Jörg Lindner ist ehrlich - bis dass ihm das Gegenteil bewiesen wird

"Wähler sind mit Kritik immer schnell dabei.
Mir ist die Politiker-Schelte aber oft zu billig.
Tatsächlich halten uns die Politiker einen Spiegel
vor das Gesicht. Wir neigen dazu, unsere
eigenen Schwächen auf Politiker zu projizieren,
die Gier, den Geiz, die Mutlosigkeit.
"
("Die Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo)

Industrie-Abwanderungen aus der Eifel? - Jörg Lindner, neuer "Macher" am Ring, versucht sich in Erklärungen, die von Mitgliedern des "Industriepools", einem losen Verbund von Nutzern der Nürburgring-Nordschleife, nicht verstanden wird.

Ein wenig abseits der Rennstrecke, im Industriegebiet bei Meuspath (direkt an der B 258), war auf einer öffentlichen Sitzung zum 16. Dezember 2010 des Zweckverbandes Gewerbepark Nürburgring unter Punkt 1 der Tagesordnung eine Erklärung des Geschäftsführers der neuen privaten Betreibergesellschaft am Nürburgring, der Nürburgring Automotive GmbH, angekündigt. Das sorgte für ein volles Haus, weil auch Abgesandte der Automobilindustrie (und Zulieferer) Herrn Jörg Lindner lauschen wollten. Auch ich war vor Ort und erfuhr so - wie die Herren der Industrie auch:

Jörg Lindner ist ehrlich - bis dass ihm das Gegenteil bewiesen wird

11-01-16/03 - Der Titel mag als provokativ empfunden werden. (Wie auch das Zitat eines Ausspruchs von Herrn di Lorenzo) Aber der Titel zu dieser Geschichte beruht tatsächlich auf einer Aussage des Herrn Jörg Lindner: Gegen Ende der o.g. Veranstaltung in Meuspath, sprach Jörg Lindner, Geschäftsführer der neuen privaten Betreibergesellschaft am Nürburgring, gegenüber den Besuchern der öffentlichen Veranstaltung in der Gemeindehalle in Meuspath wörtlich folgende Bitte und Erklärung aus: "Ich bitte 1.) dass mir geglaubt wird, dass wir das ehrlich meinen - bis dass das Gegenteil bewiesen ist." - So ist dann der Titel meiner Geschichte tatsächlich Realität. Dass er zu 2.) etwas gesagt hätte, habe ich nicht gehört. Es gibt nur ein Erstes.

Dazu ist dann auch seine Vorstellung von "wirtschaftlich arbeiten" zu bewerten, die auch die Zustimmung aller Politiker, aller Parteien findet. Die Chefin der CDU in Rheinland-Pfalz findet inzwischen auch, dass der Staat ein schlechter Geschäftsmann ist und dass die neue private Betreibergesellschaft am Ring nun mal... usw., usw. - (So hat sie z.B. in Kempenich argumentiert, als sie von einem Zuhörer zum Thema "Kanibalismus in der Eifel" gefragt wurde, eine Frage, die sich auf die Entwicklung am Nürburgring bezog.) Hendrick Hering, SPD, wird nichts anderes antworten. Ich verstehe, dass da ein Vertreter der Industrie- und Motorsportsparte in einer E-mail (die mir vorliegt) von zwei (!) nicht mehr wählbaren Parteien in der Eifel spricht.

Es gibt Politiker, die eine solch (sicherlich) grobe Einschätzung nicht verstehen. Man muss sie ihnen erläutern. Wobei das im Falle der SPD nicht erforderlich ist. Das versteht jeder. Aber die CDU?

