Gespeichert von wh am
Das Thema ist der VW-Diesel-Skandal, bei dem weltweit mehr als zehn Millionen von VW-Käufern betrogen wurden. VW tut viel um wieder Vertrauen zu gewinnen. Eigentlich ging es um N0x. Doch dann hat man sich selbst in Sachen CO2 beschuldigt. - Um dann feststellen zu lassen, dass man da (fast) ohne Fehl und Tadel ist. - Ein genialer Schachzug! - Und man redet und redet! - Wenn man weiß wie solche Reden entstehen, wer an der Entwicklung der eingeschlagenen Strategie zu solchen Pressekonferenzen alles beteiligt ist, der weiß, dass hier fremde Vorschläge – als richtig und (fast) ideal erkannt – durch Vorstände möglichst glaubhaft „verkauft“ werden sollen. Vorstände müssen auch gute Schauspieler sein, Darsteller von Vorständen. Bei VW treten da bewährte Kräfte an und leisten überzeugende Öffentlichkeitsarbeit. - Aber das ist nicht das, was der betrogene VW-Diesel-Kunde braucht. Er wollte das Beste und kaufte einen VW-Diesel, weil der ihm so überzeugend verkauft wurde, wie man ihm heute zu verkaufen sucht, dass nun im Handumdrehen aus einem betrügerisch handelnden, ein wahrhaftiger Industrie-Koloss geworden ist. Politik und VW arbeiten eng zusammen. Schließlich ist die Politik bei VW mit 20 Prozent beteiligt. Wie glaubhaft politische Aussagen sind, haben wir alle in Jahrzehnten erfahren. Wie glaubhaft sind nun also die Aussagen von VW, den Kunden mit einem Rückruf und einer Nach- oder Umrüstung so zu helfen, dass ihnen per Saldo keinerlei Nachteile erwachsen? - Wird der VW-Diesel nach dem Rückruf nicht nur „clean“ sein, sondern auch noch jene Eigenschaften in der Fahrpraxis haben, die dem Käufer beim Kauf versprochen und auch vorhanden waren? - In Verbindung mit einer betrügerischen Software! - Verändert sich davon etwas nach dem Rückruf durch das KBA – einer „Unterbehörde“ des Bundesverkehrsministeriums - und die vorgenommenen Korrekturen, die nun in 2016 in den autorisierten VW-Werkstattbetrieben nach Anweisungen aus Wolfsburg durchgeführt werden?
Motor-KRITIK-Rat: Kontrolle ist besser!
Besonders einfallsreich fand ich eine Empfehlung von „Auto-Bild“ vor einigen Wochen. Auch dort versucht man einen echten Leser-Service zu bieten, informiert über alles was so im Umfeld des Diesel-Skandals abläuft und stellte fest:
„Nach dem Update könnte im schlimmsten Fall ein erhöhter Verbrauch oder eine verminderte Motorleistung bei manchen Fahrsituationen die Folge sein. Da die manipulierte Software die Abgase und den Verbrauch auf dem Prüfstand regelt, könnte ein Update im besten Fall keine Auswirkung auf den Alltagsbetrieb haben. VW hat versprochen, transparent über alle Folgen aufzuklären.“
„VW hat versprochen“ - und „Auto-Bild“ glaubt. Und weil glauben selig macht empfiehlt man seinen Lesern in Beantwortung der Frage „Was sollte ich jetzt tun?“:
„Abwarten! Langsam klärt sich die Lage. Der Massenrückruf durch das KBA hat Zug in die Angelegenheit gebracht. Als nächstes dürfte sich entscheiden, welche Werkstätten den Rückruf abwickeln können. Dann dürfte VW auf die Halter der betroffenen Fahrzeuge zukommen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“
Das könnte auch eine Empfehlung von VW sein, wo in diesen Tagen der neue Vorstandsvorsitzende Müller z.B. verkündete:
"Der Aufwand für die Lösungen ist überschaubar, auch finanziell. Wir danken den Ingenieuren, die Tag und Nacht daran gearbeitet haben"
Das hört sich gut an. Motor-KRITIK hatte aber schon in den Wochen vorher direkte Gespräche mit VW-Mitarbeitern geführt, wo u.a. zu erfahren war:
„Ab sofort dürfen wir keine Überstunden mehr machen!“
Das galt sogar für die Leute, die mit der Entwicklung rings um den immer wieder von den VW-Oberen proklamierten neuen Trend hin zu Elektro-Automobilen beschäftigt waren und sind.
