Philosophieren wir doch mal - scheinbar - über Gott und die Welt, über Islam und Christentum, VW und Porsche, Strategie und Kommunikation, Piech und Wiedeking, BMW und die Formel 1 - einfach mal zusammenhanglos über Zusammenhänge

Eigentlich kam der Anstoß zu dieser Geschichte von einem Kollegen. Der unterbrach mich, als ich gerade versuchte die Motivation von Managern zu einer bestimmten Entscheidung zu ergründen, indem er mir mit "Philosophieren bringt nichts" ins Wort fiel. Ein moderner Kollege, der weiß, dass von ihm Abstraktionen von Ereignissen, Komprimierungen auf maximal drei Minuten Sendezeit verlangt werden. Da kann er keine Motivationen, Hintergründe unterbringen. Was man heute braucht sind kurze, knackige Schlagzeilen, die Konzentration auf das Wesentliche. Im Journalismus. - In Konzernen ist es die Konzentration auf das nächste Drei-Monats-Ergebnis. -  Alles bitte einfach - um nicht zu sagen - primitiv - verständlich,  im Ergebnis eindeutig und kurzfristig. Wer entwickelt denn heute noch Langzeitstrategien? - Ist man mit dem Denken einmal so weit, ist man bei den Religionen. Der Islam ist heute mit um 1,5 Milliarden Anhängern  nach dem Christentum  (mit mehr als zwei Milliarden Registrierten) die zweitgrößte Religion auf der Welt. Was diese Weltreligionen im Wesentlichen unterscheidet ist, dass der Islam eine geschlossenes Wertesystem, eine enge Verbindung von Religion und Staat darstellt. Darüber hinaus empfinde ich den Islam auch als eigenen Kulturraum. Irgendwie sind sicherlich (fast) alle Regionen miteinander verwandt, so sicher auch Judentum, Christentum und der Islam. Der Islam betrachtet allerdings die beiden anderen Religionen wohl als Fehlentwicklungen. Einig sind sich aber die Menschen all dieser Religionen wohl in der Feststellung, dass Geld die Welt regiert.  Versuchten in grauer Vorzeit z.B. Teile gewisser Religionen unter Einsatz von Gewalt ganze Landstriche zu reformieren, so ist heute sicherlich für einen solchen Zweck der Einsatz von Geld effektiver. - Ist so vielleicht auch der Einfluss des Islam auf das Christentum inzwischen größer geworden, als das öffentlich wahrgenommen wird? -  So wie die Anzeichen dafür eigentlich unauffällig sind, so ist auch der
m Titel  zu folgender Geschichte nur eine zarte Andeutung:

Peter Sauber schmunzelt

09-10-07/05 - Vor 38 Jahren war ich zum ersten Mal in Japan. Ich habe versucht die Japaner zu verstehen. Waren Unterschiede (zu uns) durch unterschiedliche Religionen begründet? - Wie groß war der Einfluss der Amerikaner? (Durch die "Besetzung" nach Kriegsende.) Ich war halt immer schon neugierig. So habe ich nicht nur die Tokio Motor-Show besucht, dort den VW-Importeur mit z.B. dem Produkt Golf "im Keller"  - natürlich dem Souterrain - entdeckt, sondern auch einen Verkaufspreis registriert, der mir "die Schuhe auszog". Ich war nicht nur bei Honda in der Produktion und Entwicklung, sondern auch bei Mitarbeitern dieser Firma zu Hause. Ich habe den anderen Wert von Grundstücken in Japan zu begreifen versucht und auch nicht gelächelt, als ich feststellen musste, das es bei der Müllabfuhr in Tokio Müllarbeiter mit Doktor-Titel gab. - Wie war eigentlich das Schulsystem? - Wie war es mit der Religion?

Ich habe eigentlich immer den Buddhismus mehr als eine Weltanschauung denn als Religion betrachtet (obwohl sie in den Statistiken als viertgrößte Relegion geführt wird). Umso erstaunter war ich damals, als ich  in Japan bei einem privaten Besuch abends- bei meiner Frage nach der Religion erfuhr: "Ja, Buddhismus - und ich bin katholisch." - Was? - Und ich habe es mir erklären lassen. Als Buddhist war dieser Japaner geboren und erzogen worden. Aber als Vater einer Tochter war er auch (zusätzlich!) noch katholisch geworden, weil  - wie er mir erklärte - "die katholischen Privatschulen des Landes die beste Erziehung bieten. Da werden aber nur Kinder aus katholischen Familien aufgenommen." - Also sei er katholisch geworden.

