Von der ETI erstellt: "Touristisches Zukunftskonzept für die Verbandsgemeinden Adenau, Vordereifel und Kelberg" - Rechung dafür in Höhe von 48.500 € an die Verbandsgemeinden, die Nürburgring GmbH und die Landesregierung RLP

Sie kennen die ETI nicht? - Das ist das Europäische Tourismus Institut GmbH in Trier. Es residiert im Palais Kesselstein (Liebfrauenstraße 9), 54290  Trier.  Die haben das o.g. Konzept (?)  am 22. September zunächst in einer Pressekonferenz - im unbeheizten Fotoraum beim Pressecenter - einer kleinen Schar von Medienvertretern vorgestellt. Auf Wunsch dieser Herrschaften wurden sogar aktuell SW-Kopien der Charts gemacht, die man gerade per Computer in Farbe vorgeführt hatte. Das gleiche wurde dann den um 200 erschienenen Gästen aus der Geschäftswelt rings um den Nürburgring ein wenig später in geheizten Räumen vermittelt. Und erntete eigentlich tiefe Enttäuschung. - Das sollte ein Konzpet sein? - War das nicht eigentlich mehr eine vorweg genommene Schuldzuweisung eines staatlichen Unternehmens (ich bezeichne die Nürburgring GmbH mal so) gegenüber der Privatwirtschaft? - Enttäuschung kann lähmend sein. Darum gab es auch noch während der Veranstaltung keinen Aufschrei. Nach Stunden der Besinnung kam erst das Echo. Und das äußerte sich z.B. auch in einem Telefonanruf eines Besuchers der Vorstellungsveranstaltung bei der ETI in Trier, wo man Tage später den Herrn Geschäftsführer zu sprechen verlangte. Doch der war nicht zu sprechen. So wurde unser Anrufer dann mit seinem Stellvertreter, Herrn Dipl.-Geogr. Peter Herrmann, verbunden. Der ließ den Wortschwall des erregten Anrufers nur kurze Zeit über sich ergehen um dann - beschwichtigend - zu erklären:

"Wir haben da schon eine auf den Sack bekommen!"

08-10-06/04 - Diese Aussage spiegelt nicht das Niveau wider, dass der Geschäftsführer der ETI, Herr Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, eigentlich bei seinen Gesprächspartnern voraussetzt - dachte ich: Mitteleuropäisches Niveau nämlich. Mit einer solchen Argumentation hatte er nämlich im April des Jahres 2007 mir - auf nett gestellte Fragen (finde nicht nur ich, sondern auch andere, die meine Anfrage kennen) - eine Auskunft verweigert. War ich unter seinem Niveau?

Darum finde ich die aktuelle Aussage seines Stellvertreters so wichtig. Sie relativiert die Anforderungen des Herrn Professor. Nun kann ich mir unter "mitteleuropäischem Niveau" auch etwas vorstellen. Auf diesem Niveau verkehrt man offensichtlich in diesen Kreisen am besten. Also machen wir den Sack erst einmal auf. Bevor wir ihn dann zu machen.

Wer ist eigentlich die ETI? - Wann entstand sie? - Auf welche Leistungen kann sie in der Vergangenheit (seit ihrer Gründung) zurück blicken?

Das Europäische Tourismus Institut (ETI) wurde im Jahre 1991 gegründet. Drei Gesellschafter waren mit je einem Drittel an der GmbH beteiligt: die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, das Großherzogtum Luxemburg und das Land Rheinland-Pfalz.

Zu den Aufgaben des Institutes, das von Anfang an eng mit der Universität Trier kooperierte, sollten neben der Markt- und Konsumforschung vor allen Dingen Untersuchungen zur Tourismus- und Regionalentwicklung gehören, z.B. auch die Konzeptionierung zur touristischen Neupositionierung ganzer Regionen im Umfeld der beteiligten Gesellschafter.

Im Jahre 2002 kam als neuer Gesellschafter das Saarland hinzu, wobei die entsprechenden Gesellschafteranteile der bisherigen Gesellschafter – nach einer gleichzeitigen Kapitalerhöhung - damit von einem Drittel nun auf 25 Prozent reduzierte.

Der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz musste bei einer Überprüfung nach dieser Kapitalumschichtung in seinem Jahresbericht 2003 feststellen:

An der Europäisches Tourismus Institut an der Universtät Trier GmbH, Trier, war das Land mit einem Drittel beteiligt. Am 7. Mai 2002 beschloss die Gesellschafterversammlung die Veräußerung von Anteilen an das Saarland und eine Erhöhung des Stammkapitals. Dadurch verringerte sich der Landesanteil auf 25%.

