Eine aktuelle Pressemitteilung der Nürburgring GmbH zur Sicherheit auf der Nürburgring-Nordschleife jetzt und in Zukunft

Hier folgt der Originaltext der offiziellen Pressemitteilung: "Die Sicherheitsvorkehrungen an der Nordschleife haben sich seit der Eröffnung 1927 permanent weiter entwickelt. Bis heute wurden rund 33 Kilometer Dreifach-Schutzleitplanke an der Strecke installiert, in der Wintersaison werden kontinuierlich immer wieder Streckenabschnitte ausgebessert und neu asphaltiert. Auch in den nächsten drei Jahren wird weiter in die Sicherheit investiert. Während der noch laufenden Saison werden zusätzliche Zäune angebracht, die größtenteils von außerhalb der Rennstrecke installiert werden können. Von Dezember bis März erfolgen dann die Arbeiten direkt auf der Nordschleife. Bereits zur Motorsport-Saison 2008 sollen diese Bauarbeiten fertig sein. "Wir machen hier einen notwendigen Schritt, um die Nordschleife als permanente Rennstrecke für den Motorsport und als Teststrecke für die Industrie auch in Zukunft so nutzen zu können", erklärt Hauptgeschäftsführer Dr. Walter Kafitz. "Wichtig ist, dass auch Bereiche durch Zäune gesichert werden, in denen sich Dritte - also Fans, Zuschauer, Wanderer und Mountainbiker sowie Verkehrsteilnehmer auf den angrenzenden Bundes- und Kreisstraßen aufhalten. " Dabei geht es nicht nur um verunfallte Fahrzeuge, sondern vielmehr auch um Fahrzeugteile, die von der Strecke geschleudert werden könnten. Darüber hinaus werden neue Dreifach-Leitplanken installiert und aufgestockt. Es ist sowohl für Rennfahrer als auch für Testfahrer aus der Industrie im Falle eines Unfalls besser, direkt an der Piste in die Leitplanke zu kommen und dort "geführt abgebremst" zu werden, anstatt etwa auf Gras ins Schleudern zu geraten und dann unkontrolliert mit der Leitplanke zu kollidieren. Die Fangzäune werden so installiert, dass sie möglichst nicht das Blickfeld der Zuschauer beeinflussen, in dem z.B. die Topographie ausgenutzt wird. "Trotzdem müssen wir im Sinne der Sicherheit handeln, denn die geht vor", erklärt Kafitz. "In den Streckenabschnitten Wehrseifen und Ex-Mühle haben wir zum Beispiel keine andere Möglichkeit, als die Zäune so zu errichten, dass sie auf Augenhöhe mit den Zuschauern stehen und diese zukünftig dahinter stehen." Trotzdem wurde in den Bereichen Hatzenbach, Brünnchen und Pflanzgarten auf Grund des dortigen starken Besucheraufkommens eine Lösung gefunden, die für Zuschauer sowohl Sicherheit als auch Komfort bietet. Hier können die Zäune so aufgestellt werden, dass die Zuschauer weiterhin freie Sicht auf die Strecke haben. Insgesamt werden rund um die Nordschleife rund 13 Kilometer Dreifach-Leitplanken und rund 14 Kilometer Sicherheitszäune neu errichtet bzw. aufgestockt. Die Kosten in Höhe von rund drei Millionen Euro bringt zur Hälfte die Nürburgring GmbH auf. Für die andere Hälfte setzte sich der Verein "Ja zum Nürburgring" ein, der den Betrag durch Spendensammlungen akquirierte."

...und wie es dazu kommen konnte

07-10-10/05. - Hinter den Kulissen hatte man sich schon lange formiert. Die oben zitierte Pressemitteilung der Nürburgring GmbH erscheint zu diesem Zeitpunkt wie das notwendige Echo auf Zuschauer-Reaktionen, die in bestimmten Foren des Internets bereits zu finden sind. Da war schon in den letzten Wochen, Anfang August, zu lesen:

"Die Nordschleife verliert ihr Gesicht - die neuen FIA Zäune
So langsam wird dem Zuschauer klar, wie die 1,3 Millionen Euro an der Nordschleife investiert werden. Hohe Zäune werden rund um die Nordschleife errichtet und ändern das Erscheinungsbild der historischen Strecke massiv."

