Über den Rummel um das Schumacher-Comeback

Es ist eigentlich unverständlich, daß alle Leute immer das hinterfragen, was eigentlich klar ist. Und sich nicht um Hintergründe bemühen. Weil die nämlich auch in anderen Dingen für Klarheit sorgen würden. Für mich ist es unverständlich, wie man sich vor den PR-Karren eines Willi Weber spannen lassen kann. Denn nichts anderes passierte doch bei den Arzt-Besuchen, Fahrversuchen eines Michael Schumacher. Und ich hatte schon den Eindruck, daß das auch einen Michael Schumacher nervt. Weil er nun - endlich - begreift, mit wem er über einen langen, langen Vertrag verbunden ist. Das macht ihn mir schon fast sympathisch.

Für 1999 wird es Schumi genügen, eine Harley fahren zu können

99-09-14/06. Bei Willi Weber raucht es im Sicherungskasten seines "Schumi"-Unternehmens. Da gehen die Geschäfte mit Mützen, T-Shirts, Ferrari-Modellen deutlich zurück. Wer nicht da, wer nicht präsent ist, über den spricht man nicht. Der gerät in Vergessenheit.

Aber da ist Willi Weber vor. Und Schumi-Pressechef Buchinger hat in regelmäßigen Abständen wichtige Dinge zu verkünden. Und Schumi hat entsprechend zu reagieren. Aber er macht es - und das ist mein Eindruck - immer lustloser. Er scheint erkannt zu haben, daß Willi Weber zu ihm bestenfalls ein Geschäftsfreundschaft pflegt.

Willi Weber ist sehr aktiv. So hat er in den letzten Wochen versucht, bei Ferrari-Chef Montezemolo den Vertrag mit Schumacher nachzubessern. Das hat selbst Montezemolo überrascht. - Nachbessern?

Willi Weber war der Meinung, daß man gerade unter dem Aspekt der Sicherheit... - Und gerade der Unfall habe ja gezeigt... _

Montezemolo hat Weber abblitzen lassen. Der Schumacher-Vertrag sei gut, komplett und unterschrieben. Eine Ergänzung oder Nachbesserung käme aus seiner Sicht nicht in Frage. - Capito?

Und so telefonierte Willi Weber sofort mit anderen Teams, versuchte so die Medien zu veranlassen, von Wechselabsichten zu berichten. Womit dann Willi Weber Ferrari ein wenig unter Druck setzen könnte. - Denn eigentlich kann Schumacher gar nicht dort weg.

Aber Willi Weber spielt auf allen Klaviaturen. Aber er muß wohl einige Zeit noch alleine spielen, denn "Schumi" spielt nicht mit. Der fühlt sich zur Zeit in Norwegen ganz wohl. - Wobei das Wort "Wohlfühlen" nur eine Seite seiner Empfindungen wiedergibt. Bei Schumi scheint es so zu sein, wie ich es in meinem Leben bei einigen Leuten erlebt habe: man steckt im Schlamassel und begreift nichts. Weil man unter Druck steht. Und dann hat man Zeit nachzudenken. Und plötzlich - als hätte ein Blitz eingeschlagen - wird einem eine ganz neue Betrachtungsweise der Situation klar.

Das scheint bei "Schumi" passiert zu sein. - Gut für ihn!

Und so fährt er im Moment mit Freunden auf Harleys durch Norwegen. Kleine Touren nur. Aber sie machen ihm Spaß. Und sie machen ihm klar, daß es neben dem Rennfahren noch andere Dinge im Leben gibt. Corinna, seine Frau, weiß das schon lange. Sie ist ein kluge, eine naturkluge Frau. Und so hat sie Michael ganz von alleine zu sich selbst finden lassen.

Wenn ich die Situation richtig einschätze, wird Michael Schumacher in diesem Jahr wohl kaum noch Rennen fahren. Und er tut gut daran sich so zu verhalten. Denn seine Verletzungen waren nicht so, wie sie allgemein dargestellt wurden. Das geht auch aus einem Versprecher in einem Interview mit Willi Weber hervor, der, als bei "Schumi" operativ eine Schraube entfernt wurde, die dem Sprunggelenk zuordnete.

Wer nun meine - inzwischen "alte" - Geschichte zum "Schumi"-Unfall liest, wird verstehen. - Ich habe verstanden. - Wie auch meine "alte" Geschichte beweist. Es ist eine der wenigen, wo man wirklich um eine Aufklärung der Umstände bemüht war.- Und ich bin es noch.

Wäre ich Ferrari-Chef, hätte ich übrigens nach Monza die beiden führenden Leute im Ferrari-Team "an die Luft gesetzt". - Hier wird Politik gemacht, wo doch eigentlich Sport betrieben werden sollte, Ich bezweifle, daß sich Michael Schumacher darüber freuen kann. Noch nicht einmal über den Ausfall von Hakkinen.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

MK/Wilhelm Hahne