Der Rechnungshof erfuhr von der Änderung der Beteiligungsverhältnisse durch eine eigene Internet-Recherche. Auf seine Anfrage hin hat das Ministerium der Finanzen die Unterrichtung mit Schreiben vom 23. Mai 2003 nachgeholt.“

Nach diesem Vorfall war dann nachvollziehbar, dass der Landesrechnungshof auch im Jahresbericht 2004 einen Blick auf die Abläufe bei der ETI warf. Man kam dort zu folgender Zusammenfassung:

Die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft (Anmerkung: es ist das ETI, Trier gemeint) hat sich deutlich verschlechtert. Sie erhielt in den Jahren 1997 bis 2003 von den Gesellschaftern Zuschüsse mit einer über seinem Anteil an der Gesellschaft liegenden Quote.

Die Gesellschaft war durch Aufträge ihrer Gesellschafter und deren Gebietskörperschaften nicht ausgelastet. Sie führte in erheblichem Umfang Aufträge für Dritte aus, die teilweise nicht kostendeckend abgewickelt wurden.“

Und die zu diesem Zeitpunkt bereits vorgenommene Büro-Neugründung des ETI, Trier in China (!) mit bis zu drei festen und drei freien Mitarbeitern kommentierte der Landrechnungshof Rheinland-Pfalz so:

Die Erschließung des Tourismusmarktes in Süd-Ost-Asien ist keine öffentliche Aufgabe des Landes.“

Um weiter festzustellen:

Ein geeignetes Controlling zur Abwicklung von Projekten fehlte. Eine Evaluierung der Gesellschaft steht noch aus.
Ein neuer Gesellschafter beteiligte sich im Jahr 2002 zu günstigen finanziellen Bedingungen. Eine sachgerechte Unternehmensbewertung war unterblieben.“

Der Landesrechnungshof veröffentlichte die Jahresergebnisse (ohne Betriebskostenzuschüsse!) des ETI in den Jahren 1997 bis 2003 mit folgenden Zahlen:

1997 169.000 € Verlust
1998 176.000 € Verlust
1999  86.000 € Verlust
2000  41.000 € Gewinn
2001  11.000 € Gewinn
2002  19.000 € Gewinn
2003 157.000 € Verlust

Und ergänzte diese Zahlen durch die Information:

Die Gesellschafter gewährten Zuschüsse von insgesamt 827.000 € zur Finanzierung des laufenden Betriebs. Davon entfielen insgesamt 399.000 € auf Zuschüsse des Landes. Darüber hinaus trug es 60% der Projekt-/Sonderzuschüsse von 324.000 €. Im Ergebnis beteiligte sich das Land an den Gesellschafterzuschüssen mit einer über seinem Anteil liegenden Quote.“

Um die oben genannten (überwiegend Verlust anzeigenden) Zahlen zu ergänzen, seien hier noch die „Jahresfehlbeträge“ aus den Bilanzen der Jahre 2005 und 2006 aufgeführt:

2005 225.431,07 € Verlust
2006   14.166,02 € Verlust

Geschäftsführer des Unternehmens, ETI, Trier, ist Herr Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, der jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz auch dasTouristische Zukunftskonzept für die Verbandsgemeinden Adenau, Vordereifel und Kelberg“
am Nürburgring vorstellte. 

Im Januar 2007 hatte der Herr Prof. Quack in einem Interview beim SWR zu seiner Einschätzung der Pläne zur „Erlebnisregion Nürburgring“ (nennt sich jetzt „Nürburgring 2009“) ganz klare und unmissverständliche Aussagen gemacht:

Planung und Konzept seien fachlich nicht überzeugend und im Übrigen beanstandete er das Fehlen einer klaren Zielgruppendefinition.

In seiner Einladung zur aktuellen – in dieser Ausgabe besprochenen – Pressekonferenz schreibt (unterschreibt!) er zum gleichen Projekt:

Mit den freizeitbezogenen Einrichtungen und den Beherbergungseinheiten entsteht ein attraktives Freizeitagglomerat nationaler Strahlkraft.“

Dieses "zu einem Knäuel zusammen gedrängte" (lt. Duden = lat. Agglomerat) Freizeitangebot soll also später einmal "nationale Strahlkraft" haben? - Sagt die ETI. Und die sagt noch mehr. In einem "Konzept" das weder der Presse, noch den eingeladenen Gästen in Schriftform nahe gebracht wurde. Ich habe es mir besorgt, weil ich mir vorstellen konnte, dass man für 48.500 € mehr liefern muss als ein paar Charts, als bunte Bilder an die Wand geworfen und mit erklärenden Worten eines Herrn Professor unterlegt.

Es gibt da also um 150 Seiten bedrucktes Papier, das sich eben "Touristisches Zukunftskonzept" (usw.) nennt, aber das dann durch die Aufschrift "Entwurf" vor Kritik geschützt ist und sich nur n der Hand von "Fachleuten" befindet. Jede Darstellung auf Basis dieses "Entwurfs" würde so wahrscheinlich als nicht stimmend, vorschnelles Urteil oder als Zeichen von "mitteleuropäischer Unkompetenz" bezeichnet werden können. Taktisch geschicht, aber auch ein Zeichen für die Angreifbarkeit des gesamten Projekts.

