Unter normalen Umständen lesen Sie auf diesen Seiten nur Geschichten von mir, Wilhelm Hahne. Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch in der Vergangenheit. In diesem Fall - nachfolgend zu lesen - habe ich den in einer Reihe von Veröffentlichungen ein wenig verzerrt dargestellten Motorradfahrer einer BMW (mit ABS) gebeten, seine Sicht der Dinge aufzuschreiben. Nicht so sehr auf das ABS-System bezogen, sondern auf ein anderes, das System Presse/Industrie (oder umgekehrt), so wie es sich ihm darstellt. Diese Geschichte ist mit seinem Vornamen gezeichnet, aber selbstverständlich kenne ich den kompletten Namen, die komplette Anschrift; da ich auch meine Arbeit in den letzten Wochen z. T. mit Informationen bestritten habe, auf die ich durch Alexander - aber auch andere BMW-Fahrer - aufmerksam wurde bzw. durch ihn/sie erhielt. Meine Geschichte zum ABS-Thema lesen sie in einer weiteren Veröffentlichung dieser Serie. Doch nun Alexander mit einer Geschichte, die schon Anfang Februar geschrieben wurde, aber trotzdem nicht alt wirkt. Denn die Problematik ist heute noch die gleiche:
BMW unter “Artenschutz”?
05-08-15/01. - Mir persönlich gefällt das, was in den
letzten Wochen und Monaten in der Presse zu obigem Thema passierte überhaupt
nicht. Weder die Veröffentlichungen in DIE WELT, noch die in TOURENFAHRER haben
mich zufrieden gestellt, finden meinen ungeteilten Beifall.
Ich berichte mal in Kürze, wie es mit der Presse tatsächlich war, denn das
wird es auch in den nächsten Veröffentlichungen dieser Medien nicht zu lesen
geben. Das sind die Fakten:
Motorrad: BMW GS1150GS 03 Adventure. Kilometerstand 29.000.
Am 04.08.2004 gab es damit einen Zwischenfall wegen irregulärem
Systemverhaltens (ABS) in der Stadt.
Am 06.08.2004 ist die Bremskraftverstärkung des Motorrades auf der Autobahn
ausgefallen.
Ich war der Fahrer.
Unmittelbar darauf - auch angeregt durch das aus meiner Sicht eigenartigen
Verhalten von BMW - habe ich intensive Recherchen betrieben, und herausgefunden,
dass ich offenbar nicht der einzige Fahrer war, der mit der Bremsanlage - wie in
meiner BMW verbaut - in Gefahr gekommen war. Durch die ganze Modellgruppe mit
I-ABS III waren international Fahrer betroffen, berichteten von unangenehmen
Erlebnissen mit diesem System.
Am 16.08.2004 hatte ich erstmalig Motorradmagazine angeschrieben. Eine Redaktion
hat mein Schreiben nicht beantwortet, die andere Redaktion hatte mich an den
Pressesprecher von BWM verwiesen . - (?) -
Am 29.08.2004 habe ich erneut die Redaktion angeschrieben, die mein Schreiben
nicht beantwortet hatte. Ich habe dargelegt, dass man eigentlich das KBA
(Kraftfahrtbundesamt) einschalten könnte.
Schon am 30.08.04 bedankte sich die Redaktion für meinen Hinweis, da man sich
gerade auch den Schritt überlege, "da die bisherigen Reaktionen aus dem
Hause BMW nicht zufrieden stellen".
Am 21.10.2004 (!!) hat mir diese Redaktion dann mitgeteilt: "Wir sind
schon vor Ihrem Fall mit BMW zum Thema ABS in Verbindung." Es wurde mir
nahe gelegt, mein Handeln moralisch zu reflektieren, da durch “eine
öffentliche Diskussion über die Bremssicherheit von ABS-Systemen“ die
Proliferation von ABS an Motorrädern beeinträchtigt werden könnte. Am
29.11.2004 hat mich die andere Redaktion, die mich an den Pressesprecher von BMW
verwiesen hatte, gebeten, sie wegen des „Themas“ nicht mehr zu kontaktieren.
