"Zufall ist ein Wort ohne Sinn;
nichts kann ohne Ursache existieren."

(Voltaire)


Was wird aus Opel? - Diese Frage ist auch nach monatelangen Verhandlungen ungeklärt. - Alle mischen mit. - Die wenigsten haben Ahnung.  - Manche haben auch einfach nur Absichten: die Verwirklichung von Träumen. - In der Realität?

Weil alle auf Magna setzten, war Fiat schnell aus dem Rennen. - Warum? - Und die Politiker machten Politik. Jeder Landesfürst für sein Land. Weil doch da ein Opel-Werk betrieben wurde. - Wo keins betrieben wurde, war man ruhig. Bis auf die Politiker in Berlin. Die schufen Unruhe. - Vor der Wahl. Weil man jede Opel-Stimme brauchte. Eine andere Stimme hob sich von denen ab: die der Gewerkschaft.  Klaus Franz träumte wohl davon, noch mal Unternehmer spielen zu können. Und Herr Schild, der Bezirkschef der IG-Metall verkündete auch Wahrheiten, die er besser vorher schon im Aufsichtsrat umgesetzt hätte. - Und GM verlangte bei diesem Schachspiel die meiste Bedenkzeit. Dabei wusste man wohl schon zu Anfang, was man eigentlich wollte: Opel nicht verlieren. Aber die "Schmutzarbeit", das Verkünden von Entlassungen, Betriebsschließungen, Lohnkürzungen, Wegfall von Prämien und Weihnachts- und Urlaubsgeld, die wollte man wohl gerne anderen überlassen. - Aus den Reaktionen der Öffentlichkeit konnte man so in Ruhe schließen, was denn eigentlich später mal durchsetzbar ist. - Wobei man natürlich auf Zuschüsse - gleich von welcher Fraktion - nicht verzichten möchte. Landesmittel? - Gerne! - Bundesmittel? - Bitte auch! - Bei Magna hat man GM gerne geholfen. Schließlich ist GM für Magna der größte Auftraggeber. So ist man bei Magna auch GM nicht böse, wenn nun scheinbar Zukunftspläne zerstört werden. - Eigentlich ist es auch egal, wie die Geschäfte miteinander laufen. Hauptsache sie laufen. - Doch in der Politik wird jetzt gejault. - Wenn der eine JA sagt, sagt der andere NEIN. - Und die Opel-Arbeiter demonstrieren. - Ohnmacht. -  Und der Sieger steht eigentlich heute schon fest, denn es ist ein Kampf...

Träumer ./. Realisten

09-11-16/03 - Realität ist: Aus der Adam Opel AG wurde eine GmbH. - Warum? - Hat sich das eigentlich niemand gefragt, als das - heimlich, still und leise - im Jahre 2005, exakt am 7. Dezember geschah?  'Es wurde mit "Bürokratieabbau und Kostensenkung" erklärt. Für alle die, die nicht danach gefragt hatten. Aber wer fragte, bekam keine Antwort, vor allen Dingen dann, wenn die Nachfrage schon präziser war. Beispiel:

"Wurde Opel (auch) zur GmbH, weil die bisherige Organisationsform Eingriffe (Weisungen!) von außen eigentlich nicht zuließ, gegen bestehendes AG-Recht verstieß?"

So habe ich z.B. in 2006 gefragt. Immerhin hatte eine Claudia Martini - vom damaligen Firmenchef Forster geholt - sich mehrfach intern erstaunt erkundigt, ob das denn, was da gerade abging, nach geltendem AG-Recht überhaupt möglich wäre. Sie hatte das auch (intern) schriftlich festgehalten.  Man wollte Komplikationen vermeiden und GM schuf so die Opel GmbH.

Ich hatte damals noch mehr Fragen. Auch solche zu aktuellen Funktionsfehlern bei - nicht mehr neuen - Opel-Automobilen. Lange vorher waren Opel-Automobile mal mit dem Slogan "Opel - der Zuverässige" beworben worden. Das war lange vorbei. Darum hätte ich auch gerne Antworten auf meine Fragen gehabt. Die waren zunächst an Frank Klaas gerichtet. Ich erhielt aber niemals von ihm eine Antwort. Schließlich hatte er mir mal "Hausverbot" erteilt. (Für die Lounge am Nürburgring.) - Musste er darum vielleicht nun den "starken Mann  spielen"?

