Leserbrief-Echo: Im Februar hatte ich (auch) eine Geschichte über den Wirkungsgrad bei E-Automobilen geschrieben. - "E-Mobil-Wirkungsgrad: Reden wir mal über 12 Prozent" war die überschrieben. - Provokativ? - Provokativ!

Es wäre schade gewesen, hätte es daraufhin überhaupt kein Echo gegeben. Grundsätzlich wurde Beifall geklatscht. Endlich mal jemand, der nicht die üblichen Thesen niederschreibt, sondern ein paar "anregende Gedanken" zu Papier - bzw. auf den Bildschirm bringt. Und so kam es dann u.a. auch zu einem Meinungsaustausch mit einem Techniker, der ich seit vielen Jahren kenne. Ich kopiere unsere schriftliche "Auseinandersetzung" hier mal ein, damit meine Internet-Leser auch mal eine kleine Vorstellung davon bekommen, dass es viel mehr Schreiberei gibt, als man bei meinen wenigen Geschichten (bisher in diesem Jahr) vermuten sollte. Aber ich versuche auch, den Kontakt zu meinem Lesern nicht zu verlieren, indem ich mich mit ihnen austausche. Tatsächlich kommen Anregungen zu neuen Geschichten sehr oft aus meinem Leserkreis. Da gibt es schon interessante Gedankenanstöße. - Aber jetzt zunächst mal zum Thema E-Mobil die Meinung eines Lesers - und dann noch anderer:

"Lass die Jungs doch mal machen, Mensch!"

09-04-24/05. - Da schrieb mir ein junger "alter Freund":

Lieber Wilhelm,

hatte wieder mal Spaß beim Lesen deiner Motor-Kritik. Aber nicht zum ersten mal verliert ein an sich gut recherchierter Bericht durch Übertreibungen und Verdrehungen an Glaubwürdigkeit.  Nur zu einer Stelle

"Was bleibt also übrig vom Kraftwerk bis zur Straße beim ach so umweltfreundlichen, klimaschonenden Elektroantrieb? - 55 Prozent von 22 Prozent ergeben 12 Prozent (in Worten: Zwölf Prozent). Der Rest ist futsch, verpufft, wird als CO2 in die Atmosphäre entlassen, geht als wertvoller Rohstoff unwiederbringlich verloren."

möchte ich beispielhaft Stellung nehmen: 

Die in einer Wirkungsgradkette "verloren" gegangene Energie wird nicht als CO2 in die Atmosphäre entlassen! Sie wird ganz einfach zu Wärme, mit der man zum Beispiel bei der von Dir angegebenen Größenordnung leicht im Winter den Innenraum heizen könnte. Dieser physikalische Zusammenhang ist in jedem Schulbuch nachzulesen! Ich finde dies tendenziöse Darstellungsweise deswegen besonders bedauerlich, weil wird beide zu diesem Thema ganz dicht "aneinander" sind. Alle Argumente die dann anschließend das Konstrukt wieder gerade rücken sollen kommen zu spät, weil es nun mal so geschrieben wurde! 

Da Du aber noch ein relativ junger Bursche bist, gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass sich mit steigendem Alter eine versachlichend wirkende Altersweisheit einstellen wird. :-)

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen 

Natürlich konnte ich das so nicht stehen lassen und habe zurück geschrieben:

Hallo,

ich habe das nicht mal "einfach so" dahin geschrieben. Natürlich ganz unter dem Eindruck vom CO2-Geschrei. - CO2 hier, CO2 da. - Da kann dann auch nur CO2... - Nein, du hast - auch - Recht und bist der erste Leser dem das in dieser Form aufgefallen ist. Obwohl - wenn man die Dinge ganz einfach sieht: 100 Prozent wurden mal bei entsprechendem CO2-Anfall hergestellt. In Kraftwerken der unterschiedlichsten Art. Wenn nur 12 Prozent ankommen, dann wurde zwar aus den 88 Prozent "unterwegs" Wärme. Da hast du Recht. Aber nutzlose Wärme. - Sind wir uns da einig? - Dann wurde der entsprechende CO2-Anfall auch "nutzlos" in die Atmosphäre entlassen.

