Wie sich große Politiker die Rettung eines Automobilwerks vorstellen: Mit Geld geht alles besser. Mit viel Geld wird alles noch beser. - Am Wahltag. - Dumme Frage: Und wer zahlt die Rechnung? - Der dumme Wähler, der auch die "Volksvertreter" bezahlt.

Freiherr zu Guttenberg wirkte in der Masse der verstörten Minister bei der "Opel-Rettung" wie ein Fremdkörper. Jeder hatte Bedeutendes zu sagen. Freiherr zu Guttenberg sagte das Richtige, aber konnte das Falsche nicht verhindern. So ist Demokratie - wenn sie zur Farce wird. Und viele tausend Arbeitsplätze werden gerettet. Genau genommen sollen es 44.000 von jetzt 55.000 sein. In Europa. Man wird also - soweit man das jetzt überhaupt sagen kann -  1.500 Millionen Euro aufwenden um 20 Prozent der jetzigen Belegschaft in den europäischen Ländern zu entlassen. - Womit die "restlichen" 44.000 Opel-Mitarbeiter aber noch keine gesicherte Arbeit haben. Denn dazu müssten die Firma Automobile im Angebot haben, die auch vom Markt verlangt werden. Aber die Voraussetzungen sollen jetzt erst mit viel Geld geschaffen werden. Von den gleichen Spitzen-Managern, die in der jüngsten Vergangenheit versagt haben. Wer hat den Vectra-Caravan für überflüssig gehalten? - Wer wollte mit dem Signum ins Premium-Segment einsteigen? Wer hat die Corsa-Entwicklung nach Asien vergeben? - Die gleichen Leute sollen jetzt Opel aus der Krise führen. - Lächerlich! - Sage ich.

Erfolglos! -
Das ist das "insignia" von Opel.
Heute und Morgen.

09-06-04/03. -"insignia" bezeichnet im Englischen "Abzeichen". Und welches Abzeichen trägt Opel nun schon seit Jahren? - Längst ist vergessen, dass Opel mal "der Zuverlässige" war, dass man in Rüsselsheim vernünftige Automobile mit einem günstigen Kosten/Nutzen-Verhältnis für deren Käufer baute. Ich habe zwar schon vor Jahren darauf hingewiesen, aber es war wohl zu früh um es zu begreifen. Darum lasse ich hier noch einmal das "Olympia-Programm" des Herrn Carl-Peter Forster aufleben. Es sollte Opel aus der Krise führen. Carl-Peter Forster begann im April 2001 seine Arbeit bei Opel. - Und was ist passiert?

Hier nun noch einmal die Vorsätze, die Carl-Peter Forster zu Papier bringen ließ, aber dann wohl vergessen hat:

Das Restrukturierungsprogramm Olympia

Auf Basis der bereits vorgestellten fünf Säulen des Projektes Olympia wurden 18 individuelle Initiativen abgeleitet, die jeweils den entsprechenden Säulen zugeordnet sind. Zur Erinnerung; Projekt Olympia hat fünf wesentliche Zielsetzungen:

1) Kurzfristige Rückkehr zur Profitabilität,
2) Stärkung des Händlernetzes,
3) Wiederbelebung der Marke Opel,
4) Erschliessen von zukünftigen Wachstumsfeldern sowie
5) das Vorantreiben des internen Veränderungsprozesses.

Zur Zeit arbeiten rund 250 Mitarbeiter von Opel und General Motors Europa sowie Berater der Unternehmensberatung Booz, Allen & Hamilton an diesen 18 Initiativen. Diese Analyse-Phase wird von drei weiteren Projektteams begleitet. Das "Program Office" hat dabei die Aufgabe, das gesamte Projekt zu koordinieren, das Projektteam "Change Management" wird dauerhafte Erneuerungsprozesse entwickeln, und das "Team Communication" begleitet das gesamte Olympia-Projekt und steuert die interne und externe Kommunikation.

