Lausitzring: Auch mit "Euro" - keine Zukunft als "Speedway"

Teil II des Zyklus "Deutsche Wintermärchen 2008" in Motor-KRITIK - Eine Erinnerung an die Vergangenheit und Blick in die Zukunft

Der Lausitzring hat eine lebhafte und geradezu märchenhafte Vergangenheit. Er wurde seinerzeit als Prestigeobjekt des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dr. Manfred Stolpe (SPD) mit Finanzierungsmitteln von (umgerechnet) rd. 135 Mio Euro gebaut. Finanziert wurde das Projekt von der seinerzeitigen Bankgesellschaft Berlin, die auf politischen Druck und Weisung vom Land Berlin und Brandenburg über Tochtergesellschaften der Bank das ganze Projekt realisiert haben. Grundstückseigentümer wurden nach diversen Rechtsstreitigkeiten mit hohen Abfindungssummen ruhig  gestellt, damit dieses "brandenburgische Vorzeigeobjekt" realisiert werden konnte. Die Rolle von Herrn Dr. Stolpe wurde nie geklärt, wurde aber - nicht nur von mir - mehr als merkwürdig empfunden. - Der seinerzeitige Vorstandsvorsitzende der Bankgesellschaft Berlin, Wolfgang Rupf, hat bei der Umsetzung des Projekts eine wesentliche Rolle gespielt. Dabei war Fachleuten (Experten) aber von Anfang an klar, dass diese Rennstrecke zu einem Millionengrab werden würde. Ich erinnere mich, dass zu jener Zeit  Herr Moll (DEKRA), dieses Rennstreckenprojekt sehr stark unterstützte. Überhaupt hat die DEKRA - nach meiner Erinnerung - seinerzeit "eine tragende Rolle" gespielt und für die Realisation heftig an der Seite der Politiker - aus welchen Gründen auch immer - gekämpft. Bei einem kritischen Abgleich von Versprechen und Realität bleibt als Ergebnis, dass das Versprechen, viele, viele Arbeitsplätze in der Lausitz durch den Bau der Rennstrecke zu schaffen, ein Traum geblieben ist. Keiner der damals Beteiligten - so weit er Verantwortung trug - ist heute mehr in Amt und Würden und muss sich verantworten. - Insofern ist das Lausitz-Rennstreckenprojekt mit der aktuellen Planung eines anderen SPD-Landesfürsten (Kurt Beck, RLP) vergleichbar, wo sich nach der Umsetzung eine gleiche personelle Situation ergeben wird. Die "Schuld" an "Nürburgring 2009" wird dann jenen "kleinen Leuten" an der Basis zugeschoben werden, die das Projekt aktuell abgenickt haben. Nicht, weil sie es gut finden, sondern weil sie sich nicht vorwerfen lassen wollten, dass sie als Einzelne gegen ein Projekt waren, von dem sie zwar genauso viel verstehen wie die, die es "politisch wollen": zu wenig, um es wirklich beurteilen zu können. Das Projekt in der Lausitz, im Jahre 2000 fertig gestellt, war - und ist - genauso eine Fehlinvestition, wie das derzeitige Prestigeobjekt (s. Planung) des Ministerpräsidenten Kurt Beck in der Eifel. Zwar wird er damit - gemessen an den aufgewendeten Millionen - auf einer evtl. geführten SPD-eigenen Prestigeobjekt-Skala in Führung gehen, aber er wird sich der Verschwendung von Steuergeldern schuldig machen, was ihn dann auf eine Ebene mit jenen Wirtschaftskriminellen hebt, die den Staat (wie aktuell von ihm informiert) um viele Millionen Steuergelder gebracht haben. Nicht nur in einem solchen Fall müsste das Strafmaß - wie die SPD es fordert - erhöht werden, auch im Fall von vorsätzlicher Verschwendung von Steuergeldern. - Da sollten auch keine zur Entlastung bestellten Gutachten eine Entlastung darstellen. - Nun zu einer Fehlinvestition der Vergangenheit:

Lausitzring: Auch mit "Euro" - keine Zukunft als "Speedway"

08-02-21/10 - Der Lausitzring wurde im August des Jahres 2000 eröffnet. Im Jahre 2002 kam es dann zum Konkurs der Betreibergesellschaft, weil es zu diesem Zeitpunkt gerade zu einer Bankenkrise in Berlin kam, bei der die Berliner Bank im Mittelpunkt stand. Besitzer der Rennstrecke ist aktuell ein Förderverein Lausitzring e.V. (!) der nun auch europaweit die Rennstrecke a) zum Verkauf, b) zum Betreiben ausgeschrieben hat. Chef des Fördervereins ist der Bürgermeister der Gemeinde Schippkau, Siegurd Heinze, der nun auch das Ergebnis dieser Ausschreibung in der 8. Woche des Jahres 2008 (also dieserWoche) bekannt geben wird.

