Mal ganz dumm gefragt: Sind eigentlich Lkw und Transporter die besseren Automobile?

Für den normalen Autofahrer dreht sich alles um Limousinen, Sportwagen, Cabrios und andere Varianten im stets dominaten Pkw-Segment. Auch ich kann mich nicht davon frei machen, in dieser Strömung mit zu schwimmen. Es sind dann wirklich Zufälle, die mich dazu gebracht haben, auch einmal zum Thema Lkw und Transporter kritische Fragen zu stellen. Man hört von sagenhaften Fahrleistungen, aber auch sagenhaften Rabatten beim Neukauf. Aber wie ist das eigentlich sonst mit der Reparaturanfälligkeit  der Typen dieser Fahrzeuggruppe. Ich kenne keine statistischen Erhebungen - die auch nicht stimmen müssen - ich gebe mehr auf die Summe von Einzeleindrücken auf die ich schon vorher gestoßen wäre, hätte ich mir die Zeit für ausführliche Gespräche zu diesem Thema genommen. Denn jeder, gleich ob Pkw oder Lkw-Besitzer, findet zunächst einmal seine Kaufentscheidung sehr gut. Erst beim Nachfassen hört man die kleinen "Einschränkungen" als Ergänzung zur ersten Beurteilung. Und wenn die sich summieren... - So bin ich dann auch mit der Besitzerin eines Mercedes-Transporter - pardon, eines Kleinbusses (so sagt man wohl) - ins Gespräch gekommen. Besonders treffend - aufgrund ihrer Detailschilderung - fand ich ihren Ausspruch:

"Aber Mercedes gibt ja auch eine lange Rostgarantie"

07-07-09/10. - Damit zitierte sie den Meister ihrer Mercedes-Werkstatt. Ich hatte die Dame eigentlich danach gefragt, wie sie denn mit der A-Klasse, die in ihrer Hofeinfahrt parkte, zufrieden sei. Das, hat sie geantwortet, sei ein Leihwagen von der Werkstatt, weil ihr kleiner Mercedes-Bus nach Ablauf von gerade drei Jahren nun zum vierten Mal dort war, um entrostet und in den entsprechenden Partien neu lackiert zu werden. - Eigentlich war die Frau "sauer".

Und sie erzählte mir trotzdem lächelnd, wie der Meister der Werkstatt sie mit der Feststellung getröstet hätte, dass Mercedes ja auch eine lange Rostgarantie gibt. (s. Titel) - Ich verstand, wie die Dame das meinte: bei diesem Fahrzeug - und ich kann es nur auf diesen Einzelfall beziehen - wird es eigentlich eine lebenslange Garantie auf Rost geben. Das ist abzusehen. (Der Meister hatte das natürlich anders gemeint.)

Warum sie sich denn dieses Fahrzeug - als Privatperson - gekauft habe? - Nun, es gibt in diesem Haushalt nicht nur die "Normzahl" von zwei Kindern, sondern deutlich mehr. Und die wollen transportiert sein. Auch in den Urlaub zum Beispiel, plus Gepäck für die Gesamtfamilie. Da kommen zwar dann im Jahr insgesamt nicht viel Kilometer zusammen, aber... -

"Stellen Sie sich vor", sagt die Mercedes-Besitzerin, "das Fahrzeug hat in drei Jahren 15.000 Kilometer zurück gelegt. Und als wir jetzt beim TÜV waren, da wurde dort festgestellt, dass beide hinteren Federn gebrochen waren. - Natürlich mussten wir die erneuern lassen. Aber Mercedes hat jede Kostenübernahme abgelehnt. a) Weil die Garantie abgelaufen war, b) weil so etwas nach dieser Zeit bei einem Transporter ziemlich normal wäre."

Jetzt hat sich die Dame doch in Erregung geredet, erzählt von ihren schriftlichen Einwänden an den Kundendienst, und was sie dann als Antwort aus Amsterdam (!) gehört habe. Sie hat keine Lust mehr, sich mit Argumenten herum zu schlagen, die eigentlich "aus der Luft gegriffen sind" und völlig außer Acht lassen, dass alle Beanstandungen eigentlich eine Basis haben, die beim Hersteller des Fahrzeugs liegen. - Sie wird das Fahrzeug schnellstmöglich verkaufen, in Zahlung geben - eben versuchen los zu werden. - Aber dann kein Mercedes mehr. Das ist die Firma, wo man nach Stuttgart schreibt und aus Amsterdam eine dumme Antwort bekommt! - Nein Danke! - Verständlich!