Darum war ich schon erstaunt, wenn genau dieser Frank Klaas sich auf der diesjährigen Automobilausstellung in Frankfurt (IAA) bei mir für sein damals "überzogenes Handeln" entschuldigte. Als ich das auf diesen Seiten vermeldete, da erhielt ich Anrufe aus dem Opel-Umfeld, ob das denn wirklich stimmen würde. Alle gaben vor, Frank Klaas "besser" zu kennen und hielten eine solche Entschuldigung ohne ganz besonderen "Anstoß" für unmöglich. - Nicht bei Frank Klaas. - Übrigens ein "Lieblingskind" von Herrn Forster, wie ich erfuhr. Foglich dürften nun die Tage in seiner bisherigen Position gezählt sein, denn Forster kann nicht mehr absichern, schützen. Er hat das Weite gesucht.

Das ist sicherlich - wie Sie meinen früheren Geschichten entnehmen können - aus meiner Sicht kein Verlust für Opel. - Aber wer folgt nun bei New Opel nach?

Wie sagt der IG-Metall-Bezirkschef Armin Schild derzeit: "Wer ein eigenständiges Unternehmen Opel haben will, muss auch eigenständige, kompetente Manager haben. Die sehe ich derzeit bei GM nicht." - Interessant! - Denn Armin Schild ist auch Aufsichtsratsmitglied bei Opel. Und wer kann Personalentscheidungen treffen, wenn Sie notwendig erscheinen? - Der Aufsichtsrat. Und der sollte zunächst mal auf Opel schauen. Nicht mit dem Finger auf angebliche Schwächen bei GM zeigen. - Um abzulenken?

Auch Klaus Franz ist bei Opel nicht nur Betriebsratsvorsitzender, sondern auch Aufsichtsratsmitglied und hat in dieser Funktion z.B. auch die "Umwandlung" von der AG in eine GmbH mit abgenickt. Oder haben Sie 2005 etwas anderes gehört? Heute fordert er wieder eine eigenständige AG. - Davor hat er mal eine eigenständige Europa-AG gefordert. Er fordert, wie es (ihm) gerade passt. Jetzt sah er wohl aktuell eine Chance, vom Gewerkschaftler zum Unternehmer aufzusteigen. Denn der Lohnverzicht, der auch von ihm den Opel-Mitarbeitern nahe gebracht wurde, der hätte nicht nur einen 10 Prozent-Anteil der Opel-Mitarbeiter an der Firma bedeutet, sondern auch, dass er diese 10 Prozent innerhalb der Firmenleitung vertritt. - Dachte er.

Dabei waren alle bisherigen Vorschläge und Absichtserklärungen nur grob behauenes Holz, aus dem sich für mich noch keine klare Struktur abzeichnete. Wie sollte z.B. mit dem persönlichen Besitzanteil jedes Mitarbeiters an Opel umgegangen werden, wenn der aus der Firma ausschied? - Was passierte im Todesfalle? - Es gibt da ungezählte Fragen.

Auch z.B., - für mich die Frage - wer denn eigentlich den Sanierungsbedarf errechnet hat, der jetzt zuletzt von GM mit 3,3 Milliarden Euro genannt wurde? - Armin Schild, der IG-Metall-Bezirkschef (und Opel-Aufsichtsratsmitlgied) rechnet mit doppelt so hohen Kosten. Und Klaus Franz, der Opel-Betriebsrat machte deutlich, dass derzeit bei Opel in jedem Monat "70 Millionen verbrannt werden". - Das ist eindeutig und für jeden verständlich - aber wohl auch Realität. - Beides.

Und was ist mit den deutschen und europäischen Werken? - Erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass das Werk in Saragossa (Spanien) plötzlich wieder Opel zugerechnet wird. Dabei weiß eigentlich jeder in der Branche, dass dieses Werk offiziell im GM-Besitz war. Genauso übrigens wie das Technische Entwicklungszenter in Rüsselsheim. Es gehörte schon lange nicht mehr zu Opel. Und wenn dort Opel-Ingenieure ihre Arbeit machten, dann waren sie von Opel an GM ausgeliehen, weil diese Leute nicht ihre Rentenansprüche durch einen Firmenwechsel verlieren wollten.

