Über Diess und Das sowieso, über R und K vorne, über S und R hinten und A, B, S am Ende

Aber es geht auch um BMW, um Pfeiffer und Pfeifen. Es geht um die Realität und die Träume von Träumern. Es geht um die Profilierungssucht von Menschen. Um jeden Preis. Auch um den von Menschenleben. Der Eine will mit einem Krieg den Terrorismus bekämpfen, der Andere verrechnet reale Tote mit gesparten Toten, stellt unbekannte Zahlen gegen unbekannte Zahlen. Und jede technische Übertreibung wird zu einer epochalen Innovation hoch gespielt. Aus einem Sicherheitssystem wird so etwas ähnliches - nur mit einem hohen Gefährdungspotential. Risiko ist geil. Vorher war es kalkulierbar. Einfach: Motorradfahren. Nun muss man vorher ins Horoskop schauen. Und die Industrie verdient gut daran. Und das KBA (Kraftfahrtbundesamt) prüft alles nach den Buchstaben des Gesetzes. (Welchen Jahrhunderts?) Und der Käufer erhält ein Motorrad, das eigentlich keins mehr ist. Mehr eine Transportmaschine. Nicht für normale empfindene Menschen gedacht, sondern für um Profilierung bemühte Figuren, die sich ihren Profilierungs-Rahmen etwas kosten lassen können. Die größte Fehlerquelle (nicht nur beim Motorradkauf!) liegt nach wie vor beim Menschen. Meint ein Chefredakteur. Übrigens: auch ein Chefredakteur ist eigentlich ein Mensch. Ist wie ein BMW-Integral-ABS mit BKV. Also unvollkommen. Aber das mit Servounterstützung. Wie Karriere-Menschen eben so sind. So wie das aktuelle BMW-ABS für Motorräder einfach unmenschlich ist. - Ein Fall für den Staatsanwalt?

Vollkommene Perfektion mit Rückfallebenen
zur kontrollierten Unsicherheit -
und das mit servo-elektrischem Nachdruck

05-08-15/02. - "Mercedes hatte den 'Elch-Test', BMW das 'Bremsversagen'. Richtig so, sollen die doch Motorräder bauen mit vernünftiger Technik die auch funktioniert." So schreibt Thomas Ihle Ende Juli für "BIKERs JOURNAL". Um weiter zu erklären: "Und der arme Kreuzritter, dessen Motorradbremse eben nicht richtig funktionierte, fühlt sich berufen, die neueste Bremsentechnologie komplett in Frage zu stellen. Und dann kommt ein Wirtschaftsredakteur des Hessischen Rundfunks, um auf diesen Zug in filmgerechter Hollywood-Manier aufzuspringen, so dass schließlich die Tagesschau den 'Fall Motorrad-BMW' dem betroffenen Seher/Leser nahe legen möchte."

Und "Insider" Thomas Ihle ruft dem Leser zu: "Hallo aufwachen! Der Zug ist längst abgefahren. Seit 1992 fährt kein Bus und Lkw mehr ohne ABS und Bremskraftverstärker, oh und ihr neuer Pkw wird seit Juli 2004 nur noch mit ABS ausgeliefert. Beim Motorrad hat es in den Köpfen deutlicher länger gedauert."

Herr Ihle erklärt dann später dem aufmerksamen Leser: "Beim Pkw längst eine Selbstverständlichkeit, gerät der Bremskraftverstärker beim Motorrad ein wenig in Erklärungsnot. Er sorgt beim Motorrad seit 2001 dafür, dass der Bremsdruck um 0,1 Sekunden schneller aufgebaut werden kann und reduziert die erforderliche Handkraft am Bremshebel um 15 Prozent. Bei einer Vollbremsung gar um 50 Prozent."

Und wenn der Bremskraftverstärker ausfällt, Herr Ihle? - Und eine Dame hat die Bremshebelstellung den Möglichkeiten ihrer (kleinen) Hand angepasst? - Dann wird es dramatisch. Und wurde in Frankreich schon getestet. - Aber wen interessiert das? - BMW wohl nicht. Die gaben Ende Juli in München eine Nachhilfestunde in BMW-Denken.

Thomas Ihle hat bei der "Nachhilfestunde", durchgeführt von BMW für wahrnehmungsschwache Journalisten, sehr gut aufgepasst. Und wir lernen daraus, dass schon 2001 BMW den Bremskraftverstärker einführte, dass aber erst im Jahre 2004... - Moment! - Die Motorradfahrer haben also vier Jahre gebraucht, um in der Fahrpraxis heraus zu finden, dass das BMW-ABS mit einer Reihe von Mängeln behaftet ist?

Nein, denn natürlich gab es in der Zeit von 2001 bis 2005 nicht nur die (auch) von Herrn Ihle genannten (natürlich eine Wiedergabe der offiziellen BMW-Darstellung) 21 Funktionsstörungen des ABS-Systems. Die Zahl wurde schon von BMW-Lautsprecher Stoffregen im Herbst letzten Jahres genannt.  Und danach immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt. Sie wurde erst in diesen Wochen durch BMW-Motorrad-Chef Diess modifiziert. Nach oben natürlich. Das wirkt glaubhafter. Aber es sind natürlich - bezogen auf rund 260.000 Nutzer - immer relativ wenige. - Leider ist jeder ABS- oder Druck-Ausfall, jeder Ausfall der Bremskraftunterstützung jeweils einer zu viel. Denn die Bremse ist ein Sicherheitssystem, sollte bei normaler Nutzung niemals ausfallen. Aber wenn es nun von 2001 bis 2004 praktisch keine Fehlermeldungen "im Feld" (so spricht man bei BMW intern) vorkam... - Gemach, gemach!

Lassen wir doch mal einen BMW-Motorradfahrer mit dem innovativen BMW-ABS-System von 2001 zu Worte kommen. Der schreibt:

"Ich weiß nicht, ob ich von "Motorrad" oder BMW mitgezählt wurde, aber ich bin einer der Betroffenen. Bereits im Juni 2002 (BMW R1100S, Bj.2001, ABS-Teilintegralsystem) habe ich mich bei einem Action-Team-Sicherheitstraining überschlagen. Vorgang wie folgt:

Sonniges Wetter, 1. Vollbremsung aus 40-50 km/h. ABS regelt.
Wieder angestellt und nach ca. 5 min 2. Vollbremsung aus gleicher Geschwindigkeit an gleicher Stelle: Das Hinterrad stieg schneller als das Space Shuttle und das ABS zuckte nicht mal.

