Meldung  in der "Financial Times Deutschland" vom 14. Januar 2005: "Opel muss um Entwicklung des neuen Astra kämpfen"

Ein wenig präziser: die "FTD" hatte diese Information exklusiv. Der Opel Vorstandsvorsitzende Hans H. Demant hatte es den Kollegen persönlich erzählt. Und viele andere Medien haben dann diese "Sensation" übernommen, den Opel-Chef aus "FTD" zitiert. - Toll! - Und damit rollt eine neue Meldungswelle mit dem Grundthema "Opel gegen den Rest der Welt". Mich - und alle die Motor-KRITIK aufmerksam lesen - konnte diese Meldung nicht überraschen. Auf meinen Internetseiten war eine entsprechende Ankündigung bereits ab 27. Mai 2004 zu lesen. - Weil das offensichtlich von wichtigen Kollegen überlesen wurde, werde ich mich mal nachstehend selbst zitieren. Und das Zitat mit einem von Opel ergänzen, das offensichtlich von vielen auch nicht wahrgenommen wurde. Dabei muss man Frank Klaas, oberster PR-Mann in Rüsselsheim, durchaus ernst nehmen, wenn er vorgefertigte Texte, in diesem Falle sogar von Zürich "angeregt" vorliest (oder vorträgt). Darin hat er aus seiner Rundfunkzeit noch Übung. - Was wir alle noch aus diesem "FTD"-Beispiel lernen können: Es gibt für die neue Opel-Spitze einen neuen Infokanal. Zur Erinnerung: früher - unter "alter Leitung" waren mal "Handelsblatt" und "Capital" die favorisierten Medien für Exklusiv-Darstellungen des Opel-Managements.

Liegt die Zukunft der Automobilindustrie in Asien?

05-01-20/03. - Es geht nichts mehr ohne China. Oder andere Teile der Asien-Region. Hört man. Dort werden neue Überkapazitäten geschaffen. Dort wird in Zukunft entwickelt. Liegt dort die Zukunft?

Eigentlich nicht. Dort findet unsere nationale Zukunft ihre Ergänzung. Natürlich darf man die Märkte dort nicht vernachlässigen. Aber das europäische Automobil wird seine Basis immer in Europa haben. Haben müssen. Wenn es den Geschmack, den Komfortansprüche unserer kleinen Welt auf den Punkt genau treffen will.

Die Asiaten - als erste die Japaner - nutzen die europäischen Märkte, um ihre Marken zu stärken, profilierter erscheinen zu lassen; manchmal auch, um erst zu einer Marke zu werden.

Wer kannte denn - nur ein Beispiel - im Jahre 1977 die Firma Bridgestone? - Heute kennt jeder diesen Reifenhersteller. Eins seiner Entwicklungszentren liegt bei Rom, in Italien. - Und wer wusste vor wenigen Jahren etwas mit dem Namen "Kia" anzufangen? - Und wodurch wurde "Kia" zu dem, was es heute ist?

Und Herr Pischetsrieder stellt gerade sicher, dass wir - in Zukunft - auch Automobile der Marke "Proton" ernst nehmen. - Aber dieses Thema werde ich aus anderen Gründen in einer eigenen Geschichte behandeln.

Kommen wir zur Meldung der "FTD" vom 14. Januar 2005:

"Ich kämpfe darum, dass auch die nächste Generation des Astra federführend in Europa entwickelt wird", sagte Opel-Vorstandschef Hans Demant der Financial Times Deutschland. Bislang zeichnete der Opel-Standort in Rüsselsheim dafür verantwortlich. Es könne sein, dass der Astra-Auftrag an ein anderes Entwicklungszentrum des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) vergeben wird, sagte Demant. "Im Verbund kämen auch Detroit, Suzuki oder Daewoo in Frage."

Und die gesamte Medien-Welt stöhnt auf. Welche Überraschung. Es war doch allen klar gewesen... -

Motor-KRITIK war etwas anders klar - und sah die Entwicklung am 27. Mai 2004 so:

"Henderson in Zürich ist für Opel auch noch in anderer Hinsicht eine Gefahr: Henderson, aus der Asien-Pazifik-Region kommend, ist der Meinung, dass man die Entwicklung neuer Automobile schon aus Kostengründen nicht in Europa - erst recht nicht in Deutschland - betreiben sollte. Er wird die Verlagerung der Entwicklungsaktivitäten in Richtung Asien betreiben und findet in dieser Meinung eine klare Unterstützung bei Peter Hanenberger, heute in Australien zuhause, der einen solchen Asien-Trend auch deshalb noch gerne unterstützt, weil er mit Rüsselsheim noch eine Rechnung offen hat und auch gerne selbst davon profitieren würde: Holden wird für die heckgetriebene (auch Opel-) Modellpalette zuständig sein."

Nun ist Hanenberger inzwischen als "Aktiver" ausgeschieden, steht aber GM mit einem Beratervertrag immer noch zur Verfügung.

Und GM hat längst offiziell verlauten lassen, was vielen Kollegen einfach entgangen zu sein scheint:

"Das internationale, technische Entwicklungszentrum in Rüsselsheim und das Saab-Technical-Development-Center in Trollhättan werden vollständig in die weltweite General Motors Entwicklungsorganisation integriert. Das stellt sicher, dass die europäischen Entwicklungsaktivitäten in den globalen Entwicklungsprozess von GM eingebunden sind. Da geht es einfach darum. die Entwicklungsressourcen des weltweit größten Automobilherstellers besser zu nutzen."

Das war "O-Ton 4" aus der Tonkonserve für Rundfunkanstalten (öffentlich-rechtlich und privat), die von Frank Klaas besprochen war. Der wurde in der jeweiligen Abmoderation so beschrieben:

"Frank Klaas, General Director Communications der Adam Opel AG und Sprecher für GM Europe."

Heute weiß man dazu ergänzend, dass im technischen Entwicklungs-Zentrum, Rüsselsheim, auch viele Mitarbeiter entlassen werden sollen. Das passt doch wunderbar ins "Integrations-Versprechen". Denn das Entwicklungszentrum ist nicht mehr ein Teil von Opel, sondern - werfen Sie noch mal einen Blick auf die Zeilen oben - "in die weltweite General Motors Entwicklungsorganisation integriert". So wie das Entwicklungszentrum von Ford in Merkenich auch nicht mehr zur Ford GmbH, Köln zählt, sondern dort längst - auch organisatorisch - heraus gelöst ist.

Aber zurück zu Opel, dessen derzeitiger Chef den Kollegen von "FTD" wie folgt den Kugelschreiber führte:

"'Bei der Entscheidung, wo der Komponentensatz und die Architektur des nächsten Astra entwickelt werden, geht es um Kosten und um das nötige Wissen', sagte Demant, der zugleich auch Leiter des ITZ ist. Eine Entscheidung werde bis Ende des Jahres fallen."

Bis dahin werden wir noch viel von Opel hören. Auf - und aus - vielerlei Kanälen. Und achten Sie darauf, was Frank Klaas vermeldet, wenn er vorgefertigte Manuskripte abliest. Mit sonorer Stimme (die er übrigens versichert hat). - Dann sollte man schon genau hin hören.

MK/Wilhelm Hahne


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