Die Porsche-Zukunft einmal von "rückwärts" betrachtet:
Ferry Porsche, Ernst Fuhrmann, Peter W. Schutz, Heinz Branitzki, Arno Bohn, Wendelin Wiedeking - und "vorwärts" kommt nun mit "Macht"  - Martin Winterkorn, beschleunigt von Ferdinand Piech

Am Anfang musste ein Porsche sein. Ferry war nicht einer von der Art, wie es sein Vater war. Immerhin hat er die Sportwagenproduktion nicht nur angeschoben, sondern auch durch die Verknüpfung seiner kleinen Sportwagen-Schmiede mit der Volkswagen AG die Grundlage für den relativ kostengünstigen Aufbau einer Handelsorganisation gelegt. Das einfache Schnittmuster: Wo VW war, war auch Porsche. Und da der Porsche 356 in allen Versionen - A, B und C - eine Menge Volkswagen-Gene in sich trug, war auch die werkstattmäßige Betreuung kein Kunststück. Ernst Fuhrmann hat eine eigenständige technische Weiterentwicklung beschleunigt, damit Porsche zwar exklusiver, aber auch abhängiger von Markteinfliüssen gemacht. Peter W. Schutz ist mir nur durch seine Frau, die Dame, die den "Gelben Schutzpunkt" erfand in Erinnerung geblieben. Heinz Branitzki fand Gefallen an eindrucksvollen Zahlen und Arno Bohn ist nicht zu lange geblieben. In dieser ganzen Phase wurde etwas in Stuttgart stark vernachlässigt: die Produktion. Wenn ich schon mal in den Werkhallen unterwegs war, dann schien mir - der ich Ende der 50er Jahre erstmals einen Blick "hinter die Kulissen" bei Porsche werfen konnte - so manches stehen geblieben. Dann kam mit Wendelin Wiedeking "der Retter". - Er wurde allgemein so empfunden. Mit Recht. - Er hat Akzente gesetzt. Nicht immer die richtigen, aber deutliche. - Aber eigentlich waren er - und seine Art - schon seit Jahren "überfällig". - Nun hat er in seiner Position deutlich überzogen, Porsche in Schwierigkeiten ganz neuer Art gebracht. So wie Spieler durch ihre Leidenschaft schon mal übers Ziel hinaus schießen. Es war wohl die Bodenhaftung verloren gegangen. Der große Erfolg hatte wohl übermütig gemacht. - Und wie geht es jetzt weiter? - Wie sieht nun unter Winterkorn, der mit Macht (Michael) in eine Führungsposition geschoben wurde, die nächste Zukunft der Porsche AG aus?

Nun soll wieder entstehen,
was sich schon als Automobil
schlecht verkaufen ließ:
Volkswagen-Porsche

09-08-25/08 -  Ganz exakt soll sie wohl Volkswagen-Porsche AG benannt werden. Damit die Betriebsangehörigen sowohl in Wolfsburg als auch  in Stuttgart zufrieden sind. Der Namen beider Firmen soll darum in der Firmenbezeichnung erscheinen. Was aus meiner Sicht schon der erste Fehler ist. Für mich ist es keine Frage, dass die neue Firma mit AUTO-UNION AG benannt werden müsste. Das würde auch die Eigenständigkeit ihrer Marken betonen, unterstreichen, während so alle anderen unter dem Volkswagen-Porsche-Firmendach produzierten und gehandelten Automobile (und später auch Motorräder) entweder neben viel VW ein wenig Porsche darstellen oder eben umgekehrt. Das tut weder Audi, noch Skoda gut, einfach keiner der Marken.

Gemessen an Wiedeking ist Macht natürlich nur jemand, der in seiner neuen Position wenig Ärger macht. Und  Martin Winterkorn wird versuchen, sich dann möglichst viele Federn dann an den Hut zu stecken, wenn sie ihn schönen, sein Ansehen verbessern. Aber eigentlich wird er nur das bei Porsche ausführen (lassen), was Ferdinand Piech ihm aufgibt. 

Zunächst werden aber mal - und das von der Öffentlichkeit unbemerkt - bestehende Verträge gekündigt. Eine neue Firma braucht neue Verträge. Vielleicht auch neue Kontakte. Jedenfalls höre ich schon Leute "nach Luft schnappen". Und der neue 911, der Nachfolger des jetzigen 911, der "ist schon in der Röhre", wird gerade "bei mittlerer Hitze" - ganz nach Art des Hauses - fertig gegart. Und die viersitzige Limousine "Panamera" wird am 12. September in Deutschland eingeführt. Porsche-Händler wissen, wie das passieren wird. Alles "nach Art des Hauses". Natürlich hat das Fahrzeug einen attraktiven Grundpreis. Aber die Ausstellung, Laden- und Vorführfahrzeuge werden alle ähnlich ausgestattet sein, wie die ersten Testwagen, die die Kollegen der großen Fachzeitschriften schon testen durften. Was unter 100.000 - günstig erscheinend - in der Preisliste steht, wird für unter 150.000 € in entsprechender Ausstattung in den Läden stehen.

Wendelin Wiedeking hat vor seinem Ausscheiden noch oft davon gesprochen, dass er vom Panamera jährlich so um 20.000 Stück absetzen möchte - und dafür auch einen Markt sieht. Ich trage zwar eine Brille, sehe aber diesen Markt nicht. - Es bleibt abzuwarten, ob ihn die Porschehändler finden werden.

