Von einem Chefredakteur verantwortet? - Eine nachdenkliche Betrachtung von "Murks"

Die "ADAC-motorwelt"  ist keine kleine Welt. Ein durch dieses "Clubmagazin" weit verbreiteter "MURKS des Monats" wird aber auch dadurch nicht besser, dass er in vielfacher Millionenauflage verbreitet wird. Es bleibt trotzdem einfach Murks. Inhaltlicher, wie handwerklicher. Was ich aber nicht dem Testteam oder der Redaktion zuordnen würde, sondern eher dem "Napoleon", dem Schriftleiter einer Zeitschrift, die monatlich auf mehr als 2.000 Tonnen Papier verbreitet wird. Und dann auch entsorgt werden muss. Unabhängig davon, wann diese Clubinfo entsorgt wird. Entweder sofort im Papierkorb oder erst später, beim Eintreffen des neuen Exemplars.

Doppelt geprüft ist noch zu wenig 

08-06 -28/02. - Nach meinem Empfinden ist die Beurteilung in Tests in der "ADAC-motorwelt"  manchmal ein wenig tendenziös. Da testet man den Dacia Logan - "damals", bei seiner Einführung und - legt ihn aufs Dach. Na ja, ein "Billigauto" eben. Ohne ESP. - Was will man da schon verlangen. - Und die deutsche Automobilindustrie freut sich. (Und auch "Auto-BILD" verwendet heute - ganz aktuell - noch gerne das Foto von einem auf dem Dach liegenden Dacia Logan mit dem Hinweis, dass dieses Auto kein ESP habe.  - Warum wohl? - Weil man so "Stimmung macht"?)

Ich habe damals in Motor-KRITIK nachgewiesen, wie - und warum - es "dazu kommen konnte" (der "Umfall" mit dem Dacia) und bin aus dem  ADAC ausgetreten.

Nun gab es in Heft 3 (also März 2008) einen Sommerreifentest. Sicher gut gemacht, wenn man sich auf das Lesen der Tabellen beschränkt. Aber dann war da noch ein neuer Michelin-Reifen, der "Energy Saver" dabei, der in wesentlichen Eigenschaften sehr gut war. aber beim ADAC-Test nur "schwache" Nassbrems-Noten bekam. Da war dann im Lauftext zu den Testergebnissen von "glatte Bauchlandung" die Rede. - Was verwundern muss. - Wie kann ein Reifen, der eine "glatte Bauchlandung" in einer wichtigen Disziplin hinlegt, dann als "empfehlenswert" eingestuft werden?

Interessant, dass dann ein deutscher Reifenhersteller nicht nur mit dem Testergebnis - des Gesamtvergleichstests - für sich Werbung machte, sondern auch den Chefredakteur des ADAC-Clubblattes mit einer bestimmten Aussage in den Vordergrund rückte.  - Ist es für diesen Herrn so wichtig, in großer Auflage verbreitet zu werden? - Vielleicht. - Ein anderer Chefredakteur lässt sich als Werbefigur für eine bestimmte Fertighausfirma ins Internet stellen. - So kann man z.B. dessen Geschmack feststellen. Beim anderen lässt es Rückschlüsse auf seine Objektivität zu. Kann ja auch sein, dass sein Einkommen ein wenig schmal ist. - Oder nicht? - Oder doch?

Ich hätte das alles noch lächelnd - und kopfschüttelnd - weggesteckt, wenn da jetzt nicht in Heft 6 der "ADAC-motorwelt" auf Seite 9 ein mit Schmuckfarbe unterlegter "Kasten" erschienen wäre, der mit "MURKS des Monats" gekennzeichnet war und einen Reifentest zum Thema hatte.

Natürlich hatte der Firma Michelin die Art der Darstellung in diesem Reifentest nicht gefallen, zumal firmen-interne Tests etwas anderes aussagten, als hier publiziert worden war. Da die Reifenneukonstruktion mehr Potential (aufgrund neuer Erkenntnisse im Reifenbau) aufzuweisen hatte, sollte dieses Potential dann auch - nach Lastenheft - der Verbesserung aller Eigenschaften dienen. Aber als besonders wichtig  war die Verringerung des Rollwiderstandes für diesen Reifen ins Auge gefasst. Aber auch das Nasshandling war nach den internen Vorgaben gegenüber den bisherigen Konstruktionen zu verbessern.

Bei internen Tests sah das auch gar nicht schlecht aus. Und dann kam der ADAC-Test. Der übrigens mit Reifen aus dem ersten Serienanlauf des neuen "Energy Saver" durchgeführt wurde. Zur Testzeit des ADAC war dieser Reifen noch nicht im Handel erhältlich, so dass die Testredaktion der "ADACmotorwelt"  den Reifen sozusagen "vorab" (und natürlich kostenlos!) erhielt. Ich gehe aber davon aus, dass die Testabteilung des ADAC dann später noch einmal mit selbst im Handel gekauften Reifen einen Nachtest durchgeführt hat. - Allerdings habe ich in dieser Sache nicht beim ADAC nachgefragt, zumal ich ein wenig den Glauben an ADAC-Aussagen verloren habe. (s. Dacia Logan-"Umwurf" und dann das spätere "Umschwenken". - Der Anzeigen wegen?) Vielleicht hätte ich als Nicht-Mitglied auch keine Antwort erhalten. - Oder doch? - Oder doch nicht?