In der sich anschließenden Umsetzungsphase, die je nach Projektinhalten und daraus abgeleiteten konkreten Maßnahmen sehr kurzfristig oder mittelfristig beginnen wird, sind alle Mitarbeiter von Opel und General Motors Europa gefordert. Gefragt ist dann mit vereinten Kräften, unabhängig zu welchem organisatorischen Teil die Mitarbeiter gehören, den Turnaround so schnell wie möglich herbeizuführen.
Die Teams und ihre Aufgaben

Team 1: Design to Cost/Material Cost Reduction
Die "Design to cost"-Strategie bietet erhebliche Effizienzsteigerungspotenziale, die in relativ kurzer Zeit zu realisieren sind. Bereichsübergreifende Teams aus Entwicklung/Einkauf identifizieren gemeinsam mit den geeigneten Lieferanten Möglichkeiten, um Design und Spezifikation von Teilen zu ändern. Ziel ist die kostengünstigere Herstellung bzw. der kostengünstigere Einkauf von Teilen, ohne auch nur geringe Einbußen an der Qualität in Kauf zu nehmen. Im Mittelpunkt steht also nicht in erster Linie die Reduzierung von Materialkosten durch Preissenkungen auf Lieferantenseite, sondern das Erarbeiten neuer kostengünstigerer Lösungen.

Langfristiges Ziel ist die frühzeitigere Beteiligung geeigneter Lieferanten, die weiter gehende Entwicklungsaufgaben übernehmen können. Die Basis dafür ist eine auf Dauer angelegte, vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Team 2: Marketing Mix/Spending Effectiveness
Dieses Team beschäftigt sich mit der Frage "Wie kann die Verkaufsunterstützung effizienter gestaltet werden?" In einem ersten Schritt gilt es, die dafür erforderlichen Analysen und Entscheidungsprozesse zu optimieren. Der künftige Marketing-Mix wird sich durch eine insgesamt größere Ausgewogenheit auszeichnen. Hauptziele dieser Initiative sind die Stabilisierung der Verkaufspreise sowie die direkt damit verbundenen positiven Effekte auf die Restwertentwicklung gebrauchter Opel-Fahrzeuge.

Team 3: Supply and Demand Management
Das Verstehen des Angebots- und Nachfrage-Prozesses ist von essenzieller Bedeutung, um das Niveau an unverkauften Fahrzeugbeständen möglichst niedrig zu halten. Die Basis ist eine zuverlässigere Gestaltung des Forecasting Prozesses, der wiederum eine präzisere Produktionsplanung und damit eine optimierte Kapazitätsauslastung ermöglicht. Hierbei gilt es, die aktuellen und bevorstehenden Industrie-Trends und -Zyklen genauer zu betrachten und die daraus möglicherweise resultierenden Schwankungen auszugleichen. Entscheidend ist dabei, wann welche Fahrzeugtypen in den Markt gebracht werden, Leasing- oder Finanzierungsmodelle angeboten werden sowie die daraus resultierenden Effekte, die sich mit entsprechender zeitlicher Verzögerung auf den Neu- oder Gebrauchtwagenmarkt auswirken. Der konsequente Einsatz eines weiten Spektrums an Steuerungsmechanismen und Werkzeugen wird die Bemühung, unverkaufte Neufahrzeugbestände so gering wie möglich zu halten und eine möglichst gleichmäßige Kapazitätsauslastung zu erreichen, unterstützen.

Team 4: Manufacturing Footprint
Die Analyse der aktuellen Fertigungskapazitäten und deren Auslastung berücksichtigt sowohl das gegenwärtige als auch das zukünftige Produkt-Portfolio. Bei der Betrachtung der Produktionsstandorte für einzelne Modelle und Komponenten wird unter anderem das Potenzial für die Zusammenlegung von Kapazitäten untersucht sowie der mögliche Abbau von Überkapazitäten durch intelligente Lösungsmodelle. Bei der Analyse der Kapazitätssituation werden auch innovative Ansätze verfolgt, wie beispielsweise die Nutzung durch externe Auftraggeber.

