Zwei Lösungsversuche zur CO²-Problematik: ein "futuristischer" Konzeptvorschlag und die BlueMotion-Realität bei Volkswagen

Sie kam urplötzlich. Niemand konnte sie vorher sehen. - Oder? - Die CO²-Problematik. Am allerwenigsten unsere hoch bezahlten (überbezahlten?) Manager der Automobilindustrie. Und dann unsere Politiker. Da wird die Armut unserer Nation deutlich. Es fehlen Persönlichkeiten mit einem großen Wissenshorizont. Lässt man Politiker mit ans Ruder, sind grobem Unfug schnell Tür und Tor geöffnet. Die Lösungsvorschläge die man in diesen Kreisen diskutiert, haben  (fast alle) eines gemeinsam: Vielfahrer werden belohnt, während die Gering-Verbraucher (prozentual gesehen) bestraft werden. Aber das ist in unserer Gesellschaft eigentlich zur Normalität geworden: die Umverteilung von unten nach oben. Wenn man es einmal nüchtern betrachtet, dann sind die großen, "dicken", Automobile nicht das eigentliche Problem. Natürlich muss so manche Fahrt zum Zigaretten-Automaten nicht sein, aber die viel zitierte Fahrt zum Bäcker - wegen der frischen Brötchen - sind wirklich nicht strafbar. (Es ist überhaupt doch toll, dass es noch Bäcker gibt die "live" backen!) Das eigentliche Problem besteht darin, dass die die gefahrenen Durchschnittsstrecken (pro Person!) extrem angestiegen sind - und immer weiter ansteigen. Im Durchschnitt wird immer mehr Automobil gefahren. Gerade in ländlichen Gebieten - wo die Politik die Verkehrsinfrastruktur zu einer Auto-Monokultur kapriziert hat - geht nichts mehr ohne Automobil. Schiene? - Man hat sie sterben lassen. Busse? - Schauen Sie sich mal die Fahrpläne z.B. hier in der Eifel an. - Und die Busse. - Aber auch die Fahrstrecken in städtischen Gebieten sind gestiegen. Mit jedem neue gebauten Autobahn-Kilometer ziehen die Leute weiter auf's Land. Konsequenz: lange Einkaufswege, lange Schulwege, lange Wege zur Arbeitsstelle. In der Abwägung zwischen Wohn- und Treibstoffkosten spielte in der Vergangenheit die Entfernung kaum eine Rolle. Versucht man das alles ein wenig vereinfacht darzustellen, könnte man auch sagen, dass die immer weiter steigenden - zu hohen - Wohnkosten in den Städten, aber auch die derzeit schlechte Arbeitsmarktsituation - die nicht auf den Kilometer schauen lässt - den von Automobilen verursachten CO²-Ausstoß in die Höhe treiben. - Gibt es eine Lösung? - Ich präsentiere meinen Lesern hier zwei: ein Konzept und eine (keine) Lösung. (Ein wenig Marketing muss schließlich sein!)

Blue Sky for ever - und nicht nur über der Ruhr
 

07-07-09/02. - Der uns vor Jahrzehnten den "blauen Himmel über der Ruhr" versprach, war Willy Brandt, SPD. Es gibt ihn. Den blauen Himmel. (Man muss dann aber schon den Himmel "von damals" kennen.) Aber "Blau" kann heute auch die farbliche Umsetzung einer gewünschten, angestrebten Situation sein, die dann die Verbesserung der aktuellen CO²-Situation darstellt. Und das haben dann sowohl DaimlerChrysler als auch das Volkswagenwerk entsprechend visualisiert. Die Stuttgarter mit "BlueTec", die Wolfsburger mit "BlueMotion". - Glauben Sie mir: man muss daran glauben. Wie ich Ihnen später am Beispiel "BlueMotion" gerne beweisen will. (Aber ein wenig "BlueTec"-Vergangenheit - die gerne von den Stuttgartern "unter den Teppich gekehrt" wird -  kommt auch in dieser Geschichte vor.)

Aber zunächst will ich Sie mit einem Konzept erschrecken, das nicht auf meinem Mist gewachsen ist, sondern dem Kopf eines meiner intelligenten Leser entsprang. Weil er es auch schrecklich findet, trotz Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und einer Jahresfahrleistung von nur 10.000 Auto-Kilometer genauso viel Steuer zahlen zu müssen wie jemand der 50.000 km im Jahr fährt. (Genau so unerträglich wäre übrigens auch eine pauschale Autobahngebühr.) Deshalb sollte das angedachte - und nachstehend vorgestellte - Konzept sozialverträglich sein. Niemand soll gezwungen werden sich einzuschränken. Trotzdem soll ein erheblicher Anreiz zum Spritsparen bestehen. Und so wäre das umsetzbar:

·           Jeder erwachsene Bundesbürger ab 18, ganz gleich ob mit oder ohne Auto, bekommt eine Chipkarte mit einer "Ladung" von 500 Liter Kraftstoff. Dabei wird kein Unterschied zwischen Diesel, Normalbenzin, Superbenzin oder Super Plus gemacht.

·           Mit dieser Chipkarte kann getankt werden - nach Eingabe einer Geheimzahl – oder es kann nach Tageskurs von der Bank Geld abgehoben werden (s. u.).

·           1 Liter Kraftstoff aus der Karte bezahlt kostet 1,00 €.

·           Es kann auch ohne Karte getankt werden, ohne jedes Limit.1 Liter Kraftstoff kostet dann allerdings 5,00 €.

·           Nicht benötigte Kraftstoffmengen können über alle Banken an einer (nennen wir sie) „Spritbörse“ gehandelt werden.

·           Angebot und Nachfrage bestimmen den Kurswert des Treibstoffs. (Wie bei Aktien. -  Logischerweise kann  - und darf - der Kurswert aber nicht über 5,00 € steigen.)

·           Alle Banken können die Chipkarten aufladen. Mit den über die Börse verfügbaren Mengen und zum jeweiligen Tageskurs. Dabei gibt es kein Limit.

·           Nicht verbrauchte Mengen können auch über den Jahreswechsel hinaus angespart werden. Bis zu einer Höchstgrenze von 1.500 Litern.

·           Die Drehscheibe aller Aktionen sind die Banken. Nur über sie kann Kraftstoff gehandelt werden, d.h. verkauft oder zugekauft. Selbstverständlich kann auch mit Kraftstoff spekuliert werden, d.h. man kann seine Karte zu evtl. günstigen aktuellen Kurs aufladen, und bei gestiegenem Kurs wieder über die "Spritbörse" verkaufen.

·           Jeder kann weiterhin soviel tanken wie er will. Keiner muss sein Auto stehen lassen. Das Steueraufkommen steigt durch die verkauften Überhangmengen, auf denen überdurchschnittlich hohe Steuern aufgeschlagen sind. Was den Staats interessiert. Den Autofahrer interessiert: auf diese Weise wird Sparen belohnt. Und Leute, die komplett auf das Auto verzichten, haben den größten finanziellen Vorteil.

·           Das erhöhte Steueraufkommen kann - durch entsprechende Gesetze der Politik - zur Forschung und Entwicklung von effizienten Methoden im Umgang oder bei der Erzeugung von Energie eingesetzt werden.

·           Ältere Personen oder solche ohne Automobil können die Treibstoff-Transaktionen auch direkt über das Bankkonto abwickeln oder abwickeln lassen, z. B. per Dauerauftrag einmal pro Monat.

·           Natürlich sind die angegebenen Kosten nur Anhaltswerte und orientieren sich nach der Tagesaktualität. Um Schwierigkeiten bei der Einführung dieses Konzepts etwas abzufedern ist ein Übergangsszenario vermutlich unumgänglich.

·           Das Konzept wäre mit einem entsprechenden Schlüssel auch auf Firmen (und deren Fuhrpark) übertragbar.

·           Eine ähnliche Vorgehensweise könnte auch bei Flug- und Schiffsreisen als Regulativ wirken. Der Vorteil dabei wäre, dass nicht einzelne Fluggesellschaften benachteiligt werden müssen. Jeder kann "seine" Gesellschaft, seinen Fortbewegungs-Favoriten nutzen.

