In der DTM (Deutsche Tourenwagen-Masters) wird derzeit nicht nur um den Titelgewinn gekämpft. Es geht auch um das "Standing" von Personen. Nicht nur als Fahrer. - Auch Rennleiter machen keine gute Figur. Aber dazu muss man einige Hintergründe kennen. Die nachstehend erzählt werden sollen.

Ich habe mir lange keine DTM-Veranstaltung mehr angesehen. Weder live noch im Fernsehen. Ich empfinde die DTM nicht als Motorsport. Bei Mercedes (AMG), bei Audi - und nun auch bei BMW  ist man anderer Meinung. In den Marketing-Abteilungen. Wenn Sportabteilungen noch das sind, wonach sie benannt sind, dann nicht. Aber bei Audi ist die Sportabteilung eigentlich (inzwischen) mehr dem Marketing zugeneigt. Die eigentlichen Audi-Sportler findet man mehr bei "quattro". Eine Änderung ist aber schon eingeleitet. Bei "quattro", versteht sich. Und die Sportabteilung arbeitet Hand in Hand mit der Werbeabteilung, die ihre "Anregungen" wiederum vom Marketing erhält. So ist es denn auch keine Überraschung, wenn in der letzten Ausgabe der "Auto-Zeitung"  (Nr. 19), auf den  Seiten 6 und 7 eine Audi-Anzeige zu finden ist, in der man (textlich) die DTM zur "populärsten Tourenwagen-Meisterschaft" macht. - Dumm nur: Die DTM ist niemals eine Meisterschaft gewesen, hat nie von der Sportbehörde einen Meisterschafts-Status zugesprochen erhalten. Das sollten zwar alle Beteiligten wissen, aber eine Gruppe von besonders gebildeten Leuten (wozu z.B. auch ARD-Reporter zu zählen sind), sprechen immer wieder von "Meisterschaft". Damit das auch die Vorstände glauben. Dabei ist die DTM mehr eine Konkurrenz für "Burger King" und "McDonalds". Die Abfütterung der jeweils angereisten Audi- und Mercedes-Kunden gehört nämlich zu den der DTM zugerechneten Ritualen. Auch der Kampf um den Titel. - Wenn es denn ein sportlicher Kampf wäre.

Wenn aus Kampf Krampf wird

11-09-12/02 - Ich muss es gestehen: Ich habe mir den DTM-Lauf in Brands Hatsch (GB) im Fernsehen angesehen. Und habe gestaunt. Natürlich auch wegen der Art der Berichterstattung. Nicht nur in der ARD, die mit ihren Sendezeiten auch die Renndauer bestimmt. Auch Tage danach, als die ersten Rennberichte in den Sportzeitschriften erschienen. Sie sind vordergründig sicherlich nicht schlecht. Aber ohne jeden Hintergrund.

Natürlich war es dumm, dass es am Renntag regnete. Wenn es regnet, man langsamer fahren muss, dann werden eben weniger Runden gefahren. Damit das Rennen in das Sendeschema der ARD passt. Da gibt es klare Vereinbarungen. So fuhr man in Brands Hatsch, auf einer Rennstrecken von 1.929 Meter Länge, dann 88 statt 98 Runden. Und es gewann ein Audi. Der Fahrer: Martin Tomczyk. Der hat nicht nur einen in der Motorsportpolitik zufällig sehr wichtigen Mann zum Vater, sondern auch einen sehr erfahrenen und guten Mann als Renningenieur neben sich. (Der war übrigens früher mal für BMW tätig.) - Und so gewann dann Tomczyk auf einem "alten" Audi des Jahres 2008.

Dumm gelaufen. - Nicht nur für Mercedes, sondern auch für den  Audi-Sportchef. Es gab nämlich schon im Vorfeld zu dieser Saison erste Anzeichen, dass vielleicht ein Audi-Fahrer zu BMW wechseln würde, weil diese Firma in 2012 in diese Marketingmaßnahme DTM  einsteigen will. Schließlich braucht man dazu auch Fahrer. Und wo doch der Vater... - Weil manches in der Branche nicht so dicht ist, bekam man bei Audi Wind von den evtl. Absichten eines ihrer Fahrer. Also hat man dessen Vertrag geprüft. Der war wasserdicht. Nein, man würde diesen Martin Tomczyk als Fahrer für die Saison 2011 nicht feuern können. Außerdem galt es die (wichtige) Position des Vaters zu berücksichtigen.

Da entschloss man sich zu einem pfiffigen Schachzug. Dachte man. Und verordnete dem Martin Tomczyk ein "altes" Auto, dazu noch in einem Team (Phoenix), das nicht als meisterschaftswürdig empfunden wurde. - Beim Team Abt wird man sich still die Hände gerieben haben. Tomczyk sollte abgestraft werden. Dachte man. - Aber 1.) kommt es anders und 2.) als man denkt.