Habe ich da was übersehen? - Ist das wirklich so "tendenziös"? - Wenn du das so siehst, wie von mir auch oben dargestellt,  ist das dann OK? - Wenn nicht: versuche das mal einem alten Mann so zu erklären, dass er das versteht. Ich würde das dann auch gerne meinen Lesern erklären.

Schön, mal wieder von dir gehört zu haben.

Herzliche Grüße 
Wilhelm

Und es kam Antwort, aber eine andere, als ich eigentlich erwartet hatte:

Hallo Wilhelm,

ich habe da gerade neue Informationen zu dem von mir favorisierten Prinzip für ein Elektroauto gefunden: 

http://www.auto-motor-und-sport.de/eco/heuliez-will-elektroauto-mit-radnaben-motor-von-michelin-989931.html?item=10

Eventuell hast Du das ja auch schon gelesen. Hierbei kommt die elektrische Energie dann wirklich direkt bei den Rädern an. Ich habe natürlich keine Ahnung wie gut man das in der Praxis hin bekommt, aber wenn Michelin dort Hauptinteressent ist, dann sollte schon ausreichend Power und Geld für eine funktionierende Endversion da sein. Dann fehlt zu meiner persönlichen Wunschlösung nur noch die Schnellwechselbatterie und die endsprechenden "Tankstellen" dazu und schon können wir prima elektrisch fahren.

Natürlich wird zu Beginn erst einmal eine Steckdose gebraucht. Aber bei dem genannten Aktionsradius von 400 km könnte ich damit auch schon leben, wenn sich das Ding in einer halben Stunden laden ließe.  ... (Und er schreibt mir noch ein wenig zum Thema "Motorradfahren".)

Herzliche Grüße vom Niederrhein
sendet Euch Alois!

Ich hatte das von dem Michelin-Projekt zufällig auch schon irgendwo gelesen. Und mir auch etwas dabei gedacht. Weil ich mir zu diesem Thema schon ein paar Gedanken gemachte habe - das ich so ernst nehme wie viele andere Vorschläge zum Thema Elektro-Automobil - schreibe ich also meinem alten Freund zurück:

Hallo,

die Michelin-Lösung ist nach m.M. nur scheinbar gut: Wer von einem Radnabenmotor als Ideallösung träumt, verkennt die Realität. Im Rad sitzt auch die Bremsscheibe, die beim Bremsen schon mal rotglühend wird. Doch weder die Magnete, noch die Elektronikbausteine vertragen mehr als eine Temperatur von 180 Grad Celsius. Das Michelin-Konzept ist aus meiner Sicht nur ein Werbegag. - Und darum ist "ams" etwas "neben der Rolle". Aber solche Marketing-Träume kommen an, weil sie in die Zeit passen. Leider sind sie nicht realistisch.

Da ist Motorradfahren sinnvoller. Weil es wenigstens Spaß macht. - Da stimme ich dir zu. Vollinhaltlich.

Herzliche Grüße
Wilhelm

Das sieht mein "alter Freund" - und Leser von "Motor-Kritik" ein wenig anders:

Hallo Willi,

ich bin dazu (zu den Temperaturen) nicht Deiner Meinung.

Die Radlager und die Manschetten der Achswellen vertragen auch nicht mehr als 180 °C und überleben die Tortur trotzdem.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es dazu eine Lösung geben wird.

Eventuell wird sich der zukünftige Fahrzeugeinsatz auch mehr am Nutzen als am Spaß orientieren und dann werden die Bremsscheiben auch nicht mehr so häufig glühen, weil die Bremsenergie ja möglichst in die Batterie soll und nicht in die Bremsscheibe !

Lass die Jungs doch mal machen, Mensch!

mfg

Und nun sind Sie dran, lieber Leser. Wenn Sie dazu auch eine Meinung haben, dann schreiben Sie mir doch einfach. Es kommt nicht auf die Formulierung, sondern auf den Inhalt an. Vielleicht haben Sie eine Idee, die mich auch überzeugt. - Oder haben Sie sogar eine Idee, die in Zukunft sogar das Elektro-Automobil überflüssig machen wird? - Was halten Sie z.B. vom Wasserstoff-Automobil? - .Oder sollte man Zukunft einfach wieder leichte Automobile zum ursprünglichen Zweck der Fortbewegung bauen und keine "fahrenden Wohnzimmer" mit dem Gewicht eines Lkw? - Müssen Automobile von ihrer "Intelligenz" her auch in Zukunft ihren Fahrern deutlich überlegen sein? - Haben Diesel-Automobile in Zukunft noch die Bedeutung, die sie in der letzten Vergangenheit hatten? - Warum JA? - Warum NEIN? - Vielleicht servieren Sie mir einen überraschenden Gedanken. Einen ganz einfachen.