Diese Grundidee eines meiner Leser ist so gut - und gleichzeitig so wenig realistisch - wie die kommunistische Idee. Die scheiterte auch daran, dass sie in der Realität nicht umsetzbar war, weil das von Menschen geschehen müsste. Und die sind nun mal egoistisch. - Oder?

Nun von den Zukunftsträumen hin zur Realität bei VW: Polo BlueMotion.

Auf menschliche Schwächen nimmt das VW-System Rücksicht. Und bietet z.B. zur (ansatzweisen) Lösung das "menschliche" BlueMotion-Konzept an. Inzwischen nicht nur beim Polo, sondern auch beim Passat. (Wobei sich der neue VW-Diktator Winterkorn lieber mit dem Passat als mit dem Polo fotografieren lässt.)

Bleiben wir aber mal beim BueMotion-Zugpferd, dem Polo: Ich habe Anfang April 2007 mal die Presseabteilung von VW angeschrieben und die mit meinen Feststellungen und Recherche-Ergebnissen konfrontiert. Hier der Kern meiner Anfrage:

Ihr Konzern hat in 2006 auf dem Genfer Salon den Polo BlueMotion vorgestellt. Das war gut für viele gute Geschichten.

Die CO2-Berichterstattung forderte in den letzten Wochen neues "Futter". Und so gab es dann auch (z.B: am 6.03.07) "frisches" Pressematerial. Dabei ist der Wagen seit einem Jahr bekannt und wird so unverändert gebaut. - Oder habe ich etwas übersehen? - Denn dieser Polo wird doch seit - na, sagen wir - Herbst 2006 auch offiziell verkauft. Und dieses Fahrzeug erfreut sich - glauben wir der Presse-Info vom 15.01.07 - einer großen Nachfrage. Aber - in dieser Pressemeldung - ist auch erwähnt, dass der Polo BlueMotion eine Lieferzeit von mehreren Wochen hat.

Von Käufern des Fahrzeugs höre ich anderes. Obwohl von VW-Seite eine "hochgefahrenen Produktion" verkündet wird. Inzwischen soll sie sogar verdreifacht worden sein. Und an der "Basis" lacht man über die VW-Aussage "mehrere Wochen". Selbst "mehrere Monate" ist zu kurz gefasst.

Tatsache ist: die VW-Kunden mit gültigen Kaufverträgen erhalten ihren Polo BlueMotion nicht zu den vereinbarten Lieferzeiten.

Aber die Kunden, die  ihren Polo BlueMotion bereits vor vielen Monaten bestellt haben, die erhalten ihn nicht. - Dabei spricht VW im Januar 2007 von einer Verdreifachung der Produktion.

In der "Automobilwoche" vom 26. März 2007 ist zu lesen:

"Auch Volkswagen kann mit dem noch umweltfreundlicheren Polo BlueMotion (102g/km) kaum von der Umweltdebatte profitieren. Seit das Modell im August 2006 eingeführt wurde, hat VW in Deutschland und den Nachbarmärkten lediglich 2500 Einheiten abgesetzt. Damit verkauft sich der Polo BlueMotion ähnlich schleppend wie einst der Drei-Liter-Lupo..."

Schauen Sie doch mal selbst ins Internet und lesen die Klagen der Polo BlueMotion-Besteller, die sich "auf den Arm genommen" fühlen! (Und sich auch an mich wenden!)

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einerseits das "große Getue" der VW-Öffentlichkeitsarbeit um den Polo BlueMotion, auf der anderen Seite die offensichtlich vorhandene Lieferknappheit dieses Modells erklären könnten.

Und das Volkswagenwerk, die Öffentlichkeitsarbeit antwortet mir:

herzlichen Dank für Ihre Zeilen. Seien Sie versichert, wir tun alles um den Kunden die entsprechenden Autos zu liefern. Die von Ihnen genannten Aktivitäten rund um den Polo BlueMotion bzw. das BlueMotion Thema aktuell sind unabhängig von den Auslieferungen an die Kunden. In der Tat haben wir die Kapazität für das Fahrzeug zu Beginn zu gering eingeschätzt und im Zuge der Nachfrage erhöht. Mit den Lieferterminen sind wir in Verzug, ja, das ist richtig, die Kunden werden aber individuell über die Vertriebsorganisation betreut. Ihre Wortwahl richtig interpretierend, spare ich es mir, auf Ihre Äusserung "Grosses Getue" der Öffentlichkeitsarbeit einzugehen, da unsere Ansichten hier, wie wir im letzten Jahr schon festgestellt haben, deutlich auseinander liegen und nicht kompatibel sind. Kommunikation, lieber Herr Hahne, hat die Aufgabe Themen zu generieren, wir haben das Thema im Frühjahr des letzten Jahres bereits aufgegriffen und seither immer wieder gespielt. Aktuell bekommt das Thema durch die Medien selber Aufwind, wir bieten nur Themen an, wer sie wie umsetzt obliegt letztlich nicht unserem Einfluss.

Eine nette Antwort, die wiederum eine nette - und verständliche - Antwort von mir verdient hat:

...es ist nett von Ihnen, mir so schnell zu antworten. Und ich verstehe sogar Ihre Argumentation im Detail. Aber das können Sie - oder auch VW - nicht einem Kunden erklären. Jeder Kunde sollte - auch bei einem Großserienhersteller - das Gefühl vermittelt bekommen, der einzige Kunde, zumindest aber der wertvollste zu sein. Dieses Gefühl vermag die VW-Organisation aber nicht zu vermitteln. Jeder VW-Mitarbeiter tut zwar alles, was ihn, seine Abteilung betrifft; aber das Gesamtergebnis, das man dann als Beobachter "von außen" registriert, ist leider negativ.

Und so sind dann auch die "vernachlässigten" Käufer eines Polo BlueMotion zu Recht verärgert. Überall nur Worte, kein wirkliches Bemühen.  Denn jeder kann - intern - nachweisen, dass ihn ja keine Schuld trifft.  Wenn das aber so empfunden wird, dann gibt es tatsächlich nur einen Gesamtschuldigen.  Das wäre dann Herr Winterkorn,  der diese "Politik" (zur Zeit) verantwortet.

Herr Winterkorn hat mir schon nicht auf meine Bugatti-Einwürfe geantwortet; so wird er auch nichts zum Thema Polo BlueMotion zu sagen haben. - Eigentlich schade, dass so wenige Leute in so einem Automobilkonzern so wenig vom Verkauf der  Produkte die sie herstellen - und der Behandlung der Kunden die sie kaufen (sollen)  - verstehen.

Insofern sind tatsächlich auch meine Vorstellungen von Öffentlichkeitsarbeit andere, als durch Sie - und auch in Zukunft - von Ihrem neuen Chef wahrscheinlich umgesetzt werden. Dienstleister sollten sich auch wie Dienstleister verhalten, schon um glaubwürdig zu sein. - Aber dazu müsste man wahrscheinlich das Automobilgeschäft von der Basis her erfahren haben. Und welcher der aktuell leitenden VW-Mitarbeiter hat das schon?

Aber ich will Sie nicht mit einer Einstellung langweilen, die Sie von mir schon kennen, die Sie aber - unabhängig davon, ob Sie sie verstehen - nicht akzeptieren dürfen. Weil das nicht der einmal getroffenen "Sprachregelung" des VW-Konzerns entsprechen würde.

Aber ich kann Ihnen - bezogen auf der aktuelle Thema Polo BlueMotion - heute schon sagen, dass es unter diesen Käufern eine Reihe von Leuten gibt, die mit diesem Fahrzeug ihren letzten VW bestellt haben. - Und den Grund dazu hat auch VW geliefert. - Was nutzen da die ganzen PR-Aktionen? Kunden kann man billiger gewinnen. Durch normales, vernünftiges und glaubhaftes Verhalten.

Oder sollte in Zukunft besser ein Kaufabschluss durch einen Kunden - z.B. für einen Polo BlueMotion - nur in Gegenwart seines Rechtsanwalts erfolgen?