Ein anderer Nordschleifen-Fan fühlt sich durch die neuen FIA-Zäune an ähnliche Zäune im Zoo erinnert. Darum hat man sich wohl bei der Nürburgring GmbH zu einem Schritt nach vorne veranlasst gesehen und eine Hamburger PR-Agentur beauftragt, mal die Öffentlichkeit zu informieren.

Prompt kommt aus der "Öffentlichkeit" die Frage:

"...warum Pressemeldungen vom Nürburgring aus Hamburg kommen. Meines Wissens ist der Geschäftszweck aus der Satzung der Nürburgring GmbH die Förderung der Eifelregion und nicht die der Hansestadt Hamburg. Seltsam."

Die Antwort auf diese Frage findet man dann unter "Referenzen" der Hamburger PR-Agentur, wo zu lesen ist:

"Nürburgring
Ständige Mitarbeit bei der Entwicklung der PR-Strategie zur Neupositionierung des Nürburgring als
Entertainment-Ganzjahresdestination. Beratung und Realisation versch. Maßnahmen im Bereich "interne Kommunikation" (z.B. Mitarbeiterzeitung) Event PR zu verschiedenen Veranstaltungen u.a. Formel 1 und DTM."

Es geht also um die "Entertainment-Ganzjahresdestination". - Na, dann muss man natürlich auch etwas zum Zuschauerschutz unternehmen. Denn davon sollen ja mehr und mehr kommen. Wenn - wie bisher - nicht in die "Erlebniswelt", dann eben später - ab 2009 - in die "Erlebnisregion". In der wird die Nürburgring-Nordschleife immer eine besondere Bedeutung haben. Für die Zuschauer. Die müssen darum geschützt werden. Weil die Nürburgring GmbH auf jeden angewiesen ist. Zwar erlaubt der DMSB, das ist die Oberste Nationale Motorsportbehörde, (die sich früher auch als ONS bezeichnete), dem BMW Formel 1-Team mit einem modernen Formel 1 über die Nordschleife ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen zu fahren. Aber das war dann nur eine Demonstrationsfahrt, für die andere Gesetze gelten. - Wie hätten Sie's denn gerne?

Jetzt geht es also um "Zukunftssicherung", wobei der Eindruck erweckt wird, als würden Dreifach-Leitplanken und FIA-Sicherheitszäune Körperschäden bei Fahrern und Zuschauern mindern oder gar vermeiden. Das ist nicht so, wie jeder der den Rennsport über längere Zeit verfolgt, durch Beispiele belegen kann.

Ich erinnere mich spontan an den Motorschaden eines VLN-Rennfahrzeugs vor einigen Jahren. Im Start- und Zielbereich waren längst die FIA-Zäune aufgestellt. Und dann platzt bei einem vorbei fahrenden Rennfahrzeug der Motor. Die Schwungmassen an der Kurbelwelle werden abgerissen, durchschlagen alle Guss- und Blechteile des Fahrzeuges, fliegen über den FIA-Zaun, durchschlagen in der Opel-Lounge die große Frontscheibe und landen auf einem der dort aufgestellten Ledersessel, der nur zufällig gerade nicht besetzt ist. Natürlich reißt der Lederbezug auf. Das war schon krass. Hätte das "Stahlgeschoss" einen Menschen getroffen... -

