Henry Ford I.: Seine Meinung zur Preisgestaltung, Produktionserhöhung und Vervollkommnung der Ware Automobil

Seine Meinung ist "von gestern" - werden manche sagen. Tatsächlich ist sie von 1923. Es ist also 80 Jahre her, dass Henry Ford I. das dachte, was ich jetzt abschreibe. Aus seinem Buch "Mein Leben und Werk". Was sich seit dem geändert hat? Der Einfluss der Marketings ist sicherlich das Entscheidende. Mit entscheidend sicher auch, dass es an der Spitze der Firmen heute kaum noch wirkliche Unternehmer-Typen gibt, Leute die bereit sind, Verantwortung zu verantworten, sie auf sich zu nehmen, zu tragen. Und wenn es solche Leute gibt - dann leider kaum in der Autoindustrie. Natürlich war Henry Ford I. ein Unikat, der gerade in "seiner Zeit" etwas bewirken konnte. Aber - das ist meine Meinung - Leute mit der gleichen Einstellung könnten heute wieder etwas bewirken. Das geht nicht mit einer Nadelfeile, das geht nur mit einer Axt, besser noch - mit einer Abrissbirne. Aber es genügt nicht Mauern einzureißen, man muss bestehende "Verwaltungsstrukturen" zerstören, bisherige Denkmodelle auflösen, voraus gehen, voraus denken, mitreißen, motivieren. - Wer macht das schon? - Doch nur, wer von seiner Idee überzeugt ist. Aber wer vermittelt heute noch eigene Ideen, steht dahinter, versucht sie - auch gegen Widerstände - durchzusetzen? - Nun zu den Gedanken von Henry Ford I. - Ich habe nur Zahlen weg gelassen, weil die (im Vergleich zu denen von heute) nur ablenken würden. Es geht um den Grundgedanke, den ich so verstehe: 

Automobile zu dem Preis produzieren, der ihren Verkauf garantiert

03-12-15/04. - Ab hier hat jetzt Henry Ford I. das Wort: "Unsere Taktik zielt auf Preisabbau, Produktionserhöhung und Vervollkommnung der Ware. Man bemerke, dass der Preisabbau an erster Stelle steht. Niemals haben wir unsere Unkosten als festen Faktor betrachtet. Daher reduzieren wir vor allem den Preis erst einmal soweit, dass wir hoffen dürfen, einen möglichst großen Absatz erzielen zu können.

Dann legen wir uns ins Zeug und suchen die Ware für diesen Preis herzustellen. Nach den Kosten wird dabei nicht gefragt. Der neue Preis schraubt die Kosten von selbst herab. Der übliche Brauch ist sonst, die Kosten und danach den Preis zu berechnen; das mag von einem engeren Standpunkt aus die Korrektere Methode sein, von breiterem Gesichtspunkte aus betrachtet, ist es aber dennoch falsch, denn was in aller Welt nützt es, die Kosten genau zu wissen, wenn man aus ihnen nur erfährt, dass man nicht zu einem Preis produzieren kann, zu dem der Artikel verkäuflich ist?

Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Kosten sich zwar genau berechnen lassen - und selbstverständlich kalkulieren auch wir sie ganz genau - dass aber kein Mensch weiß, wie hoch sie in Wirklichkeit sein dürfen. Der Weg, das letztere zu ermitteln, ist, einen so niedrigen Preis festzusetzen, dass jeder gezwungen wird, das Höchste zu leisten. Der niedrige Preis treibt jeden dazu, auf Gewinn zu arbeiten. Diese Zwangsmethode hat auf dem Gebiete der Produktion und des Absatzes zu größeren Entdeckungen geführt, als jede bequemere Untersuchungsart es je vermocht hätte.

Hohe Löhne helfen zum Glück die Kosten verringern, weil die Leute, da sie keine pekundären Sorgen haben, in ihrer Arbeit immer tüchtiger werden. Die Einführung eines Mindestlohnes .... für einen achtstündigen Arbeitstag war einer der klügsten Schritte in der Preisabbaupolitik, die wir je getan haben. Wie weit wir in dieser Richtung noch gehen können, lässt sich einstweilen nicht ermessen.

Wir haben bisher immer noch einen Gewinn aus den von uns festgesetzten Preisen erzielt, und ebensowenig wie wir voraussagen können, wie weit die Löhne steigen werden, können wir im voraus berechnen, wie weit sich die Preise noch reduzieren lassen; es hat auch keinen Zweck sich hierüber Kopfzerbrechen zu machen.

......

Keine Fabrik ist groß genug, um gleichzeitig zwei Artikel fabrizieren zu können. Ein Betrieb muss ausschließlich auf ein bestimmtes Produkt eingestellt sein, wenn wirklich sparsam gewirtschaftet werden soll.