Hatte ich mich vorher ein wenig über die Art der japanischen Manager amüsiert, deren Kultur so gar nicht zu der Übernahme von amerikanischen Gepflogenheiten bei der Abwicklung von Geschäften passte, so habe ich das nach dem oben geschilderten Erlebnis ein wenig anders gesehen. Ich habe die deutschen Manager bedauert, die ihre japanischen Kollegen belächelten, sich als "Mittelpunkt der Welt" empfanden, während die Japaner mit ihrer Art des (scheinbar) zustimmenden Nickens bei denen den Eindruck erweckten, sie würden ihre deutschen Kollegen verstehen, deren Argumentation übernehmen.

Erinnern Sie sich - liebe Leser - doch mal, wann z.B. Honda mit der Produktion der ersten Motorfahrrädern in Japan begonnen hat.  Und wo ist Honda heute? - Ich weiß noch, dass deutsche Manager (aber auch Journalisten!) über Honda als Automobilhersteller lachten, wenn man versuchte, über deren Leistungen zu sprechen. Aber ich erinnere mich, dann schon 1977 - bei einem Fahrbericht über den ersten Honda Civic -  geschrieben zu haben, dass man sich bei BMW wahrscheinlich freuen würde, wenn man aktuell ein solches Auto im Angebot hätte.

Alles hat sich - seit dieser Zeit - weiter entwickelt. Das (falsche) Selbstverständnis europäischer Manager gegenüber ihren japanischen Kollegen ist eigentlich bestehen geblieben. Obwohl das (natürlich) geleugnet wird. Insgesamt wird die Industrie aus dem "Land der aufgehenden Sonne" aber heute schon ernst genommen.  Obwohl sich die Fertigungsstätten auch aus diesem Land ein wenig weg entwickelt haben. Außerdem geht es darum neue Märkte zu entdecken und strategisch zu erobern.

Doch für solche Eroberungsfeldzüge braucht man heute Geld. Man kann versuchen trickreich an Geld und Besitz zu kommen, wie das z.B. Wendelin Wiedeking versuchte. - Fehlgeschlagen. - Es gibt eben bessere Taktiker, Leute mit mehr Weitsicht, größerem Einfühlungsvermögen in Menschen und Märkte. - Und manchmal kommen die auch aus dem Morgenland und helfen im Abendland gerne mit ein paar Milliarden aus. Natürlich gegen Beteiligung.

Wie groß ist inzwischen der Einfluss großer Kapitalgesellschaften - z.B. aus Katar bei bei VW und Porsche? - Heute sind das alles "globale Player". Wer denkt da noch an vorhandene - gewachsene! - Unterschiede durch Herkunft, Ausbildung, Religion und Einflüsse des Umfeldes, in dem man aufwächst?.

Werfen wir doch einmal ein Blick auf die Bergab-Fahrt eines Konzerns wie BMW? - Sie meinen, man ist dort Premium? - Worthülsen stellen nicht den wirklichen Wert einer Sache dar. Wo steht BMW denn heute? - Wenn man BMW z.B. mit Audi vergleicht. Aber Audi ist nur Teil eines Konzerns, der groß und größer wird. Aber auch stärker?

Ohne das Geld arabischer Investoren wäre die derzeitige Entwicklung nicht möglich. Die Investoren bei VW und Porsche sind nicht als Personen auszumachen, sondern eine staatliche Kapitalgesellschaft, die Quatar Investment Authority (QIA). Katar ist übrigens die Bezeichnung für ein Emirat, das im arabischen mit Qatar bezeichnet wird (wenn man die arabischen Schriftzeichen umsetzt). Qatar wird seinen Einfluss über das Kapital bei VW auf bis zu  17 Prozent steigern. Eine gute Geldanlage. Das meint man nicht nur in Katar.

Eine Qadback Investments Ltd. hat übrigens lt. einer BMW-Pressemitteilung vom 15. September 2009 das BMW Sauber F1-Team gekauft, nachdem vorher Peter Sauber seine noch vorhandene Beteiligung von 20 Prozent an dem Team an BMW verkauft hatte. BMW macht zum Käufer sonst keine näheren Angaben. Und die Mehrheit der europäischen Journalisten schreibt die BMW-Mitteilung ab (s. den Grund dazu in meinem Vorspann oben), ergänzt sie höchstens noch durch das Gerücht, dass der Verkauf BMW 80 Millionen gebracht habe. (Merke: Eine große Zahl ist immer beeindruckend.) - Von der Bekanntgabe des BMW-Vorstandes, dass man aus der Formel 1 zum Jahresende 2009 aussteigen wolle bis zum Verkauf waren zu diesem Zeitpunkt gerade 14 Tage vergangen.