Beim Reifenhandel war man über das in der "ADACmotorwelt" veröffentlichte Testergebnis und die "glatte Bauchlandung" des Michelin-Reifens ein wenig sauer. Aber so richtig sauer war man dann durch die "MURKS des Monats"-Geschichte, so dass  Michelin dann für den Außendienst der Firma ein offizielles Statement in drei Punkten erstellte, das so auch den jeweiligen Reifenhändlern vermittelt wurde:

1. Der TÜV-Süd Automotive genießt seit vielen Jahren weltweite Anerkennung für seine große Fachkompetenz bei Reifen. Dies gilt sowohl für Reifentests aller Art, das heißt auf der Teststrecke und auf Prüfmaschinen, sowie auch bei der Entwicklung von neuen Test-, und Entwicklungsmethoden. Mit dieser Kompetenz ist der TÜV-Süd auch seit Jahren ein hochgeschätzter Partner beim Bundesverkehrsministerium (BMVBW) und in vielen europäischen Gremien, ebenso in beratender Funktion, wie auch in der Durchführung und Auswertung verschiedenster Reifentests in deren Auftrag.

2. Unser Haus lässt seit einigen Jahren externe Vergleichstests durchführen, um die Positionierung der eigenen Produkte am Markt besser einschätzen zu können. Diese Benchmark-Tests werden von verschiedenen Firmen durchgeführt, unter anderem auch vom TÜV-Süd Automotive und wir gehen davon aus, dass wir diese Praxis auch in den nächsten Jahren so weiterführen werden.

3. Die Firma Michelin stellt die technische Reifenkompetenz des ADAC-Reifenteststeams in keiner Weise in Frage. Die Tests werden mit größter Sorgfalt durchgeführt und es gibt keinen Grund an der Objektivität der Ergebnisse zu zweifeln

Was der ADAC, bzw. die Redaktion der "motorwelt" unter Leitung ihres selbstbewussten (auf der Basis seiner Visitenkarte) Chefredakteurs aber getan hatte: sie hatte die Kompetenz des TÜV Süd bei Reifentests in Frage gestellt. Da ist z.B. in "MURKS des Monats" zu lesen:

"Der TÜV Süd zum Beispiel sorgt lobenswerterweise dafür, dass Achterbahnen in der Spur bleiben, oder attestiert älteren Fahrzeugen die Verkehrstauglichkeit. Für umfassende Reifentests war die Prüforganisation bislang noch nicht sonderlich bekannt."

Schade. - Wenn man keine Ahnung hat, sollte man besser so einen Blödsinn (der sich aber "süffig" liest) nicht schreiben. Nicht nur Michelin lässt Reifen beim TÜV Süd jetzt aktuell prüfen, sondern schon  (im Wechsel mit anderen Instituten) schon seit Jahren dort. Die ersten Reifentests für Bridgestone z.B. wurden nach meinen persönlichen Beobachtungen schon 1977 vom TÜV Süd durchgeführt. Und es war der TÜV Süd, der bei "Auflösung" der Firma Metzler-Reifen deren gesamte Prüfeinrichtungen übernahm. Das ist nun schon viele, viele Jahre her.  Vielleicht war damals der Herr Chefredakteur noch durch  den "Test" von LEGO-Bausteinen so stark abgelenkt, dass er sich an diese Phase der Entwicklung nicht erinnert. - Er hätte mich ja fragen können. - Manchmal wissen auch Nicht-ADAC-Mitglieder eben ein wenig mehr.

Tatsächlich lässt Michelin - unabhängig von allen Tests in ADAC- oder anderen (sogenannten) Fach-Zeitschriften - immer wieder nach dem Erscheinen neuer Reifenmodelle sogenannte Benchmarktests durch unabhängige Institute durchführen, für die die Testobjekte jeweils beim Handel (im freien Markt) eingekauft werden. Schon damit man eine Basis zur Beurteilung der so genannten "Reifentests" in so genannten "Fachzeitschriften" hat, aber auch, um die eigene Position im Markt zu ermitteln. Diese führen z.B. (der Kosten wegen) die Tests oftmals  mit Dauertestwagen durch.  Oder mit "geschenkten" Reifen. Wobei der ADAC sich z.B. auch verpflichtete... - Aber wenn es im Handel z.B. noch nicht die neuen Reifen gibt... - na ja, dann nimmt man auch solche die nichts kosten.

Nachdem die "ADACmotorwelt" ihren Test durch den Michelin-Auftrag an den TÜV Süd in Frage gestellt sah, schrieb der Chefredakteur einen (so sagte man mir hinter vorgehaltener Hand) "praktisch unverschämten Brief" an den Herrn Generaldirektor. Es beschwerte sich also der Chefredakteur, der für Conti in deren Werbung für deren Reifen eintrat.  (Natürlich wurde das Porto für den Brief vom ADAC bezahlt.)

Und nun gibt es eben "noch eins drauf", indem man im "MURKS des Monats" die "Gegenprobe" (so wird der Michelin-Auftrag an den TÜV Süd offensichtlich empfunden) die Qualifiktation des TÜV Süd für Reifentests in Frage stellt.

Mal 'ne dumme Frage: Welchen Wert hat eigentlich der jetzige Chefredakteur der "ADACautowelt" in der Branche, wenn man ihm mal seine Visitenkarte entziehen sollte?

MK/Wilhelm Hahne


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