Daimler hat sich von Chrysler getrennt - ohne getrennt zu sein.
Daimler-Chef Zetsche macht deshalb jetzt intern Druck - auf allen Gebieten. Auch weil er starken Druck von außen verspürt.
Durch Chrysler z.B. - ??? -

Daimler Vorstandschef Dieter Zetsche hat auf dem "Lämmerbuckel" seine wichtigsten Manager (rd. 120) auf eine Renditesteigerung eingeschworen. Was normal scheint, wenn man auf diesem Gebiet der Konkurrenz hinterher hinkt. Viele andere Automobilhersteller sind besser. Da macht sich dann niemand Gedanken. Aber Dieter Zetsche muss sie sich machen. Obwohl er sie sich offiziell nicht macht. - Hintergrund: Chrysler, an dem die Stuttgarter immer noch mit knapp 20 Prozent beteiligt sind (was oftmals vergessen wird), braucht dringend Geld und ist mit dem Verkauf eines Schuldenpakets Ende November 2007 über ein Bankenkonsortium gescheitert. Das Risiko schien vielen zu groß. Es gab keine Anleger. Nun ist sehr wahrscheinlich, dass "Cerberus", der "Käufer" des größten Teils von Chrysler, auf einen Punkt des Verkäufers im Vertrag zurück kommen muss, nach dem die Stuttgarter einen Kredit von 1,5 Milliarden Dollar an den "Käufer" gewähren müssen, wenn es bei Chrysler nicht so laufen sollte. Und es läuft nicht so. Da ist es ein schwacher Trost, wenn dieser Kredit von "Cerberus" zu marktüblichen Konditionen verzinst werden muss. 1,5 Milliarden Dollar sind immerhin noch etwas mehr als 1 Milliarde Euro. Die liegen nicht in der Portokasse herum. Also bereitet sich Dieter Zetsche - und seine Firma - auf eine Situation vor, die wahrscheinlich ist. Dazu braucht er "Kohle". Cash. - Wie man fast unauffällig dran kommt?

Auch wenn es einigen "spanisch vorkommt":
Mit "spanischen Methoden" kann man viel Geld realisieren

07-12-13/08. - Aus Daimler-Benz, einem profitablen Premium-Hersteller im Schwäbischen, wurde mal - ohne zwingenden Grund - DaimlerChrysler, ein "Global Player". Und wie das unter Spielern nun mal so ist: mal gewinnt man, mal verliert man. Daimler hat verloren. Leider beim Verkauf von Chrysler dieses lästige Anhängsel nicht ganz. Dass Dieter Zetsche dann auf den alten Anhang - nämlich Benz - in der neuen Firmenbezeichnung verzichtete, hat die Stuttgarter noch mal 20 Millionen Dollar gekostet. Zu zahlen an Ford, wo die Namensrechte für Daimler liegen.

Also kann man sich - so es um Bargeld in der Größenordnung von 1 Milliarde Euro geht - nicht unbedingt auf das aktuelle Autogeschäft verlassen, das zumindest im Mutterland des Automobils nicht so läuft wie das früher - zu Daimler-Benz-Zeiten - einmal war. Also realisiert man Betriebsvermögen. Natürlich nicht im Heimatland, wo alle zuschauen. Man "rationalisiert" im Ausland, während man im Inland den Ausbau von Werken voran treibt.

Ich notiere hier mal, wie ich die Dinge sehe:

Daimler hat auf der ganzen Welt Vertriebs- und Fertigungsstätten. Auch z.B. in Spanien. Dort kann man - wie jeder Makler bestätigen wird - mit Immobilien noch Geld verdienen. Wenn man sie an die richtigen Leute verkauft. Mit Grund und Boden kann man in Spanien noch spekulieren und wird nicht zu den Verlierern gehören.

Nun hat Daimler in Spanien zur Zeit vier Stützpunkte: Madrid, Barcelona, Samano, Vitoria. Barcelona ist ein Produktionsstützpunkt mit 65.235 qm Produktionsfläche auf insgesamt 90.603 qm Fabrikgelände. In bester Lage. Man beschäftigte dort mal knapp 500 Arbeiter, hat die Beschäftigtenzahl aktuell auf 420 Mitarbeiter herunter gefahren. Auch, weil man die Produktivität erhöhen wollte.

Aktuell hatte man in diesem Jahr für vier Jahre einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen, der u.a. auch eine kontinuierliche Produktion bis 2014 garantiert. Aber nun soll das Werk plötzlich geschlossen werden.