Der Gesamtabsatz in diesem Jahr - einschl. der Erstausstattung der Händler mit dem neuen Viertürer-Viersitzer - wird um 75.000 Fahrzeugen liegen. Im nächsten Jahr sind kaum höhere Stückzahlen zu erwarten. Meine ich. Aber die neue Geschäftsleitung träumt von 150..000 Fahrzeugen - oder waren es 200.000 - schon so um 2018. - Da werden selbst neue Märkte, in die man nun hinein wachsen will nicht reichen. - Sage ich.

Natürlich wird ein neuer 911, der sich in der Erprobung befindet, nach seiner Einführung in die jeweiligen Märkte die Absatzzahlen wieder beleben. Aber dieser Belebung wird auch zu Lasten des neuen Panamera gehen. Denn der neue Porsche 911 wird ein 2+2. - Diese Entscheidung ist sicherlich grundsätzlich richtig, weil sie die Marktchancen für ein Modell wie den 911 vergrößert. Aber gleichzeitig bringt sie den Produzenten um Absatzzahlen des Viersitzers. Wer einen Porsche möchte, denkt dabei an den 911. Dabei stört die "familienfeindliche" Ausrichtung des Innenraums. Wenn die nun bei der neuen Version verbessert wird, vergrößert das zwar die Marktchancen des 911, aber senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Porsche-Interessenten für den Viertürer entscheiden.

Natürlich sollte man die Modellpalette bei Porsche nach unten ausbauen. Das war meines Wissens auch schon angedacht, bevor jetzt Martin Winterkorn davon gesprochen hat. Wichtig ist, dass das denn ein Sportwagen wird. Ein Mittelmotorsportwagen. Und leicht muss er sein, geradezu spartanisch ausgestattet (wenn man an all' das Zubehör denkt, mit dem man heute Sportwagen ausschmückt, um durch den Verkäufer dem möglichen Kunden die Botschaft zu übermitteln: ohne diese Ausstattung können sie das Fahrzeug nie mehr verkaufen.)

Wenn man sich heute mit möglichen Käufern von Sportwagen unterhält, dann ist es möglich, dass die in einem Gespräch - mit lautem Denken - so versuchen ihrem Traumsportwagen näher zu kommen: Aus dem Porsche-Alter bin ich heraus. Ein Mercedes passt nicht zu mir. Ein Ferrari ist mir zu auffällig. - Was halten Sie von einem Aston Martin?

Ein Porsche kann niemals ein Aston Martin sein. Also muss man die ansprechen, die noch im Porsche-Alter sind. Das sind heute Leute, die sich in einer gewissen Sturm-und-Drang-Periode befinden. Unabhängig vom Alter. Und solche, die einen solchen Sportwagen als "Rahmen" brauchen.

Man muss also in Zukunft Porsche-"Rahmen" anbieten, aber auch Porsche-Sportwagen, deren sportlichen Wert man durch einen entsprechenden sportlichen Werks-Einsatz unterstreicht. Wenn man die Produktpalette für die Zukunft gut aufeinander abstimmt, nicht die Porsche-Identität verwässert, sollte man in einigen Jahren um 120.000 Fahrzeuge im Jahr verkaufen können. 

Natürlich nicht wegen - sondern trotz - Martin Winterkorn. Eigentlich gehört nämlich an die Spitze einer solchen Sportwagenfirma ein Chef, der auch die Marke nach draußen verkörpert, also eine wirkliche Führungspersönlichkeit ist, nicht jemand, der einen Chef spielt.

Wendelin Wiedeking war zwar ein Chef, aber nur einer, der durch - und mit - seiner Art ein herunter gewirtschaftetes Objekt wieder mit Leben erfüllt. Wiedeking konnte bei Porsche nur über eine so lange Zeit Erfolg haben, weil er von einem Mann behutsam begleitet wurde, der ihm wie ein Geschenk ("damals" von Herrn Bohn) in den Schoß gelegt wurde: Anton Hunger. Anton Hunger hat Wendelin Wiedeking durch seine hervorragende Öffentlichekitsarbeit eigentlich erst die Bedeutung gegeben, die ihm heute zugerechnet wird. Ohne Anton Hunger hätte Wendelin Wiedeking niemals diese "Strahlkraft" gehabt, die ihn noch heute leuchtend aussehen lässt.

Auch Anton Hunger ist gegangen. Wer wird nun Michael Macht aufbauen? - Niemand. - Weil das Martin Winterkorn nicht zulassen wird. Martin Winterkorn glaubt an sich, an seine Fähigkeiten. Weil Ferdinand Piech an ihn glaubt. - Noch. - Aber ab sofort ist Martin Winterkorn (für mich!) eine "Übergangslösung". Die wird so lange halten, wie Ferdinand Piech das für richtig hält.

Und Martin Macht? - Man braucht schließlich einen Verwalter "vor Ort".

Bleibt man bei der neuen Firmen (Über-)Bezeichnung Volkswagen-Porsche AG, so ist die Sollbruchstelle bereits vorgegeben. - Ehen die im Himmel geschlossen werden, tragen keinen Doppelnamen. - Aber welche Ehen halten heute schon "ewig"?


MK/
Wilhelm Hahne


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