Aber lassen Sie mich nun auch mal - zur Abwechselung - die Meinung eines Polo BlueMotion-Bestellers wiedergeben. Schließlich verstehe ich mich als Mittler zwischen Industrie und deren Produkt-Käufer. Und so habe ich einen - schon lange auf die Auslieferung wartenden - Polo Blue-Motion-Käufer mit der Argumentation derer von Wolfsburg konfrontiert. Dieser Mann schreibt mir nun:

Die Ausführungen sind sehr "aufschlußreich", oder um mich in der richtigen Wortwahl zu üben, "kompatibel"mit dem Bild, das Volkswagen (mir und der Öffentlichkeit) gegenüber bisher schon in dieser Sache abgegeben hat! - Eine erneut gegenstandslose, nicht nachprüfbare (und auch nicht nachgeprüfte/belegte) Aussage, dass man alles tue und die Produktion gesteigert habe. Naja, und was die Betreuung durch die Vertriebsorganisation angeht, weiß ich bis heute nicht, worin die liegt, außer die (zugegebenermaßen unverbindlichen) Lieferzeitversprechen, wie von mir bereits beschrieben, wiederholt zu brechen und nach hinten zu schieben.  Aber das ist wohl heute ganz einfach der Trend, dass man mit Problemen gleichermaßen wie mit individuellen Anliegen nicht umzugehen weiß (oder umgehen will?). Man arbeitet nach Schema, nach Prozessen, nach "System". Das System stellt sicher, dass der Erfolg programmiert ist. Und das System ist besetzt mit Soldaten, die marschieren, und wenn sie nicht gehorchen, werden sie erschossen. Und zu jedem Zeitpunkt muss jeder austauschbar sein. Dirigenten, oder Offiziere, entstehen genau wie Sie sagen nicht mehr, in dem sie sich von unten nach oben dienen, sondern indem sie mit dem Silberlöffel geboren werden und über Seilschaften und Männerbünde quer einsteigen. Ich bin auf den Polo BlueMotion nicht angewiesen. Ich habe noch andere Automobile. Ich erleide dennoch durch das Fehlen des Fahrzeugs einen finanziellen Verlust, weil er für eine Funktion als "km-Fresser" vorgesehen ist, teils betrieblich/teils privat - eine Funktion, die die anderen Automobile prinzipiell auch, aber deutlich weniger effizient erledigen. Als solcher hätte er z.B. einen VW Golf ablösen sollen, der nach 17 Jahren in erster Hand bei einer Laufleistung von gut 480'000 km im Dezember vorzeitig (d.h. zu einem ungeplanten Zeitpunkt zwischen Unterzeichnung des Kaufvertrags und Auslieferung des BlueMotion) mit Motorschaden den "Löffel abgegeben hat". Mein Händler hat mir im Februar, als dann endlich klar wurde, dass mein BlueMotion mindestens 6 Monate Lieferzeit hat, durchaus angeboten, den Kaufvertrag zu stornieren. Soweit, so gut. Nur nützt mir das herzlich wenig, weil die Erkenntnis der realen Lieferzeit mit drei Monaten Verspätung, oder drei Monate vor Auslieferung offenbart wurde. Das alternativ in Betracht gezogene Auto wäre der preisgleiche Skoda Octavia Kombi "Classic" gewesen (also das weiterhin gebaute, erste Modell), der mit rund drei Monaten Lieferfrist belegt ist. Eine Stornierungsoption zum jetzigen Zeitpunkt nutzt mir also leidlich nichts mehr, es sei denn, ich würde stattdessen auf ein Gebrauchtfahrzeug umdisponieren. Ob VW letzten Endes beim BlueMotion tatsächlich mit der Fertigungsplanung auf dem linken Fuß erwischt worden ist, oder ob (was ich eher vermute) unerwartete technische Probleme oder/und regelrechte, ungeplante Fertigungsaussetzer (im Sinne fehlender Zulieferung von Sonderteilen) vorliegen, ist müßig zu spekulieren. Es ist halt schon verdammt auffällig, dass man im Straßenverkehr wirklich fast kein einziges Auto sieht. Dies verwundert umso mehr, weil fabrikneue und frisch vorgestellte Autos in der Regel von Privatkunden oder Firmen gekauft werden, die hohe Jahreslaufleistungen haben. Neue Automobile haben daher in der Regel eine überproportional hohe Präsenz im Straßenverkehr und Stadtbild. Aber bis dato nicht so der BlueMotion. Ein anderer, vielleicht zu weit hergeholter Schluss könnte sein, dass der Polo BlueMotion (genau wie seinerzeit der 3L Lupo) möglicherweise unprofitabel ist und Volkswagen daher gar kein Interesse hat, die Stückzahl tatsächlich hochzuziehen? Letzten Endes scheint jedoch doch klares Fertigungs-Missmanagement vorzuliegen, weil auch die hochpreisigen Modelle GTI und GTI Cup Edition ähnlich wie der BlueMotion ebenfalls von mehrmonatigen Lieferzeiten betroffen sind, während selbst bei den offiziellen deutschen VW-Händlern (zumindest hier in meiner Region) die Höfe mit - man halte sich fest - VW Polo EU-Neuwagen zugepflastert sind! Man hat bei VW also überhaupt kein Problem, den aktuellen Markt mit unzähligen, auf Überschuss produzierten 80 PS Benzinmodellen zu überschwemmen! Apropos andere Autos in meinem Fuhrpark: ...

(Das erste Beispiel fehlt hier, weil es - zur eigentlichen Sache - unpassend ist. Aber dann geht es mit einem Beispiel weiter, die in Richtung "BlueTec" geht. Dieses Beispiel hat schon deswegen Bedeutung, weil es in der deutschen Fachpresse aktuell keine Bedeutung hat. Man hat vergessen. Also ist nachfolgend von einem unrühmlichen Beispiel deutscher Ingenieurkunst die Rede. - Aber aus Fehlern soll man bekanntlich lernen.) ...
 
Oder wie wäre es mit meinem aus USA re-importierten 1985er Mercedes 300 D Turbodiesel, ursprünglich hergestellt in der etwas unrühmlich bekannt gewordenen Kalifornienausführung mit dem Keramik-Russfilter. Das Russfilter wurde im Rahmen eines Rückrufs durch MB of North America durch einen Oxidationskatalysator ausgewechselt, bei meinem Auto, das bis dahin im Dornröschenschlaf weilte, auf meine schriftliche Nachfrage und schriftlicher Anweisung durch Mercedes, erst wenige Wochen vor dem Reimport in 2004. Als es bei der anschließenden Zulassung in Deutschland dann darum ging, für das solchermaßen umgerüstete Fahrzeug die für den TÜV erforderlichen Konformitätsdaten zu bekommen, da hat man sich bei Mercedes in Untertürkheim auf den Originalzustand des Fahrzeugs bezogen und mir mitgeteilt, dass man "für die von mir nachträglich durchgeführten Modifikationen" keine Verantwortlichkeit habe (sinngemäß wiedergegeben, der O-Ton ist nicht weit weg davon). Eine technische Änderung, die der Hersteller im Rahmen eines Rückrufs durchführt, ist im Verständnis von Mercedes-Benz also eine vom Kunden nachträglich durchgeführte, und vom Hersteller nicht verantwortete Modifikation des Automobils. A-ha! (Mein Kommentar: Die tatsächliche Ursache dürfte darin liegen, dass die Rückrufaktion, von der, wenn ich mich richtig entsinne, rund 25, oder 35'000 Fahrzeuge betroffen waren, wahrscheinlich bei den US Zulassungsbehörden gar nicht abgastechnisch qualifiziert wurde, sondern durch Zahlung von Geld abgegolten wurde.) In dieser Form war das Fahrzeug in Deutschland, nach Handlung in Anweisung durch Mercedes, nach der Papierlage nicht zulassungsfähig, ohne dass ich von Mercedes aber vorher darüber in Kenntnis gesetzt worden wäre. Ich konnte das Fahrzeug lediglich durch Kulanz des TÜV, wo man genauso den Kopf schüttelte wie ich, zulassen. Aus heutiger Sicht war es ein klarer Fehler von mir, das Fahrzeug nicht im Originalzustand zu belassen. Ich war wahrscheinlich einer der allerletzten, die einen der Original Russfilter an Mercedes zurückgegeben haben. Zweifelsohne, ich hätte das Originalteil selbst ausbauen und durch ein Rohr ersetzen sollen. Aber das Rad der Zeit verzeiht leider nichts... So, nun ist es Zeit, um von meiner Seifenkiste herunterzusteigen (wie es der Engländer formulieren würde).