Am 5. Oktober wurde den Beschäftigten der Werke Barcelona und Vitoria vom für zwei Produktionsstätten verantwortlichen Chef, Armando Gaspar, President Industrial Centres, die "Zukunftspläne für das Werk Barcelona" in einem E-mail eröffnet. Exakt in dem Moment, da man Stunden vorher auf den Bildschirmen an den Arbeitsplätzen - nach dem Einschalten - lesen konnte: "Welcome to Daimler - Dear Colleaques. It's official. We're now Daimler!"

Spanische Mitarbeiter von Daimler hatten schon vorher den Eindruck, dass man Werk langsam "auslaufen lassen" wollte. Die Motoren- und Getriebefertigung wurde mit dem Fertigungsbeginn des "Vito" eingestellt. Trotzdem sollte alles besser werden. Aber man hatte die Belegschaft fast unauffällig reduziert.

Und nun, ganz aktuell, soll keiner mehr entlassen werden. Nur möchte man bei Daimler, Stuttgart, die Produktion im Werk Barcelona ganz einstellen und zu einem bisherigen Zulieferer verlagern, an dem man sich in der Zwischenzeit mit 51 Prozent beteiligt hatte. Die Firma Gapo Estampaciones Sabatell liegt ebenfalls im Raum Barcelona, vom bisherigen Arbeitsplatz der Daimler-Mitarbeiter rund 50 Kilometer entfernt. Was nicht nur höhere Fahrkosten, sondern auch einen höheren Zeitaufwand für An- und Abfahrten bedeutet.

Man hatte in Barcelona - in Deutschland fast unbeachtet - schon gestreikt. So kam es, dass die Produktion in Vitoria - aber auch in Mannheim - langsamer laufen musste, weil bestimmte Teile nicht mehr angeliefert wurden. Aber das ist nun vorbei. Auf der letzten Betriebsversammlung in Barcelona, Ende November, kam es zu einer Abstimmung über das immer wieder nachgebesserte Firmenangebot. Es wurden 358 Mitarbeiter als Teilnehmer gezählt. 59 Prozent sprachen sich für die Annahme des Angebot vom Arbeitgeber aus, sagten JA, 39 Prozent sagten NEIN. Das bedeutet: das Daimler-Werk in Barcelona wird nun definitiv geschlossen. Bis August 2008 soll alles abgeschlossen sein. Und das Werk leer.

Die Arbeitnehmer dort haben inzwischen die Zusage, dass sie auch in der neuen Arbeitsstätte als Daimler-Mitarbeiter - mit allen bisher erworbenen Rechten - weiter beschäftigt werden. Und solche mit einem Alter ab 52 Jahren wird die Möglichkeit einer Frühverrentung geboten, die ein Einkommen von 70 - 90 Prozent des bisherigen Netto-Einkommens sicher stellt.

Pessimisten unter den spanischen Mitarbeitern sind davon überzeugt, dass das Schicksal, das jetzt das Werk Barcelona getroffen hat, in nächster Zeit auch das Werk Vitoria treffen wird. In der neuen Betriebsstätte, Gapa Stampaciones Sabatell, ist noch viel Platz. Dieser Zulieferer der Automobilindustrie hat noch zwei Werke, eins davon in Tschechien. Man arbeitet für Audi, BMW, Citroen, Fiat, Ford, Honda, Mazda, Nissan, Opel, Peugeot, Renault, Seat, Skoda, Toyota, Volkswagen, Volvo - und natürlich für Daimler (oder Mercedes).

Hinter vorgehaltener Hand wird in Barcelona geflüstert, dass das Betriebsgelände des bisherigen Daimler-Werks sicherlich ein Opfer von Bodenspekulationen geworden ist. Auch dadurch, dass bei Daimler in Stuttgart zwar die Portokasse gut gefüllt ist, dass aber bei weiteren Belastungen durch Chrysler - die über "Cerberus" zu erwarten sind - schon ein erhöhter Bedarf "an Barem" besteht. Denn auch die "Modelloffensive" soll ja im Interesse einer verbesserten Markenpräsenz unverändert durchgezogen werden.

Und wenn jetzt noch das Mittelmanagement die Rendite verbessern hilft und wenn... - Ja, wenn Reuter nicht gewesen wäre, wenn es Schrempp nicht gegeben hätte, wenn es statt Zetsche... - Aber was soll das Träumen?

Daimler Barcelona is out! - It's clear! - It's official! - Amen!

MK/Wilhelm Hahne 


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