Team 5: Revised Product Portfolio for Profitable Growth
Aufgabe dieses Teams ist die Identifizierung neuer Produkte und Varianten, die für zukünftiges Wachstum erforderlich sind. Basis ist die Analyse des vorhandenen Produkt-Portfolios insbesondere unter den Aspekten Markt-Trends, Kundenwünsche sowie Angebotspalette der Wettbewerber. Dabei fließen die Anforderungen der Märkte in den verschiedenen Ländern ebenso in die Analyse ein, wie die Profitabilität unterschiedlicher Modelle und daraus abgeleiteter Varianten. Am Ende dieser Analyse wird feststehen, welche bereits vorhandenen Produkte mit Hilfe technischer Maßnahmen kurzfristig attraktiver gemacht werden können und vor allem, welche neuen Produkte das Unternehmen zu einer sinnvollen Erweiterung/Erneuerung seiner Modellpalette benötigt. Alle Produkte sollen künftig noch stärker die vier Produkteigenschaften im Rahmen der Opel-Markenarchitektur - Vielseitigkeit und flexible Raumkonzepte, Fahrdynamik, Infotainment und unverwechselbares, dynamisches Styling - verkörpern.

Team 6: Parts and Accessories/Business Development
Ziel dieses Projektteams ist die Identifizierung von Wachstumspotenzialen für die Händler im Bereich Teile und Zubehör. Ein verbesserter Service mit für den Kunden attraktiveren Paketen steht dabei im Mittelpunkt der Überlegungen. Ziel ist auch das teilweise in den letzten Jahren verloren gegangene Teile- und Zubehörgeschäft zurückzuholen. Effizientere, kostengünstigere Strukturen, Systeme und Prozesse helfen auch hier, zur Profitabilität zurückzukehren.

Team 7: OTD (Order to Delivery)
Order to Delivery ist ein wichtiges Zukunftskonzept, das die Profitabilität des Vertriebs spürbar anheben wird. Gleichzeitig wird die Erhöhung der Kundenzufriedenheit verfolgt, da diese Initiative präzise beim Kundenwunsch ansetzt. Ziel ist, den Anteil der vom Kunden spezifizierten Fahrzeuge an der Gesamtproduktion zu erhöhen. Das heißt, der Kunde soll innerhalb kürzestmöglicher Zeit sein Wunschauto von Opel bekommen.

Dieses Konzept verringert die Fahrzeugbestände, reduziert das Umlaufvermögen und erhöht die Kundenzufriedenheit, da der Kundenwunsch in kürzester Zeit vollständig erfüllt wird. Darüber hinaus entfällt die Notwendigkeit, vorproduzierte Fahrzeuge mit teilweise erheblichen Preisnachlässen abzusetzen.

Diese Überlegungen sind nicht grundsätzlich neu, aber im Rahmen von Projekt Olympia untersucht das Team neue Ansatzpunkte zur Verbesserung, sowie zur beschleunigten Einführung.

Team 8: Engineering Effectiveness and Footprint
Auch im Entwicklungsbereich besteht Potenzial für weitere Effizienzsteigerunqen. Das Ziel ist, mehr Produkte und Projekte innerhalb der vorhandenen oder evtl. aufzustockenden Kapazitäten zu entwickeln bzw. zu realisieren. Wichtige Ansätze bieten ein effizienterer Erfahrungsaustausch sowie eine effektive Strategie zur Übertragung von "Best Practices" auf neue Projekte aber auch andere Entwicklungsbereiche. Dabei werden "Best Practices" nicht nur im eigenen Unternehmen identifiziert. Auch bei diesem Projekt spielt die frühzeitige Einbeziehung von geeigneten Entwicklungslieferanten, die das Internationale Technische Entwicklungszentrum in bestimmten Bereichen entlasten können, eine wichtige Rolle. Potenzial für mehr Effizienz bietet darüber hinaus auch die verstärkt räumliche Zusammenfassung von Entwicklungsteams, die sich aus Mitgliedern unterschiedlichster Bereiche und Funktionen zusammensetzen.

