Nürburgring
„ring-racer“ am 3. September 2009 wieder
– zum zweiten Mal - verunfallt:
Die
Nürburgring-Information dazu erfolgt in drei Etappen,
ähnelt aber
leider in ihrer Art des Ansatzes und Umsetzung einer
versuchten
Irreführung der Öffentlichkeit.
Schon
im Juli hatte es eine kleine Panne (angeblich nur eine kleine) mit dem
„ring°racer“ gegeben. Das als
„schnellste Achterbahn der Welt“
angekündigte Highlight des Großprojekts
„Nürburgring 2009“ sollte
eigentlich spätestens am 15. August (DTM-Rennen) die
Fahrgäste in 2,5
sec von Null auf 217 km/h bringen. Durch den „technischen
Defekt“
musste auch dieser Termin – nachdem schon der erste
Starttermin zum 9.
Juli (F1-GP) nicht gehalten werden konnte – verschoben
werden. Nun hat
es aktuell wieder „geknallt“. - Richtig geknallt! -
Daraus resultierte
dann die Reaktion einer Geschäftsleitung, die an diesem
„Knall“ ihre
Vorstellungen von „richtigem“ Krisenmanagement
umzusetzen versuchte. -
Offiziell erklärt die "Ring GmbH ihre schleppende
Informationspolitik"
gegenüber einer großen regionalen Tageszeitung
damit, "dass die Betroffenen entweder mit Vorgesetzten
oder aus eigenem Antrieb zum Arzt gegangen seien. Davon habe man
erst später erfahren, ein klassisches Unfallzenario mit
Rettungswagen und Ärzten habe es nicht gegeben."
- Lesen Sie nachfolgend, was ich - der Journalist Wilhelm Hahne - zum
Ablauf der Geschehnisse ermittelte. Fotos, die einen kleinen Eindruck
dazu vermitteln, können Sie auf den Internetseiten - und in
der
heutigen Druckausgabe - der "Eifel-Zeitung" finden, die gleichzeitig
den Beweis dafür liefert, dass vielleicht bei (und
für) kostenlose
Anzeigenblätter schon mal die besseren Journalisten arbeiten.
Bei einer
solchen Zeitung ist es kein Geheimnis, dass sie von den
Anzeigeneinnahmen lebt. (Denken Sie jetzt bitte selbst einmal diesen
Gedanken zu Ende.)
Wie aus einem kleinen „Zwischenfall“
ein großer Vertuschungs-Skandal werden kann
09-09-09/01
- In der ersten offiziellen Pressemitteilung der Nürburgring
GmbH vom
3. September 2009 liest sich der Unfallbericht so: „Während
Tests an der Pneumatik des ring°racers kam es heute gegen 13
Uhr zu
einem Zwischenfall und einem lauten Knall. Personen kamen dabei nicht
zu Schaden. Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für
Gäste, Besucher oder
technisches Personal.“
So wurde der „laute Knall“ im Umfeld des
Nürburgrings wahrgenommen:
An
einer rd. drei Kilometer entfernten Tankstelle hob der Tankwart
aufmerksam seinen Kopf, sah sein Gegenüber fragend an und
stellte fest:
„Das
hörte sich jetzt an, als wenn nebenan ein Baum umgefallen
wäre.“ - Beide schauten sich
horchend um, hatten aber keine Erklärung für das
Geräusch-Erlebnis.
Anders
in einem Restaurant in Nürburg, rd. 500 Meter vom
„Knallpunkt“
entfernt, wo man in kleiner Runde beim Essen saß. Man hob ob
des lauten
Knalls erschreckt die Köpfe, wartete horchend auf weitere
Geräusche,
die aber ausblieben.
„Da wird wohl einer von der Geschäftsleitung einen
Bio-Furz gelassen haben“,
versuchte sich ein Gast an einem Scherz, der von den hier befindlichen
Gästen aber auch verstanden wurde. - Alles lachte. Dachte man
dabei an
den „integralen Bestandteil des
Nürburgring-Unternehmens, den
Umweltschutz“? - Aber man widmete sich dann – weil
es scheinbar ruhig
blieb – wieder dem Umgang mit Messer und Gabel.