Natürlich hat mir das Volkswagenwerk (schließlich ist man nicht Opel!) auf mein - schon weiter oben - wiedergegebenes e-mail geantwortet. Bitte lesen Sie:

...es tut mir leid, aber Ihre Argumentation ist leider von Beginn an immer vorgefertigt. Sie nehmen leider nur für sich in Anspruch die Wahrheit zu kennen und alles richtig zu machen. Ich kann nur sagen, dass wir im Gegenteil zu Ihrer Auffassung deutlich mehr vor Augen haben als nur die PR bzw. Öffentlichkeitsarbeit. Es ist nicht unser Ansatz nur auf die Medien zu schauen, nein, lieber Herr Hahne, dies wäre deutlich zu kurz gesprungen. Wie schon angedeutet, sind wir selbstverständlich nicht glücklich über den Umstand der langen Lieferfristen für den Polo BlueMotion, nur kann ich leider aktuell den von Ihnen genannten Kunden nicht mal helfen, da wir (zumindest ich) die Kunden derzeit nicht kennen und daher auch nicht persönlich ansprechen können. Im Einzelfall helfen hier immer nur individuelle Lösungen, die eine Überbrückung bis zur Auslieferung darstellen können. Darum kümmern wir uns gerne und nicht nur in den von Ihnen genannten Fällen, sondern immer dann, wenn wir helfen können. Von daher ist unsere Vorstellung von Öffentlichkeitsarbeit nicht so beschränkt wie Sie sie unglücklicherweise darstellen. Dienstleistung ist für uns kein Fremdwort, ganz im Gegenteil, aber auch hier gilt ja Ihre vorgefertigte Prämisse.
 Aber lassen wir doch mal einen anderen Besteller eines VW Polo BlueMotion zu Wort kommen:

Ich habe am 31.07.06 bestellt (XXX in XXX) und werde seitdem weder informiert noch in irgendeiner
anderen Weise von denen oder VW kontaktiert. Nur auf meine Initiative kommt es zu angespannten Telefonaten. Letzter
Stand bei mir: das Auto steht angeblich in Pamploma, aber wann es zur Übergabe bereit steht ist nicht bekannt.
Sicherheitshalber haben sie aber schon mal die Rechnung geschickt. Dann kommt die nächste Nachricht, das Auto geht
nicht wie bestellt in die Autostadt, sondern nach XXX (ich wohne an der Ostsee) Toll sag ich nur! Von
Kostenübernahme, Tankfüllung wollen die "freundlichen" Herrschaften nichts wissen.

Das macht keinen guten Eindruck. VW verhält sich also nicht nur in dem bisher geschilderten Fall wie eine Behörde. Schade!  Diesen Kunden oben trifft also in der (VW-) Praxis eine Lieferzeit für den Polo BlueMotion von um 9 Monate (in Worten: neun Monate!) - VW würde natürlich, wie wir aus der Korrespondenz mit mir wissen - sicher gerne helfen, wenn man helfen könnte.

Kehren wir zurück zum ersten von mir benannten Polo BlueMotion-Beispiel: der Kunde wartet noch immer. Es ist auch keine Entspannung bei den Lieferzeiten für diese BlueMotion-Version des Polo zu erkennen. Im VW-System werden zu diesem Zeitpunkt (unverbindliche) Lieferzeiten von  4,5 Monaten genannt. Aber das ist abseits jeder Realität.

Aber das Volkswagenwerk schlägt weiter die PR- und Werbetrommel für den Polo BlueMotion: New York Autoshow, Sexy Grenn Car Show in England, dazu die aktuelle Pressevorstellung auf "der Insel" (noch mit Linkslenkerautomobilen!), Auto Shanghai 2007, BlueMotion-Polo als Journalisten/VIP-Flottenfahrzeug bei der Bilanzpressekonferenz in Wolfsburg und beim Kulturtermin in Hamburg, und, und, und.

Es erfolgt dann die Markteinführung des Polo BlueMotion in England. Die funktioniert - nach allgemeiner Erfahrung mit diesem Markt - so: der Kunde kauft dort praktisch nur Fahrzeuge "vom Hof". Um also eine effiziente Markteinführung auf der Insel zu realisieren, muss bei den dortigen Händlern ein entsprechender Bestand vorhanden sein. Wenn die Produktion des Modells nicht entsprechend angehoben wird, muss diese Markteinführung praktisch zu einer Verzögerung der Auslieferung der eigentlich schon lange überzogenen Liefertermine von deutschen Bestellern führen.

Laut "ams" soll der Marktanteil des Polo BlueMotion 11 Prozent des Polo-Produktion insgesamt betragen. "ams" beruft sich dabei auf Informationen von VW. Eigenartigerweise habe ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Polo BlueMotion im Straßenverkehr gesehen. Und ich habe auch Händler aufgesucht. Dort fand ich nur "Sonderangebote" (Tageszulassungen) normaler VW Polo.

Und ich mache mir so meine Gedanken: ist der BlueMotion vielleicht für VW in der Produktion unrentabel? Gibt es Schwierigkeiten auf der Zuliefererseite wegen der speziell erforderlichen Bauteile? Wo sind denn die nach den Zahlen der "Automobilwoche" bisher in Deutschland seit Anfang des Jahres zugelassenen 2.500 Polo BlueMotion geblieben? - Ich habe bisher noch kein Fahrzeug gesehen.

Immerhin bedarf dieses Modell eines reibungsoptimierten Spezialmotors (die Zylinderlaufbahnen werden mit speziellen Läpp- und Hohnverfahren auf Reibungsarmut optimiert, wie das zuletzt - in dieser Klasse - nur beim 3L Lupo gemacht wurde. Und wie man das beim V10 TDI des Phaeton macht.), außerdem wird der Zylinderkopf so gefertigt, dass er einen möglichst spannungsfreien Zustand bei optimaler Betriebstemperatur des Motors erreicht. Und der Pumpe/Düsemotor (Diesel) steht vor der Produktionseinstellung. (Außerdem ist die Ostdeutschland-Subvention inzwischen dafür ausgelaufen, wenn ich das richtig mitbekommen habe.)

Es kann doch nicht sein, dass VW von einer überhöhten Nachfrage überrascht worden ist.

Der Polo 9N/9N3 befindet sich rund 1 Jahr vor der Ablösung durch das Nachfolgemodell. Der Skoda Fabia fährt bereits auf der neuen Plattform. Die Entwicklungskosten des 9N/9N3 dürften als vollständig abgeschrieben gelten. Volkswagen könnte also bei der nach wie vor ungebrochen starken Nachfrage also außergewöhnliche Gewinnmitnahmen realisieren. Aber was passiert? Nichts! Sämtliche Polo Kundenfahrzeuge (also auf Bestellung produzierte Autos, und das sind in der Regel auch gerade die, die mit vielen Sonderausstattungen entsprechend hohe Verkaufspreise erzielen) sind mit mindestens 12 Wochen Lieferzeit belegt. Je nach Modell beträgt diese über 6 Monate (GTI, GTI Cup, BlueMotion). Gleichzeitig aber stehen auf den Höfen der offiziellen deutschen VW Händler unzählige VW Polo EU-Neufahrzeuge auf Halde.  Allesamt 80 PS-Benziner! Ist das Taktik? Oder Missmanagement? Oder gar maßlose Ignoranz. (Oder Arroganz?) Ein weiteres, bis heute ungeklärtes Mysterium (und von der so genannten. Fachpresse kategorisch vernachlässigtes und totgeschwiegenes Thema) ist die Frage, warum der Polo BlueMotion die Euro 5 nicht erfüllt, während die ersten Touareg und Phaeton (aber auch andere) dies bereits schaffen? Hat vielleicht auch dies mit einem Schulterschluss zu tun, dass  hier der Staat für den geringen Verbrauch mit erhöhter Kfz-Steuer entschädigt werden wird?