Ich war völlig überrascht, da ich dieses Bremsverhalten überhaupt nicht kannte und das Motorrad überschlug sich direkt nach vorne und rollte sich über mich ab. Da die Kiste nicht leicht ist, natürlich mit Notarzt ins Krankenhaus. Vielleicht erinnert sich ja noch einer der ActionTeam-Kollegen?!

Die Prüfung in der Werkstatt ergab eine einwandfreie Funktion des ABS. Damals argumentierten die BMW-Leute MOTORRAD gegenüber, das ABS sei kein Überschlagsverhinderer! Herr Schwarz erinnert sich sicherlich. Mir wünschte BMW 'recht bald wieder die gewohnte Freude am Motorradfahren'.

Die hat sich dann doch nicht mehr eingestellt auf einem Motorrad mit einem Bremssystem, das zwar dem Zweck dient uns Normalsterblichen richtige Vollbremsungen zu erlauben, in der Praxis dann jedoch genau dann versagen kann und ein nicht kalkulierbares (!) Restrisiko beinhaltet.

Aufgrund all dessen habe ich dann (sicher endgültig) den Hersteller gewechselt und bremse nun wahrscheinlich mittelmässig, aber mit einem System (sensu Bernt Spiegel), dessen Regelkreise ich selbst in der Hand habe! Trotz aller theoretischen Vorteile hatte ich keine Lust mehr, persönlich den Kopf hinzuhalten. - Sorry BMW!"

An einem solchen Beispiel kann man durchaus die Entwicklung des Bremssystems durch BMW nachvollziehen: so kam man nämlich zum "Überschlagschutz". Der sieht so aus, das man dank BKV (Bremskraftverstärker) zwar brachial bremsen kann, aber sobald dann das Hinterrad ein wenig abhebt, macht die Bremse vorne offen, was dem Hinterrad zwar den Bodenkontakt wieder gibt, aber - leider, leider - den Bremsweg unkalkulierbar verlängert.  Dieser Vorgang erfolgt auch, wenn das Hinterrad nur kurz stehen bleibt, wie es auch beim Überfahren (während eines Bremsvorgangs) einer "Schwelle" in einer 30 km-Zone der Fall sein kann.

Es gibt nicht wenige BMW-Fahrer, die so "in einer Kreuzung", statt "vor einer Kreuzung" zum Stehen kamen. Sogar Stopp-Straßen sind auf diese Art schon überfahren worden. - Wer ist der Schuldige? - Der BMW-Fahrer. Denn wie will er nachweisen, dass die Bremse das getan hat, was ihr durch die (seit "damals" dann neue) Sicherheits-Software vorgegeben ist?

Und es leuchtet, blinkt dann auch keine Warnlampe. Alles ist OK. - Wer ist da nicht normal?

Natürlich kommt es bei Bergab-Fahrten (beim Anbremsen vor Kehren) schneller zu dem oben genannten Effekt als bei Fahrten in der Ebene. Wenn die Ebene eben ist. So wie auf den Versuchsgeländen, auf denen BMW gerne die perfekte Funktion des innovativen Bremssystems demonstriert. Und Fachleute wie den Herrn Ihle (s. o.) beeindruckt.

Und ist der Bremslichtschalter defekt: fällt das ABS aus. Aber die Warnleuchte blinkt. Und ist das Bremslichtbirnchen defekt (oder hat keinen Kontakt): die Warnleuchte blinkt. - Und wenn die Batterie nicht voll ist... - Kann ja mal sein. Denn die entladet sich sogar bei längerem Stehen. Und wenn dazu noch die Temperatur absinkt... - Man kann eben nicht alles haben. Das ist die andere Seite des so genannten Fortschritts.

Manchmal baut das BMW-System auch keinen Bremsdruck auf. Da schreibt z.B. eine Motorradfahrerin am 8. August 2005, also noch nicht lange her:

"Bin heute gegen meine eigene Garage gefahren. Es war ein Bremsversagen. Jetzt geht alles wieder. BMW sagt, es steht nichts im Fehlerspeicher. Ich glaube die meinen, ich kann nicht fahren. - Was soll ich machen?"

Die Dame hat bei BMW keine Chance. Unglaubwürdig. - Ich glaube ihr. Mein Rat wäre: Motorrad verkaufen.

Ich möchte noch eine andere Motorradfahrerin zu Wort kommen lassen. Sie hat ihre Erlebnisse mit einem BMW-Motorrad exklusiv für Motor-KRITIK aufgeschrieben. Hier ohne weitere Vorrede...

"...meine persönliche Schilderung zu dem Bremsproblem bei BMW:

Das erste Fehlverhalten (Ausfall von Bremskraftverstärker und ABS) der
Bremse trat am 25.05.2005 ohne Vorwarnung auf.
Da ich mich in keiner Notsituation befand und mit einer gemäßigten
Geschwindigkeit von schätzungsweise 40 km/h fuhr, bekam ich "nur" einen
Schreck, als die gewohnte Bremswirkung ausblieb, konnte das Fahrzeug jedoch
zum Stehen bringen. - In einer anderen Situation hätte dies böse enden können.
 
Ich befand mich zu der Zeit mit dem Motorrad im Urlaub. Nachdem das
Fehlverhalten der Bremsen aufgetreten war, habe ich direkt vor Ort nach
offensichtlichen Mängeln am Bremssystem geschaut, konnte aber nichts
feststellen. Ich habe mich sodann auf den kürzesten Weg nach Hause begeben. 
Auf der Rückfahrt machte ich die folgenden Feststellungen:
Nach einem Aus- und wieder Einschalten der Zündung lief der Selbsttest der
Bremsen stets ohne Hinweis auf einen Fehler. Bei ausschließlicher Betätigung
der Fußtrittbremse funktionierte der Bremskraftverstärker einwandfrei. Ob
das ABS funktionierte, kann ich leider nicht beurteilen, da ich so umsichtig
gefahren bin, dass ich keine heftigen Bremsvorgänge vornehmen musste.
Die erste Betätigung der Handbremse (ohne Fehlverhalten der Bremsen) führte
im Anschluss an den Bremsvorgang zum Aufleuchten der Warnleuchten und ab dem
Zeitpunkt dann auch wieder zum Ausfall des Bremssystems. 
Bei erneutem Aus- und wieder Einschalten der Zündung wiederholte sich die
Prozedur. - Man kann quasi sagen, ich hatte jeweils die Möglichkeit zu einer einzigen
vernünftigen Bremsung.