Wäre Magna eigentlich überhaupt die richtige Lösung für ein New Opel gewesen? - Ich sage NEIN. Es fehlte dort an ausreichender wirtschaftlicher Kompetenz. Und ohne eine weitere Anlehnung an GM, wäre ein New Opel - auch in Verbindung mit Magna - nicht überlebensfähig gewesen. Selbst wenn man Saragossa und das TEZ in Rüsselsheim wieder Opel zugeschlagen hätte. Eisenach (übrigens eine eigenständige GmbH) ist z.B. ohne Saragossa nicht überlebensfähig. Ein New Opel kann  sich überhaupt nicht von GM abkoppeln; d.h. aber auch, dass man die alten Organisations-Strukturen nicht verändern kann. Mit einer (eigentlich notwendigen) Strukturveränderung wäre New Opel isoliert. - Man kann auch nicht ohne eine "Mutter" zukünftig Entwicklung und Einkauf betreiben. Schon aus Kostengründen nicht.

Woraus sich ergibt, dass Klaus Franz mit seinen Vorbehalten gegenüber Fiat ("...in denselben Segmenten unterwegs") eigentlich seinen Unverstand verdeutlichte. - Denn warum funktioniert das z.B. bei VW? -

Wenn sich allerdings GM jetzt mit öffentlichkeitswirksamen Entscheidungen bei der Politik (und den Opel-Werkern) anbiedert, so sind die nur als Taschenspielker-Tricks zu werten. Zürich, die Europa-Zentrale, wird aufgelöst. Deren (offizielle) 150 Mitarbeiter übersiedeln nun nach Rüsselsheim. - Na und? -. Außer Spesen nichts gewesen. Denn man sollte nicht übersehen, dass der derzeitige GM-Boss, Fritz Henderson, ein Asien-Fan ist. Darum hat der auch sofort, nachdem er New GM wieder realisiert hat, die GMIO, die General Motors International Operation neu gegründet. Früher hatte die mal ihren Sitz in Zürich und wurde von Managern wie Hughs oder Hanenberger geleitet. Die New GMIO, die praktisch Anfang Oktober ihre Arbeit aufgenommen hat, hat ihren Sitz in - Shanghai.

Der dortige Executive-Vice-President heißt Nick Reilly, exakt jener Mann, der nun in den nächsten Monaten in Rüsselsheim für Ordnung sorgen soll. - Wie in Luton? - Dieses englische Werk hatte er geschlossen. Gegen alle Widerstände. Er brauchte dafür persönlichen Schutz, sein Haus musste Tag und Nacht bewacht werden. Es gab tatsächlich Polizeischutz. - Reilly tat ungerührt seine Arbeit. Menschliche Anteilnahme wird in diesen Managementpositionen als Schwäche gewertet.

Wer wird denn Reilly in seiner (vorübergehenden?) Zeit in Deutschland begleiten? - Da fällt mein Blick auf einen Mann, der schon mal in Deutschland GM-Interessen im Umfeld der Opel-Öffentlichkeitsarbeit vertrat: Johan Willems. Der ist zur Zeit in Shanghai. - Wären Sie darauf gekommen? - Exakt diesen Mann hatte ich mit meiner eingangs zitierten Frage im Jahre 2006 in Rüsselsheim angeschrieben. Er hatte meine Frage - vertrauensvoll - an Frank Klaas weiter geleitet, der hatte sich dann in einem internen Meeting durchgesetzt und einen seiner Mitarbeiter, den ich seit Jahrzehnten kenne, dann mit einer Antwort per E-mail betraut, die folgenden Inhalt hatte:

"...danke für Deine E-Mail von heute früh an Johan Willems.
Wir haben sie zum Anlaß einer Überprüfung der bisher gepflegten Praxis
genommen, auf Anfragen von Dir grundsätzlich nicht zu reagieren. Es wurde
entschieden, an dieser  Praxis auch für die Zukunft festzuhalten."

Mal sehen, was man bei Opel unter "Zukunft" versteht. Frank Klaas hat mit der damaligen Einstellung gebrochen. Er hat sich bei mir entschuldigt und das "Hausverbot" zurückgenommen. - Ich erwarte, dass nun Johan Willems demnächst das PR-Ruder in Rüsselsheim übernimmt. - Und Bob Lutz kommt als Ober-Aufseher.