"Mein" Polo BlueMotion-Besteller schreibt mir zu einem anderen Detail:

Unter vielen Polo BlueMotion Interessenten herrscht auch einhellige Enttäuschung darüber, daß das Fahrzeug im Innenraum mit den unzumutbar schlechten Sitzen des Polo Trendline ausgestattet ist. Eine Alternative bietet Volkswagen auch hier bis heute nicht an. Die Volkswagen Individual in Wolfsburg, die den Anspruch erhebt, Kunden besondere Wünsche zu realisieren, hat mir für die Umrüstung auf die Innenausstattung mit den besser aufgepolsterten Sitzen des Comfortline oder Sportline Angebote im Bereich 2500 (Velours) bis 5000 EUR (mit Leder) unterbreitet ! Die Abklärung, ob eine andere Innenaustattung ab Werk Pamplona möglich ist, die letztlich negative Bescheidung, und die anschließende Unterbreitung des Umrüstangebots hat rund 4 Wochen in Anspruch genommen und von mir mehrmaliges Nachhaken mit Telefonaten und Schriftverkehr erfordert ! Ich habe das Problem daher meinerseits gelöst, indem ich inzwischen eine gebrauchte Sportline Innenausstattung und auch ein gebrauchtes Lederlenkrad erworben habe. Auch ein Lederlenkrad ist ausschließlich für den BlueMotion nicht ab Werk bestellbar, und gerade dies wäre ein überaus willkommenes Extra, weil das Standardlenkrad des Polo aus Hartplastik ist (nein, es ist nicht einmal aufgeschäumt - es ist Hartplastik!) und durch die übertragenen Vibrationen des TDI Motors Schmerzen in den Händen produziert - die wenigstens geringfügige dämpfende Wirkung des Leders hat also handfeste Vorteile. Was macht eigentlich das berühmte VW Produktstrategie-Komittee den lieben langen Tag lang?
Ich habe also - im Gegensatz zum Volkswagenwerk in Wolfsburg  - Kontakt zum Kunden. Und wundere mich. Und vielleicht wundert man sich jetzt auch bei VW, wenn ich die Herren dort ein wenig Einblick nehmen lasse in "die Denke" eines Polo BlueMotion-Käufers, mit dem ich inzwischen (zu diesem Zeitpunkt) einen monatelangen e-mail-Kontakt hatte. Dieser Kunde schrieb mir u.a. in seiner langen Wartezeit:
Ich habe den Kaufvertrag für das Fahrzeug unterschrieben, weil ich eine Sympathie für die Ingenieursarbeit der Wolfsburger habe, die trotz aller unvermeidlichen Fehlschritte in ihrer Gesamtheit außergewöhnlich gut ist. Ich bin auch ein ausgesprochener Fan der VW-Taktik, die ab dem Golf 1 angefangen wurde und in der Gestalt des Golf IV seinen Zenit erreicht hat, nämlich technisch sinnvolle bis herausragende Pakete zu schnüren, die mindestens 95% (oder mehr) der von Mercedes definierten Qualität zu rund 80% des von Mercedes aufgerufenen Preises bietet. Ich bin auch weitestgehend begeistert vom Konzept, seiner Umsetzung und vom Styling des Phaeton und ich gratuliere Herrn Piech (ohne ihn persönlich zu kennen und ohne mich mit seiner Person und Persönlichkeit zu identifizieren) zu diesem Auto. Es ist die ideale Ergänzung zum A8 innerhalb des eigenen Hauses. Während der A8 sportlich und dynamisch ist, ist der Phaeton der ruhige, qualitativ höchst wertige, komfortable Luxusdampfer, den es seit dem Untergang des W140 nach Niefer bei Mercedes nicht mehr gibt. Der Phaeton ist die eigentliche S-Klasse. Und dann überkommt mich das große Kotzen (wenn ich das so sagen darf), wenn die Presse und so genannte. Fachpresse (die aus 25jährigen disco-frequentierenden Testredakteuren besteht, während der Phaeton-Kunde der 60jährige Geschäftsmann ist) ein solches Auto beurteilen, und dann auch noch einhellig und einmütig den wirtschaftlichen Misserfolg des Phaeton kritisieren. Woher nehmen diese Menschen ihren Anspruch und ihr Wissen? Audi hat 3 Modellgenerationen benötigt, um den A8 zu dem zu machen, was er heute ist, und keiner hat dies bekrittelt. Aber schwache Verkaufszahlen des ersten Phaeton in Deutschland lassen die Brandmarkung als unternehmerische Fehlleistung zu? A-ha! Dass das Auto selbst zum Beispiel in der Schweiz ein Riesen-Erfolg ist, dass es unter denen, die seine Qualitäten inzwischen kennen und schätzen gelernt haben eine treue und überzeugte Kundschaft erzeugt hat (sofern nicht Qualitätsdefizite für Verstimmung gesorgt haben), und dass die Plattform und der W12 Motor dieses Modells in tausendfacher Ausfertigung weltweit der Marke Bentley einen ungeahnten, noch nie da gewesenen Höhenflug beschert hat, wird von den (so genannten) Fachleuten vollkommen ignoriert. Und der Polo BlueMotion? Er kann wenigstens bis heute ohne Klimaanlage gekauft werden (beim Golf V nicht mehr möglich), und ohne elektrische Außenspiegelverstellung, aber mit Schiebedach. Und genau so habe ich ihn bestellt. Er hat für heutige Maßstäbe ein kaum mehr zu findendes Leergewicht von ca. 1100 kg, bei gleichzeitig sehr guter passiver Sicherheit. Er hat nur 3 Zylinder, weil die ausreichen. Er hat nur 5 Gänge, weil die ausreichen, und Gewicht sparen. Und er ist überaus sympathisch zu fahren, sofern die Persönlichkeit des Fahrers zur Abstimmung des verlängerten Getriebes passt. Dies herauszufinden empfehle ich unbedingt mit einer Probefahrt zu erledigen. Ich würde niemandem empfehlen, den Blue Motion ungefahren wegen seines ausstattungsbereinigten Preisvorteils auf dem Papier von 500 € einem konventionellen Polo vorzuziehen.

Inzwischen haben wir Mai 2007. Der Polo BlueMotion-Kunde wartet und wartet. Aber: es gibt neue Informationen von VW, die das Thema "BlueMotion" transportieren:

Das Thema „Zukunft" geht Volkswagen auch mit seinen Produkten an. Zur Preisverleihungs-Gala des „Studio Hamburg Nachwuchspreis" wird eine Flotte von Polo BlueMotion vorfahren. Bereits Anfang März wurde der Polo BlueMotion erfolgreich als Shuttle-Fahrzeug zum Genfer Automobil-Salon eingesetzt. Zuletzt stand die Flotte bei der ECHO-Preisverleihung am 25. März 2007 für internationale und nationale Musiker zur Verfügung. Mit einem Verbrauch von nur 3,9 l/km und einem CO²-Ausstoß von 102 g/km überzeugte er Journalisten und Fachbesucher gleichermaßen. Dieser Shuttle steht für zukunftsweisende Mobilität und behauptet sich so zunehmend als Gütesiegel für den Umweltschutz.

