss er dafür um 500 Umdrehungen höher gedreht werden. Der besondere Vorzug des neuen Motors (natürlich EU 4): sein Durchschnittverbrauch liegt um 1,5 Liter unter dem des alten Motors. Damit kommt man dann ohne Nachtanken weiter, zumal der Tankinhalt beim neuen SLK um 10 Liter, auf 70 Liter angewachsen ist.

Leider ist auch das Leergewicht des neuen SLK angewachsen: um einen Doppelzentner, um 100 Kilogramm. Obwohl der serienmäßig auch kein Reserverad mehr hat, sondern sich mit "Tirefit" auskommen muss. Zurück nehmen muss man als Käufer auch seine Ansprüche an die Zuladung: die ist gegenüber der alten SLK-Version um 20 Kilogramm geringer geworden, beträgt aber immerhin noch 315 Kilogramm.

Der "Neue" kommt jetzt auf 16-Zoll-Rädern daher (früher 15 Zoll), dafür sind die dann auch etwas unkomfortabler geworden, sind von 60er Höhe auf eine 55er abgeflacht.

Weil es Leute geben soll, für die das wichtig ist: der Wendekreis des neuen SLK ist um neun Zentimeter (das sind knapp zwei Streichholzlängen) geschrumpft, beträgt exakt jetzt noch 10,51 Meter.

Die Außenabmessungen sind - bis auf 1 Millimeter in der Breite - sowohl beim Basismodell, wie auch beim Sechszylinder identisch: Länge 1.082 Millimeter und damit um 1,8 Prozent angewachsen; die Breite beträgt nun 1.777 Millimeter (beim V6 1.778 Millimeter) und hat sich damit um rund um rund 3,3 Prozent  verändert, während die Fahrzeughöhe um 37, auf 1.297 Millimeter angestiegen ist, was einer Veränderung von  rund 2,9 Prozent entspricht.

Während es mal eine Zeit gab, in der mit gesunkenen, verbesserten cw-Werten geworben wurde, finden dort inzwischen keine Verbesserungen mehr statt. Mit dem cw-Wert wird inzwischen - fast überall - ein wenig nachlässig umgegangen. Da legt man mehr Wert auf eine dynamische "Nase", ganz gleich, ob das nun per Saldo Benzin kosten wird oder nicht. Der cw-Wert des neuen Basis-SLK mit 1,8 Liter-Kompressormotor beträgt 0,32, der des V6 exakt 0,34. Die Differenz ergibt sich (auch) durch die andere Bereifung, die zwar auch auf 16-Zoll-Felgen aufgezogen ist, aber vorne 225/45, hinten 245/40 breit und hart ist. -

Der neue "kleine" V6  hat nicht mehr 3.199 ccm wie bisher, sondern 3.498 ccm und - wie Frau Priemer richtig schreibt - nun vier Ventile pro Zylinder. Der alte Motor begnügte sich mit drei. Mit der Leistung liegt "ams" etwas daneben. Macht nichts, dafür gibts ja Motor-KRITIK. Der neue V6 leistet 200 kW oder anders gezählt, 272 PS. Obwohl gegenüber dem alten 3,2 Liter mit mehr Hubraum gesegnet, dreht er 300 Umdrehungen höher (alt: 5.700) und benötigt auch 500 Umdrehungen mehr, um das nun auf 350 Nm angestiegene Drehmoment (alt: 310 Nm) zu erreichen.

Fast hätte ich es vergessen: der neue Basis SLK rennt 230 km/h schnell (der alte brachte es auf 226), die V6-Version, wie oben geschildert, rennt bei 250 km/h gegen den Begrenzer (wie gehabt).

Von Null auf 100 km/h kommt man mit der "Basis" in 8,1 sec (alt: 8,2 sec), der V6 macht das in 5,6 sec (alt: 6,9 sec), obwohl sein Leergewicht um 135 Kilogramm angestiegen ist.

Natürlich sind im neuen SLK alle innovativen Innovationen des Konzerns verbaut. Es soll sogar Dosenhalter geben. Dem Vernehmen nach ist auch dieses Mal noch kein elektrischer Schalter fürs Öffnen des Handschuhfaches vorgesehen. Und beim Aussteigen werden Sie immer noch nass, wenn es draußen regnet.

Beide Versionen, sowohl die Kompressor-Basis-Version als auch die potente Sechszylinder-Variante erhalten Sie auf Wunsch - und gegen einen kleinen Aufpreis - mit Automatikgetriebe, wobei Sie damit bei der Sechszylinderversion um 0,1 sec schneller auf Hundert sind als mit der handgeschalteten Version. - Toll!

Ich hoffe, ich habe nicht wichtiges vergessen. Aber wir sollten Frau Priemer auch die Möglichkeit zum "Nachlegen" geben. Denn was denken Sie, was die den Mercedes-Leuten erzählt, wenn die diese Geschichte liest. Wenn es hart auf hart kommt, wird der Verlagsleiter (vielleicht?) Anzeigen von Mercedes ablehnen.

Aber - bäh, fit, fit - ich habe die Daten gar nicht aus der Presse-Abteilung des Stuttgarter Konzerns. Die würden mir was husten. - Gerade deshalb musste ich denen mal zeigen, dass ich eigentlich nicht auf sie angewiesen bin.

Was ich aber trotzdem von den Jungs aus Stuttgart brauche: die Preise für einen Satz Bremsklötze beim neuen SLR. Und auch den Preis für die Keramikscheiben. Denn eigentlich werden - zumindest ist es im Rennsport so - mit den Bremsklötzen immer die Keramikscheiben ausgewechselt. Nein, die Welt kann das nicht kosten. Aber den Basispreis für einen Fiat Panda werden Sie (einschl. Arbeitslohn) für eine solche Arbeit schon ausgeben müssen. - Und dann quietschen sie wieder. (Zumindest nach der Darstellung in den aktuellen Fahrberichten.) Und im kalten Zustand tun sie es auch (noch) nicht so richtig. Aber am Stammtisch... -

Vielleicht entschließen Sie sich ja doch für einen SLK. Der hat die gleiche (familienähnliche) "Nase". - Obwohl der SLR in Nardo schneller als die veröffentlichten 334 km/h war. - Aber bitte, das bleibt unter uns. - Wie auch die (noch!) geheimen Daten des neuen SLK. Ich weiß nämlich nicht, wem Prof. Hubbert die versprochen hatte. - Der Prof. bekommt sonst wieder Ärger.

 MK/Wilhelm Hahne


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