Die reale Situation vor Ort stellt sich dagegen wesentlich dramatischer
dar:
Im
Auftrag der Nürburgring GmbH wurden nach erfolgter Reparatur
des ersten
Schadens im Juli, am 3. September wieder Testfahrten vorgenommen. Wie
schon beim ersten Unfall, so waren auch an diesem Tag keine Mitarbeiter
des TÜV Rheinland (Köln) vor Ort. In den
Verlautbarungen der
Nürburgring GmbH wird durch unklare Formulierungen der
Eindruck
erweckt, als seien TÜV-Techniker vor Ort gewesen. Das ist
nicht so.
Allerdings dienten die Testfahrten der Vorbereitung einer (evtl.)
späteren technischen Abnahme.
Bei den aktuellen Testläufen wurde
versucht, die Geschwindigkeit des
„ring°racer“ von Durchgang zu
Durchgang zu steigern. Schließlich soll dieses
Fahrgeschäft einmal
seine Gäste – schneller als ein Formel 1 –
in 2,5 sec auf 217 km/h
katapultieren. Der Start erfolgt tatsächlich katapultartig,
wie man es
z.B. von Flugzeugstarts auf Flugzeugträgern kennt. Das System
ist also
bekannt und eigentlich funktionsfähig. Allerdings hatte die
Herstellerfirma mit den bisher ausgelieferten Achterbahnen, die mit
diesem System „befeuert“ wurden, wenig
Glück. So waren bei den
Fahrgastträgern oft Risse festzustellen und es wurden statt
einfacher
Gummirollen, teure luftgefüllte Flugzeugräder
verbaut, um die
eigentlich als „ruppig“ empfundenen
Fahreigenschaften der
luftdruckbetriebenen S&S-Bahnen etwas zu mildern. Bei der Bahn
am
Nürburgring wurden dann auch wieder die allgemein
bewährten Rundrohren
statt der der sonst verbauten I-Träger verwendet, die schwerer
zu
biegen sind.
Dr. Kafitz war beim Kauf der Bahn in den USA von
der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt und stellte
damals
gegenüber der Fachpresse fest: „Die
Herstellung der einzelnen Komponenten unterliegt … dem
deutschen
TÜV-Standard, der Deutschen Industrie Norm, sowie der
Europäischen Norm
und wird fast ausschließlich von Betrieben in Deutschland und
Europa
übernommen.“ -
So wurden
Schienen und Struktur von einem italienischen Hersteller produziert,
die Anlage von einem deutschen Fachbetrieb aufgebaut. Die
Fahrgastträger kommen aus den USA, sowie auch eine Reihe von
Teilen zum
Aufbau der pneumatischen Anlage. Es wurden 850 Tonnen Stahl verbaut und
die Steuerelektronik des Systems nimmt allein einen Raum von 15
Quadratmetern ein.
Nach letzten Informationen aus dem Mainzer
Landtag werden die Gesamtherstellungs- und Aufbaukosten der
Achterbahn-Anlage bei 12,3 Millionen Euro (einschl. MWSt.) liegen, eine
Zahl – die obwohl sie schon hoch scheint – nach den
letzten Ereignissen
jedoch noch einmal deutlich ansteigen wird.
Fachleute schätzen,
dass zu einem kostendeckenden Betrieb in Zukunft Tageseinnahmen von rd.
5.000 Euro notwendig sind. Wenn man nun alleine die Einnahmeverluste
der letzten Monate kumuliert... - Als normaler Steuerzahler darf man
nicht darüber nachdenken. - Kamelreiten auf den
Nürburgring-Parkplätzen
wäre billiger gewesen.