Aber natürlich kann es sein, dass der neue Vorstand diese – auch neue – Anweisung nicht kennt. Schließlich war der „alte“ Vorstand auch nicht über den Einsatz einer Betrugs-Software informiert.
Es wird also viel gesprochen und versprochen. Auch eine ganze Reihe von Rechtsanwälten versuchen die entstandene Situation für ihr Geschäft zu nutzen und empfehlen die unterschiedlichsten Strategien um VW zu verklagen.
Ein hier ungenannter Rechtsanwalt äußerte sich z.B. so:
„Der VW-Konzern gestand die Manipulationen bei Diesel-Abgastests ein. Alleine aus diesem Umstand ist eine Wertminderung der betroffenen Fahrzeuge zu erwarten. Die vom VW-Konzern bekannt gegebene Verbesserung der Abgaswerte wird laut Fachkreisen zu Verschlechterungen in anderen Bereichen wie dem Verbrauch und dem Fahrverhalten führen. Klagen gegen die Hersteller VW, Audi, Seat und Skoda erachten wir als erfolgversprechend.“
Das ist ein Hinweis für zukünftige Mandanten, die noch dümmer sind, als die, die die bisher gültigen Abgas-Prüfbedingungen als gut, richtig und zukunftsträchtig akzeptierten.
Andere Rechtsanwälte beschweren sich darüber, dass Rechtsschutzversicherungen nicht bereit sind, die Kosten bei einem Rechtsstreit zwischen einem betrogenen VW-Kunden und VW in Wolfsburg durch entsprechende Garantien abzusichern. - Und wollen – evtl. - dagegen den Klageweg beschreiten.
Was sollte also der Besitzer eines VW-Diesel, der vom Betrug einer Lieferfirma seines Vertrauens überrascht wurde, nun wirklich machen?
Motor-KRITIK wurde beim Studium der VLN-Ausschreibung für 2016 auf eine Idee gebracht. Hier fiel auf, dass ein Prüfstand, der von der Veranstalterseite in 2015 noch als von ihm anerkannt bezeichnet worden war, nun in der 2016er Ausschreibung fehlt.
Der Grund, lt. Prüfstandbesitzer: Die VLN erwartete, dass er an jedem Rennwochenende im Fall von Protesten o.ä. bereit war, sofort Untersuchungen und Messungen vorzunehmen, damit die jeweils am Abend vorzunehmende Siegerehrung in jedem Fall durchgeführt werden konnte.
Der Prüfstandbesitzer war dazu bereit, wenn durch die VLN für den an 10 Wochenenden im Jahr notwendigen Bereitschaftsdient eine Pauschale gezahlt worden wäre, weil man in der Vergangenheit mit drei Leuten nur Däumchen drehend herum saß, weil an der Mehrzahl der 10 Wochenenden von der VLN keine berechenbare Leistung gefordert wurde.
Zahlen wollte die VLN aber nicht und hat die Firma des bisher von ihr empfohlenen Prüfstandsbesitzers dann von ihrer Liste in der Ausschreibung 2016 gestrichen.
Motor-KRITIK wurde so auf die Idee gebracht, dass so ein Prüfstand eigentlich doch die Voraussetzungen für eine Überprüfung der VW-Versprechen in Sachen „Diesel-Skandal“darstellen könnte. Für die geschädigten deutschen VW-Diesel-Besitzer, die z.B. in großer Zahl auch in der Eifel-Region betroffen sind.