Ich möchte hier auch ganz deutlich zum Ausdruck bringen, dass in meinem
Fall, das Versagen der Bremsen in keinem Zusammenhang mit mehreren, in
kürzerer Zeit aufeinander folgenden Notbremsungen (Bremsen mit Ansprechen
des ABS) gestanden hat! 
Die Stellungnahme von den BMW diesbezüglich ist m. E. absoluter Unsinn.
Zudem bin ich vor dem ersten Auftreten des Fehlverhaltens einige Stunden
Autobahn gefahren, sodass die Bordspannung voll leistungsfähig gewesen sein
müsste.

Wie im Handbuch zum Motorrad von BMW empfohlen, habe ich den Handhebel auf
die größte Einstellung gebracht, um die Hebelwirkung zu vergrößern.
Jedoch muss ich sagen, dass ich mich als Frau (mit kleinen Händen und
wahrscheinlich weniger Muskelkraft) extrem unsicher gefühlt habe. Ich hatte
große Bedenken, dass Motorrad in einer Notsituation überhaupt rechtzeitig
zum Stehen bringen zu können.

Am nächsten Werktag habe ich umgehend eine BMW-Werkstatt aufgesucht.
Der Fehlerspeicher wurde dort sofort ausgelesen.
Die Fehler wurden aus dem Speicher gelöscht. Man bat mich dann, erstmal
vorsichtig weiterzufahren, um zu testen, ob das Fehlverhalten der Bremsen
durch das Löschen des Fehlerspeichers behoben ist, oder aber der Fehler
erneut auftritt.
Am gleichen Tag bin ich noch schätzungsweise dreihundert Kilometer ohne
einen Fehler gefahren.
Erst am folgenden Montag trat der Fehler wieder auf.
In der BMW-Werkstatt wurde daraufhin der Fehlerspeicher erneut ausgelesen
und anschließend wieder gelöscht.
Der Werkstattmeister erklärte, er werde mit der Zentrale in München
Rücksprache halten.
Nach meinem Wissen, hat die Zentrale in München von der Werkstatt die
Überprüfung bestimmter möglicher Fehlerquellen verlangt, mit der Konsequenz,
dass bei Ausschluss anderer Fehlerquellen, die Steuereinheit (Hydroaggregat)
ausgewechselt werden muss.

Am 21.06.2005 habe ich mein Motorrad mit neuer Steuereinheit wiederbekommen.
Der Austausch der Steuereinheit erfolgte im Wege der Garantie kostenlos.
Meines Erachtens hat das Verhalten der Zentrale in München zu der
Verzögerung (fast ein Monat!) geführt, da diese sich (wegen der hohen
Kosten) offensichtlich zunächst gesträubt hatte, eine neue Steuereinheit
auszuliefern.
In der BMW-Werkstatt selber habe ich mich dennoch gut beraten gefühlt. Auf
meine Frage, ob ein Problem mit der Bremseinheit bekannt sei, sagte man mir,
dass es schon öfters Probleme gegeben habe. 
 
Meine Sorge bezüglich des Bremssystems ist jetzt, auch nach Austausch der
Steuereinheit, nicht verflogen.
Meines Erachtens sind folgende Fragen zu klären:
Es scheint, dass das Bremssystem/die Steuereinheit erst nach einer gewissen
Zeit ausfällt.
Da ich den letzten Berichten in den Medien entnommen habe, dass BMW eine
technische Änderung/Überarbeitung ablehnt, muss ich davon ausgehen, dass die
Fehler auch nach einem Austausch der Steuereinheit in der Zukunft wieder
auftreten können.
Es ist nur schwer zu beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man bei jedem
Bremsvorgang die Befürchtung haben muss, dass die Bremswirkung ausbleibt!
Überspitzt ausgedrückt, grenzt es schon an ein Spiel um Leben und Tod, wenn
man sich auf sein Motorrad setzt.
Zudem bleibt die Frage ungeklärt, wer denn bei einem erneuten Fehler des
Bremssystems/der Steuereinheit (außerhalb der Garantiezeit) für die enormen
Kosten des Austausches aufkommt?
Laut meinen letzten Informationen plant BMW eine "Rückrufaktion", die derart
gestaltet sein soll, dass bei allen betroffenen Motorrädern, eine kostenlose
Überprüfung des Bremssystems angeboten wird.
Da der Fehler aber offensichtlich nicht latent vorhanden ist, sondern erst
irgendwann auftreten kann, erscheint diese Maßnahme bei weitem nicht
ausreichend.

Um den Kunden zu beruhigen, muss die tatsächliche Ursache gefunden und
schließlich behoben werden!
Statt dessen aber bleibt man als BMW-Fahrer im Ungewissen.

Wenn ich bedenke, dass der Hauptgrund für die Anschaffung eines
BMW-Motorrades im Sicherheitsaspekt begründet lag, und dafür ein, im
Vergleich zu anderen Herstellern, höherer Preis in Kauf genommen wurde,
stellt sich die momentane Situation doch als reine Farce dar.

Natürlich bleibt die Reaktion von BMW zunächst noch abzuwarten. Jedoch bin
ich bereits derart verunsichert, dass ich ein Wechsel des Fahrzeugs nicht
mehr gänzlich ausschließe.
Wobei in dem Fall, auf Grund der "Bremsprobleme", ein deutlicher
zusätzlicher Wertverlust des Fahrzeugs von mir in Kauf genommen werden muss!

Es ist traurig, dass BMW sich nicht mal bemüht, den Kunden zu beruhigen und
sich an diese wendet (z.B. per offizieller Stellungnahme über die Homepage)."

Soweit diese Motorradfahrerin. In ihrer Darstellung wird deutlich, wie so ein Ereignis - und dessen Abwicklung - emotional beeindruckt. Und wie Männer Frauen behandeln: Fehlerspeicher ausgelesen. So, nun fahren Sie erst mal wieder. Und schauen mal, ob nichts passiert. (Oder so ähnlich.) Eigentlich unverständlich. - Werden Frauen in Werkstätten (auch in Automobilwerkstätten) nicht ernst genommen?

