20. April 2009: Vertragsunterzeichnung zwischen RWE und Nürburgring GmbH stellt die regenerative Wärmeversorgung des neuen Freizeit und Businesszentrum am Nürburgring durch die RWE-Tochter OIE AG, Idar-Oberstein sicher

Natürlich habe ich mich gedanklich schon mit Dingen auseinander gesetzt, die offenbar jetzt für andere Beobachter überraschend kamen. So hatte ich mich schon Wochen vor der Einladung beim RWE erkundigt, wie es den "oben am Ring" weitergehen würde und nach Details gefragt. Die Antwort dauerte ein wenig, weil man erst noch einmal nach Essen musste. Dann fehlten noch Informationen aus Fachabteilungen. Dann teilte man mir mit, dass das RWE sich entschlossen hätte, eine Pressekonferenz zu veranstalten. Der 20. April war ins Auge gefasst. Man wusste aber noch nicht wo. - Ich wäre aber herzlich eingeladen. Und ich solle mich doch noch mal kurz vor der Veranstaltung melden. - ??? - Das RWE hat sich nicht mehr gemeldet. Dagegen erfuhr ich von Kollegen, dass die Nürburgring GmbH am 15. Arpil in die RWE-Lounge am Ring eingeladen hatte, unter dem Motto: "RWE wird neuer Partner des Nürburgring".  Im Lauftext war von einem "Fototermin zur offiziellen Vertragsunterzeichnung" die Rede. - ??? - Ich habe mich - weil das so gewünscht war - dann bei der Nürburgring GmbH zu diesem Termin angemeldet. Obwohl ich von der GmbH nicht eingeladen war. Ich habe aber darauf hingewiesen, dass, wenn meine Anwesenheit nicht erwünscht ist, man mir das dann doch kurz mitteilen möge. - Ich habe nichts gehört, gesehen, oder bekommen und war - wie gewünscht - um 14 Uhr "vor Ort".

Wann "wird es heiß" in der "Grünen Hölle"? 

09-04-24/11- Eigentlich war das alles wenig aufregend. Zwei Fernsehkameras waren da, ein offiziell bestellter Fotograf und eine Reihe von Journalisten. An einem langen Tisch saßen die Akteure dieses Tages:

Jutta D'Orazio, Pressesprecherin RWE Rhein-Ruhr AG
Dr. Walter Kafitz, Geschäftsführer der Nürburgring GmbH
Dr. Jürgen Pföhler, Landrat des Landkreises Bad Neuenahr-Ahrweiler
Achim Südmeier, Vertriebsvorstand der RWE Rhein-Ruhr AG
Rainer Boost, Vorstandsvorsitzender der OIE AG

Und alle sprachen ungefähr drei Minuten zum "Thema des Tages", das auch Anlass zur Vertragsunterzeichnung war: Ein Biomasse-Heizwerk, dass für einen siebenstelligen Betrag von einer Tochterfirma der RWE gebaut und betrieben wird. Das RWE übernimmt auch die gesamten Investitionen für das Fernwärmenetz.

"Die Themen Energiesparen und Umweltschutz werden durch die Kooperation Dauegast am Nürburgring sein", sagte Dr. Walter Kafitz, der jetzt - ein wenig überraschend - in der Pressemitteilung der GmbH als Geschäftsführer, nicht mehr als Hauptgeschäftsführer ausgewiesen wird. - Unwichtig, aber auffallend.

Dr Pföhler machte auf die "eindeutigen Zeichen" aufmerksam, die "sein Kreis" bei der Nutzung von alternativen Energien setze und ließ auch in einer Pressemitteilung zu diesem Tag erwähnen, dass "die Nürburgring-Schule Wimbach" nun auch über eine Erdwärmeversorgung verfüge. - Den Zusammenhang habe ich nicht verstanden. Aber das muss man ja auch wohl nicht.