Und die VW-Öffentlichkeitarbeit "generiert" weiter Geschichten zum Thema "BlueMotion", in dem man jetzt den VW Passat in einer "BlueMotion"-Version kreiert. Das wird - von dem Ihnen schon bekannten "Wartenden auf Polo" - mir gegenüber so kommentiert:

So, dann muss jetzt demnächst also der Passat BlueMotion herhalten? Seltsam, aber irgendwie entzieht sich der Passat BlueMotion meiner Wahrnehmung. Es ist VW noch nicht gelungen, mir den besonderen Reiz dieses Autos zu vermitteln. Schade, denn man hat mit dem Passat BlueMotion eine große Chance vertan, indem man ihn nicht genauso konsequent ausgeführt hat, oder sogar noch konsequenter, als den Polo BlueMotion. Stattdessen hat man vor optischen (aerodynamik-verbessernden) Maßnahmen gekniffen. Ebenso wurden keine konsequenten Leichtbaumaßnahmen getroffen. Hat man kalte Füsse bekommen? (Oder sind es doch die Fertigungskosten? Hat man also doch schon aus dem Polo BlueMotion gelernt?) Damit hat VW leider den ganzen Ansatz verwässert, und eigentlich ad absurdum geführt, weil nur noch halbherzig ausgeführt, und ist damit nicht mehr glaubwürdig. Das ist umso bedauernswerter, wenn man bedenkt, dass bis heute sämtliche Autobauer dem Irrtum verfallen, dass ökologisch optimierte Autos zuallererst in den kleinen Klassen erforderlich seien. Dass aber bei großen Automobilen das (absolute) Spritsparpotential wesentlich größer ist, wird kategorisch missachtet. An großen Autos führt aber kein Weg vorbei, weil Sicherheit, Familientauglichkeit, Komfort- und Prestigeanspruch rational betrachtet zu Automobilen der Passat-Klasse keine Alternative lassen. Deshalb wird auch ein Loremo zum Scheitern verurteilt sein. Falsche Klasse (abgesehen von hanebüchenen Packaging-Ansätzen). Und so hätte der Passat BlueMotion das erste radikal - aber rational - optimierte Auto sein können. Aber nein! Chance vertan! Aber das sehe wahrscheinlich nur ich so. VW wird es sicherlich gelingen, auch hier mit entsprechender PR Arbeit die Werbetrommel zu rühren.....

Schöner kann man es eigentlich gar nicht sagen, liebe VW-Manager. - Und diese Feststellungen kommen nicht von mir. (In Wolfsburg empfindet man meine Meinung nämlich gerne als "vorgefertigt", sozusagen als Serienprodukt eines überzogen reagierenden Kritikers.) Ich bin dem VW-Käufer dankbar, dass ich hier seine Meinung in der Original-Formulierung darstellen kann. Auch Prof. Dr. rer. nat. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Wolfsburg, sollte so eine einzelne Kundenmeinung zur Kenntnis nehmen. Schließlich ließ er sich ab dem Vorstellungstermin des VW Passat BlueMotion auch gerne mit diesem Fahrzeug fotografieren. Kann man daraus schließen...? - Jedenfalls sollte er meine Meinung zum Passat BlueMotion auch kennen: In dieser - oben dargestellten - Meinung eines einzelnen VW-Kunden steckt mehr Aussagekraft als in vielen "Gutachten", die eigentlich nur die interne Stimmung im Konzern widerspiegeln, nicht die "Stimmung im Volk".

Doch weiter auf dem Weg zur Auslieferung eines Polo BlueMotion an einen wartenden Kunden. Den mache ich am 20. Mai ds. Jrs. (soweit sind wir zeitlich schon gekommen) auf eine Meldung aufmerksam, die ich gerade im Internet registriert habe:

"...Den Verkauf des Geländewagens Touareg fördert VW im Rahmen einer „Loyalitätsaktion“ nun mit einer Prämie von 2.000 Euro. Den mit 3.000 Euro höchsten Betrag überweist die Zentrale derzeit an VW-Händler, denen eine „Leasingeroberung Phaeton“ gelingt: Noch bis Ende Juni sollen etwa Leasingnehmer eines Siebener-BMW oder der S-Klasse von Mercedes mit günstigen Konditionen zum Umstieg auf den Top-VW bewogen werden.

Großkunden mit eigenen Fuhrparks können neuerdings auch den Polo BlueMotion billiger beziehen: Für den betont verbrauchsgünstigen und emissionsarmen Kleinwagen hat VW eine „Aktionsprämie“ von 600 Euro aufgelegt. „Die Maßnahme“, lässt VW vorsorglich wissen, „ist stückzahlmäßig begrenzt.“

Es kommt natürlich auf den von mir "angefetteten" Absatz an. Und ich habe als Abschlusssatz hinzugefügt: "Wenn man das liest muss man doch auf den Gedanken kommen, dass die Polo BlueMotion überall herum stehen." - Dazu schreibt mir dann - ebenfalls am 20. Mai - der Polo BlueMotion-Besteller (ich gebe nur den Teil seiner Informationen wider, der sich auf "seinen" Polo BlueMotion bezieht und auch die überraschende Information beinhaltet - die ich ebenfalls "angefettet" habe - dass sein Fahrzeug nun anrollt:

Was den BlueMotion angeht ...und auch die von ihnen nun zitierte Flottenmaßnahme... ich werde ganz einfach nicht schlau daraus! Ich war letzte Woche 3000 km unterwegs auf der Autobahn, nach Hannover und zurück, war heute morgen in München und zurück, das Wochenende davor in Stuttgart und wieder zurück: ich habe bis heute immer noch keinen einzigen BlueMotion im Straßenverkehr gesehen! Gleichzeitig habe ich auf diesen 3 Fahrten etwa 5 Ferrari, 2 Aston Martin, 3 Lamborghini, mindestens 5 3L Lupi gesehen... Ich habe erst jetzt letzten Freitag den zweiten BlueMotion meines Lebens überhaupt gesehen: Nach dem Probefahrtauto letzten November ist es mein eigener, der seit letzten Freitag beim Händler eingetroffen ist ! Er wird nächste Woche zugelassen. VW hat's bei meinem Auto also in 6 Monaten gepackt, und gegenüber der schlimmsten Ankündigung nun doch letztlich am Schluß etwas zugelegt: er ist wieder um 1 Woche nach vorne gerutscht, und auch der Transport ging mit etwa 2 Wochen eine Woche schneller, als angekündigt, was aber wohl Zufall ist.
 
Das mit der Flottenrabatt-Kampagne hat noch eine weitere bizarre Pointe: der Polo hat generell einen ausgesprochen niedrigen Anteil an Geschäftskunden/Firmenkunden, wird stattdessen zu einem ausgesprochen überdurchschnittlichen Anteil von Privatkunden als Privatfahrzeug gekauft. Flottenbetreiber in dieser Klasse greifen in der Regel zum Opel Corsa oder zum Smart, oder aber, sollte es doch tatsächlich VW sein, zur kleineren Klasse: früher Lupo, heute Fox. 

Die 'Auto Straßenverkehr' Zeitschrift hat hier in einer der vergangenen Ausgaben sehr schön die deutschen Zulassungszahlen nach Privat- und Geschäftskundenanteilen aufgedröselt, neulich auch nach Geschlechteranteilen. Sehr interessant, auch weil es sich um unbezweifelbare Tatsachen handelt, während die vielen sog. Kundenzufriedenheitsumfragen und Zuverlässigkeitsstatistiken ja alle in der Pfeife geraucht werden können, weil durch die persönliche Erwartungen und Ansprüche der jeweiligen Kunden verzerrt, und die sind halt nun mal bei jemandem, der überhaupt bereit ist, einen Lexus zu kaufen, anders, als bei dem, der nach wie vor nach öffentlich anerkanntem Spitzenprestige sucht...

Schön zu lesen, dass für den Kunden nun endlich bald "Weihnachten ist", die Übernahme des Polo BlueMotion kurz bevorsteht. Und ich habe ihm eine Öko-Zertifikat zugesendet. Nur so, weil ich es irgendwo entdeckt und bei mir abgespeichert hatte. Als Antwort erhielt ich dann gleich einen ersten "Erfahrungsbericht", der für mich mehr Aussagekraft hat, als jeder Test in einer Fachzeitschrift. Denn hier wird wirklich ein Serienfahrzeug beschrieben und kein Testwagen. (Es soll da tatsächlich kleine Unterschiede geben.) Der glückliche BlueMotion-Besitzer schrieb also:

Ja, danke, dieses Zertifikat habe ich schon gekannt. ich bin ja auch viel zum Thema gesurft, und irgendwann ist es mir schon mal begegnet. Dazu fällt mir lediglich ein: Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing!

Ich habe das Auto seit Donnerstag, und habe es seit Donnerstagnacht in meiner Hobbygarage, zum Umbauen, Nachrüsten -- und: Fluchen. Ich habe jede Hand ca. 7 bis 10fach zerschnitten. Aber immerhin verbindet mich jetzt Blutsbrüderschaft mit dem Auto.