Männer haben es da besser, obwohl die natürlich auch nach "Gutsherrenart" behandelt werden. Eine "Meldung" vom 7. August 2005, damit nicht der Gedanke aufkommt, nach dem BMW Motorrad-Chef Diess eine Erklärung abgegeben hat, und 260.000 BMW-Fahrer zu einer Überprüfung bat, wäre nun sofort "alles in Butter". Aber meistens sind die auftretenden Probleme natürlich "keine Serienprobleme". Jeder Fall scheint ein Einzelfall, den man sonst nicht kennt. - Lassen Sie mich nun so einen Einzelfall nennen, den der betroffene Motorradfahrer so beschreibt:

"...Habe mich an die Niederlassung in Hannover gewandt, eine knappe Woche nach meinem Brief und E-mail an die BMW AG. Die Niederlassung hats Mopped abgeholt. Ergebnis des Werkstattchecks: Fehler "zu geringer Bremsdruck" war ablesbar. Konnte lt. Werkstatt aber nicht sein, da Ursachen dafür ausgeschlossen waren. Man wollte mit München sprechen zur Klärung. Das war dann Freitag. Am Montag rief mich BMW aus München an, erläuterte noch mal sehr ausführlich, dass man das Vorkommnis bedaure, es sich aber keineswegs um ein Serienproblem handele. Meine Entgegnung, dass mir das egal sei, auch wenn meine Bremse die einzige auf der Welt sei die versagte, hat man verständnisvoll aufgenommen. Man tausche nun den Druckmodulator aus; das würde die Fehlerursache bei meinem Motorrad sein. Gesagt, getan - gestern habe ich das Mopped abgeholt. ..."

Bei anderen BMW-Fahrern blinkt die Warnanzeige im Cockpit scheinbar unmotiviert. Und die Bremse tut es. Bei anderen blinkt es und die Bremse tut's tatsächlich nicht. In diesem Fall erlebt man dann tatsächlich eine Bremse, die für den Fahrer in ihren Funktion - aber auch in ihren Eigenschaften - nicht kalkulierbar ist.

Mit dem Einverständnis des Interviewten - es ist exakt jener Alexander R., der die BMW-Verantwortlichen zur Verzweiflung bringt - darf ich jene Passage aus seinem Interview in "MO" (BMW-Sonderheft Frühjahr 2005) wiedergeben, die aus meiner Sicht die Problematik des BMW-Bremssystems - in Verbindung mit der scheinbaren Uneinsichtigkeit seiner Väter! - sehr klar verdeutlicht. Alexander R. - auch ein "Betroffener" sagte:

"Ich meine, dass sich zunächst einmal  die Leute ihrer Verantwortung bewusst sein sollten, die Motorräder entwickeln, fertigen, anbieten. Die müssten eigentlich in allen Phasen verantwortungsbewusst handeln. Das vermisse ich bei BMW. Das von mir beanstandete I-ABS III-System ist derart komplex aber auch kompliziert angelegt, dass es mehr wie die Selbstbeweihräucherung eines Ingenieur-Teams wirkt, das einmal den "Kollegen" der Konkurrenz beweisen möchte, dass sie "die Größten" sind. Nur so konnte eine so deutliche Differenz zwischen Zielsetzung und Funktion entstehen. Ich vermisse hier den Praxisbezug.

Wenn dieses System heute schon im Neuzustand deutliche Schwächen zeigt, so wird sich das über die Zeit noch krasser darstellen: zum Beispiel Pumpen und Relais sind in diesem System Verschleißteile; außerdem gibt es bei dem gewählten Aufbau zuviel Möglichkeiten von - nennen wir es - “ungünstigen Einflüssen”. Das fängt bei der Batterie an, deren Kapazität eigentlich ungenügend ist, geht über lose Steckerverbindungen weiter und hört bei Sensorenproblemen nicht auf. -

Und ich finde es ungeheuerlich, dass Leute, die in diesem Falle noch nicht einmal ihr Minimum an Informationspflicht gegenüber der Öffentlichkeit, gegenüber den Nutzern dieses Systems erfüllt haben, nun eine besondere Art von moralischer Aufrechnung versuchen. - Kann man wirklich darauf hinweisen, dass doch nur wenige BMW-Motorradfahrer jetzt mit dem ABS-System, durch die Art des ABS-Systems, verletzt oder getötet werden, während doch - würden mehr Motorradfahrer das ABS nutzen - deutlich mehr vor Verletzungen oder gar Tod bewahrt bleiben? - Ich finde eine solche Aufrechnung unmoralisch und eigentlich unmenschlich.

Wir sollten uns an Fakten halten: Wo weist BMW z.B. darauf hin, dass man bei diesem System jederzeit - auch softwarebedingt - mit einer Bremskraftminderung rechnen muss und erzählt den Kunden - bevor sie es selbst erfahren müssen! - Man versteht in München nicht, dass so auch das Image nachhaltigen Schaden nimmt. Und zwar weltweit! - Bei BMW denkt und handelt man, wie bei einer Behörde: jeder tut seine Pflicht und die jeweilige Verantwortung endet am Ende des eigenen Schreibtisches. Verantwortung wird delegiert. Nach oben. Und da sitzen dann Leute, die sich evtl. mit tollen Titeln schmücken, aber eigentlich von dem was sie verantworten, gar nichts verstehen.

Und das so genannte Mittelmanagement will sich “bei denen da oben” nicht unbeliebt machen, obwohl man es besser weiß. - Auch wenn ich dieses System verstehe, das Verhalten erklären kann, bedeutet das aber nicht, dass ich es akzeptiere. Auch nicht eine verlogene Aufrechnung von Toten gegen Tote. - Ich habe nichts gegen Sicherheitssysteme, auch nichts gegen ABS in Motorrädern. Jeder sollte für sich entscheiden können, was er braucht. Was ich nicht akzeptiere, ist ein ABS-System, das nur Sicherheit vorgaukelt, aber eigentlich von seiner Anlage her ein Unsicherheitssystem ist."

Schöner kann man es eigentlich nicht darstellen. Da wirken auch die Worte des BMW Motorrad-Chefs Diess ein wenig schwach, wenn er vor kurzem ausführte:

"Seit Einführung des Systems im Frühjahr 2001 gibt es eine Reihe von Kunden, die sich gemeldet haben und mit dem Bremssystem nicht zufrieden waren. Das sind aber natürlich nicht alles Fehlfunktionen oder gar Ausfälle. Nach unserem heutigen Kenntnisstand gab es die Einzelfälle beim ADAC, da haben wir umgehend reagiert. Und es gab eine Anzahl von Rückfällen in die Sicherheitsebene, dabei aber keine ernsten Unfälle. Wir nehmen die Besorgnis der Kunden selbstverständlich ernst, deshalb bieten wir jetzt an, alle Fahrzeuge einer kostenlosen Bremsuntersuchung zuzuführen. In dieser Untersuchung wird das Bremssystem genau getestet und auf seinen Wartungszustand hin überprüft."