Und so bin ich auf das Transporter-Thema gekommen. Und auf einen Transporter-Käufer gestoßen, der "gewandelt" hatte. (Der Hersteller konnte die Beanstandungen nicht beseitigen.) Das ist aber schon lange her. Zufällig war es auch ein Mercedes. - Es gibt Zufälle... -

Dabei wollte ich mir nur so ein Bild machen. Das habe ich dann auch wirklich gemacht, als ich auf den Parkplatz neben einer Würstchenbude rolle, um mein Hungergefühl zu stillen. Da stand nämlich ein alter VW-Transporter und der war "richtig" beladen. Als ich durch die Fahrertür blicke, sehe ich folgendes Bild:

Selbst im Fußraum auf der Beifahrerseite sind wuchtige Steine untergebracht. Da ich aber an der Würstchenbude jemanden ausmache, der der Fahrer sein könnte, bestelle ich mir dort erst einmal ein Würstchen, um dann mit diesem Mann ins Gespräch zu kommen:

"Ist das Ihr Transporter?"
"Ja. - Warum?"
"Gut geladen."
Der Mann lacht und meint: "Kann man so sagen."
"Das tut dem Fahrzeug aber nicht gut."
"Den hab ich zum Arbeiten gekauft."
"Überladen Sie den denn häufig so?"
"Nein, häufig nicht. Aber datt kommt vor. Da muss der durch."
"Und es gibt keine Probleme?"
"Der ist doch nicht neu. Datt is en T 4."
Wo liegt denn der Unterschied zu den neueren VW-Transportern?"
"Der T4 ist unkaputtbar. Damit kann'ste heute noch in Afrika Kriege gewinnen"
"Und läuft, und läuft, und läuft?"
"Genau!"

Und wir beißen beide in unsere Wurst. Ich frage ihn, ob ich mal sein Fahrzeug so beladen fotografieren darf. Er hat keine Bedenken - bis auf: "...aber bitte ohne Nummernschild." - Wir lachen beide, als wir zum Fahrzeug gehen.

Hier sind die Fotos:

Ich glaube dem Fahrer nun, dass dieser VW eigentlich "unkaputtbar" ist. - "Warum überladen Sie den so?" - "Weil ich zwei oder drei Fahrten nicht bezahlt bekomme. Und das sind in der Eifel immer viele Kilometer." - "Und warum kaufen Sie sich keinen größeren Lkw?" - Weil ich den nicht brauche; ich habe ja den T4."

Ich habe verstanden. - (Und lasse mal weg, was der mir noch zu Motorschäden am T5 erzählt hat.) Jeder von uns fährt seines Weges. Ich denke daran, dass es die "kommende VW-Transporter-Generation" die gerade (voll ausgeladen) am Nürburgring getestet wird, es eigentlich sehr gut hat, wenn man daran denkt, was ihr später in der Praxis widerfahren wird.

Tage später, am frühen Abend, sitze ich mit meiner Frau vor einem Lokal und wir trinken "einen Schluck". Sie Wasser, ich Sekt. Direkt neben uns sitzt ein Ehepaar mit dem wir ins Gespräch kommen. Beim "Beruferaten" hätte ich klar daneben gelegen. Beide führen ein Milch-Transportunternehmen. Logisch, dass wir uns über Lkw's unterhalten. Und die Beiden schwärmen von ihrem Mercedes. Mit Wankausgleich, und, und, und.

Ich bin früher auch schon mal Tanklastwagen (Benzin usw.) gefahren, kenne z.B. auch die Problematik beim Transport von Lebendvieh aus eigener Erfahrung. Und so - von meinen Gesprächspartnern ernst genommen - erfahre ich auch jene Kleinigkeiten, die die Beiden an ihrem Mercedes stören. "Die Radmuttern lösen sich regelmäßig. Wir ziehen sie regelmäßig alle paar Tage - jede Woche - nach." Und ich erfahre: "Ein Aushilfsfahrer hat - obwohl wir's ihm gesagt hatten - schon mal ein Rad verloren." - Natürlich kommt dann meine Standardfrage: "Und was sagt Mercedes dazu?"

Mercedes selbst... - also die hätten sogar den Werkstattmeister verklagt, als der ihnen gegenüber zugegeben hätte, dass das Problem eigentlich... - Also man dürfe das gar nicht laut aussprechen. - Aber sonst - ein wunderbares Auto.

Inzwischen ist noch ein weiterer Gesprächspartner hinzu gekommen. Ein  Kfz.-Meister. Und wir reden über Radbolzen, deren notwendige unterschiedliche Stärke bei unterschiedlichen Einsatzbedingungen. - Eigentlich müsse also das Problem bei diesem Milchtransporter zu lösen sein. Meinen wir. - Aber wie soll Mercedes (z.Zt. immer noch DaimlerChrysler) ein Problem lösen, von dem man behauptet, dass es das gar nicht gibt?

Also eigentlich, so meine ich nach diesen beschriebenen Beispielen, ist auf dem Lkw- und Transporter-Sektor alles genau so wie bei den Personenwagen: Es gibt keine Probleme! - Außer: man hat sie.

MK/Wilhelm Hahne


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