12. Juni 2013: Offizielles Ende - aber kein Schluss

Heute ist der letzte Tag, um für den Nürburgring mitzubieten. So steht es in der „Aufforderung zur Abgabe einer Interessenbekundung“. Bis spätestens 12. Juni 2013, 17:00 Uhr (MEZ) hat eine „Interessensbekundung“ zu erfolgen. Heißt es in der Unterlage des „mandatierten Transaktionsberaters“, der KPMG AG, Frankfurt. - Es ist in der Unterlage aber auch zu lesen: „Potentielle Investoren, die eine verspätete Interessenbekundung abgeben, werden zunächst nicht vom Prozess ausgeschlossen.“

12. Juni 2013: Offizielles Ende - aber kein Schluss

Wieso verkündete dann der Insolvenz-Geschäftsführer am 11. Juni schon per SWR, dass zum Ende der Ausschreibungfrist mehr als 100 unverbindliche Angebote eingegangen sind? Wie auch heute in der „Rhein-Zeitung“ die Sprüche eines Sprechers der Insovenz-Sachwalter, Pietro Nuvoloni, nachgebetet werden. „Bislang hat sich noch niemand gemeldet, der den Ring als Privatstrecke nutzen möchte.“

Und der Herr Insolvenz-Sachwalter nimmt lt. SWR auch schon eine Wertung vor: „Mehr als drei Dutzend seien ernsthaft.“ - Hat er die anderen Bieter schon vorsortiert, die „nicht ernsthaften“ damit schon ausgesondert? Wurden deren Interessenbekundungen evtl. schon weggeworfen?

Dabei ist schon an dieser Ausschreibung eigentlich garnichts wirklich ernsthaft. Sie stellt z.B. nicht alle zum Zeitpunkt der Insolvenz vorhandenen Vermögenswerte der Nürburgring GmbH zum Verkauf. Andere Vermögenswerte werden nicht realitätsnah dargestellt, bekannte Wertminderungen werden nicht genannt. Wieder andere „schöngeredet“.

Die Ausschreibung sollte eigentlich – wenn man auf die EU hört - „diskriminierungsfrei, transparent und bedingungsfrei“ erfolgen. Wurden attraktive Vermögensteile, wie z.B. das Fahrsicherheitszentrum an Nürburgring, zum Zeitpunkt der Insolvenz lt. Gutachten der Sachwalter zu 41 Prozent im Besitz der Nürburgring GmbH, von einem Verkauf ausgeklammert oder sogar außerhalb eines jeden Bietverfahrens „verschachert“?

Hört man zu diesem Thema nichts, so erfolgen auf der anderen Seite immer wieder Beeinflussungsversuche der Öffentlichkeit durch die Insolvenz-Sachwalter, indem man z.B. den Gläubigerausschuss für alle Entscheidungen von Wichtigkeit in diesem Insolvenzverfahren verantwortlich macht. Der wird auch – lt. Insolvenz-Sachwalter – die letzte Entscheidung treffen, wer denn die noch vorhandenden Vermögenswerte schließlich übertragen erhält. - Welche Kriterien spielen denn da eine Rolle?

Oder man schleust persönliche Briefe in bestimmte öffentliche Kanäle, versieht sie mit entsprechenden Anmerkungen, was in einem aktuellen Fall bewirken soll, dass die persönliche Meinung eines einzelnen Herrn, zufällig „Vice-President of the European Commission“, als formelle Entscheidungen der EU-Kommission empfunden wird.

Das ist natürlich nicht so. - Es ist einfach zu vieles „nicht so“, wie es der Öffentlichkeit dargestellt wird.

Während schon seit einigen Monaten durch ein OLG-Urteil in Koblenz, mit dem die „Monopolstellung“ des Nürburgrings rechtmäßig festgestellt wird, das Recht der Öffentlichkeit auf einen freien Zugang zu den Rennstrecken gesichert ist, bemüht sich die Regierungs-Koalition in Mainz um ein neues Gesetz, das für die Öffentlichkeit sichern soll, was schon durch Gerichtsbeschluss gesichert ist. So ein Gesetz hätte reinen Alibi-Charakter.

CDU und GRÜNE zanken sich über den Wert von Gutachten in dieser Sache. Die natürlich wieder Geld kosten würden. Dabei liegt das Gerichtsurteil – bisher unbeanstandet und damit rechtskräftig – seit Monaten vor. Dieses Urteil garantiert eigentlich allein schon den öffentlichen Zugang. Man hat es in Mainz hinnehmen müssen. Und man versucht nun dieses Urteil, das man zunächst als negativ für die eigenen Absichten empfunden hatte (s. Reaktion des Geschäftsführers der NBG) nun durch ein neues Gesetz zur eigenen Selbstdarstellung zu nutzen.

Vieles bei diesen politisch motivierten Aktionen – auch die Neubauten am Nürburgring („Nürburgring 2009“) sind dazu zu rechnen - soll einfach nur über die entstehenden Kosten zu etwas „Wertvollem“ werden. Wertvoll könnten die unsinnigen Bauten am Nürburgring nur durch eine sinnvolle Nutzung werden. Aber mit der bisherigen Art der Nutzung geht das nicht.

Es ist genug! - Die entstandenen Belastungen reichen für Generationen. Denn wenn man Glück hat, wird man bei einem Verkauf der vorhandenen Vermögenswerte von um 700 Millionen dann um 120 Millionen zurück erhalten. - Tolles Geschäft!

Aber die EU verlangt das. - Sagen die Insolvenz-Sachwalter. Und bereiten die Rechnung für ihre Leistungen in Millionenhöhe vor. Und in Mainz hofft man, dass man das Problem Nürburgring so schnell gelöst bekommt.

Es darf nicht zu einer Wahlbeeinflussung führen. - Man muss das wohl alles durch die Brille eines Politikers sehen und werten.

MK/Wilhelm Hahne
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