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Das Kalenderjahr 2016 ist ein Schaltjahr. Da die neue Geschäftsführung von Vielem Ahnung hat – aber nicht von Allem – hat sie das wohl falsch verstanden und „hochgeschaltet“. Zum Beispiel beim Preis für die Jahreskarten zum Befahren des Nürburgrings. Normalerweise sprechen Motorsportler vom „Überdrehen“, wenn man zu spät hochschaltet. Der Geschäftsführer der CNG (capricorn NÜRBURBURGRING GmbH), der diese Pächterfirma (!) des Nürburgrings leitet, schafft es aber, noch in 2015 hochzuschalten und trotzdem zu überdrehen. 1900 € kostet eine Jahreskarte zum Befahren des Nürburgrings im Jahre 2016. Das sind 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt zahlt man jetzt – wenn man es so umrechnet, und wie das uns gerne vorgerechnet wird – dann 3.800 DM, wenn es diese Währung noch geben würde. Und das Bundesfinanzministerium sagt noch jetzt im Jahre 2015: „Der Euro erleichtert die Mobilität“. Ergänzt wird eine solche Feststellung durch die der Landesregierung von Rheinland-Pfalz, die eigens mit einem Gesetz den freien Zugang zum Nürburgring garantierte, um dem Bürger den Schrecken vor einem „Verkauf an Privat“ zu nehmen. Allerdings hatte die EU-Kommission damals – 2013 - schon verlauten lassen, dass die Landesregierung von Rheinland-Pfalz „kein ungerechtfertigt niedriges Zugangsentgeld vorschreiben“ dürfe. - Daran hat sich wohl der CNG-Geschäftsführer orientiert und erwartet sicherlich Beifall aus Brüssel, wenn er nun heute, am 3. Dezember 2015, verkünden lässt:
NEU: Nürburgring-Zugang für 1900 € p.a.
Mit solch großen Zahlen kann man normal rechnen, muss nicht die Bruchrechnung bemühen. Da der Nürburgring keine „Ganzjahresdestination“ ist, wie das lt. den Plänen der Landesregierung (SPD) angestrebt war, dann kann man den Nürburgring in 2016 sicherlich vom 1. April bis 31. Oktober befahren. Das wäre also an 214 Tagen möglich, so dass eine Jahreskarte – ganz gleich ob man fährt oder nicht – dann 8,88 Euro pro Tag (!) kosten würde.
Aber nun kauft man eine solche Jahrekarte ja nicht, um auf der Nürburgring-Nordschleife nicht zu fahren.
Wenn man als Käufer einer Jahreskarte also nun gerne fährt und man wohnt im mittleren Einzugsbereich dieser Rennstrecke, dann wird man für die An- und Abfahrt um 3 – 4 Stunden rechnen müssen. Da bleiben – wenn man will – noch 1,5 Stunden zum Rundendrehen.
Nach meiner eigenen Erfahrung kann nur ein sehr trainierter Fahrer mehr als acht Runden am Stück fahren, ohne durch Konzentrationsverlust in Fehler zu verfallen. Man kann also davon ausgehen, dass rd. 30 Minuten für eine Erholungspause abzuziehen sind. In dieser Stunde der reinen Fahrzeit kann man 7 – 8 Runden mit einem schnellen Automobil oder Motorrad also dann in zwei Etappen fahren.
Macht man eine solche Tour in jedem Monat einmal, bezieht das auf die sieben möglichen „Fahr-Monate“ und kauft sich dafür jedes Mal zwei Vierer-Karten á 105 Euro, so würde man in 2016 dann 1.470 Euro ausgeben. Aber welcher Touristenfahrer fährt schon im Jahr sieben Mal an den Nürburgring um insgesamt 54 Runden zu fahren?
Warum also 1.900 Euro zahlen? - Wobei man die Gesamtkosten bedenken sollte, die für An- und Abfahrt und Materialverschleiß beim Befahren des Rings (Reifen, Bremsen, Radlager usw) plus Benzin dann – einschl. Jahreskarte bei 5.000 Euro liegen können.
Carsten Schumacher als Geschäftsführer am Nürburgring wird sicherlich für die Umrundung der Nordschleife keine Gebühr bezahlen, trotzdem wird er in den Jahren seiner Tätigkeit am Nürburgring bisher insgesamt noch nicht 54 Mal diesen Kurs umrundet haben.
Ich selbst habe die Nordschleife im Laufe meines bisherigen Lebens ein paar tausend Mal umrundet, war auch über viele Jahre nicht nur der Besitzer, sondern auch der Käufer einer Jahreskarte zum Befahren des Nürburgrings, deren Preis sich zwar damals zwar auch schon mal leicht erhöhte, aber von mir dann nicht mehr gekauft wurde, als er die Summe von 500 DM (!) überstieg.