Team 9: SG&A Cost Reduction
Effizientere, kostengünstigere Strukturen, Systeme und Prozesse helfen, zur Profitabilität zurückzukehren. Komplexe Organisationsstrukturen und Entscheidungsprozesse sowie Überlappungen zwischen verschiedenen Bereichen und rechtlichen Einheiten werden durch dieses Team einer kritischen Prüfung unterzogen. Gleichzeitig werden weitere Synergien mit Allianzpartnern überprüft.

Team 10: Dealer Network Restructuring
Die Restrukturierung des Händlernetzwerks hat zum Ziel das Vertriebsnetz und dessen Profitabilität für Händler und Eigentümer zu verbessern. Händlerbetriebe in der Zukunft müssen sich durch einen exzellenten Kundenservice und hohe Kundenbindung auszeichnen, und wirtschaftlich in der Lage sein, weiterhin in ihre Betriebe und Personal investieren zu können. Dies wirkt sich positiv auf Engagement und Motivation der Partner aus und kommt dem gesamten Image der Marke zugute. Ein wichtiges Kriterium dafür ist, dass das Netz die Strukturen und Systeme bietet, um über den Neuwagenverkauf hinaus attraktive Geschäftsfelder wie Service, Teile & Zubehör, Gebrauchtfahrzeuge, Finanzierungen und Versicherungen profitabel zu nutzen bzw. zu erschließen. Dabei wird in unterschiedlichen Szenarien den Auswirkungen einer möglichen Veränderung der Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) Rechnung getragen. Für die Kunden wird auf jeden Fall ein flächendeckendes, attraktives Händlernetz zur Verfügung stehen.

Team 11: Vehicle Life Cycle Value Management
Der Fokus richtet sich bei dieser Initiative auf die Stabilisierung der Gebrauchtwagenpreise und -restwerte. Dabei hilft beispielsweise eine verbesserte Analyse und Steuerung des Gesamtfahrzeugbestands. Neben den Neuzulassungen sind die jährlich veräußerten Opel-Gebrauchtfahrzeuge und deren Alter zu berücksichtigen. Über intelligente Steuerungsmechanismen kann beeinflusst werden, zu welchem Zeitpunkt und mit weichem Alter Fahrzeuge in den Markt eintreten. Übergeordnetes Ziel ist es, das Altersprofil, das Kunden bei Gebrauchtfahrzeugen bevorzugt nachfragen, auch bei den Händlerbetrieben verstärkt anzubieten um den Händlern neue Geschäftsmöglichkeiten zu eröffnen.

Team 12: Downstream Revenue Opportunities
Einhergehend mit der zunehmenden Individualisierung in der Gesellschaft erleben wir eine Differenzierung der Anforderungen an das Produkt Automobil, die Kaufabwicklung sowie den Besitz. Hier eröffnen die unterschiedlichsten maßgeschneiderten kunden- und segmentspezifischen Angebote sowie Produkt- und Servicepakete, bei denen unter anderem das Internet eine wichtige Rolle spielt, ein beträchtliches zusätzliches Geschäftspotenzial. Dazu zählen auch innovative Dienstleistungen aus den Bereichen Infotainment und Telematik. Die Erlöse pro verkauftem Fahrzeug lassen sich so erhöhen, durch zusätzliche Serviceleistungen lässt sich darüber hinaus zukünftiges Wachstum generieren. Die auf die individuellen Kundenwünsche zugeschnittenen Serviceleistungen tragen ganz entscheidend zu einer höheren Kundenzufriedenheit und damit zu einem positiveren Image der Marke bei.

Team 13: Translation of Brand Strategy into Activities
Zielsetzung dieses Teams ist es die vier Produktstärken im Rahmen der Opel-Markenarchitektur - Vielseitigkeit und flexible Raumkonzepte, Fahrdynamik, Infotainment und unverwechselbares, dynamisches Styling noch verstärkt in unsere Produkte aber auch auf die Bereiche Service und Dienstleistungen zu übertragen.