Wenn mir das Thema "Bremskraftverstärker an BMW-Motorrädern" so
wichtig wäre, könne man nicht verstehen, warum ich die Gesprächsangebote mit
BMW nicht wahrgenommen hätte. Man fühlte sich offenbar durch meine Zusendungen
gestört. - Worin?
Zahlreiche Redaktionen haben überhaupt nicht geantwortet und greifen bis heute
das Thema in keiner Weise auf.
Ab 01.12.2004 habe ich dann 10 Tage lang - in einer bisher beispiellosen Aktion
- Aufmerksamkeit zu erregen versucht: Ich habe die nationale und internationale
Presse, nationale und internationalen Behörden und die internationale Community
sowie deutsche Fahrsicherheitszentren über die ABS-Problematik - und wie sie
sich mir aufgrund meiner eigenen Erfahrung darstellt - informiert.
Bereits am 10.11.2004 hatte sich eine Redaktion gemeldet, und folgendes
ehrliches Verbraucherberatungs-Fazit aus der Diskussion um I-ABS III
Bremsanlagen gezogen: "Im Moment besser eine BMW ganz ohne ABS kaufen
statt zwangsläufig eine mit Bremskraftverstärker". Ob das Magazin so
deutlich die Empfehlung auch aussprechen wird, darauf darf man natürlich
gespannt sein.
DIE WELT und TOURENFAHRER haben zwar “Anregungen” durch mich erhalten, aber
ohne Rücksprache, ein persönliches Gespräch (oder gar ein Interview), das
Thema aufgegriffen und publiziert. Der Leser hat das Nachsehen bei dem, was er
da an Text und Inhalt geliefert bekommen hat, wurde nicht umfassend informiert.
Ich habe auch den TOURENFAHER bitten müssen, eine
Gegendarstellung von mir abdrucken. Mir sind auch Leserbriefe anderer BMW Fahrer
an den TOURENFAHRER bekannt, die sich wegen der letztendlich unkritischen
Berichterstattung und zum Teil unrichtigen Information beschwerten.
Leider hat TOURENFAHER – ohne weiteren Kommentar – die Gegendarstellung in
der Ausgabe 03/05 nicht abgedruckt. Es wurde noch nicht einmal eine
redaktionelle Richtigstellung vorgenommen. Auf meine Nachfragen, warum meine
Erklärung nicht gedruckt wurde, habe ich keine Antwort erhalten, so dass
ich einen Anwalt – spezialisiert in Presserecht – aufsuchen musste. Solch
spezialisierte Anwälte erhalten ein Honorar von 200€ die Stunde, das auch
nicht von meiner Versicherung übernommen wird.
Ich habe, so erkennt der Anwalt den grundsätzlichen Fehler schnell, eine „im
Umfang über die aktuelle Fassung deutlich hinausgehende Gegendarstellung
mitgeschickt“. - Man hätte mich ja seitens des TF darauf hinweisen
können, ein Gespräch suchen können. Hat man aber nicht.
Mein Anwalt hat nun inzwischen eine neue Gegendarstellung verfasst, die den
formalen, rechtlichen Bedingungen genügt. TOURENFAHRER wurde mitgeteilt, dass
mein rechtliches Interesse an der Veröffentlichung der Gegendarstellung nicht
zuletzt in der durch die unwahren Tatsachen erzeugten Beeinträchtigung meiner
Glaubwürdigkeit und meines Rufes begründet ist.