Ein FIA-Zaun ist kein Allheilmittel, auch nicht Dreifach-Leitplanken, selbst wenn sie direkt an der Strecke stehen. Woher die "Fachleute" der Nürburgring GmbH die Gewissheit nehmen, dass es für Renn- und Testfahrer besser ist, direkt am Streckenrand in die Leitplanken zu fliegen, als über eine größere Wegstrecke, die dann z.B. über eine Wiesenfläche führen kann, wo dann auch Energie abgebaut werden kann, kann ich nicht abschätzen. Weil es eigentlich keinen Standardunfall gibt. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass Leitplanken, die ein verunfalltes Fahrzeug wieder unkontrolliert auf die Strecke katapultieren, zu dem Gefährlichsten gehören, was einem Rennfahrer - meist im Pulk unterwegs - (oder beim 24-Stunden-Rennen z.B. im Dunkel der Nacht!) passieren kann. Ist sein Horoskop gut, na denn... - Im anderen Falle liegt er dann - mit anderen Beteiligten - im Krankenhaus. Oder es kommt noch schlimmer. Aber der DMSB oder die Nürburgring GmbH werden sicherlich eine neue Norm geschaffen haben, nach der ein Unfall in Zukunft zu erfolgen hat. - Sonst gibt es dann eine Sportstrafe. - Wie das heute so üblich geworden ist. - Der Sport definiert sich durch entsprechende Strafen.

Aber mal ganz ernsthaft: "Geführt abgebremst werden" kann man wohl nur bei einer gezielt gesteuerten Computer-Animation. Und ich würde gerne den Testfahrer (mit Erfahrung!) kennen lernen, der sich der in der Pressemitteilung der Nürburgring GmbH geäußerten Meinung anschließt.

Aber dieses "Sichermachen" der Nordschleife ist ein Drei-Millionen-Geschäft, das auch in der Region bleibt. Denn mit der Durchführung wurde ein heimischer Unternehmer beauftragt. Zur Überraschung einiger Beobachter, die den Auftrag schon in der Hand eines süddeutschen Anbieters sahen. Wie es dann zu der "geführten Abbremsung" in Richtung Meuspath kam, kann ich derzeit noch nicht genau erklären. Jedenfalls ist dort Erfahrung beim Aufbau von Leitplanken und FIA-Zäunen vorhanden.

Nun sind drei Millionen kein Pappenstiel. Auch wenn die Nordschleife mit dem vorhandenen großen Publikumsverkehr sicherlich zur eigentlichen "Melkkuh" der GmbH gehört. Gerade das Jahr 2007 dürfte einen neuen Rekord einfahren. Auch durch die Nutzung der Nordschleife durch engagierte Motorradfahrer. Die hat man offensichtlich bei der Argumentation mit "geführt abgebremst werden" vergessen. - Nun ja, man kann auch schließlich nicht an alles denken. - Aber man kann so tun... -

Man kann auch so tun, als würde es eine andere Lösung nicht geben. Und dass man als Besitzer einer Rennstrecke eben zu solchen Maßnahmen gezwungen ist, sie gar nicht beeinflussen kann.

Da wäre z.B. die Sportbehörde DMSB. Dort ist man sich auch in vielen Dingen nicht einig. Darum wurde gerade deren bisheriger Chef geopfert. Natürlich trennt man sich in beiderseitigem Einverständnis. Und neue Chef wird jetzt ein Mann, der mich in einem E-mail in Sachen "BMW Formel 1 auf der Nordschleife" (im Jahre 2007) dann - wegen meiner Fragen ein wenig verunsichert fragte:

"...Was ist denn eigentlich Ihr Anliegen? Ich finde grundsätzlich mal erst alles gut, was Werbung für unseren Sport macht und ich halte sowohl BMW und die VLN für kompetent und sicherheitsbewusst. ..."

Wahrscheinlich hatte dieser Mann vorher noch keinen Kontakt zu Journalisten gehabt. Darum habe ich ihn dann ein wenig aufgeklärt:

"...Erstaunt bin ich über Ihre Frage: "Was ist denn eigentlich Ihr Anliegen?"