Ich füge hier mal einen Ausschnitt aus einen anderen Leserbrief ein, der meine Informationen zum Elektroautomobil mit folgenden Rechnungen eines Technikers nüchtern ergänzt:

"Doch ein paar Anmerkungen zum Elektoauto:

Das Nachtanken ist ein Zeitproblem:
mit einem Liter Benzin tanke ich 12kWh/l. Bei 50 l/min kann ich 36000kW/h pro Stunde an der Tankstelle laden
Einer Wechselstromsteckdose 230/16A kann maximal 3.6kW/h liefern.

Der Ruf-Elektro-Porsche hat 56kW/h Batterieenergieinhalt. Also 15Minuten Vollgas, 16h laden....

Gerade als Stadtfahrzeug wäre ein Elektroauto wegen "Local Zero Emmission" und der geringen Geschwindigkeiten nicht schlecht.
Doch die meisten Autos stehen auf der Straße; wie da über Nacht sicher nachladen?

Zur Gefahr einer Explosion:
Mit Benzin, Diesel, Flüssiggas wird nur die eine Hälfte der Energie gespeichert. die andere Hälfte wird erst als Sauerstoff aus der Luft geholt.
Deshalb kann dieser Treibstoff auch nicht sofort explodieren, sondern brennt ab.

In einer Batterie ist die volle Energie gespeichert. Im Kurzschlußfall kann nicht gelöscht werden, um Sauerstoff zu entziehen, es erhitzt sich einfach weiter."

Was sagen Sie z.B. zu solchen Vergleichen? - Es hilft uns weder eine Sache schön zu reden, noch sie zu verdammen. Wir sollten Fakten, objektiv vorhandene Vor- und Nachteile, gegenüberstellen. Und uns dann entscheiden. - Wenn die Vorteile überwiegen.

Darum füge ich noch einen weiteren Schriftwechsel ein, schon um Sie, liebe Leser, anzuregen. Da schreibt mir einer der Leser sehr engagiert:

"Ich habe mich köstlich amüsiert über ihren 12% Bericht (http://www.motor-kritik.de/common/09021805.htm). Herrlich einseitig, populistisch und gegen sich selbst argumentierend. Sie sollten evtl. versuchen ihn in der "Bild" zu veröffentlichen, denn dort werden solche "Fakten" gerne in großen Buchstaben auf die bunten Seiten gedruckt.

Aufmerksam bin ich darauf über diesen Beitrag (http://www.hondapower.de/forum/showthread.php?t=107845&page=4) geworden. Dorst steht unter dem Usernamen "Mulli" übrigens auch meine Meinung zu solchem Quatsch. "

Mit freundlichem Gruß

Natürlich habe ich darauf geantwortet.

Hallo Herr XX,

leider komme ich jetzt erst dazu, auf Ihre E-mail zu antworten. Schön, wenn ich Ihnen ein wenig Freude bereitet habe. Natürlich habe ich (aber jetzt erst) mal auf die Honda-Seite geklickt. Interessant, was man dort alles lesen kann. Auch Ihre Meinung, die ich Ihnen auch nicht nehmen möchte.

Es wird dort über den neuen Honda Insight diskutiert, der auch aus meiner Sicht eine interessante technische Lösung ist, die man - das meine ich - früher oder später ähnlich auch in anderen Automobilen finden wird. Hybrid ist ein System, bei dem man durch Einsatz von zwei unterschiedlichen Technologien zu einem per Saldo besseren Ergebnis kommt. Eigentlich ist man, wenn solche Lösungen bisher in Automobilen angeboten wurden, gewohnt, dass man sich mit jeder Art der verbauten Antriebstechnik (auch getrennt von der anderen) fortbewegen kann. Also sowohl mit dem Verbrennungsmotor (losgelöst vom Elektromotor), als auch mit dem Elektromotor (losgelöst vom Verbrennungsmotor). Beim Honda Insight ist das anders: Hier bewegt man sich immer mit dem Verbrennungsmotor fort, wird aber dabei intelligent von einem (kleinen) Elektromotor unterstützt. Dieser Honda Insight fährt also niemals rein elektrisch. Wenn man das also präzise beschreiben sollte, handelt es sich beim Honda Insight eigentlich um ein normales Automobil mit einem verbesserten Bordnetz.