Man schaue sich doch nur einmal die Differenz in der Art der öffentlichen Darstellung zwischen Adenau und Mainz an. In Mainz versucht man sich - die CDU - als Opposition darzustellen, die auch im so genannten Nürburgring-Untersuchungsausschuss eine Rolle spielt. Sie liefert dort sozusagen das Rahmenprogramm. Hier vor Ort, also im Raum Nürburgring (von mir hier mit Adenau bezeichnet), da haben die CDU-Herren Pföhler (Landrat und auch mal stellvertretender Aufsichtsvorsitzender der Nürburgring GmbH), Wirz, (CDU-Landtagsabgeordneter und Ex-Mitglied im Wirtschaftsausschuss) sowie Romes (CDU-Verbandsbürgermeister) alles getan, um dem geplanten Bau-Irrsinn hier oben am Nürburgring bei der Umsetzung in die Realität zu helfen. Da wurde widerwillig reagierenden anderen lokalen Parteimitgliedern sogar gedroht, Druck gemacht.

Heute ist man nun um einen Ausgleich bemüht. Das kam auch an jenem 16. Dezember 2010 bei der o.g. Sitzung in Meuspath zum Ausdruck, wo Herr Romes (CDU) den Vorsitz führte und unter dem Tagesordnungspunkt Nr. 1 Herr Jörg Lindner die neue Preispolitik seiner zusammen mit Kai Richter neuen privaten (!) Betreibergesellschaft zu erklären versuchte. In einer Pause ist Herr Romes dann sogar auf mich direkt zugekommen um mich "ganz soft" auf eine notwendige Unterstützung der neuen Politik einzuschwören. So nach dem Motto: Wir müssen jetzt gemeinsam... -

Es ist für meine Leser sicherlich vorstellbar, dass ich diesen CDU-Politiker dann - schon ein wenig fassungslos - auf seine Arbeiten zur Durchsetzung des Irrsinns, der jetzt auch noch die Wahnsinns-Preiserhöhungen der neuen Betreibergesellschaft legitimieren soll, nicht nur hingewiesen, sondern auch an die Methoden erinnert habe, mit denen das von ihm, Herrn Landrat Pföhler u.a. umgesetzt worden war. Herr Romes ist rot angelaufen - und hat nach vergeblichen Versuchen einer Argumentation dann - das Gespräch beendend - festgestellt: "Herr Hahne, Sie sind nicht dialogfähig!"

Die gleichen Politiker, die dafür sind, dass auch schon mal "diplomatische Forderungen" durch Kriege umgesetzt werden müssen, die erwarten von seiten ihrer Wähler, dass jeder Blödsinn, der von ihnen gemacht wird, einfach akzeptiert wird, weil er ja - wie man gerne argumentiert - auf demokratischem Wege entstanden ist. Der Wähler hätte schließlich die Möglichkeit gehabt... - Er hat sie nicht genutzt. - Nun, der kann sich vielleicht nicht vorstellen, wie sehr das Geld die Welt regiert, wie sehr alle nach Gewinnen gieren. Und Politiker sind nun mal Teil dieser realen Welt. Da spielt man mit, da will man dabei sein. - Menschen mit einer anderen Einstellung, Empfindung, gelten als Querulanten, sind eben "nicht dialogfähig".

Aber zurück nach Meuspath in die Gemeindehalle, am Morgen des 16. Dezember 2010:

Der Verbandsbürgermeister Romes eröffnet die Sitzung des Zweckverbandes Gewerbepark am Nürburgring, der aus den Gemeinden Adenau, Meuspath und Herresbach besteht, die aber bei ihrer Gründung der Nürburgring GmbH eine Beteiligung von 10 Prozent einräumen mussten. - Mussten? - Ich sage ja - und möchte einen der damals Beteiligten zitieren, der mir die "Kraftverteilung" so erklärte: "Dr. Kafitz hat einen Anteil von 10 Prozent, aber zu 90 Prozent das Sagen." - So wurden Anfragen, im Gewerbegebiet bestimmte Betriebe ansiedeln zu dürfen, für die Antragsteller manchmal aus unerklärlichen Gründen abgelehnt. Andere konnten mit ihren eigentlich an anderen Orten bestehenden Betrieben umziehen und konnten wohl auch von den Förderungsmaßnahmen für dieses - damals neue - Gewerbegebiet nutzen. Und wurden auch mit ihren eigentlich "alten" Arbeitskräften den neu geschaffenen Arbeitsplätzen zugezählt. Wie man überhaupt mit den geschaffenen Arbeitsplatzzahlen immer sehr großzügig umgegangen ist.

