Dorf Eifel“ am Nürburgring, genannt "Grüne Hölle": Ein paar Gedanken zum Ersten Spatenstich, der am Samstag, dem 4. Oktober 2008 auf dem Parkplatz B3, direkt an der B 258, ohne mich stattfand - da ohne Einladung


Natürlich war Motor-KRITIK nicht eingeladen. Bei der vorherigen Berichterstattung über einen Ersten Spatenstich oder meine andere Berichterstattung über die nicht von wirtschaftlichem Denken sondern mehr von politischem Kalkül bestimmte „fragwürdige Nürburgring-Aufwertung“, wie ein Hörer es auf SWR1 gehört haben will, hatte es wohl bei der Nürburgring-Geschäftsführung keine „guten Noten“ für mich gegeben. Ich wurde also von der Einladungsliste gestrichen. Was schon etwas über die Medien aussagt, die jetzt noch auf der Einladungsliste stehen. Und sicher gerne angereist sind, um im Sinne von Innovation und Fortschritt die Pläne zu „Nürburgring 2009“ positiv zu begleiten. Schließlich kann ja der Region nicht schaden, wenn hier in echter Eifelscholle gut 200 Millionen Euro verbuddelt werden. „Besser hier, als in den 'neuen Ländern'“, sagte mir tatsächlich jemand. - So kann man das auch sehen. Wenn hier z.B. mit Steuergeldern Mehrwerte geschaffen würden, eine Basis für zukünftig zusätzliche Geschäfte, dann... - Leider werden hier zunächst nur einmal die Voraussetzungen für zusätzliche Kosten geschaffen, die dann die bisher schon nachweisbaren Verluste maximieren werden. Was vorher kleine (?) Verluste brachte, wie z.B. die „Erlebniswelt“, kann dann in Zukunft für größere Verluste gut sein, da nun deren bauliche Basis – ohne dass eine steigende Besucher-Basis zu erwarten wäre – stark ausgeweitet wird. Aber bleiben wir einmal beim neu zu schaffenden „Erlebnisdorf“, dem heute schon von der Nürburgring GmbH die alles erklärende Zusatzbezeichnung „Grüne Hölle“ gegeben hat. - Der „Erste Spatenstich“ dazu erfolgte an einem „Ferrari-Racing-Day“. Darum hat der folgende Titel schon seine Bedeutung:

"Gib' Gummi, Schumi!"

08-10-06/03- „Vor dem faszinierenden Hintergrund der Ferrari-Racing-Days wird am 4. Oktober 2008 ein weiterer Meilenstein des Nürburgrings auf dem Weg zum ganzjährigen Freizeit und Businesszentrum gesetzt. Mit dem in unmittelbarer Nähe zur Grand-Prix-Strecke gelegenen Eifeldorf Grüne Hölle entsteht eine neue Dimension der Themen-Gastronomie für bis zu 5.000 Gästen. Ein Hotel für Gruppenreisen und Individual-Touristen  ergänzt das Angebot des Dorfes, das im Stil von Eifeler Fachwerkhäusern gehalten ist.“

So beginnt der Einladung der Nürburgring GmbH zum ersten Spatenstich am 4. Oktober 2008, 11:00 – 13:00, auf der „Fläche gegenüber Parkplatz B3“. (Die ich nicht erhalten habe, sondern bei einem Kollegen einsehen durfte.)

Gedankenvoll blättert man noch einmal in der Genehmigung, die von der Struktur- und Genehmigungs-Direktion (SGD) Nord in Koblenz erteilt wurde (zum Zeitpunkt des „ersten Spatenstichs“ aber noch Einspruchsfristen unterlag) und wo in einer nachträglich vorgenommenen Korrektur zu lesen ist:

Die weitere Maßgabe Nr. 8 wird wie folgt neu formuliert:

Aus Gründen des Immissionsschutzes ist im Bereich des Erlebnisgastronomiedorfes mit angeschlossenem Hotel die Darstellung und Festsetzung eines 'Sonstigen Sondergebietes Motorsport Nürburgring' mit der besonderen Zweckbestimmung 'Erlebnisgastronomiedorf mit angeschlossenem Hotel' vorzunehmen