Trotzdem: diese Art der "Mischung" ist nach meiner Auffassung ein richtiger Weg. Andere Automobilhersteller (die Honda-Konkurrenz) werden die Zuordnung zur Gattung "Hybrid-Automobil" als Etikettenschwindel empfinden. Vor allen Dingen dann, wenn man die Bezeichnung "Hybrid" so auslegt, wie das eigentlich im Griechischen empfunden wird. - Aber das stört mich nicht. Der Honda Insight ist - aus meiner Sicht - jedenfalls für den Nutzer (und Käufer, schon wegen des Preises) die bessere Lösung.

Um jetzt noch mal zum Thema Elektroauto zu kommen: Sie mögen sich darüber lustig machen, aber wenn Sie wirklich aufmerksam und unvoreingenommen die Aussagen der Automobilkonstrukteure und wirklichen Experten verfolgen, dann müsste eigentlich auch Ihnen klar werden, dass keiner so recht an das Elektroautomobil glaubt. Aber Ingenieure werden nun mal dafür bezahlt, dass sie immer wieder Neues schaffen. Und wenn man ihnen die Aufgabe stellt, ein Elektroautomobil zu bauen, so werden sie den Auftrag ausführen. Die Frage, ob das Ergebnis denn sinnvoll ist, habe ich in der von Ihnen kritisierten Geschichte beantwortet.

Sie werden sicherlich die Entwicklung in den nächsten Jahren aufmerksam verfolgen. Da werden Sie dann den "Reinfall" mit den reinen Elektroautomobilen erleben und mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt bekommen, dass die von Honda favorisierte Lösung (s. Insight) die praxisnähere ist. Weil die dann auch längst von anderen Automobilfirmen aufgegriffen wurde.

Und was die "12 Prozent" in meiner Geschichte betrifft: Ich bleibe dabei. Und ich habe keine Gegenrechnungen für Lokomotiven, Flugzeuge, Automobile mit Otto-Verbrennungsmotor aufgemacht, sondern habe einfach über ein Elektro-Automobil geschrieben. Und wie sinnvoll so etwas ist. - Auch wenn andere ständig Beifall klatschen.

Den Beifall "der Masse" (vorübergehend!) zu erhalten ist eigentlich einfach: Erinnern Sie sich vor Jahren an das Geschrei nach sparsamen Automobilen? Und man klatschte begeistert Beifall, als sich die ersten Modelle als "Erlkönige" ankündigten. Als es sie dann zu kaufen gab, den Öko-Golf, 3L-Lupo oder Audi A2, da wurde es ganz ruhig. - Nein, so hatte man sich das nicht vorgestellt.

So geht es auch demnächst mit den reinen Elektroautomobilen. - Wer von denen, die derzeit energisch so ein Automobil fordern, wird dann später bereit sein, die geforderten Preise (schon der Batteriekosten wegen) zu zahlen? Und wenn dann heute Batterien auf Lithium-Basis als die kommenden Wunder angekündigt werden: Lithium ist genauso ein "endlicher" Rohstoff wie Erdöl. - Eigentlich ist doch gleich, ob nun Kriege um Erdöl oder Lithium geführt werden.

Ich könnte die Kette noch fortsetzen. Aber ich möchte Sie nicht langweilen.

Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen, und herzlichen Dank für Ihr E-mail. So konnte ich noch einmal meine "Rechnung" überprüfen. - Ich habe keinen Anlass zu einer Korrektur und nehme es einfach hin, dass Sie meine Darstellung als "Quatsch" empfinden.
Wilhelm Hahne

So ein Schriftwechsel ist immer anregend. Selbst dann, wenn man ihn noch einmal nach Wochen liest. - Vielleicht fällt Ihnen ja noch etwas zu diesem "Elektro-Thema"  "dafür" oder "dagegen" ein. - Ich lasse mich mal überraschen. 

Denn bisher kamen die besten Beiträge zu bestimmten Themen immer aus meinem Leserkreis. - Nicht aus der Industrie! - Wundert Sie das?

MK/Wilhelm Hahne

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