Porsche Panamera: ein neuer Karpfen im Teich der Koi's -
in dem bereits ein Maserati Quattroporte schwimmt und wo vor dem Porsche noch ein Aston Martin Rapide erscheinen wird

Noch ist er von der Serienfertigung weit entfernt, der Porsche Panamera. Vor ihm wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch der Aston Martin Rapide im Markt erscheinen. Und der derzeitige Platzhirsch, Maserati Quattroporte, wird sich kaum verdrängen lassen. Das Geschäft wird schwer werden. Nach meiner Einschätzung - und Beobachtung - wird der Porsche Panamera das erste Porsche-Modell werden, das die Erwartungen seiner Schöpfer von Anfang an nicht erfüllt. Alle genannten Fahrzeuge bewegen sich im gleichen Marktsegment, im gleichen Teich, um es so darzustellen. Es ist ein Karpfenteich. Und der Porsche Panamera ist darin wie ein fetter Karpfen. Der auch in großer Zahl eingesetzt werden soll. Aber die anderen Fische dieser Art sind - mit dem Porsche verglichen Koi's, wunderbare Nishikigoi, Brokatkarpfen. So wie Karpfen nicht gleich Karpfen ist, ist eine viertürige Luxuslimousine manchmal ein Grand Tourismo, manchmal ein Gran Turismo. Der Unterschied liegt in der Differenz. Und die wird nicht vom Preis bestimmt, sondern von den Eigenschaften und Details, die das emotionale Empfinden eines Interessenten ansprechen.

Fetter Karpfen gegen schlanke Koi

07-01-18/09. - Ende der 50er Jahre gab es bei Porsche erste Gedankenansätze zu einer viertürigen Limousine. Man war nicht von alleine auf das Thema gestoßen, sondern von BMW gestoßen worden. War der BMW TI das Ende für den Porsche 356? - Würde in der Zukunft sportliche Fahrleistung in Verbindung mit vier Türen gefragt sein?

Das waren die Fragen, die man sich damáls innerhalb der Familie Porsche, aber auch bei den leitenden Mitarbeitern dieser Firma stellte. Die Diskussion endete mit einer klaren Entscheidung: Wir bleiben eine reine Sportwagenfirma. - Und man baute den Porsche 911.

Gerade dieser Sportwagen hat mit geholfen, die Marke Porsche zu einem Mythos werden zu lassen. Der inzwischen langsam verwässert wird. Durch Trunkenbolde von Geländewagen, die - wenn man die vorhandene Leistung wirklich fordert - mehr verbrauchen als ein Formel 1. Aber es gibt noch genügend Leute die a) so forsch nicht fahren und b) einen Rahmen brauchen von dem sie glauben, dass er ihr Ansehen hebt. - Und hoch sitzt man ja in einem Porsche Cayenne.

Nun werden - obwohl man neue "sparsamere" Motoren verbaut, Geländewagen - selbst als Porsche - in den nächsten Jahren immer weniger gefragt sein. Und da wurde - sicher nicht unbeeinflusst von der Meinung des Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking - in Stuttgart entschieden, zwischen Carrera und Cayenne eine neue viertürige, viersitzige Limousine zu platzieren.

Zunächst fiel mir auf, dass eine Reihe von Reifenfirmen plötzlich mit neuen BMW M 5 unterwegs waren, obwohl die Reifenversuche für diesen Fahrzeugtyp längst abgeschlossen waren. Recherchen ergaben: Porsche hatte eine Reihe von BMW M5  so umgebaut, dass sie im Gewicht und in der Gewichtsverteilung dem geplanten Panamera glichen. Die Reifenfirmen, die mit Porsche in der Erstausrüstung ins Geschäft kommen wollten, mussten solche "Versuchsträger" kaufen. Da waren so um 150.000 Euro in Stuttgart auf den Tisch zu legen. Nur eine der bedeutenden Reifenhersteller machte das Spiel nicht mit und wird darum auch nicht zu den Erstausrüstern des wahrscheinlich ab Anfang 2009 lieferbaren Porsche Panamera gehören: Dunlop.

Später tauchte dann der erste Prototyp des Panamera auf. Natürlich wurde der erst auf der Nürburgring-Nordschleife bewegt, nachdem man sicher war, dass alle "Erlkönigjäger" abgereist waren. Darum hatte ich zu diesem Zeitpunkt die Fotos exklusiv. Ich zeige Ihnen jetzt mal das Fahrzeug in der Farbe Grün, zunächst schräg von vorne...