Herr Hahne: wofür brauchen Autofirmen eigentlich 3 bis 6 Jahre, um eine derartige Blechbüchse zu konstruieren und zu erproben, um ein dann immer noch nicht ausgereiftes Produkt auf den Markt zu bringen? - Und das dann bei jedem Modellwechsel auch noch wieder genau gleich von vorne beginnend?
.....

Ich habe gestern ca. 7 Stunden investiert, wenn es reicht, um ein Paket aus vier Stromleitungen vom Motorraum in den Innenraum zu legen, und dort weiterzuverlegen. Morgen oder übermorgen geht es dann weiter, wenn der Ersatzteilschalter wieder offen ist. Stromleitung 1 ist für die Nachrüstung der Nebelscheinwerfer (für BlueMotion nicht erhältlich ab Werk - einen Grund gibt es nicht, der mir bekannt wäre), Stromleitung 2 ist für die Betätigung des Marder-Stromschlaggeräts, ohne das das Auto binnen einer Woche hier komplett zerbissen wäre, Stromleitung 3 habe ich als Leer-Dummy vorsorglich gelegt, und Leitung 4 ist ein Thermometer, denn das eingebaute ist Teil der Multifunktionsanzeige, und kann nur im Wechsel mit den anderen Anzeigen betrieben werden. Wer also ständig die Temperatur angezeigt haben will, sollte sich nicht gleichzeitig für den Verbrauch o.ä. interessieren. - Ich fasse es nicht.

Die Sicherung für die Hupe ist nicht in der Betriebsanleitung erfasst, und konnte ich nur anhand des englischen Haynes Manual finden. Der Sicherungskasten bedarf eines Schraubenziehers zum Öffnen, einen solchen gibt es im Auto aber nicht mehr, seit nur noch TireFit und kein Reserverad mehr drin ist, und auch gegen Aufpreis seit Herbst 2006 nicht mehr bestellt werden kann. Der vordere Abschlepphaken befindet sich hinter einer Blende, die mit einer Kreuzschlitzschraube gesichert ist. Sie können einen VW Polo mit dem ab Werk gelieferten Standard also weder nach vorne abschleppen, noch können sie eine Sicherung wechseln!

Ja, dann habe ich noch die blanke Bremstrommel mit Hammerit gestrichen (Polo ohne ESP heißt: Bremstrommeln hinten, Polo mit ESP heißt: Bremsscheiben hinten, ist doch logisch, oder?) und bei der Gelegenheit gesehen, dass in 17 Jahren null Fortschritt gemacht worden ist: die gesamte Hinterachse, letztlich das gesamte Fahrwerk sieht aus, wie beim Golf 2, und ist bar jeglichen Korrosionschutzes außer einem schwarzen Decklack, so dass ich das selber werde nachholen müssen und mit Mike Sander einpinseln werde. Ebenso ist die Stoßstange vorne wie eh und je nur schwarz überlackiert.

Ja, dann wollte ich noch die Innenausstattung gegen die von mir gebraucht erworbene Sportline- Innenausstattung tauschen, und stelle dabei fest, dass die hinteren Gurtpeitschen für Modelle mit 100% und geteilt umklappbarer Rückbank unterschiedlich sind, obwohl die Befestigungspunkte einheitlich sind, und dass der mittlere Automatikgurt nur ausgebaut werden kann, wenn sie die 100% Rücklehne komplett zerlegen. Jetzt bin ich gespannt, was mir der Händler morgen für einen neuen solchen Gurt für einen Preis nennt, denn normalerweise sind Sicherheitsgurte mit einem Preis belegt, der jenseits dieser Welt ist, weil ein Teil, das normalerweise nur bei Versicherungsfällen (Unfallinstandsetzung) oder bei Garantiefällen nachgefragt wird...

Was ich sagen will: das Ding ist als Wegwerfprodukt konzipiert, das nur einen Zweck erfüllt: den Weltfrieden zu sichern (weil Leute, die sich mit Autos befassen und damit reisen, in dieser Zeit nicht aus Langeweile auf andere dumme Gedanken kommen, etwa eine Revolution vom Zaun zu brechen oder kriminell zu werden), und VW Geld in die Kasse zu spülen! Und deshalb sind Studien wie die von Ihnen geschickte eine reine Farce, denn das einzige was wirklich zählt, ist die Gesamtenergiebilanz, die aber niemand zu erfassen in der Lage ist. Der Rest wäre mit gesundem Menschenverstand zu beurteilen, aber der ist heute ja kein zulässiger Maßstab mehr, da nicht standardisierbar und ersetzbar...

Inzwischen ist es Juli 2007 geworden. Der Polo-Kunde fährt inzwischen sein Automobil mehr als vier Wochen. Da sollte man doch vielleicht einmal nachfragen... - gerade die Verbrauchswerte interessieren mich. Denn ich habe eben erst einer dem SPIEGEL beiliegenden Werbe-Broschüre entnommen, was VW so zum Thema BLUEMOTION sagt:

Wir wollen unseren Kindern lieber fortschrittliche Technologien hinterlassen als unnötige Emissionen. Am einfachsten erreichen wir das, indem wir den Verbrauch senken. Unsere BlueMotion-Modelle setzen dieses Ziel konsequent um. Zum Beispiel mit effizienten Motoren, Leichtlaufreifen und längerer Getriebeübersetzung. Damit sind BlueMotion-Automobile in ihrer Klasse mindestens einen halben Liter sparsamer als das Serienmodell.

Hört sich gut an. Und ein  halber Liter scheint realistisch. Also mal nach den Praxiserfahrungen unseres inzwischen schon lieb gewonnenen VW-Kunden mit seinem Polo BlueMotion gefragt. Lassen Sie sich überraschen. Ich jedenfalls war es. Hier geht's los:

Ich bin am Sonntag von einer längeren Geschäftsreise zurückgekehrt, die mich unter anderem nach England geführt hat. Ich habe dazu den BlueMotion genommen. Das Fahrzeug hat auf diese Weise in rund 4 Wochen bereits über 7000 km abgespult.
 
Tja, was soll ich sagen?
 
ERSTENS
Die Verbrauchswerte, die ich Ihnen unten genannt habe, halten der Realität nicht stand, weil sie von der Multifunktionsanzeige (MFA) abgelesen waren und ich der Aussage eines VW Verkäufers und eines Redakteurs der Zeitschrift "Gute Fahrt" vertraut habe, die beide felsenfest behauptet haben, die VW MFA ( = Multi-Funktions-Anzeige) sei sehr gut und würde, wenn sie je falsch ginge, sogar zu hohe Verbrauchswerte anzeigen.
 
Es scheint sich jedoch herauszukristallisieren, dass sämtliche von mir unten genannten (von der MFA abgelesenen) Verbrauchswerte um etwa 0.4 L/100 km hinter dem realen Verbrauch herhinken!
 
Ich konnte auf der Heimfahrt am letzten Sonntag endlich einen echten 1:1 Vergleich zwischen zwei Tankstopps fahren. Zuvor ist mir dies nie gelungen, weil sich die MFA nach längerem Zündungsstopp (etwa über Nacht) selbst zurücksetzt und ich die Zwischenetappen nie alle ausreichend protokolliert habe. Auf dieser Fahrt über 438 km Länge hat die MFA eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 134 km/h ausgespuckt und 5.9 L/100 km Durchschnittsverbrauch angezeigt. Nachgetankt wurden 27,58 Liter, was einem Verbrauch von 6.3 L/100 km entspricht. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt überschlägig im Kopf die bisherigen Verbrauchswerte verfolgt und war bislang zu der Ansicht gekommen, dass die MFA stets im Schnitt rund 0.5 Liter zu wenig anzeigt.
 
 
ZWEITENS
Die von mir erzielten realen Verbrauchswerte scheinen damit deutlich über dem zu liegen, was die sog. Fachpresse in Fahrberichten und Tests ermittelt und angegeben hat.
 