An den damaligen Preisen – und dem uns immer wieder von politischer Seite vorgehaltenen Umrechnungskurs – dürfte eine Jahreskarte heute 250 Euro kosten. Hinzu kommen dann die Preiserhöhungen, die allgemein dazu geführt haben, dass die Preise für Konsumgüter sich heute auf gleichem Niveau bewegen, wie damals in der DM-Zeit.
Es gibt auch „Güter“, dazu gehören Automobile, deren Preise von „damals“ sich nicht mehr mit den heutigen Preisen vergleichen lassen, weil es auf diesem Sektor ein so genanntes „qualitatives Wachstum“ gegeben hat. Es wurde zwar von niemandem gefordert, aber der Industrie war es so möglich, die Renditen deutlich und relativ unauffällig zu verbessern.
Warum das notwendig war? - Mit Sicherheit wird das von Seiten der Automobilindustrie mit der gestiegenen Sicherheit argumentiert werden. - Man muss daran glauben. - Aber solche Argumente treffen für den Nürburgring nicht zu. Da muss einem dann klar werden, dass irgendwo etwas nicht stimmt.
Trotzdem wird es Leute geben die die Meinung vertreten, dass 1.900 Euro für eine Jahreskarte zum Befahren des Nürburgrings eigentlich „ein Schnäppchen“ ist. Wenn man einmal überlegt, wie viel hundert Millionen Euro die Landesregierung von Rheinland-Pfalz unter Leitung von visionären SPD-Politikern hier „in den Sand gesetzt“ hat, haben sie recht: Es ist das tatsächlich wenig. - Aber es ist zu viel!
Aber soll man das jetzt alles vergessen und – nach vorne schauen? – So wird einem jedenfalls geraten.
Und der Nürburgring-Pächter ist wohl der Meinung, dass es eigentlich einem Gefühl der Dankbarkeit entsprechen sollte, nun als Nürburgring-Fan mit einem „Scherflein“ von 1.900 Euro zum weiteren Erhalt des Nürburgrings beizutragen.
Zu diesem Zeitpunkt, da diese Geschichte geschrieben wird, ist – zumindest Motor-KRITIK – noch unbekannt, was die für 2016 von der CNG – zusammen mit einem Partner – geplanten fünf Trackdays über jeweils 7 Stunden an Freitagen vor den VLN-Läufen die Teilnehmer kosten werden. - Auch hier wird man sicherlich gerne abkassieren wollen. - Dass man zum Zeitpunkt, da die „Essener Motor-Show“ läuft, auch dort noch keine Kosten nennen kann, macht misstrauisch.
Man kann also erwarten, dass sich die Inflation der Preise zum Befahren des Nürburgrings hier fortsetzt.
Und die Landesregierung rührt sich nicht. Es beginnt der Wahlkampf und man möchte aus diesem Grund das Thema Nürburgring auf jeden Fall vermeiden. - Weil das Wählerstimmen kostet!
Schließlich möchte man „an der Macht bleiben“, wie man so schön sagt. Und Macht ist ein Argument, das noch bedeutender ist als Geld. Denn wer Macht hat, hat auch Geld. Auch Geld zum Wegwerfen, wie die SPD-Landesregierung – damals – als sie noch alleine regierte, mit bewundernswertem Geschick bewiesen hat.
Heute helfen die Koalitionspartner beim Verniedlichen, beim Vergessen. Sie verschwenden auch keinen Gedanken mehr an die bleibenden Schäden, die angerichtet wurden. - Und klammern sich heute schon an ihren Stuhl.
Es wird diese Damen und Herren wenig interessieren, was heute für eine Jahreskarte zum Befahren des Nürburgrings verlangt wird. Der Nürburgring ist – sagt man – nicht mehr im Landesbesitz. Dass das im Grundbuch noch anders aussieht, liegt an den besonderen Umständen. - Sagt man.
Zum Beispiel an den Umständen, mit denen man den Nürburgring in den Konkurs geführt hat, den man vorher durch geschicktes Ausnutzen aller gesetzlichen Möglichkeiten vermieden hatte, wie man in den Bilanzen nachlesen kann. - Bis nach einer Wahl! - Damals.
Und wenn es Leute gibt, die heute 1.900 Euro im Jahr dafür zahlen, dass der Nürburgring zu einem großen Teil der nutzbaren Tage nicht zu befahren ist, dann sind die es doch selber schuld. - So wird die Erklärung der Politiker lauten.
Sie haben recht! - Diese Käufer von Jahreskarten für 2016 sind auch wahrscheinlich schuld, dass diese Politiker in die Regierungsverantwortung gekommen sind.
Die nächsten Landtagswahlen, die 17. in Rheinland-Pfalz finden am 13. März 2016 statt. Die Wahl fällt also in eine Zeit, in der die Jahreskarten noch nicht zu nutzen sind und man Zeit hat – zur Wahl zu gehen.