Herbert Diess ist seit dem 1. Februar 2003 Leiter des Geschäftsbereichs Motorrad bei BMW und eigentlich für die Pannen mit diesem innovativen Bremssystem nicht verantwortlich zu machen. Wenn man das weiter zurück verfolgt, wird selbst der Vorgänger des Dr.-Ing. Diess alle Verantwortung von sich weisen. Erst bei dessen Vorgänger... - Also ist niemand verantwortlich? - Darum ist es schon mutig, wenn Diess meint:

"In der Summe glauben wir nach wie vor, dass der Bremskraftverstärker auch für den weniger geübten Fahrer die optimalen Verzögerungswerte zulässt. Von der Systemkonzeption liegen wir richtig, doch natürlich müssen wir bei Weiterentwicklungen beziehungsweise Nachfolgesystemen diesen Punkt im Auge haben. Jeder Fall, in dem das System nicht perfekt funktioniert, ist ein Fall zuviel."

Dabei ist so ein "Fall" schnell passiert. Nicht nur bei - und durch - die Bremse. Wie sich auch bei der Präsentation des Systems, bei einer so genannten Info-Veranstaltung auf dem Flughafen München Ende Juli zeigte. Dort wollte man den um 30 angereisten Journalisten auf einer Großbildwand die Vorzüge des Systems auch im Bild vorstellen. Doch das Vorführ-System (nicht das Bremssystem!) fiel aus. Und man musste auf die "Rückfallebene", die DIN-A 4-Darstellungen in den verteilten Pressemappen als Grundlage zurück greifen. - Eine Vorführung, ein Ausfall.

Da ist sogar das aktuelle BMW-Bremssystem besser.

Aber selbst österreichische Polizisten sind mit dem BMW-Bremssystem in seiner jetzigen Form nicht zufrieden. So konnte man Ende Juli in einem österreichischen Internetdienst folgendes lesen:

"Sie sind schnittig, PS-stark und cool – die 16 Stück BMW-R1150RT-Motorräder mit supertollem Integral-ABS, über die Wiens Verkehrsabteilung neuerdings verfügt. Kleiner Schönheitsfehler: Wird in kurzen Intervallen mehr als fünf Mal heftig gebremst, kann die hochgerüstete Sicherheitselektronik auf Grund fehlender Energiereserven versagen."

Und man zitiert einen der Nutzer, einen Wiener Polizeibeamten:

"'Die Maschine ist lebensgefährlich', wettert ein Beamter und berichtet von Ausfällen des Bremskraftverstärkers. Gestoppt werden konnte dann nur noch mit Muskelkraft, der Bremsweg verlängerte sich erheblich.'"

Der Leser erfährt:

"Dem Hersteller ist das Problem bekannt: 'Das I-ABS hat beim Bremsen im Regelbereich einen hohen Strombedarf', so BMW in einem Schreiben an die Polizei. 'In der Kombination von geschwächter Batterie und mehrfacher Panik-/Notbremsübung kann das I-ABS dann unter Umständen an seine technischen Grenzen gebracht werden', so die Erklärung."  

Und ergänzt später:

"...zumal auch Blaulicht, Folgetonhorn und Funkgerät kräftig an den Stromreserven zehren."

Ein Polizeioffizier macht die Einstellung seiner Dienststelle klar:

"'Wir haben den Vorschlag gemacht, ein paar der Motorräder eben für Staatsbesuche zu behalten und den Rest einzutauschen'"

Und der Internetdienst stellt klar:

"Auch dann dürfen die BMW R1150RT jedoch, wie bereits bisher, nur von intensiv geschulten Beamten gefahren werden."

"Schulung" scheint tatsächlich zum Fahren eines modernen BMW-Motorrades notwendig, denn die Schwierigkeiten beim Fahren beschränken sich nicht auf das einfühlsame Betätigen des Bremskraftverstärkers beim Bremsen. Das Fahrwerk einer modernen R oder K, GS oder S oder R ist so modern, dass der Mensch als Sensor nicht mehr ausreicht.

Zur neuen BMW K 1200 R war in der "Neuen Zürcher Zeitung" (kurz: "NZZ") in diesen Tagen u.a. folgendes zu lesen:

"Der beeindruckenden Leistungsfülle stehen einige Hightech-Macken gegenüber, an die man sich nur schwer gewöhnt. Auch bei der K 1200 R macht sich die mangelhafte Dosierbarkeit der servounterstützten, abrupt zupackenden BMW- Bremsen bemerkbar. Ausserdem ist die Rückmeldung des Vorderrades, das in einer Hossack- Aufhängung geführt wird (BMW nennt sie «Duolever»), eher diffus. Wenn dann noch der Motor im niedrigtourigen Schiebebetrieb nachruckelt und der Lenkungsdämpfer mit seinem Losbrechmoment den sauberen Strich verdirbt, hat man das Gefühl, ein fieser Kurven-Kobold habe die Hand mit im Spiel. In engen Kehren bergab oder bei langsamer Kolonnenfahrt kann die BMW mitunter recht bockig wirken."

Die "NZZ" ist keine Fachzeitschrift, wie z.B. "MOTORRAD". Deren Chefredakteur hat eine klare Einstellung zu BMW und zum BMW-ABS. Nicht weil BMW-Anzeigenkunde ist. Nein, weil Herr Pfeiffer sich als Retter der Motorradfahrer versteht. Durch ABS. Ohne Rücksicht auf Verluste. Aber vielleicht mit Rücksicht auf den BMW-Aufsichtsratsvorsitzenden Milberg? - Soll ich meine Gedankenkette einmal aufschreiben?

Milberg ist nicht nur bei BMW, sondern auch im Aufsichtsrat von Bertelsmann. Zu Bertelsmann gehört Gruner & Jahr. Zu Gruner & Jahr gehört der Motor-Presse-Verlag in Stuttgart. Zum Motor-Presse-Verlag gehört "MOTORRAD". - Das ist alles Realität. Aber wer sich da etwas Böses bei denkt, der ist ein Schuft. - Ich glaube auch an das Gute in Herrn Pfeiffer. Leider nicht an das Gute im BMW-ABS.

Aber zurück zur "NZZ": Ich kann durch meine eigenen Recherchen diese Darstellung in einer Schweizer Zeitung, einer von Weltruf, bestätigen. Wie man weiß, wird die "R" im so genannten "Power-Cup" gefahren. Von "hochkarätigen Profis", wie "MO" in seinem BMW-Sonderheft wertete. Einer davon möchte ab sofort nicht mehr "mitspielen". Er ist inzwischen insgesamt acht Mal abgestiegen, gestürzt. Nun ist es genug, meint er. Er möchte auch das Motorradfahren nicht verlernen.

