24-Stunden-Rennen
dauern nicht immer so lange wie der Titel sagt. Wenn man sie z.B. im
Kino erlebt. Aber 24-Stunden-Rennen im Kino sind selten. So ist der
Film über das diesjährige 24-Stunden-Rennen am Nürburgring eigentlich
ein Unikat. - Schon weil er gut ist. - Ich habe ihn mir in Duisburg
angesehen.
Zwei
meiner Neffen, also Söhne eines meiner Brüder, hatten mich eingeladen.
Sie hatten einen Film über das 24-Stunden-Rennen in Spielfilmlänge im
Angebot. Sie wollten gerne - nachdem der Film schon als
"Stunden"-Ereignis bei VOX gelaufen war - mal verdeutlichen, dass ein
solcher Film, auch wenn er von seiner Länger her eher in Richtung zwei
Stunden tendiert, nicht langweilig sein muss. Für den normalen
Kinobesucher. - Aber bin ich normal? - So habe ich dann noch meine Frau
mit nach Duisburg genommen. Zwei sehen mehr als Einer. - Zur Sicherheit
- damit es nicht eine Reise mit einem unsicheren Ausgang wird - haben
wir uns in einem guten Lokal dort oben in der Region einen Tisch zum
Abendessen reservieren lassen. Wenn der Film schon nichts wäre, würde
sich zumindest das Abendessen lohnen. (Weil wir das Lokal aus anderen
Besuchen kennen.) Übrigens: Den Film bei VOX hatte ich mir aus
irgendwelchen Termingründen nicht ansehen können, war also ahnungslos.
Obwohl ich eigentlich davon überzeugt
war, dass meine Neffen - mir schon durch interessante und einfühlsame
Berichterstattung bei anderen Themen aufgefallen - das 24-Stunden-Thema
schon im Griff haben müssten. Wenn nicht sie, wer dann? - Also auf nach
Duisburg!
"We´re all made of emotions..."
11-09-12/04
- Das
Zitat, das hier zum Titel wurde, stammt von Ayrton Senna. Und es sagt
etwas aus, was in unserer Gesellschaft vielfach verdrängt wird. Es geht
um Sachentscheidungen, um immer wieder bessere Drei-Monats-Ergebnisse.
Es geht um Geld. - Natürlich leben wir davon, aber wir würden
verkümmern, wenn wir Geld zur einzigen Triebfeder unseres Handelns
machen würden. - Dachte ich, während wir dem Niederrhein entgegen
fuhren.
Ich bin dort geboren und es ist immer wieder ein
eigenartiges Gefühl dort, in die Nähe seines Geburtsortes zurück zu
kehren. Ich habe dort gearbeitet. Auch in Duisburg, der Stadt, die
wir gerade als Zielort gewählt haben. Aber die Stadt hat sich
verändert. Oder auch nicht. Wenn man lange nicht mehr dort war, fällt
einem auf, dass man inzwischen Allgemeinplätze zum Thema Ruhrgebiet
übernommen hat. Alles grau, trostlos? Stimmt nicht. Ich sehe viel Grün
und finde sogar in der Nähe des Kinos einen Parkplatz.
Wir sind zur Premiere der Spielfilm-Dokumentation "24hours.ONE
TEAM. ONE TARGET" eingeladen, die mit einer "Summer Lounge Preview
Party" im Filmforum Duisburg gefeiert wird. Tim & Nick (Hahne), die
beiden "Filmemacher" sprechen von einer Premiere des "Director's Cut".
Das ist wohl die Version des Films, die sie auch aus eigener Sicht als
ideal betrachten.
Vor der Vorstellung steht man in dem kleinen,
dem Kino angeschlossenen Bistro in Gruppen zusammen und plaudert über
Motorsportthemen. Das fällt nicht schwer, weil man sich untereinander
kennt, seit Jahren, vom Sehen, weil man sich einfach über das Thema
verbunden fühlt. Da steht einer der Filmemacher, Tim, z.B: mit
Jörg Müller, dem BMW-Werksfahrer zusammen, den er sicher in den vielen
Tagen des Drehs gut kennen gelernt hat,
nten
Ich treffe auf alte Bekannte und Freunde, mit denen mich eine Menge gemeinsames
Erleben verbindet. Auch wenn wir uns mit einer Unterbrechung von vielen
Jahren hier zufällig (?) treffen, so ist es zumindest bei mir so, dass
meine, erst gestern mit ihnen geplaudert zu haben. Mike Frison ist auch
da, ragt mit seiner Figur über viele hinaus.
Ein schönes Kino, eins mit dem Flair - und in den Farben - eines Kinos von gestern.