Sie kennen mich als Journalisten, meine Basisanfrage ließ daran sicherlich auch keinen Zweifel. Und die Aufgaben eines Journalisten sind eigentlich in der Vergangenheit immer wieder klar dargestellt worden. - Dass sie in unserer "modernen Zeit" von vielen Mitläufern anders empfunden werden, ändert nichts an der Richtigkeit der ursprünglichen Interpretation:

Im Pressekodex ist zu "Journalisten" ausgeführt: "Sie nehmen ihre publizistische Aufgabe fair, nach bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen wahr."

Wolf Schneider und Paul Josef Raue sehen die Aufgabe des Journalismus so: "Durch den Dschungel der irdischen Verhältnisse eine Schneise der Information zu schlagen - und den Inhabern der Macht auf die Finger zu sehen."

Anderswo ist die Aufgabe eines Journalisten ganz sachlich so definiert: "Im Kern gehören zu den Aufgaben eines Journalisten die Recherche zu einem bestimmten Thema oder Sachgebiet, die Faktenzusammentragung, Überprüfung herangezogener Quellen und natürlich das Verfassen von Texten, die eine Sache gewissenhaft beleuchtet, dem Leser eine Meinung eröffnet oder im besten Fall dem Leser strukturierte Informationen zuführt, die ihn bei der eigenen Meinungsbildung unterstützt."

Oder ganz kurz - in einem Leserbrief in diesen Tagen - auf FAZ-Seiten so definiert: "Es ist die Aufgabe von Journalisten, nicht zu schweigen."

Ich werde durch meine jahrzehntelange Tätigkeit allgemein als Motor-Journalist bezeichnet. Da ergibt es sich, dass ich Fragen zu diesem Fachgebiet stelle...."

Denn dieser Mann - inzwischen praktisch Chef des DMSB - kennt die Probleme der Nordschleife ganz genau. Er kennt auch alle Beteiligten und deren persönliche Meinung zu dieser Sache. So ist er auch ein profunder Kenner des "Drei-Millionen-Euro-Dings" um Leitplanken und FIA-Zäunen rings um die Nürburgring-Nordschleife. Bereits im September 2005 hatten er und Dr. Kafitz (neben anderen "Begleitern") eine erste Begehung der Nürburgring Nordschleife durchgeführt.

Daraus ergab sich dann - nach einem Meinungsaustausch unter den Beteiligten - ein "Meeting", das am 8. August 2006 in Köln stattfand. Dabei waren Mitarbeiter des ADAC Nordrhein, denen es bei diesem Thema im Wesentlichen um das 24-Stunden-Rennen geht, solche des DMSB und solcher vom Verein "Ja zum Nürburgring". Es ging vor allen Dingen darum, wie man an anderer Leute Geld kommt.

Dabei wurde beschlossen, den Verein "Ja zum Nürburgring" als Zugpferd zu nutzen. Der hat dann auch als erste Maßnahme Kontakt zu "betroffenen" Regionalclubs und den Zentralen von AvD und ADAC hergestellt.

Der ADAC-Nordrhein hat dann schon im Oktober 2006 reagiert, ist mit gutem Beispiel voran gegangen (weil auch ein direktes Interesse bestand) und eine finanzielle Unterstützung des geplanten (?) Projekts "Erhalt der Nordschleife" in Höhe von 500.000 Euro beschlossen.

Im übrigen hat dieser "Regionalclub" dann mit Schreiben vom 28. November 2006 einen Antrag an den Sportstättenförderungsfonds des ADAC e.V. in München gestellt. - Hätten Sie gewusst dass es so etwas gibt?

Als die interessierten Herren sich dann wieder zu einem weiteren Gespräch am 4. Dezember 2006 in Haus B der Nürburgring GmbH trafen, da hatte man auf den Ebenen des ADAC schon rund 1,2 Millionen Euro zusammen gekratzt. Ein paaar Euro davon waren zwar noch fraglich, ... - Aber man wollte schon auf 1,5 Millionen kommen, da die Gesamtkosten für Leitplanken und FIA-Zäune grob auf 1,5 Millionen geschätzt war. - Von wem eigentlich? - Egal, man hatte jedenfalls mit 50 Prozent der geschätzten Gesamtsumme von drei Millionen, also 1,5 Millionen "Zuschuss" - egal von wem - ein Ziel.

