Weil es Daimler-Benz um die Erfüllung höchster Sicherheits- und Qualitätsansprüche geht

Erst wurde die A-Klasse vom Elchtest nieder gemacht. Dann der Elchtest durch die Öffentlichkeitsarbeiter der Stuttgarter Firma. Aber das war alles wohl sehr oberflächig. Die Ingenieure haben das alles sehr ernst genommen. Im Denken und Handeln der Entwickler bei Mercedes hat sich wieder einiges zum Besseren gewendet. Vorher war man zu stark auf den Schrempp-Kurs eingeschwenkt, handelte zu kostenorientiert. Doch nach neuesten Informationen aus dem Versuchsbereich muß Motor-Kritik registrieren:

Neue S-Klasse: Zum Kippen nicht zu schade

98-02-27/03. Klar, daß Motor-Kritik - wenn auch aus der Ferne - sehr aufmerksam den Versuchsbetrieb aller deutschen Automobilfirmen beobachtet. Und da hat man schon europaweit zu tun. Da kommt eine Info aus Schweden, da aus Süd-Italien. Und in der Eifel muß man selbst aufpassen, darf die Schwäbische Alp nicht aus den Augen verlieren. Natürlich auch nicht das Versuchsgelände in Weissach. Gleichzeitig muß man sich aber auch um die BMW-Versuchsstrecke in Frankreich kümmern, das Contidrom in Hannover unter Beobachtung halten und Wolfsburg... - Beinahe hätte ich Barcelona vergessen.

Und da kam mir schon eine Information spanisch vor. Danach war nämlich bei einem schnellen Richtungswechsel eine neue S-Klasse "umgefallen".

Das macht nachdenklich. Und ich gebe zu, daß es sehr schwer war, zu diesem "Fall" ergänzende Informationen zu erhalten. Sie kamen dann aber - wenn auch mit einiger Verspätung. Und sie besagten: Das Versuchsfahrzeug der neuen S-Klasse war mit überhöhter Dachlast unterwegs gewesen.

Nun sollte man aber schon einer Firma wie Daimler-Benz Gelegenheit geben, zu einem solchen Vorfall Stellung zu nehmen. Aber schon bei der letzten Anfrage hatte sich Herr Inhester vor einer Antwort gedrückt und die seinem Fan Olaf Meidt überlassen, nachdem ich die Antwort einmal angemahnt hatte.

Mir ist natürlich bekannt, daß mich Wolfgang Inhester leiden kann wie "Bauchschmerzen". Aber - das sei zu seiner Entschuldigung gesagt - er ist in der Branche nicht der einzige. Es benehmen sich alle die so, die sich durchschaut fühlen und begriffen haben, daß ich, daß Motor-Kritik auf ihre Finten kaum noch hereinfällt.

Ein Beispiel zur Beleuchtung der Situation Inhester/Hahne: Inhester trifft H.U. Wiersch, den Herausgeber von PS-report, den Informationsdienst, für den ich früher als freier Mitarbeiter auch gearbeitet habe. Inhester zu Herrn Wiersch: "Was sehen Sie gut aus." - Und nach einer effektvollen Kunstpause: "Das habe ich Ihnen ja immer gesagt: Wenn der Hahne mal nicht mehr für Sie schreibt, geht es Ihnen gleich besser." - Hah-ha-ha. - Selten so gelacht.

Ich schicke also im Falle der S-Klasse ein Fax nicht nur an Herrn Inhester (das nur so als kleiner "Rezeptvorschlag"), sondern informiere Minuten später auch dessen Chef, Herrn Dr. Christoph Walther, über dieses Fax. Und die Inhester-Antwort kommt so schnell wie sonst nie.

Um meine Leser exakt zu informieren, gebe ich zunächst einmal den wichtigen Inhalt meines Fax wieder:

"Nach mir vorliegenden Informationen hat die neue S-Klasse einen schnellen Richtungswechsel bei Fahrversuchen nicht überstanden. Können Sie diesen Vorfall bestätigen?"

Das ist die Kernfrage, die dann Wolfgang Inhester in seiner Antwort sehr geschickt umgeht, wenn er schreibt:

"Alle unsere Fahrzeuge werden in der Entwicklungsphase extremen Tests unterzogen, damit ein Mercedes-Benz bei der Markteinführung den höchsten Sicherheits- und Qualitätsansprüchen genügt."

Kommentar: Das ist dann neu bei Mercedes-Benz. Weil die A-Klasse und auch der Smart... - Aber immerhin: Man hat gelernt. - Inhester klärt auf:

"Sicherheitsreserven lassen sich nur dadurch definieren, daß die Prototypen weit über das vorstellbare Maß hinaus sowohl bei Fahrmanövern wie auch bei Chrashtets belastet werden."

Und nun werden in dem Antwortfax Beispiele angeführt:

Inhester geht auf die direkte Frage in meinem Fax nicht ein, sondern beendet sein Fax mit folgender, sehr intelligent formulierten Satzkonstruktion:

"Wenn durch die Ihnen zugegangenen Informationen der Eindruck entstanden sein sollte, daß im Test- und Entwicklungsprogramm der neuen S-Klasse etwas Ungeplantes aufgetreten ist, so ist dies definitiv falsch."

Halten wir also fest: Der Umfaller der neuen S-Klasse war also geplant. - Das ist dann richtig.

Motor-Kritik-Recherchen ergaben übrigens, daß der Prototyp der neuen S-Klasse auf dem Versuchsgelände bei Barcelona mit einer Dachlast von um 150 Kilogramm (fünf Sandsäcke á 30 kg) unterwegs war. Insofern kann ich die Angaben von Herrn Inhester bestätigen.

Mit diesem "Umfaller" bestätigt sich übrigens auch die Aussage des Daimler-Benz-Vorstandsmitglieds Jürgen Hubbert, der vor der Presse ausführte, daß praktisch jedes Automobil zum Kippen gebracht werden könne.

Auch die neue S-Klasse. Weil auch dieses Fahrzeug nichts anderes ist, als ein ganz normales Automobil. - Nur etwas teurer. - Aber Mercedes nun trotzdem zum Kippen nicht zu schade.

MK/Wilhelm Hahne