Oktober 2017: „Nürburgring Grand-Prix“

An einem wunderschönen Herbst-Wochenende in der Eifel gab es am Nürburgring das, was es eigentlich dort gar nicht mehr gibt: Einen „Grand-Prix“. Es war nicht der „Deutschland Grand-Prix“, sondern eben der vom Nürburgring. Das bedeutete: Vielfalt! - An drei Tagen, von Freitag bis einschl. Sonntag waren hunderte Rennfahrzeuge unterwegs, Fahrer und Fahrzeuge „bemuttert“ von Betreuern, die insgesamt nicht nur in insgesamt vierstelliger Zahl vor Ort waren, sondern auch in ihrem Auftreten stark differierten. Da war die Ehefrau, die die Starterbatterie beim Sportwagen ihres Mannes anklemmte, da waren auch „Profi-Teams“ unterwegs, die mit mächtigen Renntransportern angereist waren. Es gab viele alte Rennfahrzeuge und Fahrer zu sehen – auch viele „alte Leute“ als Zuschauer und Besucher, die aber zumindest auf den modernen Tribünen in so kleiner Anzahl auszumachen waren, dass es schon fast deprimierend war. Viele waren eben – aus Interesse an Details - im Fahrerlager unterwegs. Als es am Sonntag dann auch über die Gesamtstrecke – also auch die Nordschleife – ging, da gab es dann deutlich mehr Zuschauer an der Strecke. - Um als Journalist nicht aufzufallen, habe ich das „Media-Lätzchen“ in der Innentasche meiner Jacke gelassen. Die mich kennen, geben mir auch so Auskunft. - Die mich nicht kennen, sagen mir ehrlicher ihre Meinung, wenn sie einen interessierten alten Mann vor sich haben. - Ich war an allen drei Tagen im Fahrerlager unterwegs und habe dieses sonnige Wochenende am Nürburgring genossen. Zumal ich in diesem Fall die Fernsehberichterstattung über die wichtigen Motorsport-Ereignisse in Japan nicht verpassen musste, weil die jeweils morgens sehr früh zu sehen gab. Dort wurde „Profi-Sport“ geboten, am Nürburgring war es der Basis-Motorsport, „just for fun“ betrieben. - Zumindest – hoffentlich - überwiegend! -

Oktober 2017: „Nürburgring Grand-Prix“

Am Freitag waren mehrheitlich Trainingssitzungen angesagt. Da trainierten:

  • Cup & Tourenwagen-Trophy
  • DMV BMW Challenge
  • VFV-GLPpro GT-- und Tourenwagen I
  • FJR HTGT um die Dunlop-Trophy
  • VFV-GLPpro GT und Tourenwagen II
  • Spezial Tourenwagen Trophy H & R Cup
  • VFV GLPpro Formel- und Sportwagen
  • Porsche Club Historic Challenge
  • Cup & Tourenwagen Trophy

Aber es gab auch schon zwei 30 min-Rennen auf dem GP-Kurs für zwei dieser Kategorien.

Diese drei Fotos mögen Ihnen einen ersten Eindruck vom Wetter, von der Klassenvielfalt und vom Programm vermitteln, das wirklich den Titel trug:

„Nürburgring Grand-Prix 13.10 – 15.10.2017“,

wobei man schon die „ADAC-Westfalen-Trophy“ ein wenig hervorgehoben hatte. Die ist allerdings seit wenigen Jahren mehr als RCN 4-h-Rennen „Schwedenkreuz“ bekannt. Dieses Langstreckenrennen bildete auch den Abschluss eines eindrucksvollen Motorsport-Festivals, das in seiner Art und Charakter praktisch alle  – der zu wenigen – Besucher persönlich ansprach.

Am Samstag gab es dann zwischen 8:05 und 18:30 Uhr (fast) pausenlos Rennen um Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings. Wer sich wirklich für Renn-Action interessierte, kam kaum zum Bratwurst-Essen, denn die größten Abstände zwischen zwei Rennen betrugen 10 Minuten.

Eindrucksvoll, wie sich die DMV-BMW-Challenge entwickelt hat. Waren im letzten Jahr noch weniger als 20 Fahrzeuge am Start, waren es in diesem Jahr um 40 BMW‘s, die in unterschiedlichen „Divisionen“ um Sieg und Platz kämpften. Dunlop greift hier dem Verantalter ein wenig unter die Arme, stellt seine Louge für die Siegehrung zur Verfügung und es gab zur Stärkung der Teilnehmer ein kräftiges Gulaschsüppchen.