Und so überlegten dann die Herren, die sich an diesem Montag um 17 Uhr in der Eifel versammelt hatten, wie man die Sache weiter betreiben sollte. Dr. Kafitz, der Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH hatte neben Herrn Carsten Paas, den er als Assistent der Geschäftsleitung vorstellte, folgende Herren um sich versammelt:

Hans Schnock, Sportleiter des ADAC Gau Nordrhein, auch als Rennleiter des 24-Stunden-Rennens bekannt;
Peter Geishecker, der hier als Wagenreferent des ADAC Gau Nordrhein erschienen war (auch als Chef von WIGE bekannt und Inhaber der Marketingrechte am 24-Stunden-Rennen);
Jürgen Sarner, der Leiter des Bereich Sport beim ADAC Gau Nordrhein;
Otto Flimm, Vorsitzender des Verein "Ja zum Nürburgring" (auch als Ex-Chef des ADAC von Bedeutung und als Hersteller von "Kabänes");
und Herr Hellemann, der als Assistent der Geschäftsführung der WIGE MEDIA AG (Chef: Peter Geishecker) erschienen war.

Man war sich schon im August 2006 darüber einig gewesen, dass es darauf ankam, noch einige Industriefirmen für "eine finanzielle Unterstützung" zu gewinnen. Am leichtesten würde es sein - so dachte man - jene Industrieunternehmen dafür zu gewinnen, die die Nürburgring-Nordschleife schon zu Testzwecken nutzen. So sollten diese Firmen u.a. angeschrieben werden. Dabei gab es auch die Absprache, dass hier nicht etwas die Nürburgring GmbH "um eine milde Gabe" bittet, sondern dass das entsprechende Schreiben an die Unternehmen der Automobilindustrie von Herrn Otto Flimm als Vorsitzender des Vereins "Ja zum Nürburgring" (aber auch unter Einbeziehung seiner sonstigen Titel) sowie von Herrn Tomczyk unterzeichnet wird. Der dann in seiner Eigenschaft als Präsident des DMSB zeichnen sollte.

Schon am 13. November wurde den an dieser "Sammelaktion" Beteiligten ein erster Entwurf zu diesem Schreiben zugestellt. Der ADAC-Nordrhein hatte nun zum genannten Dezember-Treffen die "End-Fassung" des Briefes vorgelegt. Und sie fand die Zustimmung aller Beteiligten. Bis auf die kleine Ergänzung - auf die man sich dann noch einigte - dass die Umsetzung der geplanten Maßnahmen erst zwischen der Saison 2007/2008 in Angriff genommen werden könnte.

Dieser Brief wurde dann am 15. Januar 2007 an alle "interessierten" Industriefirmen versendet. Dieser Termin wurde auf der Dezember-Sitzung als besonders günstig empfunden, weil die Beteiligten an dieser Sitzung so die Möglichkeit hatten, die Industrie-Vertreter in der Sache noch einmal am 31. Januar 2007 in Stuttgart, bei der Ehrung irgendwelcher "besten Fahrzeuge" direkt zu dem Thema persönlich - Auge in Auge - anzusprechen.

Damit nicht zufällig mehrere Leute über die gleichen Industrievertreter herfielen, wurde schon am 4. Dezember 2006 festgelegt, wer bei der so genannten "Nachfassaktion" dann welche Firmen bearbeiten sollte:

Adam Opel GmbH: Dr. Walter Kafitz
Audi AG: Dr. Walter Kafitz
BMW AG: Dr. Walter Kafitz (evtl. auch - nach Abstimmung - Herr Tomczyk)
DaimlerChrysler AG: Dr. Walter Kafitz (evtl. auch hier - dann auf anderer Ebene - Herr Tomczyk)
Ford Werke GmbH: Otto Flimm
Toyota Deutschland GmbH: Peter Geishecker
Yokohama Reifen GmbH: Peter Geishecker

Andere Firmen, wie:

Jaguar Deutschland GmbH,
Porsche AG,
Bridgestone Deutschland GmbH,
Continental AG,
Dunlop Goodyear Tires Germany,
Michelin Reifenwerke KGaA,
Pirelli Reifenwerke GmbH,

wollte man zunächst nur anschreiben. Über die "Nachbehandlung" wäre man sich schon einig geworden.