BMW war - ich würde das so klar formulieren - in der Formel 1 erfolglos. Es war auch keine Verbesserung absehbar, weil es im BMW-Konzern offenbar an Mitarbeitern fehlt, die sich, ihre Persönlichkeit auch wirklich in die Aufgabe einbringen, die ihnen  jeweilig gestellt ist. Das liegt natürlich auch an der Struktur und den jeweiligen "Häuptlingen". Bei VW gibt es eine andere Art von "Häuptlingen", wobei man dort sicherlich auch zwischen den vorgeschobenen und den handelnden Personen unterscheiden muss. - Nein, ich nenne hier keine Namen, weil das auch eigentlich überflüssig ist.

Aber vielleicht sollte ich doch mal auf eine Personalie aufmerksam machen: Wolfgang Hatz ist inzwischen Leiter der Motorenentwicklung im VW-Gesamtkonzern. Der - noch keine 50 alt - hat seine Laufbahn mal bei BMW begonnen, war dann nach einigen Jahren zu Porsche gewechselt, wo er sich mit der Entwicklung des Formel 1-Motors befasste. Dann war er Leiter der Motorenentwicklung bei Audi - eine Position die er auch heute noch (auf dem Papier?) einnimmt. Motorenentwicklung ist sicher sein Steckenpferd, mit dem er auch er auch eine andere Neigung von ihm "füttern konnte": den Motorsport.

Wobei mir gerade einfällt, dass der Dreijahresvertrag von Hans-Joachim Stuck Ende 2010 ausläuft; er müsste jetzt also bald erneuert, verlängert werden, was ich auch erwarte. Denn Hans (ich kenne ihn nun mal seit Jahrzehnten) hat im Konzern gute Arbeit geleistet, einzelnen Firmen bestimmte Motorsport-Aktivitäten zugeordnet. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine - sozusagen - konzernübergreifende Formel 1.

Und damit wären wir dann wieder bei BMW. Dort hat man an "Qadbak" (s.o.) das komplette Formel 1-Team verkauft. - Aber wer ist "Qadbak"? - BMW sagt nichts dazu. Peter Sauber weiß es. Sagt aber nichts und - schmunzelt. - Ich auch. Denn natürlich weiß ich, dass man nicht so einfach - jetzt auf gleich - in die Formel 1 einsteigen kann. Da muss man sozusagen "hinein wachsen". Es genügt einfach nicht, viel Geld in die Hand zu nehmen und einen Einstieg zu verkünden. Man braucht auch personellen Background mit entsprechender Erfahrung. Natürlich weiß das auch Hans-Joachim Stuck. Wenn er als Berater des VW-Konzerns von Wert sein soll, muss er diese Meinung auch bisher vertreten haben. -Aber  nun bietet BMW mit dem Verkauf seines Teams die Lösung.

Ich könnte mir also die Fortsetzung der Formel 1-Aktivitäten in Hinwil (Schweiz) sehr gut vorstellen. Unter den geschilderten Vorzeichen gibt es da eigentlich nur einen Konzern, für den eine solche Beteiligung wirklich Sinn macht. Und lassen Sie sich mal den Ausspruch eines VW-Sprechers auf die Frage nach der Formel 1 auf der Zunge zergehen: "Ein Einstieg in die Formel 1 ist für die Marke VW aktuell kein Thema." - Diese Äußerung wurde im August 2009 gemacht. - Und betrifft die Marke!

Und was ist mit dem Gesamtkonzern? -

Peter Sauber schmunzelt. - Wilhelm Hahne schmunzelt. - Vielleicht muss man nun im Jahre 2010 auch noch von "Hans im Glück" sprechen. - Vielleicht schmunzelt der jetzt auch.

Und bei BMW hat man allen Grund, "still ins Taschentuch zu weinen".

MK/Wilhelm Hahne


Jetzt sind Sie gefragt!.

Ihre Meinung zu obigem  Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden Sie mir ein e-mail

Danke, für Ihre Mitarbeit!