Team 14: Advertising/Image, Spending and Effectiveness, Integrated Marketing
Ziel ist die Erhöhung der Marketingeffizienz im Hinblick auf die Revitalisierung und Dynamisierung der Marke Opel. Zu definieren ist der richtige Marketing-Mix. Das heißt, Marketing-Aufwendungen für Marke, Produkte und Dienstleistungen sind mit möglichen Verkaufs-Incentives so auszubalancieren, dass das Marken-Image hiervon profitiert. Ein starkes Marken-Image ist letztendlich Voraussetzung für eine angemessene Preisstabilität.

Team 15: Create, Live and Leverage Customer Experience
Die Verbesserung des Verkaufsprozesses im Handel führt vor allem zu einer besseren Profitabilität des Vertriebsnetzes. Hier sucht das Unternehmen nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten für seine Partner, in dem es ihnen Systeme, Prozesse und Dienstleistungen anbietet, die den Verkaufsprozess effizienter gestalten und die Kundenbindung erhöhen. Mit Blick auf "Order to Delivery" wird z. B. Verkaufspersonal benötigt, das unter den neuen Bedingungen den Kunden genau das Auto verkauft, das sie haben wollen, statt vorspezifizierte Fahrzeuge mit hohen Preisnachlässen anzubieten.

Team 16: Gaining Quality Leadership
Trotz der bereits erreichten großen Fortschritte in diesem Bereich, bleibt Qualität eines der Hauptthemen, um die Wiederbelebung der Marke spürbar voranzubringen. Sie ist der Schlüssel zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit und zur weiteren Senkung der internen Kosten. Auch hier ist die Einbindung von Lieferanten von essenzieller Bedeutung. Insgesamt stehen bei den Maßnahmen technische Qualität sowie die Qualitätsanmutung gleichrangig nebeneinander.

Team 17: Powertrain Competitiveness
Ein eigenes Projektteam untersucht die Ansatzpunkte, die eine Einbindung des Powertrain Joint Ventures in die Maßnahmen und Initiativen des Olympia-Programms erlauben. Dabei spielen vor allem System- und Prozessvereinfachungen sowie Potenziale zur Effizienzsteigerung im Engineering eine wichtige Rolle. Ein weiteres wichtiges Thema ist, wie für alle Lieferanten, auch bei unserem Powertrain Joint Venture die möglichst frühzeitige Beteiligung an den Entwicklungsaktivitäten des Unternehmens.

Team 18: Automotive Cooperations/Alliances
Dieses Team untersucht die bessere Ausnutzung der vorhandenen Synergiepotentiale der globalen und regionalen Allianzen. Dabei werden alle Aktivitäten und Geschäftsfelder von Opel/GME betrachtet (z. B.: program development, purchasing)

Wenn man das liest, muss man sich doch die Frage stellen: Was hat Opel eigentlich vorher gemacht? - Und: Was ist eigentlich aus "Olympia" geworden? - Carl-Peter Forster mache ich den Vorwurf, dass er wesentlich an seinem persönlichen Fortkommen interessiert war. So wusste er schon im Herbst des Jahres 2000, dass er in 2001 bei Opel andocken würde. Er kannte z.B. zu diesem Zeitpunkt sogar schon sein persönliches Ziel: sich nämlich nicht mit der Chef-Rolle in Rüsselsheim zu begnügen, sondern die Chef-Position bei GM Europe anzustreben. (Er hat es "damals" in München jedem - auch wenn der es nicht hören wollte - erzählt.)

Aber er hat relativ wenig getan, um sich auf seine Aufgabe vorzubereiten. So hat er im Vorfeld nicht etwa mit wichtigen Opel-Mitarbeitern Kontakt aufgenommen, um sich schon vor seinem offiziellen ersten Arbeitstag ein Bild von der aktuellen Situation zu verschaffen, sondern ist im April 2001 angetreten, um dann kurz darauf sein "Olympia-Programm" zu präsentieren. Ich möchte hier nicht noch einmal seine personellen Fehlentscheidungen erwähnen. Entscheidend war, dass er sich nicht gegenüber der GM-Führung durchgesetzt hat. Auch der jetzt sich gerne als "Vorkämpfer" darstellende Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz, hat in der Vergangenheit alle Entscheidungen aus der Firmenzentrale als Aufsichtsratsmitglied mit abgenickt. Auch die Entscheidung, die aus einer stolzen deutschen Aktiengesellschaft eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung machte. - Man sollte sich - aber auch ihn - daran erinnern. Aber auch daran, das Opel im Jahre 1928, also vor 81 Jahren, mit 44 Prozent aller produzierten Kraftfahrzeuge im "Deutschen Reich" .die Nr. 1 unter den Herstellern war