Zu diesem Zeitpunkt lagen aber weder vom DMSB, noch von der FIA definitive Zusagen vor, dass nach Durchführung der geplanten "Sicherheitsmaßnahmen" eine dauerhafte Durchführung z.B. von internationalen Veranstaltungen (zu denen eine FIA-Genehmigung vorliegen muss) auch gewährleistet ist. Darum wurde noch im Dezember 2006 beschlossen, dass man den (damals) stellvertretenden Generalsekretär des DMSB, Herrn Christian Schacht, für die Umsetzung der Pläne in die Realität gewinnen muss.

Klar war: es müsse dann eine weitere Begehung der Nürburgring-Nordschleife erfolgen. - Was inzwischen auch passiert ist, nachdem u.a. Dr. Kafitz am 8. Dezember 2006 in Monte Carlo mit Herrn Schacht (unter Einbeziehung des Herrn Tomczyk) auf der Sitzung des FIA World Council die weitere Vorgehensweise in Richtung FIA besprochen hatte.

Die Teilnehmer an diesem "Dezember-Circle" des Jahres 2006 waren in der Folgezeit erstaunt, wie schwer es war, die Industrie für weitere Zahlungen zur Erhöhung der Sicherheit auf der Nordschleife zu begeistern. Es gab mehrheitlich Absagen. Natürlich gab es auch schon mal - trotz vorheriger Absprache - eine "Doppelansprache" wegen einer "kleinen Spende". Aber die Industrie ist insgesamt nicht so besonders gut auf Herrn Dr. Kafitz und die durch ihn in den letzten Jahren vorgenommenen Preiserhöhungen zur Nutzung der Nordschleife bei Tests zu sprechen. - Ja, der Industrie wurde schon immer kräftig in die Tasche gegriffen. Da war man zu einer Zusatzspende nicht bereit. - Bis auf eine Firma. Und das ist Porsche.

Zur Überraschung aller Beteiligten war es die Porsche AG, die in ihre prall gefüllte Portokasse griff, und den wohlfeilen Betrag von 250.000 Euro beisteuerte. Und plötzlich war 1 + 1 nicht mehr 2, sondern der schon in 2006 - angeblich - angelaufene Betrag (s.o.) reduzierte sich trotz des Porsche-Beitrags dann zum Termin des "Großen Preis von Europa", des Formel 1-Events auf dem Nürburgring auf insgesamt 1,3 Millionen Euro.

Als Spender präsentierten sich zu diesem Termin mit einem entsprechenden Scheck der Verein "Ja zum Nürburgring", der ADAC München, der ADAC Nordrhein, der ADAC Mittelrhein, sowie die Porsche AG.

Wolfgang Dürheimer, Forschungs- und Entwicklungs-Vorstand der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG begründet den Vorstandsbeschluss seines Unternehmens bei der Scheckübergabe so:

"Die weltweite Einzigartigkeit des Nürburgrings, seine Tradition wie auch die Tatsache, dass die Nordschleife nach wie vor die ultimative Teststrecke für Porsche-Sportwagen ist, hat uns bewogen, dieses Projekt zu fördern. Die Erhöhung der Sicherheit dieser Strecke ist sehr in unserem Sinne und setzt ein wichtiges Zeichen für den Motorsport in Deutschland. Das Ziel der Zertifizierung durch die FIA ist aus unserer Sicht ein richtungweisender Schritt für diese imposante Strecke."

