Auch  aktuelle Pressemitteilungen können manchmal ins Grübeln bringen

Ich habe gerade wieder eine BMW-Pressemitteilung zum Thema FIA Touring Car Championship (WTCC) 2007 erhalten. Wenn man sie flüchtig überliest, wird man nicht irgendwelche Einwände haben. Aber man sollte sich im Motorsport, in dieser anderen Art von "Geschäft" schon auskennen. Man muss auch wissen, wie es "in einer Firma aussieht". Und dann sollte man noch einzelne Personen richtig einschätzen, beurteilen können. - Wenn man nun noch einmal in Ruhe über so eine - eigentlich gute - Presseinformation schaut, dann wird einem klar, wie sehr man über einen längeren Zeitraum den Eindruck von bestimmten Leuten dadurch beeinflussen kann, wenn man dauerhaft immer "einen Hauch" an der wirklichen Wahrheit vorbei informiert. Die Formulierung die mich in dem genannten Fall störte: "Die Verbindung zwischen dem BMW Team Germany und Müller ist der Dauerbrenner innerhalb des BMW Länderteams. Seit 2002 vertraut Teammanager Charly Lamm (Freilassing) auf die Fähigkeiten des 38-jährigen." - Wenn das so wäre, hätte ich mich nicht nur in Müller, sondern auch in Charly Lamm verschätzt. Müller würde z.B. in einem Team bei mir (wenn ich eins hätte) nicht fahren. Charly Lamm hätte aber mein uneingeschränktes Vertrauen als Team-Manager. - Ich nenne dieses Beispiel nur, weil ich kurz vorher eine Formel 1-Information aus dem Hause BMW erhielt, von der ich spontan - kaum dass ich es in Händen hielt - meiner Frau sagte: "Mal endlich etwas, womit sogar ich meinen Lesern eine Freude machen kann." Und ich habe damit begonnen, die mir zugefaxten Zeichnungen so umzusetzen, dass ich sie ins Internet setzen konnte. Aber dann kam - bei näherer Betrachtung - die Enttäuschung. Und ich muss mich fragen:

BMW Formel 1: Inzwischen so gut wie die Presse-Informationen des Hauses?

07-11-15/02. - Da erhalte ich eine Pressemitteilung, in der der "Reifeprozess" des BMW Formel 1 über die Saison 2007 dargestellt sein soll. Mit einer Reihe von Zeichnungen. Da ist der Formel 1 von Valencia, im Januar 2007 dargestellt, das Einsatzfahrzeug von Monaco,  von Monza, auch von Brasilien, dem letzten F1-Lauf des Jahres. Ich lasse die Darstellungen, farblich ein wenig abgehoben, nachstehend folgen:

Ich habe dann erst versucht, die optischen Unterschiede heraus zu finden. Na ja, die Heckflügelstellung ist bei der Monza-Version anders gezeichnet. Aber sonst: gleiche Lichter, gleiche Schatten, von den im Lauftext dargestellten Änderungen ist mir - trotz Brille - wenig aufgefallen. So werden die Zeichnungen natürlich billiger. Bei BMW muss man wohl auf den Preis achten. - Warum nicht auf die Qualität der Pressemitteilungen?

Ich finde das schade. Aber trotzdem sind die tatsächlichen technischen Unterschiede bei den Einsatzfahrzeugen interessant. Sie werden in der Pressemitteilung von Willy Rampf, Technischer Direktor des BMW Sauber F1 Teams, erklärt. Ich schreibe sie nachfolgend gerne ab und garniere sie auch mit anderen Zeichnungen, die ich ebenfalls von BMW erhielt.

Willy Rampf sagt zu der im Januar in Valencia vorgestellten Version: "Bei der Entwicklung des BMW Sauber F1.07 spielte die Aerodynamik eine zentrale Rolle. Ziel war es, ein Auto mit einer hohen aerodynamischen Effizienz zu bauen, das gleichzeitig eine geringe Empfindlichkeit bei Kurvenfahrt aufwies."

Schön gesagt. Aber so etwas kann wohl jeder F1-Techcniker von jedem Formel 1-Fahrzeug sagen.