Aber das war an diesem Tag kein Thema. Herr Romes erinnerte an die Worte des Minister Hering vom 26. März 2010 in der Adenauer "Hocheifelhalle", nach dem private Unternehmer das Geschäft am Nürburgring immer besser betreiben könnten als der Staat, machte aber darauf aufmerksam, dass dann auch privatwirtschaftliche Grundsätze zählen müssten. Die Weichen wären damals (im März 2010) klar gestellt worden, nun müsse man auch hinnehmen, dass privatwirtsvchaftliches Denken Einzug gehalten hätte.

So schuf er in idealer Weise einen Übergang zu dem Vortrag des Herrn Jörg Lindnner. Leider musste man feststellen, dass der von der Sache, die an diesem Tag auch eine besondere Rolle spielte, nämlich dem Testbetrieb der Automobil- und Zulieferer-Industrie wenig Ahnung hatte. So führte er z.B. ein Gespräch mit Herrn Manthey (allen Motorsportfreunden, als Chef eines Porsche-Rennteams und Tuningbetrieb bekannt), das für mich in seiner Argumentation unverständlich blieb. - Bis ich feststellen musste, dass Herr Jörg Lindner gar nicht wusste mit wem er sprach. Er kannte Herrn Manthey gar nicht, hatte ihn darum wohl dem "Industriepool" zugeordnet. - Peinlich für den Geschäftsführer einer neuen privaten Betreibergesellschaft, der aber zu diesem Zeitpunkt schon ein halbes Jahr am Ring regierte. Ohne Detailwissen.

Aber er hatte vielleicht im SPIEGEL gelesen: "Die Veröffentlichung jeglicher Daten über Erprobungsaktivitäten wird ausnahmslos abgelehnt." Das bezog sich auf den Industriepool. Er hatte sich darum auch wohl kaum um Details bemüht. Offenbar hatte ihn aber eine andere Passage aus der SPIEGEL-Geschichte (im Internet) beeindruckt (das ist mein Eindruck), wo zu lesen war:

"...deshalb sind die sogenannten Erlkönige eine wichtige Wirtschaftsquelle in der strukturschwachen Region. Hotels und Gaststätten sind für Monate die zweite Heimat für Ingenieure aus aller Welt, man trifft sich in der 'Pistenklause', im 'Sonnenhof' oder dem 'Wilden Schwein'. An den wenigen Tankstellen soejt ,am bisweilen mehr Prototypen als Serienfahrzeuge. Spezielle Kurierdienste übernehmen die interkontinentale Blitzlogistik für Ersatzteile und Messgeräte, und sogar die Abschleppdienste haben sich auf die öffentlichkeitsscheue Kundschaft eingestellt: Falls mal ein Erlkönig liegenbleibt, rücken sie mit geschlossenen Spezialtransportern aus, um das Inkog nito der noch geheimen Modelle zu wahren."

Und nun versucht Jörg Lindner mit Unterstützung der Politiker in Mainz, und deren "Außenstelle " in Adenau, "privatwirtschaftliches Denken" zu vermitteln, dass sich vor Wochen darin ausdrückte, dass er der Industrie, zusammen geschlossen im so genannten "Industriepool" zumuten wollte, sich an den unsinnigen Kosten für ein unsinniges Projekt angemessen insofern zu beteiligen, dass er die Preise für die Nutzung der Nürburgring-Nordschleife als Teststrecke um das zehnfache gegenüber den Preisenvon 2010 zu erhöhen suchte. Für 2011.