Nun versuchte man also am 3. September
die Achterbahn auf die theoretisch mögliche Geschwindigkeit
von 217
km/h zu bringen. Auch die erste Demonstrationsfahrt aus Anlass des
Formel 1-Grand-Prix, besetzt mit u.a. einem so illustren Fahrgast wie
Michael Schumacher, fand nur (wie auch auf YouTube
zu sehen) „im kleinen Trab“ statt, wobei diese Art
der Präsentation -
verglichen mit den großartigen Ankündigungen
– geradezu lächerlich
wirkte.
Jetzt, am 3. September, ging es von Mal zu Mal ein wenig
schneller, bis – zum Entsetzen der Beobachter
– dann mit einem
scheppernden Geräusch eine Reihe von Eisenteilen, zum Teil
verbunden
mit einem Stahlseil durch die Gegend flogen. Sie durchschlugen u.a.
einen Drahtzaun.
Arbeiter einer Fremdfirma konnten sich nur mit
Glück hinter einer Betonmauer in Sicherheit bringen,
während die
Metallteile (und die spätere Druckwelle) dann z.B. auch
herumstehende Baumaschinen beschädigten. Die
Startanlage des „ring-racer“ (das Katapult) war
nach dieser ersten
Explosion total zerstört. Direkt danach gab es dann eine
richtige
Detonation, verbunden mit einer gewaltigen Druckwelle: einer der
Druckluftkessel, der nach Herstellerangaben einen Innendruck von 14 bar
aufweist, war
geborsten.
Durch die Druckluftwelle wurde sogar die
Scheibenfront im dem rd. 50 Meter entfernt liegenden Start- und
Zielgebäude beschädigt, Scherben flogen durch die
Luft, zersplitterten
außen auf dem Beton oder auf den Böden innen, soweit
es sich nicht um
Teppichböden handelte.
Es ist nicht entschuldbar, wenn im Titel
der ersten offiziellen Pressemitteilung der Nürburgring GmbH
eine
solche Kastatrophe als „Zwischenfall“ bezeichnet
und behauptet wird:
„Personen kamen dabei nicht zu Schaden. Es bestand zu keiner
Zeit Gefahr für Gäste, Besucher oder technisches
Personal.“
Nach
der Detonation, der Explosion des Druckkessels, waren nämlich
sofort Angestellte
und Führungskräfte der Nürburgring GmbH zur
Unfallstelle geeilt um den
entstandenen Sachschaden in Augenschein zu nehmen und entsprechende
Maßnahmen zu veranlassen. Dazu gehörte z.B. -
wichtig! - der Entwurf
der Pressemitteilung, aus der schon zitiert wurde und die dann schon um
15:30 Uhr über den vorhandenen Presseverteiler (in dem
übrigens
Motor-KRITIK oder der Journalist Wilhelm Hahne nicht vorkommt!) zur
Versendung kam. Einer Mitarbeiter der von der Nürburgring GmbH
engagierten Presseagentur aus Hamburg war zufällig (aus
Gründen der an
diesem Wochenende stattfindenden SuperBike-Veranstaltung) vor Ort und
stellte diesen schnellen Versand sicher, mit der die Bedeutung des
Unfalls herunter gespielt, verharmlost und verniedlicht wurde. „Es bestand zu keiner
Zeit Gefahr für Gäste, Besucher oder technisches
Personal.“
Zu
diesem Zeitpunkt waren schon die Mitarbeiter einer Adenauer Glasfirma
mit der Beseitigung der entstandenen Glasschäden
beschäftigt. Nur um
die im Umfeld der Explosion befindlichen Mitarbeiter (z.T. von
Fremdfirmen) hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt niemand
gekümmert.
Dabei waren diese Leute durch Knall und Druckwelle z.T. schwer
geschädigt, klagten über Druckgefühle im
Kopf und Ohrgeräusche.