Was er meint ist, dass es gerade vom Vorderrad einer K 1200 R (aber auch bei den anderen "Neuen") kaum eine Rückmeldung gibt. Ein anderer erfahrener Motorradfahrer ergänzt: "Auch vom Hinterrad kommt wenig". Und so ist der z.B. auf einer Rennstrecke von einer K 1200 S (während der Fahrt) abgestiegen, "weil ich erst merkte was das Motorrad machte, als ich schon quer stand". Er war nicht richtig schnell unterwegs, "nur" so um 200 km/h. (Ich kenne die Kurve aus eigener Erfahrung, weil mir da - mit einer getunten 1300 Kawa unterwegs - so bei 220 km/h auf einer Bodenwelle mal die Lichtmaschine aufsetzte. - Keine Sorge: ich bin oben geblieben. Es war ja keine BMW.)

Erstaunlich (für mich) ist in diesem Fall von fehlender Rückmeldung des Fahrwerks die Aussage einer Sozia, die schon seit Jahren auf einer "alten" BMW unterwegs war (also mit fuhr) und nun seit diesem Frühjahr ihren Mann auf einer R 1200 GS begleitet: "Ich mag nicht mehr mitfahren", sagt Ute zu mir. "Erstens saut mich das Ding bei Regen richtig ein. Ich bin auf der "Alten" nie so nass geworden. (Anmerkung: Hinterradabdeckung) Und dann fühle ich mich auf der "Neuen" nur noch als Transportgut. Ich bekomme gar nicht mehr mit was mein Mann vorne macht. Jetzt überrascht mich das Bremsen, Gasgeben, ich kann mich nicht mehr darauf einstellen. Außerdem sitze ich auf der GS wie "ein Affe auf dem Schleifstein."

Ein paar Tage später spreche ich mit ihrem Mann, dem "glücklichen" Besitzer einer neuen BMW R 1200 GS. Zu meinem Erstaunen sagt der: "Das war mal. Meine Frau war derart unzufrieden mit dem Ding, dass ich es gerade verkauft habe. Das konnte ich meiner Frau doch nicht antun. Obwohl ich die Sitzbank anders polstern ließ, die Soziusrasten verlegte... - es ging nicht."

Also es ist nicht nur die Bremse, die die Fahrer beanstanden, es ist auch das Fahrwerk, das zwar aus der Sicht der Techniker toll und innovativ ist, aber leider nicht mehr die wirklichen Motorradfahrer anspricht. Auch z.B. nicht die Rennfahrer, die eine "R" in Rennen bewegen. Dort geht es ohne ABS zur Sache. Kein Rennfahrer würde eine Rennmaschine mit ABS bewegen wollen. Aber auch ohne ABS ist die Bremse einer R nicht perfekt, weil die Gesamtübersetzung nicht stimmt. Denn auch bei einem hydraulischen System kann man die Umsetzung z.B. der Handhebelkraft durch eine entsprechende Auslegung  der Bremskolben beeinflussen.

Bei der "Renn-R" hat BMW aber nur einfach das ABS-System und - natürlich - den Bremskraftverstärker weg gelassen. Und dann stimmt's nicht mehr. Da wo jetzt - ich glaube - 16er Kolben Dienst tun, müssten eigentlich 18er Kolben (geschätzt) arbeiten. Immerhin sind jeweils um 230 Kilogramm - und das zum Teil aus hoher Geschwindigkeit - zu verzögern. Und wenn der Fahrer dann noch vom Vorderrad keine Rückmeldung bekommt, wie soll man dann - was bei Rennen notwendig ist - in die Kurve hinein bremsen. - Risiko! - Und schon liegt man auf der Schnauze.

"Aber", sagt ein Teamchef, "das mit dem Stürzen ist schon besser geworden. Es wird schon weniger gestürzt. Die Fahrer haben sich daran ein wenig gewöhnt." - Halten wir mal fest: diese BMW's sind Motorräder, an die man sich gewöhnen muss.

Wenn man mit Praktikern über die modernen BMW-Modelle diskutiert, stößt man darauf, dass es sich bei der in diesem Motorrädern dargestellten Technik (nicht nur Bremsen-) um einen zweifelhaften Fortschritt handelt. Und die angegebene Leistung ist auch nicht vorhanden. Bei der in Rennen gefahrenen "R" dürfte sie tatsächlich bei 160 PS liegen. Aber im Reglement zum "Power-Cup" heißt es, dass die Maschinen im Rennen nur eine Leistung von maximal 173 PS haben und das Drehmoment 130 Nm nicht übersteigen darf. - Darüber lacht das ganze Fahrerlager. - Wie gesagt: 160 PS sind wohl vorhanden. Bei allen. Denn die Zeiten liegen jeweils dicht bei einander.

Der neue Kardanantrieb wird von ergrauten BMW-Werkstattmeistern, alten Fahrensmännern, aber auch Teamchefs im "Power-Cup" als "wunderschönes Designerstück" bezeichnet. Im "Power-Cup" müssen ständig Teile ausgetauscht werden. "Der Endantrieb hält leider nicht ein Rennwochenende", stöhnt ein Monteur. Und lässt zunächst nach dem Qualifying mal das Öl ab, dass sich nach dieser Belastung praktisch als "schwarze Brühe" darstellt.

Nach meiner Beobachtung ist die Ölmenge heute zu gering, zumal sie eine "Einmal-Füllung" ist, ein Motorradleben lang halten soll. Was bei der Rennmaschine an einem Wochenende passiert, wird bei normalem Gebrauch länger halten. Aber sicherlich nicht so lange wie die Kette einer (alten) Yamaha TR 1, die eine Lebensdauer von 120 - 150.000 Kilometer erreicht.

Übrigens erreicht auch eine Serien-K 1200 S leistungsmäßig nicht die Prospektangaben des Herstellers. Danach soll diese Neuschöpfung 163 PS haben. BMW-Händler schätzen, dass keine Serien K in der Hand eines Kunden mehr als 158 PS hat. "Abgesehen von Testmaschinen für die Presse", ergänzt einer lachend. Da kann ich nur nicken. Denn wir wissen  beide, dass diese Maschinen vor ihrem Einsatz noch mal einer speziellen Überarbeitung unterzogen werden.