Auch zu diesem Zeitpunkt - Mitte Januar 2011 - ist man sich noch nicht einig geworden. So war es verständlich, dass zum Zeitpunkt seines Erklärungsversuch in Meuspath, am 16. Dezember 2010, viele Vertreter des Industriepools ins Gemeindehaus gekommen waren, um Jörg Lindner bei seinem öffentlichen Vortrag zu lauschen, bzw. mit ihm zu diskutieren.

Mein Eindruck: Jörg Lindner möchte den seit vielen Jahren bestehenden Industriepool zu einer Auflösung bringen, indem er - auch hier in Meuspath - ankündigte, in Zukunft primär Einzelspräche mit einzelnen wichtigen Partner anzustreben. Wobei er verdeutlichte, dass er schon Unterschiede zwischen den einzelnen Industriefirmen machen würde. BMW ist für ihn von anderer Bedeutung, als z.B. Aston Martin. Der eine ist wichtig, bedeutend, der andere ist - ich sage es mal mit meinen Worten, übersetze es so, wie ich es empfunden habe - eine Quetsche. Er hält offenbar diese Taktik für geschickt, weil er seine Gegenüber unterschätzt. Das heißt: Eigentlich versteht er "die andere Seite" gar nicht, weiß nichts von den Problemen von der Vorbereitung für die Serienfertigung von Prototypen. Die Industrie muss jeweils exakte Zeitpläne einhalten. Das bedeutet eigentlich, dass man dort schon im Oktober gerne eine gewisse Preissicherheit gehabt hätte. Denn bei den Automobilfirmen steht jeweils auch nur ein gewisser Etat zur Verfügung.

Dann gibt es das Zeitproblem. Auch in der Vergangenheit hat man schon mal spätestens im Februar eines Jahres die exakten Testtermine für die Nürburgring-Nordschleife festlegen können, was dann schon recht problematisch war. Denn auch das Wetter, das hier in der Eifel eigentlich unkalkulierbar ist, spielt eine Rolle. Schon deshalb sind Teststrecken in einem wettersicheren Land von den Entwicklungsabteilungen der Industrie eigentlich bevorzugt. Aber die Nordschleife hat die Sympathie vieler Tester, so dass rein emotional viele Herzen für die Eifel schlagen. Aber nicht in im Controlling der jeweiligen Firmen. Aber insgesamt zählt das Ergebnis.

Je weiter die Zeit fortschreitet, desto klarer kommen andere Teststrecken ins Visier der Entwickler. Natürlich die in Spanien oder die im Süden Italiens, Nardo. - Dort hat man gerade sowohl ein Halle fertig gestellt, in der man tiefe Minus-Grade realisieren kann, als auch eine, in der man das Verhalten der verschiedensten Aggregate bei hohen Temperaturen überprüfen kann. - Der Nürburgring ist eigentlich nur eine Teststrecke für die Fahrwerkabstimmung und für den Dauerversuch. Da hat er den Vorzug, dass die hier erzielte Kilometerleistung ganz grob von den Entwicklungsabteilungen im Hinblick auf eine spätere Serienbelastung mal zehn genommen werden kann. Also: 10.000 Kilometer auf der Nordschleife gleich 100.000 Kilometer auf normaler Landstraße.

In den letzten Jahren hat sich so eine gewisse Routine gegen Testende der Vorserienfahrzeuge entwickelt, bei der die Nordschleife dann eine gewisse Rolle spielte. Aber auch das Umfeld der Nordschleife war von Bedeutung. Die hat aber abgenommen, weil niemand der Entscheidungsträger in der Eifel begriffen hat, was die Industrie wirklich braucht. So sind Spurrillen-Versuchsstrecken von Straßenbauämtern beseitigt worden. Im Interesse des normalen Verkehrs. Aber der Testbetrieb des Industriepools hat darunter gelitten.