Niemand
der Nürburgring-Geschäftsleitung oder mittleren
Managements hat mit
ihnen gesprochen, sie befragt. Im Gegenteil: die Ein- und Ausfahrten
zur Unfallstelle wurden durch Tore verschlossen und den Arbeitern im
aggressiven (!) Ton durch das Sicherheitspersonal untersagt, das
Gelände zu verlassen. - Auf wessen Anweisung? - War damit eine
bestimmte Absicht verbunden?
Erst nach
Eintreffen von Mitarbeitern der Berufs-Genossenschaft, gegen 16
Uhr, kam die Anweisung, die betroffenen Arbeiter ins
nächstgelegene Krankenhaus, nach Adenau, zu verbringen. Das
geschah
nicht etwa mit entsprechend ausgestatteten Krankenwagen, sondern mit
dem Firmenbus einer Firma, deren Arbeiter an der Baustelle eingesetzt
waren. Es waren auch zu viele Verletzte. Und für viele
Verletzte wären
mehrere Krankenwagen benötigt worden. Man wollte wohl jedes
Aufsehen
vermeiden.
Es ging – so mein Gesamteindruck - in erster
Linie darum, den Unfall zu bagatellisieren, nicht darum, verletzten
Menschen schnell und unbürokratisch zu helfen. Die Darstellung
in der
ersten offiziellen Pressemitteilung, die deutliche Verniedlichung der
Größe des Unfalls und das Verschweigen von
entstandenen Personenschäden
unterstreicht diesen Eindruck.
Es muss hier festgestellt werden:
erst drei Stunden nach dem Unfall wurde den verletzten Arbeitern erste
Hilfe zuteil. Dachten sie. Denn vom Krankenhaus Adenau wurde die
Ärmsten nach Bad Neuenahr-Ahrweiler überwiesen und
dort einem
HNO-Spezialisten überstellt.
Dieser Facharzt stellte bei den
einzelnen Leuten Knalltrauma und Hörsturz fest,
außerdem waren u.a.
Trommelfellschäden festzustellen und sogar feine
Härchen im Innenohr,
die als Sensoren für die Übermittlung der
Höreindrücke ans Gehirn
dienen, waren z.T. abgebrochen. (s. den dieser Geschichte folgenden
Anhang mit Basis-Informationen zum Thema Innenohr.)
Die
betroffenen Arbeiter wurden nun entsprechend der entstandenen
Körperschäden mit Kortison und anderen Medikamenten
behandelt, die aber
bisher – soweit ich das ermitteln konnte – noch
keine Besserung
brachten. Das liegt u.a. vielleicht auch daran, dass vielleicht zu
spät
mit der Behandlung dieser Schädigungen im Ohr (Innenohr)
begonnen wurde.
Nachdem
bei einigen der Betroffenen erst von einem tagelangen Verbleib im
Krankenhaus gesprochen worden war, werden sie nun doch – aus
welchen
Gründen auch immer – ambulant behandelt, d.h. dass
sie täglich zur
Kontrolle ins Krankenhaus müssen, danach aber wieder nach
Hause können.
Jetzt
– auch Tage nach dem Unfall – ist der Zustand bei
den Betroffenen
praktisch unverändert: man klagt über einen
permanenten Pfeif- oder
Piepton im Ohr und einen schmerzenden Druck. Und natürlich
über einen
Hörverlust, was einen (bleibenden?) Verlust an
Lebensqualität bedeutet.
Aber Journalisten, die direkt nach dem Unfall noch einmal in einem
Telefonanruf bei der Nürburgring GmbH nachfragten wurde klar
und
deutlich gesagt: „Personen
wurden nicht verletzt.“ - Das wurde dann auch so
gedruckt, da „auf die Schnelle“ keine
Faktenüberprüfung möglich war.