In direkten Gesprächen „vor Ort“ ist Motor-KRITIK im Interesse der geschädigten VW Diesel-Besitzer mit dem Betreiber des Prüfstandes zu den Informationen gekommen, die geschädigten VW-Diesel-Besitzern dann Möglichkeiten bietet, die auch die Voraussetzungen für einen Klageweg darstellen können, wenn die Versprechungen von VW – dann nachweisbar (!) - nicht erfüllt werden.
Der schon mehrfach erwähnte Prüfstand befindet sich im Gewerbegebiet von Müllenbach, nur wenige Kilometer vom Nürburgring entfernt. Die einfachste Möglichkeit einer Beweissicherung für einen der von VW betrogen Käufer eines Audi-, Seat-, Skoda- oder VW-Diesel wäre, dort eine Messung von:
- Leistung und
- Drehmoment über der
- Drehzahl
vornehmen zu lassen. Der Ausdruck erfolgt sowohl...
...in einer Grafik, wie auch in einer Tabelle. Natürlich müsste man doch noch einmal eine Messung nach den angekündigten und kostenlosen Nachrüstungen in einem autorisierten VW-Werkstattbetrieb vornehmen.
Jede dieser Leistungsmessungen würde:
- bei einem Automobil mit Vorderradantrieb € 100,--
- bei einem Automobil mit Allradantrieb € 125,--
kosten, so dass für die notwendigen zwei Messungen insgesamt 200,-- bzw. 250 Euro (einschl. MWSt.) als Kosten anfallen würden. Damit hätte der Wagenbesitzer dann aber auch die Sicherheit, dass zumindest die Leistung oder das Drehmoment durch die Software- und (oder) Hardware-Änderungen nicht verändert wären.
Wenn doch: Dann hätte der Kunde gegenüber VW ein Argument, das ein Rechtsanwalt sicherlich gerne aufgreifen wird.
Was damit nicht geprüft wäre, ist ein evtl. verändertes Fahrverhalten bzw. -Charakteristik. Dazu sind andere und kostspieligere Messungen notwendig, die zwar auch in Müllenbach durchgeführt werden können, aber pro Stunde Zeitaufwand mit 175 Euro berechnet werden müssen.
Die geschädigten Kunden müssen sich also nicht von VW wie Schlachtvieh zum Schlachthof führen lassen, müssen nicht etwas glauben ohne es genau zu wissen, sondern erhalten so evtl. auch Aufschlüsse darüber, ob ihre Fahrzeug in der Serie zumindest bisher den im Verkaufsangebot der Firmen im VW-Konzern versprochenen Leistungsstandard erreichte.
Erste Messung:
- Vor dem Rückruf durch das KBA oder die Volkswagenwerk AG.
Zweite Messung:
- Nach dem Rückruf und Korrektur in einem von VW autorisierten Werkstattbetrieb.
Es gibt in Deutschland sicherlich eine Menge Prüfstände, an denen eine solche Leistungsprüfung (wohl nicht immer zu den genannten Kosten) auch gemacht werden kann. Das oben dargestellte Angebot kann also nur für folgende Firma gelten:
Entwicklungszentrum/Abgastechnik
Boemanns Motorsport GmbH
Südschleife 5 (im Gewerbegebiet)
53520 Müllenbach am Nüŕburgring
Tel. 02692-8492
Fax 02692-85995
e-mail: mail@boemanns.de
Die Fotos oben sollen nur eine Vorstellung von den schriftlichen Unterlagen geben, die man nach einer Untersuchung mit bekommt. Wer mal genauer draufschauen möchte, kann das im Anhang tun, wo Sie sehen werden, dass – wie vorgeschrieben – auch eine Korrektur der gemessenen Werte nach EWG 80/1269 erfolgt, also immer vergleichbare Werte dargestellt werden.
Es werden darum auch die „Umgebungsdaten“ erfasst.
Diese Daten wird das Volkswagenwerk, ganz gleich wie immer sie ausfallen, im Falle eines Falles akzeptieren müssen.
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!
MK/Wilhelm Hahne
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Beispiel für eine Leistungsmessung. Hier ein Audi A6 TDI Allrad | 577 KB |