So macht es ja für die Erheblichkeit meiner Schilderungen zum einen einen
beachtlichen Unterschied, dass der vordere und nicht der hintere Bremskreislauf
von der Ausfallproblematik betroffen ist. Zum anderen erweckt die Darstellung
der Neuanschaffung eines Motorrades durch mich – seitens TOURENFAHRER – den
Eindruck, ich würde trotz meiner Bedenken erneut ein mit I-ABS-III
ausgestattetes Motorrad fahren. Was natürlich nicht zutrifft. Es handelte sich
um eine Cup-Maschine die ausschließlich (!) ohne ABS geliefert wurde. Durch die
Hervorhebung des Motorradtyps R1100S mittels Ausrufungszeichen wird die dadurch
anzeigte falsche Darstellung noch unterstrichen und rückt mein Kaufverhalten
mittelbar auf die Ebene des Unverständnisses, wenn nicht gar der
Lächerlichkeit. - Sollte das beabsichtigt gewesen sein?
Darüber hinaus habe ja nicht ich, sondern es haben verschiedene andere BMW
Fahrer sich völlig unabhängig von mir mit derselben Problematik an den ADAC
gewandt.
Ich habe mich in der neuen Gegendarstellung dann darauf beschränkt, lediglich
diese drei Punkte richtig zu stellen, obwohl auch weitere Teile der
Berichterstattung im Grunde korrekturbedürftig erscheinen.
Rückblickend wäre es doch sicherlich einer ausgewogenen Berichterstattung
dienlich gewesen, wenn TOURENFAHRER mich – noch dazu bei namentlicher Nennung!
– vor Drucklegung in die Recherchen persönlich einbezogen hätte. Wollte man
das nicht? Wenn das so ist: welche Interessen stehen dahinter? Wer kann
Interesse daran haben, meine Glaubwürdigkeit zu beschädigen?
Da gibt es viele: Die Industrie, die Händler und sicher auch Reiseveranstalter,
die in TOURENFAHRER werben, und BMW Motorräder vermieten. Aber auch die
Gemeinde der BMW Fahrer, deren Motorräder durch das Aufdecken von Mängeln an
der Bremsanlage an Wert verlieren. Denn wer setzt sich denn jetzt heute noch
allen Ernstes auf ein BMW Motorrad mit I-ABS III Bremsanlage, wenn er nicht nur
deren Vor-, sondern auch deren Nachteile kennt?
Ich habe bislang einigen Redaktionen gedanklich Korruption und Inkompetenz
unterstellen müssen. Mein Wissen um die Realität in der Presselandschaft ist
inzwischen durch meine Erfahrungen aber größer geworden und - ich sehr die
Dinge nun etwas anders: zum einen Teil ist es eindeutig eine deutliche
Inkompetenz (das belegt die Korrespondenz), zum anderen Teil eine regelrecht
fanatische Sicherheits-Geisteshaltung, verblendet und fehlgeleitet wie andere
Themenbehandlungen durch andere Extremisten auch. Aber man empfindet die eigene
Grundhaltung als positiv: schließlich möchte man doch die Welt verbessern.
BMW möchte das übrigens auch: seit dem 20.09.2004 weiß ich persönlich davon,
dass BWM ein neues ABS entwickelt, da den verantwortlichen BMW-Ingenieuren die
Schwäche ihres bisherigen Systems schon lange bekannt ist. (!)
Ich rufe in Erinnerung, dass sich am 10.11.2004 die Redaktion eines deutschen
Motorradmagazins bei mir gemeldet hat, und folgendes ehrliches
Verbraucherberatungs-Fazit aus der Diskussion um I-ABS III Bremsanlagen gezogen
hat: "Im Moment besser eine BMW ganz ohne ABS kaufen statt zwangsläufig
eine mit Bremskraftverstärker". Das ist z.B. nicht das Fazit von
TOURENFAHRER. Übrigens auch nicht von DIE WELT. Da in den Berichterstattungen
beider Presseerzeugnisse kein Fazit gezogen wurde, kann man - so lobenswert die
Themenbehandlung auch grundsätzlich war - beiden Geschichten nur
Alibi-Charakter bescheinigen.
