Den Smart wird es jetzt tatsächlich geben

Alle in Stuttgart und Umgebung taten schon lange so, als wäre die Produktion des Smart eine Selbstverständlichkeit. Sie war es nicht. Eigentlich ist erst in der letzten Woche die Entscheidung gefallen. Aber eigentlich war sie auch nur deshalb so positiv für den Smart, weil es sonst negativer für Daimler-Benz gewesen wäre.

Daimler-Benz hat den Smart am Bein

98-02-27/13. Da hatten eine Reihe von Strategen schon gerechnet und abgewogen, die Für und Wider diskutiert. Aber es blieb - nachdem man schon so weit drin steckte - Daimler-Benz keine andere Möglichkeit, als sich für die Produktion des Smart zu entscheiden.

Was wäre sonst aus Hambach geworden? - Und wie hätte man die Investitionszulagen und -Vergünstigungen zurückzahlen sollen? - Und in welcher Form hätte man die Smart-Center abfinden können? - Und hätte man sich als Mercedes-Fahrer überhaupt noch nach Frankreich trauen können?

Auf der anderen Seite galt es, die technischen Probleme zu lösen. Da ist Porsche ein guter Partner. Und der Smart - so wie er schließlich im Herbst in Hambach gefertigt wird - wird in der Fertigung deutlich teurer werden als zunächst gedacht. Auf der anderen Seite muß man Preisgrenzen respektieren, die der Markt vorgibt - Probleme gibt es genug..

Daimler-Benz steckt in einer Zwickmühle. Und man darf nicht das Gesicht verlieren. Man muß scheinbar souverän die Probleme lösen.

Eigentlich - so gab es eine Überlegung - solle man nur noch eine Version, und zwar eine Cabrio-Version bauen. Durch ein leichtes Verdeck und den Verzicht auf eine schwere Heckscheibe schien diese Version geeigneter, die Schwerpunktprobleme zu lösen, die noch durch die Fahrdynamik vergrößert werden.

Aber nun hat man sich - schon aus Dispositions- und damit Termingründen - entschieden, doch die Produktion mit dem Coupé zu starten. In Genf wird es erstmals - tiefer und breiter - zu sehen sein. Das Cabrio soll aber bereits zum Termin des Pariser Salons der Öffentlichkeit präsentiert werden und dann auch schnell lieferbar werden. Denn man braucht auch Stückzahlen. In Fertigung und Verkauf. Die Smart-Center haben hohe laufende Kosten.

Jürgen Schrempp muß nun auch versuchen, den Einfluß des Herrn Hayek weiter zurückzuschrauben. Da zunächst nur die Kosten gut laufen, wird man um eine Kapitalerhöhung kaum herumkommen. Da wird Hayek nicht mitziehen. Und so wird sein Einfluß auf um vielleicht drei Prozent Anteil absinken. Dafür wird man ihm dann Daimler-Aktien anbieten - und: Fertig ist die Gesamtverantwortung für Daimler-Benz.

Was die Aktionäre nicht unbedingt freuen wird. Übrigens sind inzwischen auch die Inhaber der ersten Smart-Center nicht mehr alle so positiv gestimmt wie noch vor Monaten. Der Inhaber eines Schweizer Centers zeigte sich letzte Woche schon enttäuscht, als er erfuhr, daß der Smart nun doch gebaut würde: "Eigentlich wäre mir eine gute Abfindung lieber gewesen."

Die Stimmung in Sachen Smart war auch firmenintern schon mal besser. Aber auch mit Optimismus kann man die Probleme nicht beseitigen, die bei der Einführung des Smart noch vor MCC und Daimler-Benz liegen. Da hilft nur arbeiten. Nachdenken und arbeiten. -

"Und beten", versucht sich ein Mercedes-Mitarbeiter an einem kleinen Scherz. Aber er kann selbst nicht darüber lachen.

MK/Wilhelm Hahne