...dann mal genau seitlich...

...und schließlich auch noch von schräg hinten:

Hier sehen Sie, dass die Formen eigentlich deutlich kaschiert wurden. Auch die Fensterlinie stimmt nicht. Und einen Spoiler der Art, wie hier montiert ist, wird es in der kommenden Serie sicher nicht geben.

Für den Vortrieb dieses Versuchsfahrzeugs sorgte ein Porsche V8. Fahrwerkmäßig war an diesem Testfahrzeug nichts auffällig. Der Wagen war zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht perfekt abgestimmt, zeigte aber auch keine Abnormalitäten.

Selbst wenn man sich die "Verkleidungen" des Testwagens weg denkt: dieser Porsche ist "nur" ein Karpfen im Koi-Teich.

Natürlich wird das Getriebe dieses Fahrzeugs mit "Paddeln" vom Lenkrad aus geschaltet. Das Fahrzeug ist aber ein reiner Hecktriebler, der Motor sitzt vorne.

Interessant war, dass Porsche Wochen später ganz geheim und unabhängig von den Terminen für die Industrie insgesamt (wir nennen sie "Industriewochen") einen Sondertermin (zwei Tage) gebucht hatte. Keine "Erlkönig"-Jäger, niemand war vor Ort. - Wenn man von mir absieht. Und ich hielt es für korrekt mich so zu platzieren, dass das "Vorab-Fahrzeug" (ein gelber Porsche-Turbo) mich deutlich wahrnehmen konnte. Dann wollte ich - vielleicht nach drei Runden - meine Position so wechseln, das man denken konnte, ich hätte die Strecke verlassen.

Aber Porsche legte schon vorher eine Pause ein. Und ich musste warten und warten und warten. Und dann ließ man nach Stunden sogar einen Doppelstock-Bus über die Strecke fahren. Aber ich habe nicht aufgegeben, stand aber nun praktisch "unsichtbar" irgendwo. Als dann das Testfahrzeug kam, stand ich mehr als sechs Stunden an einer Stelle. Das habe ich von meiner Katze gelernt. So fängt die ihre Mäuse.

Und ich bekam meine Porsche-Fotos. Dieses Mal war es ein Test-Panamera in der Farbe Blau. Ich zeige ihn Ihnen jeweils von zwei Seiten. Zunächst mal von vorne. Mal...

...so und dann...

...mal so. Dann wechseln wir mal zu einer anderen, zur Aufnahmeposition von der Seite. Hier...

...merkt man auch, wie spät es inzwischen geworden ist. Bei beiden Fotos erkennt man aber auch, wie die spätere Fensterlinie einfach korrigiert wird. Das ist natürlich auch beim nächsten Foto - die andere Seite zeigend -

...deutlich auszumachen. Und die "Auflagen" auf den Seitenflächen verändern die vorhandene Grundform auch deutlich. Lassen Sie sich also nicht täuschen.

Natürlich zeige ich das Fahrzeug jetzt auch ein wenig schräg von hinten. Zunächst...

...von der einen Seite. Dann natürlich auch - stets gerne für Sie beschäftigt -

...von der anderen Seite. Also wirklich: den Spoiler können Sie vergessen. Aber es gibt eine richtige Heckklappe. Und der hintere Kotflügel (um bei dieser Bezeichnung zu bleiben) ist ein wenig künstlich. Ich zeige Ihnen noch mal ein anderes Foto, von einem anderen Fahrzeug; und davon nur ein Detail...

...wo Sie deutlich die Veränderungen der eigentlichen Außenform ausmachen können. - Aber trotz allem: nicht besonders reizvoll.

Was mich aber beim Beobachten der Testfahrten irritierte, war das - gegenüber dem Panamera in Grün - geradezu unverständliche Fahrverhalten. Dieser blaue Panamera hatte - verglichen mit dem in Grün - geradezu "Null Gripp". Beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven drehte das kurveninnere Rad durch. Nicht weil der Motor zu viel Leistung hatte, sondern weil das kurveninnere Rad... -

Ich habe die Beobachterposition gewechselt. Und dann war es ganz deutlich. Dieser (blaue) Panamera hatte praktisch keinen Ausfederweg. In diesem Falle an der Hinterachse. Das kurveninnere Rad hatte praktisch in einer Reihe von Kurven überhaupt keinen Bodenkontakt mehr. Dann nutzt auch eine Sperre (so er denn eine hat) nichts mehr.