Im Rahmen der Bauleitplanung ist sicherzustellen, dass das Erlebnisgastronomiedorf mit angeschlossenem Hotel ausschließlich mit der Nutzung der Grand-Prix-Strecke verknüpft errichtet und betrieben werden darf. Eine vom Motorsport losgelöste und mit diesem aus Immissionsschutzgründen in Konflikt stehende Nutzung ist nicht möglich.“

Da passt es dann schon, dass zum Termin des ersten Spatenstichs auf der anderen Straßenseite „Schumi Gummi gibt“. Ist Krach (s.o.) die Voraussetzung für das „Betreiben“ des Dorfes, das jetzt schon im Vorfeld die Bezeichnung „Grüne Hölle“ (in der Einladung der Nürburgring GmbH) erhalten hat?

Eigentlich ist dieser Erste Spatenstich ohne jede Bedeutung, denn zur Erlangung der Genehmigung war die öffentliche Einspruchsfrist gegen die Umsetzung dieses Projekts noch gar nicht abgelaufen. Aber einen ersten Spatenstich kann eigentlich jedermann, zu jeder Zeit und ohne jede Bauabsicht und ohne Genehmigung machen. Der Termin 4. Oktober passte eben den Herren der GmbH gerade mal gut in den Kram. Und da ließ man die Gäste antanzen. 

Nach unseren Informationen lief die Einspruchsfrist am 8. Oktober ab. - Aber bei dem Projekt, bei dem es nicht auf ein paar Millionen ankommt, da kommt es auch nicht auf ein paar Tage an. Zumal sicher niemand einen Einspruch einlegen wird. Wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Zwar hat man im Umfeld von „Nürburgring 2009“ schon eine eigene Meinung zum Projekt, aber man fragt sich und andere: „Warum soll ich der Idiot sein, der sich unbeliebt macht?“ - Denn dass man auf irgendeine „Schwarze Liste“ kommt, wenn man sich nicht angepasst verhält, das ist allen Geschäftsleuten klar. Und man verweist - sich vorsichtig umschauend - auf Beispiele.

Eigentlich sollte der Baubeginn zum „Dorf Eifel“, der neuen „Grünen Hölle“, entsprechend der ursprünglichen Planung, schon im August 2008 sein. So wird man eben mit 8 – 10 Wochen Verspätung beginnen. Die Fertigstellung war – wie für alle anderen Bauvorhaben des Projekts „Nürburgring 2009“ - für „Frühjahr 2009“ geplant. Aber „Frühjahr“ ist ein dehnbarer Begriff.

Immerhin hofft man, mit dem Aufbau der Häuser im Stil von „Eifeler Fachwerkhäusern“ (??) Mitte Januar 2009 fertig zu sein. Wie zu erfahren, kommen diese „Eifel-Häuser“ aus Österreich und sie werden auch von österreichischen Facharbeitern aufgebaut werden, die um Mitte Oktober anreisen sollen.

Für diese Mannschaft, um 45 Mann stark, suchte man noch vor einer Woche eine passende Unterkunft. Das bestehende Dorint-Hotel kommt da wohl kaum in Frage. In Containern kann man diese Facharbeiter aber auch nicht unterbringen. Das neue Lindner-Hotel ist noch nicht fertig und andere Hotels – auch solche mit weniger „Sternen“ als vier – sind nicht an einer Belegung durch die österreichische Gruppe interessiert.

Denn man bietet für Übernachtung und Frühstück 21,00 Euro. Natürlich einschl. Mehrwertsteuer. „Wenn ich alleine an die Heizkosten denke...“, erinnert ein Hotelbetreiber an seine Kalkulationspositonen und verdreht die Augen. -  „Und wo und was wird für's Essen ausgegeben?“, frage ich. - „Ach ja“, kommt die Antwort, „man zahlt auch noch zusätzlich für eine Halbpension.“ - Und er lächelt. Weil ich nicht weiter frage, sagt er in die entstandene Stille: „Sechs Euro einschließlich Mehrwertsteuer.“ - Ich nicke teilnahmsvoll und frage: „Für welche Zeit?“ - „Für drei Monate“, kommt die Antwort.