In den meisten Fällen ist der Mensch mit einer Maschine besser dran als ohne sie. Durch sorgfältige Ausarbeitung von Entwurf und Produktionsverfahren sind wir in der Lage, die Art von Maschinen herzustellen, die die manuelle Energie des Menschen am häufigsten vervielfältigt; somit ermöglichen wir es dem Betreffenden, seine Dienstleistung und somit auch seinen Lebensstandard zu erhöhen.

Von diesem Grundsatz ausgehend such wir jede Vergeudung von Menschenkraft und Material zu bekämpfen. Verschwendung wird in unseren Betrieben nicht geduldet. Wir denken nicht daran, prunkhafte Baulichkeiten als Symbol unserer Erfolge aufzuführen. Die Bau- und Erhaltungszinsen würden nur eine unnütze Belastung unserer Produkte bedeuten - derartige Denkmäler des Erfolges enden nur gar zu oft als Grabmonumente. Ein großes Verwaltungsgebäude mag ja mitunter notwendig sein, obgleich sich in mir bei seinem Anblick stets der Verdacht regt, dass ein Überfluss an Verwaltung vorhanden ist.

Wir haben einen komplizierten Verwaltungsapparat stets für überflüssig befunden und ziehen es vor, durch unsere Produkte statt durch die Baulichkeiten, in denen sie hergestellt werden, bekannt zu werden.

Die für den Konsumenten mit großen Ersparnissen verbundene Normalisierung bringt für den Produzenten so ungeheure Gewinne, dass er sein Geld kaum unterbringen kann. Aber seine Bemühungen müssen aufrichtig, gewissenhaft und furchtlos sein. Ein halb Dutzend Modelle entwerfen bedeutet noch keine Normalisierung. Es kann im Gegenteil zu einer Einschränkung des Unternehmens führen, wie das auch gewöhnlich der Fall ist, denn wenn man bei seinen Verkäufen von der üblichen Gewinnpolitik ausgeht - das heißt, von dem Versuch, dem Konsumenten so viel Geld wie möglich abzunehmen - hat dieser wenigstens auf eine entschieden große Auswahl Anspruch.

Die Normalisierung stellt somit die Endphase des Entwicklungsprozesses dar. Dieser Prozess beginnt bei dem Konsumenten und führt über den Entwurf zur eigentlichen Produktion. Die Produktion wird auf diese Weise ein Mittel zum Dienen..

Es ist wichtig, diese Reihenfolge im Gedächtnis zu behalten. Bisher man sie nicht genügend berücksichtigt. Auch das Preisverhältnis ist nicht erkannt und berücksichtigt worden. Der Begriff der Preistreiberei hat sich allzu fest eingebürgert. Dabei hängen doch die guten Geschäfte - ein großer Absatz - von dem Preisabbau ab.

Damit kommen wir zu einem neuen Punkte. Die Dienstleistung muss die denkbar beste sein. Es gilt als geschickte Geschäftspolitik, sogar als durchaus anständig, gelegentlich die Entwürfe zu verändern, damit die bisherigen Modelle veralten und die neuen gekauft werden müssen, entweder weil keine Ersatzteile für die alten mehr vorhanden sind, oder weil die neuen Modelle das Kaufpublikum dazu verlocken, den gebrauchten Artikel zu verschleudern und den neuen Anzuschaffen. Das soll tüchtige, kluge Geschäftspolitik sein. Hält man es doch für die Aufgabe des Unternehmertums, das Publikum zu wiederholten Käufen anzureizen; ja es soll sogar eine schlechte Geschäftspolitik sein, etwas Dauerhaftes herzustellen, da ein Käufer, der ein für allemal versorgt ist, nie wieder etwas kaufen wird.

Wir haben gerade die entgegengesetzte Geschäftspolitik. Wir wollen unseren Kunden dadurch zufrieden stellen, dass wir ihm etwas bieten, was ihm, so weit es in unserer Macht steht, für ein leben genügt. Wir möchten gern eine Maschine bauen, die ewig dauert. Es ist uns nicht angenehm, wenn der Wagen eines Kunden abgenutzt wird oder veraltet. Wir wollen, dass der Kunde, der eins unserer Produkte ersteht, sich niemals ein zweites anzuschaffen braucht. Wir nehmen prinzipiell keine Verbesserungen vor, durch die die früheren Modelle veralten. Die Teile jedes Wagens sind nicht nur mit unseren sämtlichen Wagen gleichen Typs, sondern  auch mit sämtlichen Wagen früherer oder späterer Modelle auswechselbar. Man kann einen vor zehn Jahren gekauften Wagen jederzeit durch Kauf der heute fabrizierten Teile mit nur sehr geringen Kosten in einen völlig modernen Wagen umwandeln.

Das ist unser Ziel, und Hand in Hand damit geht der Preisabbau unter Hochdruck vorwärts. Seitdem wir diese feste Preisabbaupolitik vertreten, ist der Druck stets vorhanden, manchmal stärker, manchmal schwächer!"

Soweit Henry Ford I. - Ich höre schon: Wir leben heute in einer anderen Zeit! - Richtig. - Machen wir eine bessere daraus!

MK/Wilhelm Hahne


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