Nun habe ich die "blaue Version" nach der "in Grün" erlebt. Wie konnte das Fahrzeug Wochen später schlechter sein? Es hat viele Wochen  gedauert, bis dass ich das Rätsel für mich (und Sie natürlich!) gelöst hatte: der "Grüne" war mit dem "Standard"-Fahrwerk (Stahlfeder/Dämpfer) unterwegs, während der "Blaue" mit einem Luftfeder-Fahrwerk ausgerüstet war. Und da muss man sich dann aber noch eine Menge Mühe geben, bis das mal so funktioniert, dass man es einem Käufer zumuten kann.

Ich erinnere mich, dass ich auch den Maserati Quattroporte bei Versuchsfahrten mit einem Luftfederfahrwerk erlebt habe. Auch das war auffallend schlecht. Es ist bis heute nicht in Serie erschienen. Wenn es denn mal ein Verkaufsargument wird, weil es - vielleicht - ein Porsche hat...

Auch sonst gibt es noch eine Menge Arbeit beim Porsche Panamera. Die Art des automatischen Zwischengas-Gebens beim Zurückschalten muss z.B. noch optimiert werden. Und selbst die Fahrwerkabstimmung bei dem "Grünen" bedarf noch einer deutlichen Bearbeitung. Wobei die Abstimmung zwischen "leer" (nur mit dem Fahrer besetzt) und "voll" (mit vier Personen und Gepäck) bei dem relativ hohen Eigengewicht des Fahrzeugs (geschätzt um 1800 Kilogramm) kaum Schwierigkeiten machen sollte.

Der Motor ist der bekannte V8, wie er jetzt auch im der neuen Version des Cayenne zum Einsatz kommt. Also ein Direkteinspritzer. Der hat ausreichend Leistung, ist ein Motor, den man von seiner ganzen Art her in diesem viertürigen Porsche akzeptieren kann.

Was bis heute nicht bekannt ist: Porsche hat auf diese Direkteinspritzer-Version des Achtzylindermotors eine Reihe von Patenten. Die mögen manchen Leuten als unwichtig erscheinen aber... - immerhin!

Die Aufgabe der Porsche-Erfindung (das nennt sich wirklich so) ist es, bei einem Motor mit Common-Rail-Einspritzung die Kraftstoffversorgung insgesamt Platz sparend zu integrieren.

So ist im Innen-V des neuen V8-Motor des Panamera die zentrale Kraftstoff-Versorgungsleitung untergebracht. Von den beiden Längsseiten des Common-Rails zweigen dann Kraftstoff-Einzelleitungen ab, die jeweils zu den Zylinderköpfen und den dort befestigten Kraftstoff-Injektoren führen. Die sind jeweils paarweise mit einem sogenannten "Niederhalter" im Zylinderkopf befestigt. Ab Common-Rail-Teil ist die Kraftstoffversorgungsleitung befestigt, die an eine Hochdruckpumpe angeschlossen ist, die, stirnseitig am Zylinderkopf befestigt, über eine Nockenwelle angetrieben wird.

Das alles - und noch andere Maßnahmen  - führen dazu, dass die Luftansaugkanäle mit maximalen Radien und darum minimalen Strömungsverlusten dargestellt werden können.

Ich habe das nur mal aufgeschrieben, damit Sie eine kleine Ahnung davon erhalten, wie viel Detailarbeit notwendig ist, bis ein Automobil in seiner Gesamtleistung den Ansprüchen der angepeilten Kunden-Kategorie entspricht.

Trotzdem glaube ich, dass Herr Wiedeking - der mit dem Panamera nach seinen Aussagen jährliche Verkaufszahlen von  um 20.000 anpeilt -. dieses Ziel deutlich verfehlen wird. Selbst wenn eine Sechszylinderversion, die man wohl nachschieben will, kaum mehr als 75.000 Euro kosten soll. Die Karosse wird bei VW im Transporterwerk (Hannover-Stöcken) gefertigt und lackiert werden, der Motor wird aus Zuffenhausen kommen, das Ganze zu einem Gesamtkunstwerk in Leipzig zusammen gesetzt werden.