Darum lassen Sie mich - nur - zu dem etwas sagen, was in dem "Entwurf" - aber auch in dem öffentlichen Vortrag - als besonders wichtig herausgestellt wurde. Im "Entwurf" liest sich das exakt so:

"Neben einer umfassenden Analyse des touristischen Status quo - mittels Primärerhebungen in den Bereichen Gastgewerbe, Freizeitinfrastruktur, Tourismusorganisation - war die aktive Partizipation aller beteiligten Akteure im Rahmen einer dreitägigen Kompaktklausur ein zentraler Baustein des Konzeptes. Ziel der vom 15. Juli bis 17. Juli 2008 in Adenau stattgefundenen Workshopreihe war es, gemeinsam mit den Teilnehmern die aktuelle Situation zu beleuchten, Chancen und Risiken der bevorstehenden Entwicklungen abzuschätzen und gemeinsam eine Positionierungsstrategie über ein regionales Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten."

 Die Liste der Teilnehmer an der "Kompaktklausur" (am "Buttermarkt" in Adenau) umfasst 26 Namen, was aber einem Teilnehmer an der Veranstaltung als "übertrieben" erscheint. Seine mir genannte Zahl liegt unter zwanzig. Es waren einige Abgesandte von Tourismus-Verbänden dabei, zu denen offiziell z.B. auch Herr Helmut Koch gezählt wurde, während dieser Herr in meiner Einschätzung als Betreiber des "R-Kauf" in Adenau, einem Supermarkt, eigentlich bedeutender erscheint. Zumal er nach meinen Informationen auch ein  entsprechendes Angebot im Rahmen des "Boulevard" oben am Ring realisieren möchte. (Herr Dr. Kafitz weiß Bescheid.) Weitere 12 Klausurtagungsteilnehmer kamen aus den jeweiligen Verbandsgemeindeverwaltungen, einschl. der Herren Verbandsbürgermeister.

Schaut man sich an, wie - und in welcher Form - das Konzept entwickelt wurde, weiß man um den Wert dieser Tagung. In der "Sammlung Marketingthemen für die Region" taucht u.a. unter dem Begriff "Grüne Hölle" folgender Einfall auf: "Rennsport in Natur integriert; z.B. 24h-Rennen". Wer von den tagenden Herrschaften hat denn schon mal hinter den so genannten FIA-Zäunen an der "Nordschleife" gestanden? - Und eine "Marke Ring" gibt es längst nicht mehr, da sich "der Ring" längst vom Begriff "Eifel" gelöst hat. Sinkende Besucherzahlen bei Rennveranstaltungen sollten eigentlich aufmerksam machen. Aber man ist so mit der Zukunft beschäftigt, dass man die Gegenwart vergisst.

Bezeichnend für die "Wertigkeit" der "Konzeptstudie" ist, dass z.B. den Zielgruppenuntersuchungen - wie die Antwort des Herrn Prof. auf die Frage eines Besuchers am Ende der öffentlichen Vorstellung der Studie (?) verdeutlicht - keine eigenen Erhebungen der ETI zu Quantität und Qualität zugrunde liegen, ja dass noch nicht einmal die immer wieder von der Nürburgring GmbH genannten Besucher-Zahlen (Besuche-Zahlen?) pro Jahr in der Vergangenheit durchleuchtet und überprüft wurden! - Dabei bilden die den Ausgangspunkt für alle "Vorhersagen" und wirtschaftlichen Berechnungen.

So ein Gutachten, Konzeptstudie - oder wie man sie immer bezeichnen soll - so wie es gerade vorgestellt wurde, hat keinerlei Anspruch auf eine wissenschaftlich objektive Ausrichtung, wie das gerne publiziert wird.. Sie ist aus meiner Sicht als lange geplantes nettes Beiwerk unter einer eindrucksvoll wirkenden Bezeichnung zu Gunsten einer bestimmten politischen Gruppierung, zur Verwirklichung bestimmter Absichten zu sehen. Kein Wunder, dass sich der Herr Professor im Frühjahr 2007, nachdem er sich zunächst (beim SWR) "weit aus dem Fenster gelehnt hatte" - sich dann zurück nahm, jede persönliche öffentliche Äußerung zu dem Projekt "Erlebnisregion" (so nannte sich das damals) vermied, um dann jetzt bei "Nürburgring 2009" wieder aus der Versenkung aufzutauchen.

Willkommen im Club, Herr Professor. Willkommen in einem Umfeld von Persönlichkeiten, die auf mitteleuropäischem Niveau miteinander verkehren können. -  Und sich nicht wundern sollten, wenn die ETI "einen auf den Sack bekommt".

Und nun mache ich den Sack zu. - Bevor wieder jemand auf die Idee kommt, dem Sack irgendwie schlagend oder tretend näher zu treten. So kann dann zumindest nichts rausfallen. - Ob es drinnen Scherben gibt? -

Vielleicht versucht man es jetzt mal mit einem TÜV-Gutachten. - Der Flughafen Mendig ist ja nicht weit. - Und steht noch unter Genehmigungsdruck!

MK/Wilhelm Hahne


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