Was ich nicht verstehe: Wenn man mit den Redaktionen von deutschen
Motorrad-FACH-Magazinen Kontakt aufnimmt, in einer Angelegenheit, die in
Deutschland vorher völlig unkritisch und undifferenziert behandelt wurde, wieso
gibt es dann die Reaktion, dass entweder auf den Pressesprecher des Herstellers
verwiesen wird (?), oder - auch verwunderlich - man darum gebeten wird, nun
endlich still zu sein? - In einer Angelegenheit still sein, die 200.000
Motorradfahrer weltweit betrifft? - Ich meine - das ist eine signifikante Zahl,
die jeden verantwortungsbewussten Bürger zum Handeln aufrufen müsste, erst
recht aber Fachjournalisten!
Ich habe bereits Antworten auf die Fragen zu “Presse & ABS” gegeben. Die
Antworten waren aber nicht erschöpfend - können es auch eigentlich nicht sein.
Es gibt natürlich weitere Erklärungsmuster:
Allein auf Grund der Anzeigen der Hersteller (Motorradindustrie) ergibt sich de
facto ein 'gewisser Interessenkonflikt'. Das ist in anderen Printmedien nicht
anders. So betrachtet ist die sogenannte Unabhängigkeit der Presse eigentlich
eine Farce.
Trotzdem tun sich Fragen auf, denn in anderen Fällen wurde rücksichtslos und
schonungslos aufgeklärt und berichtet, wobei im HONDA Fall weltweit nur (m.W.)
ein einziges deutsches Magazin tätig geworden ist. In einer Angelegenheit, die
andere Redaktionen für offenbar hinnehmbar hielten:
- Gabelflattern Kawasaki ZX-9R
- "Kickback" bei der Honda Fireblade, Jahrgang 2002/2003
Nun - ich selbst halte das "Kickback" bei diesen Maschinen für
"normal". Aber diese Sache hat offenbar die Auswirkung, dass nun an
der HONDA Fireblade ein geschwindigkeits- und beschleunigungsabhängiger
elektronischer Lenkungsdämpfer verbaut wurde. - Was für ein Wahnsinn! (Der
aber durch einen Unfall mit einem "normalen" Lenkungsdämpfer in der
USA - und einer entsprechenden Schadensklage - seine Erklärung findet.)
Im Falle des Umgangs der Presse mit dem Thema ABS bleiben damit Fragen offen.
Und es wirkt auf mich wenig beruhigend, dass die deutsche Motorradpresse
international betrachtet als die kritischste gilt.
Sicher - man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in manchen
internationalen Publikationen Pressetexte von den Herstellern quasi eins zu eins
übernommen werden. Das wird durch die Hersteller sicher nicht beanstandet, ist
aber bestimmt kein Dienst am Leser.
Es wäre gut, wenn die deutsche Fachpresse ihre auf internationaler Ebene
erreichte Einschätzung nun auch im Falle BMW mit einer entsprechenden
realitätsbezogenen Berichterstattung unterstreichen würde. Mich lassen die
bisherigen Ansätze nur müde lächeln, bzw. bringen mich zum Schreiben von
Gegendarstellungen. Wobei es doch z.B. im Falle Honda gute Ansätze gab... -
Oder genießt BMW “Artenschutz, während Honda als “Ausländer”...? - Ich
möchte das nicht zu Ende denken.
MK/Alexander*
(Name + Anschrift der Redaktion bekannt)
* bezeichnet ein Lenkerpendeln unter bestimmten Fahrzuständen (auch als "Shimmy" bezeichnet), z.B. in bestimmten (engen) Geschwindigkeitsbereichen oder bei starken Beschleunigungsvorgängen bei leistungsstarken (sogenannten) Sportmotorrädern. Stellt für erfahrene Motorradfahrer kaum ein Problem dar, Auch-Motorradfahrer können aber durch eigenes Fehlverhalten ein leichtes Pendeln ("Kickback") so verstärken, dass es evtl. zum Sturz kommen kann.
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