Im Fahrerlager herrschte eine geradezu familiäre Atmosphäre. Nirgendwo Hektik, überall Zeit für Gespräche. Fast habe ich vergessen, bei einem deutschen Rennen unterwegs zu sein. Es ging alles seinen geordneten Gang, aber alles wirkte nicht überzogen. Dieses Rennen war ähnlich der Art, wie sie heute noch z.B. in den Benelux-Ländern eigentlich Normalität sind.

An der Boxenmauer, aber auch im Fahrerlager, wie z.B. direkt hinter den Boxen „war Betrieb“. Man könnte die fotografierte Dame für eine Tänzerin halten, die per Distanz mit Partnern tanzt. Aber dieser Eindruck geht nur von dem Foto aus, das ich gemacht habe, weil ich diesen Ausschnitt so typisch für „das Klima“ im Fahrerlager fand. Tatsächlich weist die Dame ein Teilnehmerfahrzeug ein, das auf diesem Foto aber nicht zu sehen ist.

Es war interessant, die Automobile wieder zu sehen, die wir früher als Zuschauer bewundert und geschätzt haben, wie diese BMW‘s. - Und ist dieser Motor nicht ein „Schmuckstück“, wo die Weber-Doppelvergaser eigentlich dominanter sind als der eigentliche Motor, den aber der Name des Tuners, „Abarth“, ziert? - Mit so einem Autobianchi A 112 – wie auf einem weiteren Foto dargestellt - bin ich „damals“ nicht nur das 24-Stunden-Rennen gefahren, sondern ich konnte auch die Idee zu einem Sport-Cup für diese Fahrzeuge dem Importeur damals nahe bringen. Die Ausschreibung dazu stamme dann auch von mir. Natürlich habe ich sie kostenlos erstellt, in Nachtarbeit, weil ich ja mein normales  Tagesgeschäft deswegen nicht vernachlässigen konnte.

Der Sonntag war eigentlich der Haupt-Renntag, bei dem nicht nur das Zeittraining für die zwei Hauptrennen – von vielen Zuschauern so empfunden – liefen, die über die Nürburgring-Nordschleife und den Grand-Prix-Kurs gingen, also eine Rundenlänge von fast 25 Kilometer hatten. Ich erinnerte mich, dass ich damals, als dann das 24-Stunden-Rennen auch über diese Kombination ging, in meinem „Mühlner-Astra“ immer den Tageskilometerzähler beim Fahrerwechsel auf Null stellte, weil ich nur so exakt unter Kontrolle hatte, wann ich zum Tanken rein kommen musste. - Wir hatten damals noch keinen Funk und es ist mir vorher schon passiert, dass ich „meine Boxentafel“ im Wald der vielen Anzeigen mal übersehen hatte.

Was aber an diesem Sonntag besonders auffiel – zumindest mir – war, dass diese ganzen Bau-Neuschöpfungen am Nürburgring bei einer solchen Veranstaltung gar nicht gebraucht wurden. Das „Media-Center“ war geschlossen, eine einzige Lounge, die des ADAC war geöffnet, sonst herrschte auf dem „Laubengang“ vollkommene Ruhe. Und weiter vorne tat es in einem Raum auch eine „Presse“-Schild auf einem einfachen Tisch, um die Akkreditierung abzuwickeln. - Angenehm die freundliche Abwicklung.

Da ich dort auch ein Programm erhalten hatte, ist mir natürlich beim Lesen aufgefallen, dass nicht nur „alte Bekannte“ am Start waren, von denen ich dann einige besucht habe, bzw. wir haben uns zufällig im Fahrerlager getroffen und über alte Zeiten gesprochen und darüber „getratscht“, was aus den ehemaligen Fahrerkollegen so geworden ist. - Ich bin da – wieder mal – auf einen Namen gestoßen, von dem ich schon bei der letzten VLN-Veranstaltung geschrieben habe, dass das der Chef von Peugeot und inzwischen auch Opel und Vauxhall ist.

Dieses Mal war er mit einem Opel Kadett GSi unterwegs, der Ende der 80erJahre bei Kissling aufgebaut worden war und damals von diesem Team, das inzwischen den Bau der neuen Astra TCR im Opel-Auftrag verantwortet, bei VLN-Veranstaltungen und beim 24-Stunden-Rennen eingesetzt wurde.