So sollen die Fertigungskosten eine hohe Rendite sicher stellen. Und Herrn Wendelin Wiedeking glänzen lassen. - Wenn den Kunden der VW-Anteil nicht stört... -

Die Achtzylinder-Version, die wohl zuerst erscheinen wird, soll um 100.000 Euro gehandelt werden. Plus Wunschzubehör. Und da wird es eine große Auswahl geben. - Aber die gibt es auch bei Konkurrenzmodellen.

Natürlich habe ich - schon vor einiger Zeit - mal den Maserati Quattroporte so rund 1.500 Kilometer gefahren. Man muss doch irgendwie einen Maßstab haben. Und dieser Maserati ist einer. Ich habe das Fahrzeug im Winter, bei Schnee und glatten Straßen hier in der Eifel bewegt. Und ich war überrascht: richtig wintertauglich dieser Quattroporte. Ich zeige Ihnen mal ein Foto von meinem Winter-Test:

So sah der oft morgens vor der Abfahrt aus. Zugeschneit und zugefroren. Aber es gab niemals Probleme. Auch nicht mit dem Gripp. Und nun zeige ich Ihnen  noch ein Foto, dass den Maserati da zeigt, wo er auch kaum auffällt:

Vor einem Schloss. Dieser Maserati ist sicherlich - auch - kein perfektes Fahrzeug, aber er ist derzeit in dieser Preisklasse der Maßstab. Meine ich.

Mich stört z.B. das Getriebe mit den "Paddeln" am Lenkrad. Warum muss das so sein? Muss man das wirklich haben? Und man hört - vielleicht weil ich es hören will - die Hydraulikpumpen "atmen" und das System klicken. Ich bin davon überzeugt, dass die neue Version des Maserati Quattroporte, die mit dem automatischen Getriebe, für dieses Fahrzeug die optimale Lösung ist. Auch damit bleibt dieser Maserati ein viertüriger Sportwagen. Mit einer Gewichtsverteilung von 49 Prozent auf der Vorderachse (beim anderen 47%), auf der Hinterachse noch 51 Prozent (bei der anderen Version 53%).

Das "macht den Kohl nicht fett". Und Sie müssen mal unter die Motorhaube des Maserati schauen:

Ein richtiger Motor. Ein Stück Ferrari. Aber weit zurück gesetzt. Eben wegen der Gewichtsverteilung.

Eine weitere Konkurrenz für den kommenden Porsche Panamera wird der Aston Martin Rapide werden. Der kommt mit einem Zwölfzylindermotor. Und wird damit eigentlich zu teuer werden, um zu einer direkten Konkurrenz für Maserati und Porsche zu werden. Aber eigentlich könnte man ihn auch mit einem Achtzylinder liefern. So etwas gibt es ja bei Aston Martin im Regal. - Aber werfen wir zunächst mal einen Blick auf das Auto selbst:

Also: wenn der nicht so teuer wäre, wie er wahrscheinlich werden muss, dann wäre das mein Favorit. Aber so wird ein Porsche dem Maserati keine Kunden klauen können. Wobei - wenn ich an die 20.000 Stück denke, die Herr Wiedeking vom kommenden Porsche verkaufen will...: vom Maserati Quattroporte wurden in Deutschland im Jahre 2006 insgesamt 226 Stück zugelassen. - Noch Fragen?

Porsche wird mit dem Panamera zwar ganz zu Anfang seiner Auslieferung - scheinbar - einen Verkaufserfolg verzeichnen. Schon weil jeder Porsche-Händler mindestens ein Fahrzeug übernehmen wird, übernehmen muss (s. Händlervertrag). - Aber dann wird die Verkaufskurve schon nach unten zeigen.

Der Aston Martin wird in diesem Segment nur zu einem wirklichen Konkurrenten für den Maserati Quattroporte werden, wenn er als Achtzylinder - zu einem vergleichbaren Preis - lieferbar würde.

Sonst bleibt für mich der Maserati erste Wahl, er ist der schönste Koi im Teich. Der Porsche ist - damit verglichen - nur ein Karpfen.

Aber vielleicht sehen Sie das alles anders. - Viele Karpfen sind des Koi's Tod? - Aber dann - bitte, bitte - schreiben Sie mir: Wie? - Warum?

MK/Wilhelm Hahne


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