An dessen Verantwortungsgebieten - gerade in seiner Bündelung - lässt sich erkennen, welchen Wert die Öffentlichkeitsarbeit (Pressearbeit) bei GM hat, wie sie "bewertet" wird: Bob Lutz verantwortet (u.a.) PR & Marketing. GM betrachtet wohl PR, also Presse- und Öffentlichkeitsarbeit als einen Teil des Marketings. Und handelt entsprechend? - Man darf gespannt sein.

Teil der New Opel-Strategie - umgesetzt durch New GM - kann nur sein, Opel weiter nach oben zu platzieren. Chevrolet hat schließlich schon unten - am früheren Platz von Opel - seinen Markt gefunden. Der Insigna ist ja auch (angeblich!) ein großer Verkaufserfolg. Sagt jeder Opel-Mann. Auch wenn man ihn nicht fragt. Dabei wird derzeit für Rüsselsheim - wo der Insigna gefertigt wird - die Kurzarbeit ab ungefähr Mitte Dezember 2009 vorbereitet. Natürlich sagt da niemand etwas dazu.

Ich hatte übrigens in meiner E-mail 2006 an Johann Willems gefragt:

Ist es richtig, das die Entwicklung des neuen Opel Corsa (des Nachfolgers des gerade von Ihnen vorgestellen neuen Modells - "Plattform" gemeinsam mit neuem Fiat Punto - damit wir uns nicht falsch verstehen) komplett in Korea erfolgt?

Um diese Frage meinen Lesern zu beantworten, die bisher niemals von Opel oder GM beantwortet wurde: Ja, der neue Opel Corsa entsteht in Korea. Und wenn in meiner jetzt rd. 3 Jahre alten Frage noch von einer Basis auch für den Fiat Punto die Rede ist, dann sei daran erinnert, dass es "damals" schon eine enge GM-Verbindung zu Fiat gab. Aber - und das wird einfach übersehen - auch heute (nach der Trennung von Fiat) betreibt GM eine "Power-Train"-Depandance in Turin, hat dort für große Neubauten langfristige Mietverträge unterschrieben. - Nicht Opel.

Wenn man alle Dinge, über die bisher in der Öffentlichkeit nicht gesprochen wurde (und von denen die Politiker keine Ahnung haben) einmal Revue passieren lässt, so wäre eigentlich (außer einer Insolvenz) die Anlehnung an Fiat die einzig mögliche Alternative gewesen. Auch dort hätte man dann Opel "oberhalb" des Fiat-Programms ansiedeln müssen. Aber da hat Fiat eigentlich schon genug Probleme mit Lancia.

Tatsächlich gibt es die wenigsten Reibungsverluste, wenn New Opel bei New GM bleibt. Und wenn man alle Zukunftsträume beiseite schiebt, dann muss man eigentlich erkennen: GM hat das schon hinter sich, was Opel noch vor sich hat: die Insolvenz. - Es sei denn, die Abteilung Politik in Berlin glaubt auf einige Milliarden Steuergelder verzichten zu können. - Was dann aber andere Automobilhersteller in Schwierigkeiten bringen wird. - Denn der Markt für Automobile ist zumindest in Europa nicht mehr entwicklungsfähig. Zukunftschancen bestehen noch in Asien. Aber leider nicht mit überflüssigen, weil nicht ausgelasteten europäischen Werken.

Insofern ist die derzeitige GM-Politik zwar schwer verdaulich, aber leider (!) sogar für mich verständlich. Die Fehler der Vergangenheit holen den Hersteller Opel ein. Es sind die Fehler, die ich vor vielen Jahren zu verdeutlichen suchte. Wozu Opel, d.h. exakt: einigen Managern, dann nichts besseres einfiel, als mich mit Prozessen zu überziehen und - mir Hausverbot zu erteilen.

Wie sagte meine Oma immer: "Der liebe Gott straft alle bösen Kinder." - Bei GM/Opel waren es nicht so sehr böse, sondern mehr große - aber von sich überzeugte - aber ein wenig einfältige Kinder.

Es hat sich heute wenig geändert bei Opel. Die "Kinder" sind anders geworden, "New Kinder" sozusagen. - Mal sehen, wann Klaus Franz erwachsen wird.
MK/Wilhelm Hahne

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