Und nun pokert ein Jörg Lindner einfach blind, ohne jedes Einfühlungsvermögen, um ein besseres wirtschaftliches Ergebnis für seine private Betreibergesellschaft sicher zu stellen. Rechnet man die inzwischen eingetretene wirtschaftliche Situation, die aufgrund einer einfach irrsinnigen Bautätigkeit (ohne Sinn und Verstand!) exakt kaufmännisch um, und stellt sie den möglichen Einnahmen (aufgrund der bisherigen Situation, die auch von der Konkurrenzsituation im europäischen Ausland bestimmt wird) gegenüber, so würde es normalerweise in den nächsten Jahren zu einem jährlichen Verlust von um 40 Millionen Euro kommen müssen. - Aber man muss einen Gewinn ausweisen. Das ist unmöglich, selbst wenn man die Industrie - und damit den Industriepool - als Melkkuh nutzen würde.

Die Situation von Jörg Lindner ist nicht einfach. Aber die Vorgaben der Industrie sind so klar erkennbar, dass man wirklich an Wunder glauben muss, wenn man davon ausgeht, dass sich die derzeitigen "Störungen" noch einrenken werden. Jörg Lindner hat den Karren festgefahren. Seine Argumentation - auch an diesem 16. Dezember 2010 - in Meuspath ist nicht überzeugend. Gewinne lassen sich nicht erzwingen. Man muss eine Vorleistung erbringen. Die ist im Fall "Nürburgring 2009" auf einem falschen Gebiet, in eine falsche Richtung erfolgt. Die Industrie sitzt am längeren Hebel. Jörg Lindner ist auf der Verliererstraße. - Sage ich.

Inzwischen hat Pirelli seinen Rückzug vom Ring offiziell verkündet. - Und wieder eine Kehrtwendung gemacht, was verdeutllicht, unter welchem Druck jede Firma bei ihrer Entscheidung steht. Politischem Druck! - Es genügt den Politikern nicht mehr, evtl. Hybrid-Testwagen (z.B: von BMW) zur Verfügung gestellt zu bekommen. Man hat sich als Industriefirma ordentlich, d.h. angepasst zu verhalten. Andere Firmen halten sich noch zurück, wollen erst nach der nächsten Verhandlungsrunde ihre Einstellung und Entscheidung öffentlich machen. Aber Hankok, Yokohama "wackeln". Mercedes wird sich Ende Januar definitiv entscheiden. Entscheiden müssen. Obwohl eigentlich eine Entscheidung schon deutlich macht, in welche Richtung die Entscheidung ausfallen wird: Baupläne von Mercedes für den Ausbau der bisherigen Hallen im Gewerbegebiet in Meuspath sind wieder in der Schublade verschwunden. Inzwischen müsste Herrn Lindner und seinen Kollegen, Kai Richter, auch ein Schreiben von Audi erreicht haben. Der Kreis der Firmen, die aus dem Industriepool ausscheiden können, wird immer größer. Damit würde aber auch die Kostenbelastung für die verbleibenden Firmen immer größer, selbst wenn die Mietkosten für die Strecke auf dem bisherigen Niveau verharren würde. Die Kosten müssten dann durch weniger Teilnehmer geteilt werden, was höhere Kosten für den Einzelnen ergibt.

Jörg Lindner und seine private Betreibergesellschaft stehen - im Verbund mit den Politikern in Mainz - auf der Verliererstraße. Man versucht das mit sanftem Druck zu verändern. Der Verlust der durch den Rückzug der Industriefirmen entsteht, wird durch nichts ersetzt werden können.

Inzwischen gab es noch einmal eine "geheime" Sitzung des Industriepools, auf der einiges Grundsätzliche besprochen wurde. Jörg Lindner hat - wie man so schön sagt - die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Aston Martin hat man tief beleidigt, Jaguar ist auch nicht happy. - Wenn diese Firmen den Nürburgring verlassen, werden sie in den nächsten Jahren nicht zurück kommen. Industrie-Entscheidungen für oder gegen den Nürburgring sind immer Langfristentscheidungen und nicht sofort zu korrigieren.

