99-07-29, in Virneburg/Eifel

Guten Tag!

Ich habe mir Anfang Juli mal die verkaufte Auflage einiger Fachzeitschriften angesehen. Das fällt mir gerade jetzt ein, wo ich Heft 16 von "auto motor und sport" vor mir liegen habe. Da gibt es erste Fotos (offizielle) des Porsche Turbo, da gibt es die Vorstellung des "neuen" Opel Omega.

Jetzt, danach, werden durch Porsche und Opel sicherlich auch andere Medien informiert werden. "auto motor und sport" ist eben ein bedeutender Titel. Zwischen Heft 9 und 11 verkaufte sich das Heft immerhin jeweils rund 500.000 mal. Der Zahl nach - und nicht zu vergessen jede Woche - verkauft sich "Auto-Bild" im gleichen Zeitraum mit jedem Heft knapp 800.000 mal. - Also wenn "ams" 1 Million mal verkauft wurde, wurde am Kiosk (oder durch Abo) 3,2 Millionen mal nach "Auto-Bild" gegriffen!

Und trotzdem wird "auto motor und sport" bei den offiziellen Informationen bevorzugt. Aber dort ist man ja auch besonders brav. Da schreibt man nicht nur das  über den BMW Z8, was man in München gerne verbreitet wissen möchte, sondern der stellvertretende Chefredakteur, Peter Frey, schreibt exakt an anderer Stelle das nieder, was BMW gerne "objektiv" von draußen so geäußert haben möchte.  (Tolle Leistung, Herr Gaul!)

Lt. "ams" wird so der "ehemalige BMW-Vertriebsvorstand" Reitzle (ich wußte gar nicht, daß er sich so nannte!) von Ford nun "mit etwa 15 Millionen Dollar alimentiert". Damit verglichen erhält sicherlich Peter Frey nur ein besseres Gnadenbrot. - Wenn das mit den 15 Mio (Dollar!) bei Reitzle stimmen würde. Aber es stimmt genauso wenig wie seine Ex-Vorstandsbezeichnung. Aber für Peter Frey ist Reitzle das schon als "Headhunter" wert, weil er wichtige BMW-Leute nun zu Ford geholt hat. - So schildert das Peter Frey.

So - oder ähnlich - hatte sich sicherlich Richard Gaul, immer noch oberster Öffentlichkeitsarbeiter bei BMW, eine öffentliche Darstellung über die Funktion eines Dr. Reitzle bei Ford wohl auch in idealer Weise vorgestellt. Dabei melden sich BMW-Mitarbeiter (und nicht nur die bisher in die Ford-Organisation gewechselten) sicherlich aus eigenem Antrieb bei Reitzle. Da braucht es keinen Headhunter und auch keine Bemühungen von Reitzle. Da sorgt der derzeitige BMW-Vorstand schon für eine ideale Ausgangsposition.

Peter Frey bezeichnet es als einen "Coup", der Reitzle mit der "Verpflichtung von Vic Doolan, dem bisherigen Präsidenten von BMW of America" gelungen sei. Würde sich Frey auskennen (oder recherchiert haben), so würde er nicht so einen Blödsinn schreiben. Oder kannte etwa Peter Frey nicht das Verhältnis zwischen Heitmann (dem neuen BMW-Vertriebsvorstand) und Vic Doolan? Da war es doch eigentlich jedem Insider klar, daß Doolan nach dem "Aufstieg" von Heitmann nicht bei BMW bleiben würde.

Aber woher sollte das Peter Frey wissen? - Schließlich ist er gewohnt, daß ihm die Informationen auf den Tisch geliefert werden. Wie die z.B. über den "Headhunter" Reitzle? - Und wenn die Information aus "gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen" kommt, dann ist sie druckfähig. Und sie liest sich gut - Warum noch recherchieren?.