Besser ist die Zusatzinformation zur Valencia-Version:

"Beim Roll-out wurde eine Übergangsversion des Frontflügels verwendet, bei dem wir vor allem viel Arbeit in die Endscheiben investiert hatten. Ziel war, auch bei Lenkeinschlag hohen Abtrieb zu haben."

"In Barcelona setzten wir zur Erhöhung des Abtriebs erstmals einen mehrteiligen Zusatzflügel auf dem Heck-Crash-Element ein. Er war Teil eines High-Downforce-Pakets, das wir auch im Hinblick auf Monaco entwickelt hatten."

Zur Zeichnung des Monaco-Einsatzfahrzeugs (s.o.) sagt der BMW-Techniker: "In Monaco setzten wir eine Version des F1.07 mit maximalem Abtrieb und gleichzeitig maximaler Kühlung ein, was an den Auslassöffnungen ersichtlich wird."

Ich habe die nicht gefunden. Vielleicht, liebe Leser, entdecken Sie die auf der Zeichnung des Monaco-Einsatzfahrzeugs. - Bitte melden! - Und zum Text: Auch das wäre mir ohne die Hilfe von Willy Rampf eingefallen. Aber er erklärt - mit einer Zusatz-Zeichnung weiter:

"Wegen der engen Kurven wie der ehemaligen Loews und der Rascasse verwendeten wir in Monaco eine neue Vorderradaufhängung mit geänderter Geometrie für einen größeren Lenkeinschlag."

"Wegen der kurzen Geraden haben die Bremsen kaum Zeit zur Abkühlung, deshalb kamen Bremsbelüftungen mit großem Querschnitt zum Einsatz."

Für den Großen Preis von Kanada im Juni erhielt der BMW F1.07 dann einen anderen Heckflügel:

Willy Rampf dazu: "Dieser neue Heckflügel mit modifizierten Endscheiben war das wichtigste Element eines Medium-Downforce-Pakets, das wir für Montreal und Indianapolis entwickelt hatten. Wir setzten ihn in Kombination mit dem einteiligen Zusatzflügel auf dem Heck-Crash-Element ein, um eine sehr hohe Effizienz zu erzielen."

Nun kommt Monza. (Die Gesamtfahrzeugansicht - nach BMW - weiter oben.) Die BMW-Erklärung durch den Fachmann: "Wegen der vier langen Geraden mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h setzten wir in Monza das Low-Downforce-Paket ein, das mit seinen hocheffizienten Flügelkombinationen einen niedrigen Luftwiderstand ermöglichte. Einige Zusatzflügel auf der Motorabdeckung wurden ebenfalls zugunsten eines geringen Luftwiderstands entfernt."

"Der Heckflügel für die Hochgeschwindigkeitsstrecke in Monza unterschied sich grundlegend von unseren anderen Exemplaren, weil hier der Hauptflügel kürzer war als der Flap. Dieser war zusätzlich mit einem Zick-Zack-Profil versehen, was neben hoher Effizienz auch für eine gute Strömungsstabilität sorgte."

Dann gab es beim Großen Preis von Japan im September folgende Änderung:

"In Japan kam erstmals eine neue Version des Zusatzflügels am Überrollbügel zum Einsatz, dessen optimierte Form eine verbesserte Anströmung des Heckflügels ermöglichte."

Nachdem in der BMW-Presseinformation dann noch einmal die Brasilien-Version gezeigt wird (s.o.), fasst der BMW-Verantwortliche noch einmal zusammen: "Gegenüber dem Roll-out in Valencia haben wir die Aero-Elemente des F1.07 im Laufe der Saison komplett verändert - die Motorabdeckung, die Front- und Heckflügel, die Tuning Vanes und auch den Unterboden."

Leider hat BMW uns nicht alles gezeigt. - Es gab auch viel "Effizienz". Trotzdem finde ich diese Art der Nach-Aufbereitung einer F1-Saison interessant. - Und wie finden Sie das, lieber Leser?                                      

MK/Wilhelm Hahne 


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