Mit
einer solchen – eindeutig sachlich falschen(!) - Auskunft
durch die Nürburgring
GmbH bzw. ihrer Mitarbeiter wurde nicht nur versucht eine breite
Öffentlichkeit bewusst zu täuschen, offensichtlich
war der
Geschäftsleitung der Nürburgring GmbH auch daran
gelegen, die
politische Führung des Landes Rheinland-Pfalz (zu 90 Prozent
Besitzer
der GmbH) nicht zu beunberuhigen, da die Entwicklung des Projekts
„Nürburgring 2009“ bis jetzt schon von
einer ungewöhnlich großen Anzahl
Pleiten, Pech und Pannen geprägt war. Die Stimmung in Mainz
ist
schlecht. Inzwischen wurde auch ein Untersuchungsausschuss zum
Gesamtprojekt "Nürburgring 2009" eingesetzt. "Das ist notwendig, um die
Glaubwürdigkeit, die angekratzt sein kann, wieder zu gewinnen",
formuliert vorsichtig der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Hartloff.
Während der CDU-Fraktionschef Christian Baldauf zum
gleichen
Zeitpunkt deutlich macht: "Pustekuchen,
nichts ist gut, nichts ist fertig, keiner weiß, wo es hin
geht."
Die Fehlleistungen bei der Projektumsetzung werden wohl auch von
dem Unvermögen einer
Firmenleitung bestimmt, die beim Gesamtprojekt
„Nürburgring 2009“ weder
Finanzierung, Fertigstellung, noch Termine unter Kontrolle hatte. Nun
hofft man wohl in Nürburg, dass Mainz „weit weg
ist“ und der „Knall“
und seine Auswirkungen – auch auf Menschen(!) - nicht die
Mitglieder
des Landtages erreicht. - Doch da formuliert der CDU-Abgeordnete (MdL)
Alexander Licht, nachdem im Landtag über das "miserable Krisenmanagment"
der Nürburgring-Geschäftsführung gesprochen
worden war: "Wenn Sie
heute schon über Fehler reden, sind heute auch Konsequenzen
erforderlich." Und
er ergänzte gegenüber der "Eifel-Zeitung" seine
Einschätzung zur Qualität der
Nürburgring-Geschäftsführung: "Sie sei mit der Umsetzung des
Projekts
offensichtlich hoffnungslos überfordert. Daraus müsse
die
Landesregierung nun endlich Konsequenzen ziehen."
Und was sagt
die Staatsanwaltschaft
in Koblenz zu der Achterbahn-Katastrophe am Nürburgring? -
Müssten nicht - zumal
inzwischen auch erhebliche Personenschäden zugegeben werden -
auch iim
öffentlichen Interesse eine Untersuchung
eingeleitet werden? - Oder ist die politische Führung dagegen?
Allein
dieser hier beschriebene Täuschungs- und Vertuschungs-Versuch
der
Nürburgring-Geschäftsleitung sollte Grund genug
für die Ablösung der
gesamten Führungscrew am „Ring“ sein. -
Auch wenn die Nürburgring GmbH,
nach einer entsprechenden Ankündigung dieser Geschichte auf
den
Internetseiten der „Eifel-Zeitung“, dann am Montag
– vier Tage nach dem
Unfall! - eine Korrektur der ersten Aussage einleitete. Nun hatte man
tatsächlich einen (einen einzigen!) Verletzten entdeckt. -
Immerhin! -
Aber man wusste auch seit diesem Montag, dass Motor-KRITIK, dass
Wilhelm Hahne - auch im Auftrag der „Eifel-Zeitung“
- recherchierte.
Was
ist in diesem Zusammenhang von einer Aussage eines Dr. Walter Kafitz zu
halten, der gegenüber einem in der Vulkaneifel erscheinenden
kleinen
Anzeigenmagazin (Orange7“) seine Position zur Presse so
erklärte:
„Wir werden die Presse auch weiterhin mit allen Informationen
versorgen, die für eine faire Berichterstattung
benötigt werden.“
Danke,
Herr Dr. Walter Kafitz. So lange es noch echte Journalisten gibt, sind
wir nicht auf Ihre Art der Informationspolitik angewiesen! - Nein,
Dr. Kafitz kann nicht zurücktreten. Auch als
Hauptgeschäftsführer
ist er wie ein normaler Angestellter zu behandeln und sollte entlassen
werden. Darüber entscheidet u.a. der Aufsichtsrat.