Natürlich wurde "Olympia" spürbar. Im ersten Quartal 2004 war z.B. der Verlust bei GM Europe von 65 Millionen auf 116 Millionen im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres angestiegen. Aber man hatte auch die Produktionszahlen um 350.000 Einheiten (= 15 Prozent) gesenkt und 2.500 Stellen abgebaut.  - Ein Erfolg?

Und Carl-Peter Forster saß in seinem Büro - zunächst nur in Rüsselsheim, dann früher als gedacht auch in Zürich - und versuchte über Lösungen nachzudenken. Er hätte handeln sollen. Aber nun war er schon früher das, was er einmal als "Endziel" angedacht hatte: Er war Chef von GM Europe.

Dieser Mann und auch der derzeitige Chef von General Motors insgesamt, Fredrik Henderson, werden in Zukunft weiter - mit die Geschicke von Opel und seinem europäischen Umfeld - bestimmen. Dass "Henderson" auch als eine amerikanische Soa Opera (Fernsehen) bekannt wurde, ist natürlich nur ein Zufall.  Denn nun ist eine "Endlösung" für Opel angedacht. Es ist zwar nur ein Gedankenspiel. Denn es gibt bisher keine Verträge, die in irgendeiner Weise bindend wären. - Egal für wen.

Nur die Bundesregierung hat bereits mal - nur so zum Spaß - 300 Millionen gezahlt. Damit es - irgendwie - weiter geht. Dabei existiert bis zu diesem Zeitpunkt (4. Juni 2009) nur ein "Memorandum of Understanding", also eine unverbindliche Absichtserklärung. - Aber die Bundesregierung zahlt schon mal. Irgendwer muss das alles schließlich ernst nehmen. Und bei Magna lacht man sich ins Fäustchen.

Übersehen wurde bisher auch in der Öffentlichkeit, dass Magna einen Intimkenner der internen Verhältnisse bei Opel zu seinen Vertrauten zählen kann: Jürgen Stockmar. Nicht nur ein hervorragender Ingenieur, sondern auch als ehemaliger Entwicklungschef von Opel ein  Mann, der alle Seilschaften bei Opel kennt und richtig einschätzen kann. Zwar ist er bei Magna inzwischen - ob seines Alters - offiziell ausgeschieden, arbeitet als Professor an der Fort- und Ausbildung von Studenten, aber Magna kann sich auf seinen ehemaligen Mitarbeiter - so wie ich ihn kenne und schätze - sicherlich auch in dieser Phase einer "Übernahme" verlassen.

Die Absichtserklärung - völlig unverbindlich - sieht vor, dass eine Treuhandgesellschaft zunächst die Leitung der neuen Firmengruppe Opel (einschl. der europäischen Fertigungsstätten) übernimmt. Die wird von zwei Geschäftsführern geleitet. Einer kommt vom "Bund", der andere von General Motors. Die zukünftigen Beschlüsse sollen von einem "Beirat" getroffen werden, der aus fünf Mitgliedern besteht, von denen zwei von der "öffentliche Hand", zwei von General Motors gestellt werden; und einer soll - völlig "neutral" - als Vorsitzender, in diesem Falle der Präsident der US-Handelskammer in Frankfurt sein. - Diese Treuhandgesellschaft soll so um sechs Monate "regieren", aber eigentlich möglichst früher seine Arbeit einstellen (können).