Überhaupt kann man  nur den Kopf schütteln, wenn man bei den "Neuschöpfungen" von BMW in die Details geht. So gibt es - inzwischen - ausreichendes Werkzeug nur noch gegen Aufpreis. Schaut man genau - z.B. bei der K - hin, dann begreift man diese Entscheidung der BMW-Verantwortlichen. Schließlich kann man keinen kompletten Werkzeugkasten beipacken.

Nach meiner Kenntnis gibt es wahrscheinlich kein Serien-Motorrad der derzeitigen Weltproduktion, bei dem man zu Demontage mehr unterschiedliches Werkzeug benötigt, als bei den K-Modellen von BMW. Da gibt von 8er bis 21er alle Schraubengrößen. Für die benötigt man auch alle entsprechenden Schlüsselgrößen. Dann gibt es Torx-Schrauben, Inbus-Schrauben, Kreuzschlitzschrauben. Es ist einfach unglaublich. Und ich kann einem Techniker folgen, der mir diese Auswüchse so erklärt, dass wohl bei diesem Motorrad viele Abteilungen die einzelnen Baugruppen entwickelt haben, ohne dass es einen Verantwortlichen gab, der das End-, das Gesamt-Produkt im Auge gehabt hätte. Die jeweilige Verantwortung der Teil-Konstrukteure scheint nur jeweils bis zum Schreibtischende gereicht zu haben. - Ein Organisationsproblem.

Abgesehen davon, scheint diese K, die Reihen-Vierzylinder, zunächst als Dreizylinder angedacht gewesen zu sein. Da wurde dann zum Schluss - aus welchen Gründen auch immer - ein Zylinder dran gehängt... - Dieser Verdacht bestätigt sich aktuell, weil inzwischen im BMW-Versuch Dreizylinder-Motorräder (Nun mit 800 ccm? - Oder doch 900?) unterwegs sind. - Mit welcher Art von ABS werden dieses neue Modell wohl erscheinen? - Sicher ohne BKV.

Aber zurück zur BMW K 1200 S. Ich habe über dieses Motorrad mit einem Praktiker diskutiert, der praktisch alle wichtigen Motorräder der Weltproduktion kennt und auch zu bewegen weiß. Auch er hält dieses Motorrad für "nicht fertig entwickelt" und es für einen großen Fehler, "dass die Serienfreigabe beim gleichen Mann liegt, der auch für die Entwicklungstests verantwortlich ist." - Klar, - soll der mit einer Nicht-Freigabe seine eigenen Vorarbeiten (d.h. die seiner Abteilung) sich selbst - und die geleistete Arbeit - lächerlich machen, abwerten? - Auch ein Organisationsfehler.

Und so kommt es wohl, dass nicht nur das ABS-System ein wenig praxisfremd gestaltet wurde. Wobei der Endantrieb (Kardan) sich im Laufe der ersten Serienzeit schon verbessert hat. Es wird derzeit nach meinen Feststellungen derzeit die dritte Version verbaut. - Unnötig. Teuer. Nicht kundengerecht.

Und die Gasannahme - obwohl verbessert - macht derzeit den Vierzylindermotor immer noch nicht ruckelfrei. So ist das Motorrad im 1. Gang nur mit einem "Kavalierstart" (bei hoher Drehzahl die Kupplung kommen lassen) ruckelfrei weg zu fahren. Beim normalen Anfahren ruckelt es zunächst, bleibt man beim vorsichtigem Gasgeben, kann es sogar zu einem "Gautscho-Effekt" kommen, bei dessen "Bewundern" dann die Passanten lachend mit dem Finger auf den "Anfänger" zeigen, der hoppelnd auf seiner K 1200 S davon galoppiert. Dabei ist in diesem Fall der Anfänger ein Profi. (Oder: auch ein Profi kann es nicht besser als ein Anfänger.)

Was der Profi im Gespräch mit mir auch beanstandet: der Druckpunkt bei der Bremse (mit ABS und BKV) liegt jedes Mal - bei jeder Bremsung! - minimal wo anders. Dann "hackt" sie praktisch zu, um sich danach eigentlich erst dosieren zu lassen. - Das ist nicht passend für ein Sportmotorrad. Einem bummelnden Tourenfahrer kann das egal sein. Aber wofür benötigt der dann die Leistung? - Und warum sollte der den relativ hohen Verbrauch hinnehmen? - Obwohl der sich auch schon - im Rahmen der ersten Überarbeitungen - gebessert hat.

Wenn man bei einer K 1200 S vom Gas geht passiert eigentlich zunächst wenig, denn der Motor schiebt weiter. Das war bei der ersten Serie noch krasser, ist inzwischen - bei der neuesten Serie - schon besser geworden, aber immer noch spürbar. Mit den ersten Serien-Vorläufern ging es fast in jeder Kehre geradeaus. Gerade in Kombination mit dem BMW-ABS mehr als unangenehm. - So schildert ein Profi seine Eindrücke. Meine Frage, "Warum haben Sie das ABS nicht abgeschaltet?", beantwortet er verlegen mit: "Ich wusste nicht wie das geht."

Ist ja auch schwer. Ich habe das in einer älteren Geschichte in seinem exakten Ablauf aufgeschrieben. (Hier im Netz nachzulesen.)

Es geht also bei den modernen BMW's nicht nur um das - mehr als gewöhnungsbedürftige - ABS und seine Neigung, schon mal überraschend auszufallen. Obwohl dann Warnlampen blinken (wenn alles funktioniert), so ist das doch sehr gefährlich. Und ich kann den Fahrer verstehen der schreibt:

"Ich will keine Warnlampe (sorry, aber dies ist mir doch ein zu US-amerikanischer Lösungsansatz für den Produkthaftungsfall) sondern ein funktionierendes System. Hierzu muss nicht an den Symptomen herumgedoktert werden sondern an den Ursachen. Zu diesen Ursachen zähle ich weder den Fahrer noch ein Sicherheitstraining. Dieses wird übrigens von allen Institutionen empfohlen (ja ja, mir ist bekannt, dass einige Biker dies nie nötig haben).
Das Bremsen im ABS-Regelbereich war bisher übrigens auch Bestandteil der BMW-Trainings (da waren die saumäßig stolz drauf).
Ich erwarte jetzt einfach, dass die bei der Lösungsfindung mal Gas geben, offen kommunizieren und auch schon verkaufte Bikes entsprechend umrüsten. Bei so lapidaren Themen wie ABS-Sensorkabel gehts ja auch."

Was soll man da hinzu fügen. Das dem KBA die "Restbremskraft" genügt? - Das Gesetz fordert ja auch nur 2,9 m/s².