Wenn der
allerdings die bisherigen Fehlleistungen der
Nürburgring-Geschäftsleitung als nicht
kritikwürdig empfindet, weil er
vielleicht nichts von der „neuen Art“ des
Nürburgring-Geschäfts
(vielleicht auch nichts vom eigentlichen Kerngeschäft)
versteht, so
sollte er doch in der Lage sein, Zahlen zu lesen und zu begreifen. Und
ein Gefühl für Täuschungs- und
Vertuschungs-Versuche haben. Und ein
Mitgefühl für normale, arbeitende Menschen; nicht nur
für überzahlte
Geschäftsführer.
Am
Montagabend, nach 19 Uhr, hatte man dann bei
der Nürburgring GmbH weitere 6 Verletzte entdeckt. -
Zufällig? - Sicher
nicht. Man versucht jetzt die ersten falschen Angaben zu entstandenen
Sach- und Körperschäden
„unauffällig“ zu korrigieren. - Von
Pressemitteilung zu Pressemitteilung werden es mehr. Und die letzte
Pressemitteilung erfolgte am Montag so spät (nach 19 Uhr),
dass so
manche Zeitung diese Meldung nicht mehr unterbringen konnte. - Selbst
so ein Versuch sollte bestraft werden. Erst heute, am Mittwoch, dem 9.
September, sechs Tage nach dem Unfall, vermeldet z.B. die
"Rhein-Zeitung" "Sieben Verletzte bei Racer-Unglück". - Alles
nach
Angaben der Nürburgring GmbH. - Oder nach
"Faktenüberprüfung"? - Wann
will man denn den Mitarbeiter eines Hotels als Verletzten vermelden,
der zum Zeitpunkt der Explosion gerade mit dem Kehren einer Terasse
beschäftigt war?
Vom
eigentlichen
Geschehen ablenkend, wird an diesem Punkt dann oft die
„politische
Argumentation“ zum Gesamtprojekt bemüht, ein
Ablenkungsversuch
unternommen, der „kleine
Schäden“ im Hinblick auf das Gesamtobjekt gerne
übersieht und von
„volkswirtschaftlicher Bedeutung“ spricht. - Und
wer benotet z.B. die
„betriebswirtschaftliche“ Entwicklung? - Das ist
die, die auch den
Steuerzahler betrifft. - Und weer bewertet die
Personenschäden,
die jetzt z.B. gerade bei dem "ring°racer"-Unfall zu beklagen
sind?
Wie sagte doch Jochen Hartloff (54),
Fraktionsvorsitzender der SPD im Mainzer Landtag auf einer Sitzung zur
Gründung des Untersuchungsausschusses in Sachen
„Nürburgring 2009“ am
2. September 2009, einen Tag vor dem
„Vertuschungs-Skandal“ am
Nürburgring:
„Kein
Mensch will sich aus der Verantwortung stehlen. Nicht der
Ministerpräsident, nicht der Minister. Es zeichnet uns aus,
dass, wenn
Fehler gemacht werden, wir das benennen, dafür einstehen und
dann
gucken, wie man das verbessert und Projekte zum Erfolg
führt.“
Wenn Worte nicht Worte bleiben, Sätze nicht zu
Worthülsen verkommen sollen, dann ist es jetzt Zeit zum
Handeln. - Sofort!
Übrigens:
Einer der Arbeiter, der durch den
„ring°racer“-Unfall ein Knalltrauma
erlitt, musste sich inzwischen einer Ohr-Operation unterziehen lassen,
bei anderen wird eine Hörschwelle von mehr als 70 Dezibel
gemessen.
Junge Leute müssen nun wahrscheinlich lebenslang auf ein
Stück
Lebensqualität verzichten. Ein solcher Verlust ist nicht mit
Geld
auszugleichen!