Eigentlich war Magna, der eigentliche "Käufer" (?) für eine "Brückenfinanzierung" (von Brücke zu Brücke) in Höhe von 300 Millionen Euro vorgesehen. Aber unsere liebe Bundesregierung ist da schon vorgeprescht und hat die Lücke geschlossen. - Toll! -  Es existiert noch kein Vertrag, nur eine "Absichtserklärung". Und so wird es weiter gehen. Im Hinblick auf die vor uns liegenden Wahlen sind auch die Bundesländer großzügig.

So wird Hessen 447 Millionen, Nordrhein-Westfalen 150 Millionen, Rheinland-Pfalz 102 Millionen und Thüringen 51 Millionen Euro beisteuern. Wenn dann der Bund noch mit 750 Millionen auffüllt, dan sind die insgesamt 1,5 Milliarden Euro beisammen, die Opel  ein Überleben sichern sollen. Wobei insgesamt - für die nächsten fünf Jahre - Bürgschaften (!) von bis zu 4,5 Milliarden Euro eingeplant sind. 

Übrigens hat General Motors (USA) nicht etwa die Patent- und Lizenzrechte, die man Opel in der Vergangenheit entzogen hatte, nun an Opel zurück gegeben, sondern General Motors wird auch in Zukunft von der neuen Firma Opel (wie immer die auch heißen wird) echte Euro für die Patentnutzungs- und Lizenzrechte kassieren, die weiter in den  USA bleiben. - Und niemand stört das.

Außerdem wird die neue Firma Opel,  The Dream-Opel Company (was ist das anderes?), keinen Zugang zu den Märkten in den USA und zeitweise (!) Kanada haben. In China nur mit Einschränkungen. So steht es in den Verträgen, die keine sind. Es sind nur Absichtserklärungen. Aber die Bundesregierung zahlt schon mal. Und Freiherr zu Guttenberg wird als Störenfried dargestellt. Dabei scheint das der einzige mitdenkende Mann in einer Riege von Träumern zu sein.

Ich sollte noch einmal auf die Kapitalanteile verweisen, wie sie in der "Absichtserklärung" aufgeschlüsselt sind:

20 Prozent Magna (als potentieller neuer Opel-"Investor" -??-)
35 Prozent Sberbank (eine russische Bank mit Putin-Einfluss), über die auch GAZ, ein russischer Autoherstelle, als "industrieller Partner" Einfluss gewinnt
35 Prozent General Motors, USA
10 Prozent Mitarbeiter (und evtl. Opel-Händler)

Die Opel-Mitarbeiter werden sicherlich ihren Anteil über einen Lohnverzicht darstellen. - Wie sonst? - Und bei General Motors wird man über die Entwicklung nicht weinen. Besser hätte man die Politiker nicht über den Tisch ziehen können. - Die sitzen jetzt in der Falle. Und werden  dann von Zeit zu Zeit ein wenig nachschießen müssen. Weil das Endziel jeweils ganz nah ist.

So war das ja schon "damals", beim Restrukturierungsprogramm "Olympia".  Solche "Papiere" machen Eindruck. Und dann hilft auch eine Meldung wie: "Opel baut Marktanteile aus". - 

Wie dumm muss man eigentlich sein, um in der Politik (scheinbar) erfolgreich zu sein? (Durch Wahrergebnisse nachweisbar.)

Wenn man das so sieht, wird es Freiherr zu Guttenberg nicht mehr lange in Berlin aushalten. - Der ist zu intelligent für die Welt der Dummen und Einfältigen. Und zu gebildet. - Aber er wird wohl noch etwas durchhalten müssen. Aus politischen Gründen.

Übrigens: lt. "Politik" steckt Opel erst seit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise in Problemen. "Arcandor" (ehemals Karstadt/Quelle) nicht. Aber Porsche wohl? - Wer erst nach dem 1. Juli 2008 um Hilfe schreit, der ist "förderungswürdig". - Vorher hatte Wiedeking ja jede staatliche Hilfe abgelehnt. Also ist er förderungswürdig. - Wie Opel. - ??? -

(Mit "Fielmann" wäre das nicht passiert!)

 MK/Wilhelm Hahne



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