Und die Vermieter der Hallen an die Industrie im Gewerbegebiet von Meuspath zittern. Es geht um ihre Existenz. Da stehen evtl. Pleiten bevor. Und natürlich Arbeitsplatzverluste. Ich habe aus gutem Grund nicht mit diesen Betroffenen gesprochen, denn: Was sollten die mir sagen? - Die stehen mit dem Rücken an der Wand. Jede Äußerung könnte von jeder Seite gegen sie verwendet werden. - Sie warten jetzt auf die Entscheidung, die sie - so oder so - in jedem Fall voll treffen wird.

Ich bin nicht nur während des Vortrags von Herrn Lindner in der Meupather Gemeindehalle gewesen, sondern auch noch dann, als die Industrievertreter und alle in dieser Richtung Interessierten den Raum schon wieder verlassen hatten. Es ging da um die finanzielle Situation des Zweckverbandes. Wenn man da zuhört, zieht es einem "die Schuhe aus", wie man das so schön umschreibt. Der Gewerbepark hat Zuschüsse von insgesamt 90 Prozent erhalten. Die er hat er auch z.B. für den Umbau der neuen Norschleifen-Zufahrt in Anspruch genommen. Das zuständige Ministerium in Mainz war damit aber nicht einverstanden. So hat - oder wird - man zurückzahlen müssen. Diese Rückzahlungen werden aber dadurch ausgeglichen, dass man einen Vertrag mit der Nürburgring GmbH hatte, nach dem diese GmbH dann für die Rückzahlungen gerade stehen muss. - Da die Nürburgring GmbH aber jedes Loch das bei ihr entsteht in der Vergangenheit immer durch die Mainzer Landesregierung wieder aufgefüllt bekam frage ich hier mal ganz dumm: Und wer zahlt in dieser Situation den Zuschuss wirklich?

Und die nächsten Zuschüsse - in diesem Falle für die private Automotive Nürburgring GmbH stehen schon bereit. In diesem Jahr gastiert die Formel 1 in der Eifel. In Mainz hat man schon 13,5 Millionen Euro zum Ausgleich der Verluste bereirt gestellt. In Hockenheim sind im letzten Jahr (bei einer vergleichbaren F1-Veranstaltung) 6 Millionen Verluste angefallen. Auch in der Vergangenheit hat sich niemand Gedanken über Differenzen Gedanken gemacht, die bei einem Vergleich auffallen mussten.

Wenn ich jetzt hier noch aus der Diskussion Lindner/Industrievertreter zitieren würde, würden meine Leser viele Worte lesen können, die aber per Saldo zu keinem Ergebnis führen. Gab es den Einwand von der Industrieseite, dass es keine festen Preise gibt und dass Anfragen... - Aber natürlich werden Anfragen beantwortet. Schreiben Sie uns an, wir reagieren umgehend, argumentierte und antwortete dann Jörg Lindner.

Zufällig traf ich nach der Veranstaltung einen der Bürgermeister aus dem Umfeld des Nürburgrings, der mir erzählte, dass sein Anwalt (also der, die wohl die Interessen der Gemeinde vertritt) in den letzten Wochen schon mehrfach die "neuen Herren" angeschrieben hatte, aber bis zu diesem Zeitpunkt ohne Antwort war. - Ähnliches höre ich immer wieder. - Auch die Feststellung: Eigentlich hat sich gegenüber "früher" wenig geändert. - Vielleicht nur die Preise?
Jörg Lindner jedenfalls ist ehrlich. - Solange, bis man ihm das Gegenteil beweist.

Da ist eine Eigenschaft, die bestimmt geeignet ist, bei den unter den von Jörg Lindner genannten Voraussetzungen die Vertreter der Industrie in Begeisterungsstürme ausbrechen zu lassen.

Warten wir also auf das endgültige Ergebnis der Verhandlungen. - Verhandlungen? - Auseinandersetzung!

MK/Wilhelm Hahne
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