Dr. Südmeier machte auch mit der Leistung des noch zu erbauenden Holzhackschnitzel Heizkraftwerks aufmerksam, die 6.500 kW beträgt. Er erwähnte auch, dass das neue "Personalhaus" in Adenau mit einer Pelletheizung mit 110 kW Leistung
ausgestattet worden wäre. Der  private Investor für dieses Haus, Kai Richter, war auch anwesend. - Außerdem, sagte Südmeier, sei man auch an der LED-Indoor-Installation beteiligt, die der Nürburgring GmbH bekanntlich die größte Videowand der Welt bescheren soll. - Vom Verbrauch, weder an Wärme noch von Strom, wurde nicht gesprochen.

Rainer Boost trug auch mit ein paar Anmerkungen dazu bei, dass den Anwesenden klar wurde: Das Ziel dieses neuen Vertrages ist die Schaffung eines ganzheitlichen Energie- und Umweltkonzepts.

Das neue Bio-Heizkraftwerk des RWE wird übrigens direkt hinter dem so genannten Dorf "Grüne Hölle" errichtet, versorgt aber nicht nur die dort befindlichen Gebäude, sondern auch die auf der anderen Seite der B 258 gelegenen Hallen und neu errichteten Gebäude der Nürburgring GmbH mit Wärme.

Am Ende einer solchen Veranstaltung standen wir dann noch eine kurze Zeit in kleinen Gruppen beieinander, um die eine oder andere - gerade aufgetauchte - Frage  noch zu klären.

So habe ich dann das Vorstandsmitglied der OIE AG, Rainer Boost, gefragt, wie sich denn seine Firma bei dem Millionen-Objekt abgesichert habe. -" Abgesichert? - Wie meinen Sie das?" - Und dann deutlicher werdend: "Wir sind eine solvente Firma!"
Ich habe das niemals bezweifelt, ihm das auch gesagt und dann erklärt, wie ich meine Frage gemeint hätte:

Wie er sicher auch der Presse entnommen hätte - und damit wüsste - wäre die Nürburgring GmbH um einen Verkauf der neu erbauten Anlagen an einen privaten, ausländischen Investor bemüht. Man würde dann die Anlagen wieder zurück mieten, um sie 11 Jahre später wieder anzukaufen. Was dann eine Minderung der Finanzierungskosten und Zinsen, und, und und um -zig Millionen bedeuten würde. Wenn man in einem solchen Umfeld nun ein Millionen teures Heizkraftwerk bauen würde, dann müsse man sich doch wohl aus meiner Sicht absichern. - Oder?

"Dazu kann ich Ihnen nichts sagen", hat Rainer Boost geantwortet und mich wegen technischer Fragen an seinen Techniker verwiesen, der 10 Meter weiter stand. 

Als ich den fragte, wie weit denn das Genehmigungsverfahren sei und wie lange das noch laufen würde, da hat der mich groß angeschaut und strafend gesagt: "Aber Sie haben doch eben gesehen, dass die Verträge gerade erst unterschrieben wurden. Das war doch erst der Startschuss zur Einleitung des Genehmigungsverfahrens", dessen Abwicklungsdauer er - vom Zeitpunkt des Einreichens bis zur Genehmigung - mit 3 - 4 Monate (aufgrund seiner Erfahrungen) angab. Das Genehmigungsverfahren läuft über die Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz, die mir zwei Tage später bestätigte, dass noch kein Antrag auf Genehmigung eines Heizkraftwerks vorliegt. Das Genehmigungsverfahren muss auf der Basis des Bundes-Emmissionsschutzgesetzes abgewickelt werden.

Da wird dann auch die "Untere Naturschutzbehörde" (bei der Kreisverwaltung in Ahrweiler) eingeschaltet werden.