Hier endet
- im Moment! - die eigentlich traurige Geschichte, die man vielleicht
auch nur dann richtig
versteht, wenn man um die Funktionen eines Ohrs, bzw. des Innenohrs
weiß. Darum habe ich hier einen kleinen Nachtrag
einfließen lassen, der
sicherlich nicht durch Vollständigkeit glänzt,
sondern eigentlich mehr
grob dem nicht medizinisch vorgebildeten Leser einen kleinen
Überblick
verschaffen soll, Verständnis vermitteln, für die
Leiden der o.g. Hörgeschädigten:
Versuch
einer Erklärung:
Innenohr
– Knalltrauma – Therapieproblematik
Das
Innenohr ist ein kompliziertes Kanalsystem. Es besteht aus dem
Schneckenlabyrinth mit dem eigentlichen Hörorgan und dem
Vorhoflabyrinth mit dem Gleichgewichtsorgan.
Das
Gleichgewichtsorgan besteht aus zwei Vorhofsäckchen, in denen
Gleichgewichtszellen die geradlinige Beschleunigung messen. Darin sind
Sinneshaare in eine Gallertschicht mit kleinen Kalkkörnchen
eingebettet. Diese Kalkkörnchen biegen die Sinneshaare
entsprechend der
Schwerkraft und erregen so die Gleichgewichtszellen. Durch drei
Bogengänge werden z.B: Winkelbeschleunigungen registriert.
Durch eine
intelligente Vernetzung, eine Zusammenarbeiten aller Sensoren ist der
Mensch in der Lage, die Richtung der Bewegung und die Geschwindigkeit
zu bestimmen.
Das eigentliche Hörorgan wird auch Spiralorgan
genannt. Es liegt innerhalb einer knöchernen Schnecke. Die
besteht aus
drei übereinander liegenden Kanälen. Sie sind durch
dünne Wände
voneinander getrennt. Im eigentlichen Hörorgan sind etwa
25.000
Sinneszellen enthalten, von denen jede etwa 100 Sinneshaare
trägt.
Die
Schallwellen erreichen das Hörorgan über die
Ohrmuschel, den Gehörgang,
der am Trommelfell endet. Schalldruckschwankungen versetzen das
Trommelfell in Bewegung, die diese Schwingungen dann über die
Gehörknöchelchen in Richtung Innenohr
übertragen. Werden die
Gehörknöchelchen zerstört, kommt es zu einem
Hörverlust von etwa 20
Dezibel. Man spricht dann von einer
Schallleitungsschwerhörigkeit.
Eine
komplizierte Übertragungsmechanik führt
schließlich zu einer Auslenkung
der Sinneshaare auf den Sinneszellen, die als elektrisches Signal
über
die Fasern des Hörnervs zum Gehirn weitergeleitet wird. Eine
Schädigung
der Haarzellen durch laute Schallereignisse oder hohen Schalldruck
führt zu einer Innenohrschwerhörigkeit.
Ein so genanntes
Knalltrauma kann Teile der Sinneszellen, aber auch des
Hörnervs
zerstören. Dabei wird ein natürlicher Mechanismus zur
Selbstzerstörung
von Zellen ausgelöst. Solche Zellen können in wenigen
Stunden bis Tagen
absterben. Die Folge wäre ein bleibender Hörverlust.
Je stärker das
Knalltrauma, umso größer sind oft die bleibenden
Hörschäden.
Wichtig
ist eine möglichst schnelle Behandlung des Knalltrauma durch
einen
erfahrenen HNO-Arzt. Leider gibt es bis heute keine Behandlungsmethode
von eindeutig nachgewiesener Wirksamkeit. Es werden meistens Kortison
oder Präparate zur Verbesserung der Durchblutung des
Innenrohrs sowohl
als Infusion als auch in Tablettenform über mehrere Tage
– aber auch
Wochen – eingesetzt.
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