Bei dem Zweistunden-Rennen am Sonntag wurde dieses Fahrzeug nun vom Vorstandsvorsitzenden der PSA-, Opel- und Vauxhall-Firmen, Carlos Antunes Tavares und einem Simultan-Übersetzer aus Berlin, Andreas Kunert, (natürlich für Französisch/Deutsch) pilotiert. Kunert hatte über seine Tätigkeit für Peugeot durch Simultan-Übersetzungen bei Peugeot-Presseveranstaltungen Kontakt zum Firmenchef bekommen. Da Kunert selbst auch den „Motorsport-Verrückten“ zuzuordnen ist, der Motorsport aber auch eine der wenigen Schwächen dieses PSA-Konzernchefs ist, hat man so zusammen gefunden, um den Motorsport auf eine ganz private Art, einfach „just for fun“ zu betreiben.

Dieser „alte“ Kadett hier am Nürburgring beweist nicht nur die Richtigkeit des alten Opel-Werbeslogans „Opel der Zuverlässige“, sondern spricht auch für die perfekte Tuningarbeit von Kissling vor mehr als 25 Jahren. Das Fahrzeug hatte damals – und hat heute – eine Leistung von gut 160 PS. Das reichte damals und reicht heute noch für eine Menge Fahrspaß auf der Nürburgring-Nordschleife.

Der Peugeot-Chef fuhr den Start zum Zwei-Stunden-Rennen der Youngtimer. Sein Auftritt hier am Nürburgring war der eines ganz normalen Motorsportlers, dem Monteure beim Vorbereiten des Einstiegs und dann beim Anschnallen helfen, darauf achten, dass der Sicherheitsgurt auch wirklich fest gezurrt ist.

Tavares gilt unter den Firmenchefs der Branche als „harter Hund“, der gerne der Beste sein möchte. Als Motorsportler hat er offensichtlich nur den Ehrgeiz, bei „seinem Sport“ mit sich und seinen Leistungen nicht nur zufrieden sein zu wollen, sondern beim Ausüben des Sports auch eine Menge Spaß zu haben. Er kann mit dem Ergebnis beim Rennen wirklich zufrieden sein. Immerhin war es ihm „so nebenbei“ gelungen, einen seiner neuen Mitarbeiter, der bei Opel den Titel, Director Performance Cars & Motorsport trägt und “so nebenbei” Sportpräsident des AvD ist, auch mit einem Opel-Kadett GSi  – aber einem Coupé – im gleichen Rennen unterwegs, im Gesamtergebnis hinter sich zu lassen.

In seiner schnellsten Runde war Volker Strycek zwar 1,5 sec schneller als Carlos Tavares, kam aber zwei Plätze im Gesamtklassement hinter ihm ins Ziel. -

Hier noch einmal Fotos von Carlos Tavares vor dem Start. Konzentriert, aber irgendwie entspannt ist er ins Rennen gegangen und hat es genauso – sozusagen mit einem Lächeln auf den Lippen – beendet. - So muss Motorsport sein! - Nicht so verklemmt, verlogen und Ich-bezogen, wie heute eine “neue Generation” den Motorsport ausübt, der dann zur Belastung wird. - Für den Fahrer sollte dieser Sport eigentlich so eine Art von “sinnfreiem Tun” sein. Das ist eine Beschreibung, die zumindest auf den Basis-Motorsport zutreffen sollte.

Am Ende waren an diesem Wochenende, nach diesem “Großen Preis”, einem großartigen Motorsport-Festival, eigentlich alle zufrieden. Die wenigen Zuschauer auf der Tribüne, der Abschleppdienst, der – bevor er ins Fahrerlager kam – auch noch die aufgesprungene Motorhaube des ausgefallenen Renn-Coupés schloss und auch die Zuschauer, die die Rennen eigentlich im Fahrerlager genossen hatten.

  • Drei Tage “Nürburgring Grand Prix”. - Großartig!

Der Veranstalter, der kleine MSC Bork*, verdient mit seinen vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern und Helfern ein großes Lob!

MK/Wilhelm Hahne

*Bork ist ein Ortsteil der nordrhein-westfälischen Stadt Selm im Kreis Unna.

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