Daraus ergibt sich eigentlich schon, dass der Fertigstellung des neuen „Dorf Eifel“ nicht im Frühjahr 2009 zu rechnen ist, denn dann stehen die „Eifel-Häuser“ aus Österreich bestenfalls im Rohbau.

Dass man selbst beim Bauherrn (wer ist das eigentlich?) nicht mit einer Fertigstellung im Frühjahr 2009 rechnet, begreift man, wenn man im neuen, gerade erschienenen Reisekatalog der Firma Müller-Reisen für 2009 („die tollen Müller Touren 2009 – Die Nr. 1 für Partytouren“) blättert. Auf den Seiten 46/47 ist zu lesen, dass die ersten Termine Anfang September 2009 zu buchen sind. Immer Freitag bis Sonntag: „Formel-Spaß und Langstrecken-Action“. „...und genießen Sie vom Start weg eine neue Dimension der Club-Hotelerie und Themen-Gastronomie. Ob Discothek, Brauhaus, Formula Beer Racing Bar, Fahrerkneipe oder Steakhaus*, für Abwechselung ist gesorgt.

Lt. Katalog ist ein Wochenende pro Person (im Doppelzimmer) für ab 189,- € zu buchen; einschl. Begrüßungsgetränk, abends kalt/warmes Buffet, reichhaltiges Frühstücksbuffet, mittags leckerer Eifel-Imbiss. Und natürlich „Megastimmung und Feiermöglichkeiten in den Partylocations“.

Eine echte Eiflerin, die wir einen kurzen Blick in den Katalog werfen ließen, meinte kommentierend: „Oh Gott, oh Gott! - Jetzt kommt die Sünde aufs Land!“  - Die "Rhein-Zeitung" stellt am 6. Oktober 2008 auf Seite 3 fest: "Ähnlichkeiten zu Partymeilen wie "Dorf Münsterland" oder "Sauerlandstern" sind beabsichtigt." - Beide Aussagen widersprechen sich nicht.

Am 4. Oktober 2008 war – ohne Baugenehmigung – der erste Spatenstich, aber im Müller-Katalog kennt man schon die Details zu Essen, Schlafen und Preisen, die im September 2009 eine Rolle spielen. - Toll!

Schade, dass in diesen Wochen gerade das Koblenzer Original (bekannt aus dem Imagefilm „Dau bes Kowelenz“), „Brigittchen“, gestorben ist. Wenn die das noch erlebt hätte... - Aber immerhin war sie schon 66. - Einer der potentiellen Dorfbesucher, „nur so, mal abends“, meint auf diese Situation angesprochen: „Warum soll ich eine alte Kuh nehmen, wenn ich Kalbfleisch kriegen kann?“

Da werde ich auch mal mit dem Metzger meines Vertrauens sprechen müssen, verstehe aber jetzt, warum man als Ergänzung des „Grünen Hölle“-Dorfes am GP-Kurs, jetzt noch in Adenau ein Personalhaus bauen muss. Das seit vielen Jahren bestehende Dorint-Hotel kommt nach Aussagen seines Direktors ohne Personalhaus aus, ja es wohnt auch niemand vom Personal überhaupt im Hotel. Alle haben Wohnungen in direkter Umgebung.

Aber wenn man im „Grüne Hölle“-Dorf die Besetzung ab und zu auswechseln muss (s. Anmerkung oben), dann wird natürlich eine Entspannungs-Oase fürs Personal abseits vom Geschehen sinnvoll. Da ist man auch schon weiter. Inzwischen wurde das Richtfest gefeiert.