Was die Absicherung der Investitionen des RWE (oder der OIE AG) betrifft, so kann man den Aussagen des Herrn Boost nicht unbedingt Glauben schenken. Es besteht zwar kein Zweifel an der Solvenz seiner Firma - erst recht nicht der Mutter RWE - aber es berührt mich doch eigenartig, wenn ich bei einer Nachprüfung im Falle der wesentlich kleineren Anlage im Personalhaus in Adenau  (Auslegung auf 110 kW Leistung und damit viel, viel billiger, als das Heizkraftwerk für die "Grüne Hölle" u.a.) das für die Installation einer solch kleinen Anlage dann von der OIE AG die Eintragung einer Grunddienstbarkeit ins Grundbuch (also eine Belastung des Grundstücks) in Anspruch genommen wurde. - Und da soll das "große" Heizwerk ohne jede Absicherung gebaut werden?

Interessant war auch, dass mir niemand auf dieser RWE-Veranstaltung etwas zum Stromverbrauch der Nürburgring GmbH jetzt und später sagen konnte. Man traf - auch bei den vor Ort befindlichen Presseleuten der Firma - nur auf "Wärmespezialisten". Als ich dann gezielt einen Mitarbeiter des RWE auf eine neue Stromleitung ansprach, die gerade vom RWE vom Nürburgring hinunter zu einer RWE-Station in Wimbach (bei Adenau) unterirdisch verlegt wird, da wurde das ausweichend - "eventuell" - mit allgemeinen Sanierungsmaßnahmen der RWE im Oberleitungsnetz erklärt.

Tatsächlich verläuft die Verlegungstrasse durch ein Landschaftsschutzgebiet, so dass zumindest die Genehmigung der "Unteren Naturschutzbehörde" in Ahrweiler erforderlich ist. Telefonisch wurden mir dazu aber keine Auskünfte - weil Journalist - erteilt und eine schriftliche Anfrage "auf ruhige Art und Weise" an die zuständige Abteilung weiter geleitet. - Weil ich kein Journalist bin, es also ja nicht eilig habe. Zumal schon richtige Journalisten oft länger als 24 Stunden warten müssten. - Erlebnisregion!

Da sich das RWE, wie deutlich ausgesprochen wurde, auch an der Indoor-Großinstallation einer LED-Bildwand beteiligt, würde ich gerne die Belastung des Stromnetzes beim Einschalten dieser Videowand kennen. Unter normalen Umständen gehen da nämlich im Umfeld dieser Aktion dann alle Lichter aus. Allerdings gibt es auch Möglichkeiten... - Aber warten wir's ab. - Tatsache ist, dass bei einer Größe, die eine Hallenwand einnimmt, der in der Halle mögliche Abstand der Besucher zur Bildwand nicht ausreichen wird, um ein "normales Bild" zu sehen. Bei einer LED-Wand von 6 Meter Breite liegt der notwendige Mindestabstand schon bei 35 Metern, so wurde mir von einer Herstellerfirma solcher Groß-Bildwände erklärt. - Diese Firma führt aber nicht den Auftrag der Nürburgring GmbH aus.

Als ich am Ende den RWE-Techniker noch mal frage, wie es denn klappen könne, noch keine Genehmigung eingereicht zu haben und dann vor dem Herbst mit dem Bau des Heizwerks fertig zu sein, wenn man auch noch die Infrastruktur dafür schaffen müsse, da sagt der erklärend: "Die Leitungen liegen schon alle."

Ach so!. Am 20. April gibt es die Vertragsunterzeichnung zu einem Projekt, zu dem alle Leitungen schon verlegt sind. Dieser Fototermin erinnerte mich ein wenig an das Schaulaufen der Paare beim Eiskunstlauf. Jede Bewegung, alles ist exakt einstudiert. Und alles passiert zur optimalen Zeit.

Es wird also wohl zur richtigen Zeit in der "Grünen Hölle" richtig heiß werden. Teuflisch heiß. - Vorher auch schon bei den Behörden. - Weil alles bei der Schaffung dieses Projekts "politisch gewollt ist".
MK/Wilhelm Hahne

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