Ich verstehe schon die Besitzer dieser Innovation, die zu einer anderen Lösung kommen. Einer von ihnen schildert seine Lösung des Problems so:

"Ich hatte eine R 1200 GS, ausgeliefert August 2004. Mit diesem Motorrad hatte ich ohne Vorwarnung zwei Ausfälle des BKV und ABS.

Beim zweiten Ausfall kam ich zum Sturz und brach mir den Unterarm. Wäre ich nicht vom Motorrad abgesprungen, wäre ich jetzt vermutlich ein Engelein.

Ich habe das Motorrad verkauft und meine R 100 GS wieder angemeldet.

Ich verzichte auf weitere Kommentare zum ABS-BKV-Integral-System von BMW. Jeder soll machen und glauben was er möchte."

Ich schließe mich da an. -

Und was macht das KBA? - Beinahe hätte ich vergessen, dass ich mich auch da um die Aufklärung von scheinbaren Gegensätzen bemüht habe: Warum ruft Mercedes "jede Menge" Fahrzeuge wegen der Möglichkeit des Ausfalls vom Bremskraftverstärker zurück, während BMW behauptet, dazu keinen Grund zu haben? - Ist der Bremskraftverstärker bei einem Vierradfahrzeug wichtiger als bei einem Zweirad? - Nachstehend ein Auszug aus der Antwort des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) zu diesem Aspekt:

“Ich kann nachvollziehen, dass man den Ausfall der Bremskraftverstärkung an BMW-Motorrädern und den Fahrzeugen von DaimlerChrysler als vergleichbare Fälle wahrnimmt. Es ist auf den ersten Blick durchaus nicht zwangsläufig erkennbar, warum am Ende unterschiedliche Maßnahmen der Hersteller stehen. Diese scheinbare Diskrepanz versuche ich zu erklären.

In beiden Fällen fällt die Unterstützungsfunktion (Bremskraftverstärkung) für die Betätigung
der Bremsanlage aus, woraus sich erhöhte Bedienkräfte und damit einhergehend verringerte Bremsverzögerungswerte ergeben. Gesetzlich ist eine Bremskraftverstärkung nicht vorgesehen. Ist sie vorhanden, muss bei einem Defekt das Fahrzeug jedoch unter bestimmten Bedingungen noch bremsbar bleiben. Fällt die Bremskraftunterstützung aus, muss dies dem Fahrzeugführer nicht angezeigt werden. Praktisch wird jedoch in beiden der genannten Fälle angezeigt, wenn die Bremskraftunterstützung ausfällt.

Ich teile Ihre Bedenken, dass der Ausfall der Bremskraftunterstützung bei Krafträdern punktuell anders gesehen werden kann als bei mehrspurigen Fahrzeugen. Insbesondere dann, wenn sich der Fahrzeugführer nicht mit der gebotenen Vorsicht im Straßenverkehr bewegt. Deshalb sollte weitgehend ausgeschlossen werden, dass ein Ausfall der Bremskraftunterstützung dem Fahrzeugführer erst bei Betätigung der Bremse angezeigt wird. Das KBA führte eine tiefer gehende Analyse des Ausfallalgorithmus’ der Bremskraftverstärkung durch. Festgestellt wurde, dass die Bremskraftunterstützung nach dem Startvorgang periodisch in festgelegten Minutenabständen und nach jeder Bremsung vom System kontrolliert wird. Das Restrisiko, dass unter Umständen eine Funktionsstörung doch zeitgleich mit einer eingeleiteten Bremsung auftreten könnte, wird als statistisch gering eingeschätzt. Auf die möglichen Systemausfälle, deren Anzeige und ihre Folgen weist die Bedienungsanleitung deutlich hin. Primär ist, dass die Verhaltensnormen eingehalten werden.

Für Sie scheint es unverständlich, dass verglichen mit den BMW-Motorrädern bei einem anscheinend geringerem Gefährdungspotential DaimlerChrysler eine Rückrufaktion durchführt. Fest steht, dass beide Bremsanlagen bei ausgefallener Bremskraftunterstützung die gesetzlichen Mindestanforderungen noch erfüllen. Darüber hinausgehend wird von den Herstellern sichergestellt, dass die aufgrund dieser Vorschriften tolerierten Gefährdungen durch Herstellermaßnahmen noch weiter reduziert werden. Deshalb ist das KBA weder gezwungen noch berechtigt die Hersteller zum Rückruf aufzufordern. In solchen Fällen entscheiden allein die Hersteller, ob sie eine Maßnahme (z. B. Rückruf DaimlerChrysler) einleiten oder nicht.

Zusammenfassen möchte ich die Grundsätze der Produktsicherheit wie folgt: Die Vorschriften zur allgemeinen Produktsicherheit sollen keine absolute Sicherheit gewährleisten. So ist es beispielsweise kein ausreichender Grund ein Produkt als gefährlich (nicht sicher) anzusehen, wenn die Möglichkeit besteht, einen höheren Sicherheitsgrad zu erreichen oder wenn Produkte mit geringeren Gefährdungen verfügbar sind. Vielmehr ist die Sicherheit eines Produktes im Sinne des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes (GPSG) danach zu beurteilen, ob eine von ihm ausgehende Gefahr für den Verbraucher bei bestimmungsgemäßer Verwendung des Produkts plötzlich und unerwartet auftritt.”

Dazu könnte ich jetzt noch eine Menge schreiben. Aber warum sollte ich Ihnen das Denken abnehmen? - Sie haben sicherlich auch eine Meinung. Schreiben Sie sie mir. Am Ende dieser Geschichte genügt ein kleiner Klick "ins Grüne" - und wir haben Kontakt. - Ihre Meinung interessiert mich.

Nach der BMW-Meinung frage ich erst gar nicht. Sie wird publiziert. Weniger publiziert wird: Das BMW-Marketing ist zufrieden. Und die Buchhaltung verweist darauf, dass der Geschäftsbereich Motorrad in 2004 nur mit 0,9 Prozent zum Gewinn der BMW-Group beigetragen hat. - Eigentlich ist die Sparte Motorrad bei BMW - so betrachtet - ohne Bedeutung.

Lassen wir die also durch die Bemühungen der Staatsanwaltschaft München I ein wenig aufwerten.  - Frau Bader arbeitet daran. Und wichtig ist, was dort als Ergebnis ihrer Bemühungen heraus kommt; nicht was ein Pressesprecher denkt und verkündet, andeutet - So verstehen es andere. - Die bisher sonst nichts verstanden haben..

MK/Wilhelm Hahne


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