So wie es sich jetzt darstellt, wird man mit der gerade neu gegründeten „Cash Settlement & Ticket GmbH (die wievielte neue GmbH im Umfeld von „Nürburgring 2009“ ist das eigentlich?) nicht unbedingt alle Zahlungsvorstellung vom „Personal“ abdecken können. Einige werden wahrscheinlich auf Barzahlung bestehen, während die neue GmbH lt. Gesellschaftervertrag „die Planung, die Konzeptionierung und das Betreiben eines kartenbasierten, bargeldlosen Zahlungs- und Abrechnungssystems zur Abrechnung sämtlicher Gästeleistungen und des Verkaufs aller Tickets auf dem Gesamtgelände des Nürburgrings“ sicherstellen soll.

Bei diesem Projekt hat und wird sich einiges aus der Planung als mehr theoretisch und nicht unbedingt in die Praxis umsetzbar erweisen. Genauso, wie die Bauten im Dorf den Eifel-Charakter von Fachwerkhäusern widerspiegeln sollen. - Wirklich? - Ein Modell-Eisenbahner glaubte in den Häusern Modelle aus seiner Anlage zu erkennen. Aber die wären mehr dem Schwarzwald zuzuordnen.

Man sollte das also alles nicht so ernst nehmen. Nicht den ersten Spatenstich, nicht die fehlende Baugenehmigung, nicht die ganze Planung, die sich weniger an der Realität, als an den „Träumen“ einiger nicht persönlich haftender Manager und Politiker orientiert. Die sich aber mit Gutachten und Konzepten von „Fachleuten“ absichern, die sicher wiederum dadurch absichern, dass sie sich auf das Basiszahlenmaterial der Auftraggeber berufen. - Hat das neue Dorf vielleicht als Reiseziel von abenteuerlustigen Reisegruppen wie Kegelclubs eine Zukunft?

Die Dame aus dem Reisebüro, die uns den oben schon genannten Reisekatalog übergab stellte fest: „Diese Art von Reisen für Kegelklubs z.B. in den ... (Sie nennt einen Namen aus einem anderen Mittelgebirge) sind rückläufig. Entweder man fliegt auf eine spanische Insel oder aber – sie überlegt ein wenig, und sagt dann – Norderney ist derzeit „in“.

Mögliche Verluste in der Eifel werden dann eben später „sozialisiert“, d.h. sie werden vom Steuerzahler getragen. Welcher Investor nun eigentlich für diese „private Investition“ gerade steht, das ist zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Geschichte zumindest mir ein wenig unklar. Prof. Deubel wird sicher gerne (mal wieder) auf die Firma Mediinvest, Düsseldorf verweisen. - Im Zweifelsfalle wird aber der Herr Aufsichtsratsvorsitzende wieder gerne dem Finanzminister in die Tasche greifen. Solange es Steuerzahler gibt, wird es hier „am Ring“ rund gehen. Finanzkrisen (wie in den USA) wird es in Mainz nicht geben. Wie die Haushaltsdebatte erst vor kurzen ergab. Es wird alles besser. Und im Falle des „Dorf Eifel“ geht es schließlich um das Geschäft für eine ganze Region!

Ein wenig Schwund gibt es überall. - Es könnte in diesem Fall sogar so sein, dass sich durch das „Dorf Eifel“, die „Grüne Hölle“, die Zahl der angesprochenen Zielgruppen noch um eine erhöht, die bisher vom Europäischen Tourismus-Institut in Trier übersehen wurde: z.B. um die Gruppe der eifersüchtigen Ehefrauen, die ihren Mann nun nicht mehr alleine zum „Ring“ fahren lassen. Dann gibt es noch mehr „Plus“?

Vielleicht gibt in der „Grünen Hölle“ (Dorf „Eifel“) in Zukunft nicht nur Schumi Gummi, sondern wird Gummi sozusagen bei Betreten des Geländes Pflicht. - Nicht nur wegen dem Eifel-Wetter. - Donnerwetter!

MK/Wilhelm Hahne

*Voraussichtliche Infrastruktur. Stand August 2008. - Das steht so im Müller-Reisen-Katalog 2009.


  • Jetzt sind Sie gefragt!

    Ihre Meinung zu obigem  Beitrag
    können Sie mit einem Klick
    und ein paar Sätzen loswerden:
    Senden Sie mir ein e-mail

    Danke, für Ihre Mitarbeit!