Und
die Filmemacher begrüßen ihre Gäste und der Film startet. Es liegt die
Spannung wie vor einem Rennen in der Luft. Alles hat sich zurecht
gerückt und vor uns beginnt das Drama eines 24-Sunden-Rennens. Tipp für
Tim & Nick: Es ist um ungefähr um 3 - 4 dBA zu laut. Der Film
würde bei etwas geringerem Lärm bei der Vorführung gewinnen. Das ist
übrigens nicht nur mein Eindruck, wie ich nach der Vorstellung in
Gesprächen draußen vor der Tür bestätigt finde.
Viele werden
sagen, dass es viele Hauptdarsteller in diesem Film gibt, in dem auch
alle gleich wichtig sind. Eigentlich gibt es bei einem 24-Stunden-Rennen auch
keine "Nebenrollen" zu besetzen. Aber für mich ist Charly Lamm der
Hauptdarsteller.
Ich
selbst kann den Film nicht mit der für einen Kritiker eigentlich
notwendigen Distanz betrachten. Die Dokumentation greift mich an, hüllt
mich ein, ruft Erinnerungen wach. Es gibt Stellen, da muss ich zum
Taschentuch greifen. - Ja, so ist es. So war es. Ich kann nicht sagen,
wie ein "unerfahrener" Filmbetrachter diesen Film sehen und empfinden
wird. - Mir "geht er an die Nieren".
Mich, der vielleicht um
ein Dutzend 24-Stunden-Rennen selbst in einem Team, am Steuer, in Tag-
und Nachtschichten erlebt hat, mich erreicht der Film auf der
emotionalen Ebene. Ein normaler Bürger kann es sich vielleicht nicht
vorstellen, aber spätestens beim Eintreffen im Fahrerlager taucht man
als Fahrer in eine andere Welt ein. Der normale Alltag ist weit weg.
Man lebt ab sofort - bis zum Fallen der Zielflagge - in einer eigenen
Welt. In der übrigens das Menschliche überwiegt. Auch wenn das Viele
verdecken wollen. Später, danach - oder im Film.
Tim & Nick
ist eine hervorragende Dokumentation gelungen, weil sie eine Menge von
dem "rüber bringt", was ein 24-Stunden-Rennen ausmacht. Es ist wie das
Leben einer Ein-Tages-Fliege. Nur, dass man die Erfahrungen, den
Extrakt dieses kurzen Lebens dann mit hinüber nehmen darf in ein
anderes, ganz anderes - und damit neues - Leben.
Am Ende des
Films ist mein Taschentuch feucht. Und draußen, vor dem Kino, treffe
ich einen wohl auch "angerührten" Charly Lamm, den Team-Chef des
Schnitzer-Teams, der den Einsatz beim auch diesjährigen 24-Stunden-Rennen
leitete.
Ich
spreche mit ihm über meine Empfindungen beim Film-Erleben. Er hat keine
Probleme damit zuzugeben, dass er auch Tränen mit seinem Taschentuch
beseitigen musste. Mich wundert das nicht. Die großen Erfolge von
Charly Lamm liegen in seiner Menschlichkeit, seiner großen
Empfindsamkeit, seiner Emotionalität begründet. Aber wer versteht das
schon bei BMW? - Um als DTM-Team "genutzt" zu werden, musste sich das
Schnitzer-Team neu für 2012 bewerben. - !!! -
Die Mutter von Tim & Nick geht vorbei.
Sie
fährt übrigens hervorragend Motorrad. - Das fällt mir gerade so ein.
Vor vielen Jahren habe ich sie gerne bei Fotoproduktionen für meine
Motorradgeschichten eingesetzt.
Ein wunderschöner Sonntag geht zu Ende. - An der Ecke neben dem Kino spielt ein Straßenmusiker.
Man hat den Eindruck, er spielt für die nächste Leasingrate des neuen McLaren.
Ich muss lächeln, während ich mit meiner Frau und meinen Bruder Bernd...
...den
ich noch aus einem Gespräch mit dem wichtigsten deutschen
McLaren-Mitarbeiter und Neffen Nick herauslösen muss, zu einen sehr
guten Abendessen fahre. Es ist nicht nur das Essen, auf das ich mich freue, es ist auch das,
was man "Ambiente" nennt. Und die Harmonie die die Genießenden vereint.
- Wie beim eben gesehenen Film.
Als wir in die Eifel zurück fahren (meine Frau
fährt, weil ich natürlich Wein zum Essen getrunken habe), da sagt sie
mir: "Ein schöner Tag. - Schau mal nach links."
Wir sind wieder in der Realität angekommen. Und ich sage: "Eveline Lemke war schon hier." -
Und wir lachen uns an - und freuen uns auf unser Zuhause in der Eifel.MK/Wilhelm Hahne
Jetzt
sind Sie gefragt!
Ihre Meinung zu
obigem Beitrag
können Sie mit einem Klick
und ein paar Sätzen loswerden:
Senden
Sie mir ein
e-mail
Danke,
für Ihre Mitarbeit!