Und so kommt "auto motor und sport" auch - vorab - an die 7er-BMW-, an die Z8-, an die Porsche-Turbo-, an die Opel-Omega-Informationen. Weil das Heft im Markt Bedeutung hat. Selbst "Auto-Bild" kann sich dagegen nicht durchsetzen. Von "mot" und "Auto-Zeitung" gar nicht zu reden. -

Wobei die "Auto-Zeitung"  mit seinen IVW-Zahlen zum Zeitpunkt meiner Betrachtung gerade nicht glänzen konnte. Man liegt klar hinter "mot" zurück, hatte es sogar mit Heft Nr. 11/99 gerade geschafft, unter die 100.000er-Marke zu rutschen. Von dieser Ausgabe wurden exakt 96.344 Hefte verkauft. - Da gratuliere ich doch gerne Herrn Konrad Wiederholz, dem "Entdecker" von Günther Wiechmann als "neuer" Chefredakteur der "Auto-Zeitung" zu seinem Glücksgriff. - Da hat der Bauer-Verlag inzwischen lange etwas davon, das ergibt Konstanz. - Zumindest bei der Besetzung der Chefredakteurs-Position.

Wie ich jetzt aus "alten Quellen" in Hamburg höre, möchte man nun durch ein deutliches Bergab neuen Schwung holen. Bergab soll's mit dem Copy-Preis gehen. Von DM 6,-- auf DM 3.50. - Und wenn es dann der Herr Chefredakteur in den nächsten 12 Monaten nicht schafft, die Auflage in neue, ungeahnte Höhen zu führen, dann ergeht es der "Auto-Zeitung" vielleicht so wie einer anderen Fachzeitschrift, die einmal ostdeutsch, durch den Mauerabbau zunächst Schaden an der Seele nahm, dann durch Verlagerung in den Westen personell angekratzt wurde, um dann schließlich - balde, balde - ganz vom Markt zu verschwinden. Oder "aufzugehen" in einem anderen Blatt, das nun zu einem "anderen Preis"... - Aber wer wird in einem Jahr noch von ihr sprechen? - Und ob deren jetzige Leser dann statt einmal im Monat DM 3,50 gleich zweimal im Monat 3.50 ausgeben...? - Man müßte das einmal bei einer Molkereifachzeitschrift (die kennen sich sicherlich in Milchmädchenrechnungen aus) überprüfen lassen.

Zurück zu den Gesunden:

Was bei "ams" an Informationen zum BMW Z8 auch noch fehlte:  das Fahrzeug erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Heckklappe einen ausfahrbaren Heckflügel. Praktische Fahrversuche haben nämlich ergeben, daß sich das Fahrverhalten dadurch deutlich positiv beeinflussen läßt. - Aber das war "ams" wohl nicht mitgeteilt worden.

Und wenn nun in der neuesten Ausgabe von "ams" eine so schöne Geschichte über den kommenden Audi A 8 mit W12-Motor und all seinen positiven Eigenschaften zu finden ist, dann vermisse ich z.B. eine Angabe, die erst die "Kürze" des W12 ermöglicht. "Zwei Pleuel jeder V-Bank greifen auf einen Hubzapfen", schreibt "ams" richtig. Die Frage die - zumindest bei mir - hier auftaucht: Wieviel Platz benötigt denn so ein Pleuel im W12-Motor?

Motor-KRITIK-Antwort, nach Recherche: Dieser Zwölfzylinder-VW-Motor hat die weltweit kleinste Pleuelbreite eines Motors für Personenkraftwagen. Sie beträgt 13 Millimeter! - Das gibt wunderschön schmale Lager und geringe Reibungsverluste. - Oder?

Und nun lassen Sie sich - liebe Kollegen von "ams" - doch einmal von der VW-Presseabteilung informieren, in welch kurzer Zeit dieser Motor entwickelt wurde. Dann könnte man doch noch eine richtig sensationelle Geschichte über den Motor machen, die sicherlich dann sogar für BILD-Redakteure eine Anregung sein könnte.