Die "Gute Fahrt" hat dem Blue Motion einen minimalen Testverbrauch von 3.1 L/100 km attestiert, der in der neuesten Ausgabe, in der ein 10'000 km Dauertest veröffentlicht ist, mit 3.2 Liter minimal, 6.4 Liter maximal und 4.7 Liter Gesamttestverbrauch bestätigt wurde. 
 
Ich bin mit meinem Fahrzeug unter absolut günstigen Bedingungen (die genannte Konstantfahrt auf der Schweizer Autobahn nach Bern und zurück) unter Berücksichtigung der genannten MFA-Verbrauchsfehlanzeige bisher wohl nie unter 4.2...4.6 Liter/100 km gekommen, und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie dies überhaupt möglich sein soll ? Und 4.6 Liter sind dann auch fast schon der Gesamttestverbrauch, den die Gute Fahrt erzielt hat. Unter einem Gesamttestverbrauch stelle  ich mir 1/3 Stadt, 1/3 Überland und 1/3 Autobahn vor. Meine Fahrt nach Bern war 90% Autobahn, 5% Überland und 5% Stadt.
 
Gemäß der wissenschaftlichen Veröffentlichung von VW zum Blue Motion auf dem letzten Aachener Motorensymposium werden 3.2 Liter bei Konstantfahrt mit 80 km/h erzielt, 4.7 Liter bei Konstantfahrt mit 120 km/h. Bei 80 km/h im 5. Gang läuft der BlueMotion mit etwa 1500 Umdrehungen ohne Ladedruck! Da darf keine einzige Fahrbahnwelle im Weg sein, denn die würde das Auto bei dieser Drehzahl nicht packen. Es ist mir also ein absolutes Mysterium, wie man 3.1 Liter Minimalverbrauch erzielen kann.
 
Bei 134 km/h konstant dürfte das Auto 5.4 Liter verbrauchen, meiner hat sich aber 6.3 Liter genehmigt (allerdings nicht konstant gefahren, aber fast alles Autobahn und kein Stadtverkehr, Schiebedach zum Teil in Kippstellung).
 
Mein Auto ist ein Viertürer, mit Schiebedach, aber ohne Klimaanlage, und war mit einer Person und maximal 100 kg Gepäck beladen.
 
Der Testwagen von Gute Fahrt ist ein Zweitürer, ohne Klimaanlage, ohne Schiebedach. Macht es allein der Gewichtsunterschied, der nur beim Beschleunigen und an Steigungen zum Tragen kommt?
 
Das Fahrtenbuch ist aktuell noch unvollständig, ein paar Belege sind noch nicht erfasst, aber es sind rund 5600 km der bisher gefahrenen 7000 km dokumentiert:

(Und es folgt hier im Original-e-mail eine lückenlose Auflisten der gefahrenen Kilometer und der getankten Benzinmengen, die ich hier weglasse, weil es mir - und Ihnen sicherlich auch - mehr um das Gesamtergebnis geht. Dazu schreibt dann der Polo BlueMotion-Besitzer:)

Mein bisheriger Durchschnittsverbrauch ist 5.5 Liter/100 km, also Welten von dem entfernt, was die sog. Fachpresse für dieses Auto in der Lage ist, zu erreichen. Nicht einmal mein Verbrauch auf der ersten Hälfte des Einfahrens von 4.84 Liter unterschreitet den Gesamt-Testverbrauch der Presse (Gute Fahrt, Automobilrevue) !

 
(Und der Polo BlueMotion-Besitzer führt nun hier die Beispiele aus der Fachpresse an, die ich aber hier weglasse. - Und der Besitzer fasst aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen auch mit anderen Automobilen zusammen:)
 
Ich bin es gewohnt, dass ich selbst niedrigere reale Verbräuche erziele, als sie die Presse in ihren Tests als Gesamtverbrauch ermittelt, gehören den Journalisten die Fahrzeuge doch nicht selbst und unterziehen sie diese doch Prüfungen, die unsereiner in der Regel nicht unternimmt.
 
Herr Hahne, was ist hier los?
 
Liegt das an mir, oder werde ich von den Autofirmen insofern be*** (hier sollten meine Leser selbst ergänzen), indem sie der Presse speziell präparierte/modifizierte Autos unterjubelt? 
 
Das ist nach meinem XXX XXXXX  (Bj. 2003) nun das zweite Fahrzeug, wo meine eigenen Verbräuche über denen der Presse liegen und ich nicht nachvollziehen kann, wie die in der Presse angegebenen Testverbräuche je möglich sind und real erzielt werden konnten!
 
 
DRITTENS
Es ist natürlich vermessen, über sich selbst zu urteilen, aber ich halte mich für einen sehr umsichtigen und zurückhaltenden und gemäßigten Fahrer mit technischen Verstand und Gefühl, und weiß eigentlich, wie man sparsam fährt, und ich meine, ich fahre sparsam.
 
Dafür sind die realen Verbrauchswerte jedoch absolut enttäuschend !
 
Und man fragt sich, ob VW die MFA beim BlueMotion bewusst "optimistisch" arbeiten lässt?
 
Und man fragt sich auch, ob der Dieselpartikelfilter nicht einen wesentlich höheren Mehrverbrauch erzeugt, als es die von VW für den 59 kW TDI Motor in der o.g. Veröffentlichung genannten 0.2 Liter/100 km (durch erhöhten Abgasgegendruck und durch Späteinspritzung zur Regeneration) suggerieren?
 
 
VIERTENS
Der vordere Fahrzeugüberhang ist so lang und durch die angesetzte Spoilerlippe und das tiefer gelegte Fahrwerk eine derartiges Bollwerk, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie sich Volkswagen traut, dieses Fahrzeug in die Öffentlichkeit zu entlassen und auch noch aktiv zu promoten?
Wie gesagt, ich bin ein umsichtiger Fahrer, aber ich habe bereits vorn links die innere Spoilerecke als Bodenpflug missbraucht, habe an der vorderen rechten Fahrzeugecke schräg unten ein handgroße Fläche rasiert (und ich weiß nicht einmal, wo, wann und bei welcher Gelegenheit - entweder an einem nur unwesentlich höheren Randstein, oder beim Wenden des Fahrzeugs auf einem unbefestigten Wanderparkplatz oder ähnlich), und bin wie schon gesagt in Italien beim Überfahren eines Trottoirs in der Fahrzeugmitte aufgesetzt. 
 
 
FÜNFTENS
Ich habe tatsächlich zum allerersten Mal einem anderen BlueMotion im Straßenverkehr gesehen: er kam in der Eifel im Bereich zwischen Gerolstein, Trier und Schneeifel entgegen. Dennoch ist es mir bis heute ein Mysterium, warum man sonst keine sieht?
 
Ich will das Auto nicht schlechter machen als es ist. Ich hatte in England oft Seiten- und Gegenwind, und der Straßenbelag ist dort sehr rau, und deshalb ist anzunehmen, dass der Rollwiderstand hoch ist. Aber im Verhältnis zu den bescheidenen maximalen Fahrleistungen, den von mir tatsächlich bescheiden und zurückhaltend in Anspruch genommenen Fahrleistungen, eingedenk eines technischen Fortschritts von 20 Jahren im Vergleich zum 44 kW VW Golf Kat-D, den dieser BlueMotion bei mir ersetzt - und eingedenk der speziellen BlueMotion Optimierung - finde ich das bisherige Verbrauchs-Ergebnis dennoch enttäuschend.

Damit möchte ich meine BlueMotion-Geschichte auch dann langsam ausklingen lassen. Im Volkswagenwerk sollte man ja auch noch während der normalen Arbeitszeit diese Geschichte lesen - und begreifen - können. Wie sagte doch Prof. Dr. rer. nat. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, in seinem Vorwort zur oben schon erwähnten Broschüre:

"Der Volkswagen Konzern war in Sachen Umweltschutz immer Vorreiter, und er wird es bleiben."

Ich halte dagegen, indem ich aus der gleichen Broschüre einen Satz  zum Thema BlueMotion zitiere:

"Der Erfolg ökologischen Handelns lässt sich also ganz einfach erkennen - mit einem Blick auf die Tanknadel."

Na denn... -

MK/Wilhelm Hahne 


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