Aber diese Spendenfreudigkeit hat sicher einen weiter reichenden Hintergrund. Denn schon  lange, lange hatte die Porsche AG keinen Termin mehr für die Durchführung von Fahrtraining-Veranstaltungen auf dem GP-Kurs des Nürburgrings erhalten. - Warum? - Weil die Nürburgring GmbH nicht wollte.

Nun wird sie wieder wollen müssen. Ich bin jedenfalls davon überzeugt.

Und der ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk sagte:

"Die Nordschleife ist ein wichtiger motorsportlicher Eckpfeiler für den Breitensport in Deutschland. Die ernormen Teilnehmerzahlen an der Langstreckenmeisterschaft sind bestes Bespiel dafür. Deshalb hat sich der ADAC München auch spontan bereit erklärt, zu helfen."

Otto Flimm hat zu diesem Termin, bei der Scheckübergabe an den Herrn Hauptgeschäftsführer der Nürburgring GmbH auch gesprochen:

"Unser Verein schaffte es vor mehr als 20 Jahren, den Nürburgring als Formel-1-Rennstrecke zu erhalten. Nun können wir auch beruhigt auf die Zukunft der legendären Nordschleife blicken. Dank einer wirklich großzügigen Unterstützung durch die Spender können die Arbeiten in Angriff genommen werden. Ich hoffe, dass wir die bestehende Deckungslücke von circa 200 000 Euro durch weitere Spenden noch schließen können".

Und als Mitglied des ADAC Nordrhein schilderte er clubinternen Aspekte so:

"Unser Regionalclub ist unter anderem Veranstalter des 24-h-Rennens auf der Nordschleife und es freut mich, dass wir künftig den Teilnehmern dort einen weitaus verbesserten Sicherheitsstandard bieten können. Dafür haben wir gerne auch mal tiefer in unsere Geldbörse gegriffen."

Nun sind, wie die Nürburgring GmbH durch ihre Hamburger PR-Agentur mitteilen ließ, "Motorsport und Industrietestfahrten langfristig gesichert". Auf der Nürburgring-Nordschleife. Ohne die die andere Rennstrecke, der sogenannte GP-Kurs, ein Nichts wäre.

Die Nordschleife ist noch eine der wenigen Natur-Rennstrecken auf der Welt. Während andere "Denkmäler" unter Denkmalschutz gestellt werden, wird diese Rennstrecke immer weiter "verschandelt", wirkt nach den - aus Sicherheitsgründen - vorgenommenen Umbaumaßnahmen dann wie ein Fremdkörper in der Landschaft der Eifel stehen. Wo seltene Vögel, Gräser und Bauten geschützt werden.

Dr. Kafitz betrachtet die Baumaßnahmen als "Investitionen in Motorsport und Industrie". Nun ja, die Baufirma die inzwischen den Auftrag zur Durchführung der Arbeiten (Leitplanken, FIA-Zaun) erhalten konnte, hat inzwischen auch einen neuen Mercedes Unimog bestellt. Und Zäune werden zur Zeit schon außerhalb der Strecke errichtet. Zum Teil in einer Art, die darauf schließen lässt, dass man den Wald  schützen möchte.

Und auf der Internetseite www.20832.com wurde inzwischen eine neue Diskussionsseite eingerichtet, die unter dem Titel steht:

"Die Nordschleife verliert ihr Gesicht - die neuen FIA Zäune"

Damit die Diskussionsteilnehmer eine bessere Kenntnis der Geschehnisse auf dem Weg dahin haben, darum wurde diese Geschichte geschrieben. Wer kennt auch sonst so viele Details? -  Man solle schon wissen ...wie es dazu kommen konnte. Demnächst dann ungefähr so?

Eine deutsche Rennstrecke eben. Wo sich dann auch "Erlkönige" besser verstecken können. (Das Foto soll nur ein "Sinnbild" sein.)

MK/Wilhelm Hahne


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