Spaß beiseite. Die Konkurrenz ist groß. Und wird noch größer. - Da droht z.B. Peter-J. Glodschey in einem Rundbrief an die deutsche Autoindustrie und -Importeure: "Ich habe die Erneuerung der Autoberichterstattung eines Hamburger Titels übernommen. Schon Ende Juni werde ich mich wieder den aktuellen Dingen widmen." - Und er ergänzt: "Die Annahme einiger 'lieber' Kollegen, ich sei weg vom Fenster (neudeutsch 'out'), könnte sich überdies längerfristig als Trugschluß erweisen, denn ich habe über den aktuellen Anlaß hinaus noch einiges vor."

Glodschey versucht nun die "diplomatischen Beziehungen  wiederaufzunehmen" - die ich" - wie er in Klammern stellt, "nicht aufgekündigt habe". - Zum Glück kennt man die Einstellung des Kollegen Glodschey per Fernsehen, so daß hier die Industrie in Zukunft nicht durch die Abrechnung von Reisekosten und zusätzliche Gestellung von Werbegeschenken zusätzlich belastet wird.

Ach, fast hätte ich's vergessen: Glodschey wird den Autoteil der "Neue Revue" befruchten. Immerhin mit so um 370.000 Exemplaren jede Woche am Kiosk verkauft. Ich bin sehr gespannt. Ich habe schon mal in so eine Neue Revue geschaut und mir vorgestellt was Glodschey meint wenn er der Industrie schreibt: "...ich habe präzise Vorstellungen, wie meine neue Arbeit aussehen wird." - Ob er nun vielleicht mit "Slips" an den Start gehen wird, wie eine für Opel rennfahrende prominente Dame anläßlich des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring via Fernsehen die Reifen beschrieb, mit denen ihr die Straße ausgegangen war?

Horst P. Borghs hat übrigens - soweit das bis heute bekannt ist - gegen diese Dame noch keinen Prozeß wegen Verunglimpfung der Marke Opel durch die Verwendung von zweideutigen Reifenbeschreibungen (oder so) in Verbindung mit einem seriösen Markennamen (bekannt und gefestigt durch viele, viele Rückrufaktionen) angestrengt.

Lassen wir uns überraschen. - Wie ich z.B. auch von einem Erkenntnisumschwung eines Helmut Zwickl in "motorsport aktuell" überrascht wurde. Da schreibt der nun, daß beim Schumi wohl das Gas hängen blieb und nicht der hintere Bremskreislauf...". - Sollte die Arbeit der BILD-Redakteure (mit Zeichnung!) vergebens gewesen sein? - Dabei hatte Zwickl das direkt nach dem Rennen auch geschrieben. - Oder hat Zwickl vielleicht inzwischen mal im Internet bei Motor-KRITIK nachgeschaut?

Jetzt vor kurzem vielleicht. Aber noch nicht, als er seine Geschichte für's August-Heft von "auto revue" (österreichisch) schrieb, das gerade an den Kiosk kam. Fachmann Zwickl erklärt hier z.B.: "Wenn bei einem Formel 1 alle Bremskräfte nur noch vorne angreifen, wird er insofern unlenkbar, als überhaupt kein Lenkeinschlag mehr möglich ist. Auch ein Athlet wie Schumi spürt nur noch, daß die Lenkung wie festgeschraubt ist."

Ja, ja, Herr Zwickl, das ist ein athletisches Argument. Fast so passend wie das von Christian Danner mit seiner ABS-Erklärung. - Ob der Athlet Schumi vielleicht die Lenkung abgerissen und die Bremse kaputtgetreten hat? - Nun warten wir mal ab, was am Ende herauskommt. Wenn's herauskommt.

Wie sagte doch Michael Schumacher gegenüber "sid" so schön: "Erst muß ich wieder völlig gesund werden, ganz egal, wie lange es dauert. Und erst dann sehen wir weiter." - Na, denn schau'n wir mal. - Wetten, daß es dauert?

Guten Tag!

Wilhelm Hahne