Wie es der Zufall will, lag der Audi-Fahrer Tomczyk vor dem DTM-Lauf in Brand Hatsch punktemäßig hinter Bruno Spengler, dem Mercedes-Fahrer. Da hatte es aber auch durch "Untergrundkanäle" die Info gegeben, dass Bruno Spengler in der Saison 2012 von Mercedes zu BMW wechseln würde. Natürlich war (und ist) das alles unbestätigt. Jeder in der Branche spricht darüber. Aber keiner weiß etwas Genaues. (Oder tut wenigstens so.)

Diese mir bekannte Situation hat mich übrigens auch dazu gebracht, mir den DTM-Lauf in Brands Hatsch anzuschauen. Im Fernsehen. Und ich fand schon beeindruckend, wie man bei Mercedes alles tat, um einen Erfolg dieses Bruno Spengler zu verhindern. Man stelle sich vor: Spengler gewinnt in 2011 die DTM, dann würde er für 2012 die so werbeträchtige Startnummer 1 mit zu BMW, dem Neueinsteiger in diese Nicht-Meisterschaft, mitnehmen. Und Spengler führte nun mal vor dem Lauf in Brands Hatsch die Fahrerwertung an. Da man Bruno Spengler außerdem noch den komplexen Rennfahrern zurechnen muss, war - im Falle dass es beim Rennen regnen würde - mit einer guten Vorstellung dieses Mannes zu rechnen.

So hat man im Team dann - natürlich irrtümlich - einen "falschen" Reifensatz im Freien Training montiert, so dass Spengler auf jeden Fall dann (wegen einer entsprechenden Sportstrafe) zwei Startplätze weiter hinten, als im Qualifying erreicht, starten musste. - Spengler schaffte es dann  im Qualifying dank seiner fahrerischen Klasse (trotz der Bemühungen des HWA-Teams um Technik-Chef Gerhard Ungar) auf Platz 6, musste also von Startplatz 8 ins Rennen gehen.

Der andere, unter seinen BMW-Gesprächen Leidende, Martin Tomczyk, schaffte es auf Startplatz drei zu kommen.

Meine Großmutter pflegte mich als Kind zu trösten, wenn ich mal wieder über eine entdeckte Ungerechtigkeit jammerte: "Der liebe Gott straft alle bösen Kinder."

Das war in diesem Fall ganz einfach: Der "liebe Gott" ließ es am Renntag regnen und einige Leute (die es auch verdienten) wurden - wie die "motorsport aktuell" im Titel richtig schrieb - "Nass gemacht". Tomczyk hatte leichtes Spiel: Seine Markenkollegen Edo Morner, Mattias Ekström und Mike Rockenfeller leisteten keinen Widerstand und außerdem verfügte Tomczyk über eine perfekt zum Wetter passende Fahrwerkeinstellung. Seinem Renningenieur, einem Mann mit BMW-Erfahrung, sei's gedankt!

So endete dann der DTM-Lauf in Brands Hatsch eigentlich mit einer Katastrophe. Für Abt (weil ein Phoenix-Auto gewann), für Mercedes (weil man hier nun praktisch auf den Gewinn der DTM 2011 verzichten muss), für Norbert Haug (weil ihm nun keine sinnvollen Erklärungen für den Vorstand einfallen werden) und für Dr. Ullrich (weil sich eine "Bestrafung" anders auswirkte als gedacht).

Bei Phoenix jubiliert man, weil man nun wahrscheinlich die "Masters" (die keine Meisterschaft ist) mit einem "Altauto" gewinnen kann. Vielleicht kann man damit (ein Tipp für die Audi-Marketing-Abteilung) dann das Audi-Gebrauchtwagengeschäft ein wenig beleben.

Und Bruno Spengler, Noch-Mercedesfahrer, spielt den "jungen Naiven". Er wird sich auf die letzten Rennen konzentrieren. Und lächelt jeden Fragesteller an. - Keiner weiß, was er weiß. Es ist nun mal so: Bei den "Superschlauen" (die sich dafür halten) kommt man als "Dummer" (wenn man den gut spielt) immer noch am Weitesten.
 
Auch Jörg Müller, den ich Ende August mal - nur so - nach der Fahrerbesetzung bei BMW für die DTM in 2012 befragte, gab zur Antwort: "Die steht noch nicht fest." - Aber Farfus? - "Ja, der schon." Und Priaulx? - "Der auch." - Und Spengler? - "Ja, das habe ich auch in der Zeitung gelesen." - Es steht also nichts fest. - Bis auf das was feststeht.

Alles ist also so, wie es in der DTM als normal gilt: Einiges ist immer unklar, da halt "fremdbestimmt". - Eventuell auch Siege? - Wenn's denn sein muss!
MK/Wilhelm Hahne

Jetzt sind Sie gefragt!
Ihre Meinung zu obigem  Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden Sie mir ein e-mail

Danke, für Ihre Mitarbeit!