Dieses Ergebnis wird für mich - und einige Journalisten vor Ort - keine Überraschung sein. Wenn man sich mit den Formalien beschäftigt, dann fällt jedoch auf, dass die DEKRA nicht nur Mitglied des Fördervereins, sondern auch als Bieter aufgetreten ist. Das erscheint so bizarr, wie es sein würde, wenn ein Mitspieler bei einem Kartenspiel für sich das alleinige Recht hat, bevor er Karten aufspielt, in die Karten der Mitspieler zu schauen.

Nun kann ein Neuerwerber der Rennstrecke nicht unbedingt alles machen, wie man sich das als Herr über Grund, Boden und Immobilie  im Normalfall vorstellt: der Verkauf ist an bestimmte Auflagen gebunden, da der "EuroSpeedway" - wie er jetzt benannt ist,  bis zum 31. Dezember 2016 "als touristische Basisinfrastruktur" betrieben werden muss. Die Landes-Fördermittel wurden unter dieser Auflage "damals" zugeteilt.

Schon 2003 sollte die Rennstrecke erstmals verkauft werden. Dieser Verkauf scheiterte jedoch - u.a. an der oben genannten Auflage, aber auch, weil potente Investoren die Möglichkeiten einer gewinnträchtigen Betreibung realistisch einschätzten. So kam dann eine Betreibergesellschaft im Jahre 2004 zum Zuge, deren Vertrag Ende dieses Jahres (2008) ausläuft. Diese Betreibergesellschaft bekam ihren Vertrag zu Sonderkonditionen, wenn man den Wert der Anlage und ihre Unterhaltungskosten zum Maßstab nimmt. Die Inhaber dieser Betreibergesellschaft sind die Herren Hans-Jörg Fischer und Matthias Tomasetti. Herr Fischer kennt das Rennstreckengeschäft aus seiner Zeit als leitender Mitarbeiter der Nürburgring GmbH und so hatte seine Arbeit in der Lausitz für die Rennstrecke und ihren Erhalt auch eine gewisse Basis.

Natürlich ist zur Zeit der Niederschrift dieser Geschichte noch absolut geheim, wer auf die europaweite Ausschreibung mit geboten hat. Die derzeitige Betreibergesellschaft wollte bei einer Rückfrage von mir noch nicht einmal die Frage beantworten, ob man überhaupt mit geboten hätte.

Wenn man sich dann aber intensiv mit der Situation der Rennstrecke in der Lausitz beschäftigt, dann fällt schon auf, dass sich a) diese Strecke in der Nähe eines BMW-Produktionsortes (Leipzig) und b) auch unweit von Berlin befindet, einer Stadt, in der BMW seine Motorradfertigung konzentriert hat. Wenn man dann noch weiß, dass BMW im Jahre 2009 wieder werksseitig in der Superbike-Weltmeisterschaft ein Team einsetzen will, dann sind auch Details der Rennstrecke interessant.

So ist eine mögliche Rennstreckenführung mit Skidpad von einem großen Renn-Oval getrennt. Das Oval könnte Hochgeschwindigkeitsversuchen dienen, während die längste Rennstreckenform, unter Einbeziehung eines Teils vom Rennstrecken-Oval, eine Rundenlänge von 11,3 Kilometer möglich macht. Das als "Skidpad" bezeichnete Gebiet umfasst einen kleinen Handlingkurs, eine Fahrdynamikplatte, einen Anfahrhügel und ähnliche Einrichtungen, die zur Fahrzeugabstimmung und Entwicklung von elektronischen Assistenzsystemen erforderlich sind. Hier wird der Einfluss der DEKRA beim Bau (Planung) der Rennstrecke spürbar.

Unterstellt man einmal, dass BMW an dieser Rennstrecke in der Lausitz aus den verschiedensten Gründen interessiert sein könnte, so kommt man - wenn man den "geheimen" Einfluss von BMW hier in der Eifel (im Falle BikeWorld Nürburgring GmbH) erlebt hat, schon auf die Idee, auf anderen Spuren (nicht den direkten!) einmal einem gewissen Verdacht nachzugehen. Bekannt ist, dass die Firma "Alpha-Technik", im Bayerischen beheimatet, für BMW die Entwicklung des neuen Superbike-Motorrades vornehmen wird. - Und so stößt man bei der Verfolgung der beschriebenen Grundidee auch auf Spuren.

Da wird a) in der Lausitzer Lokalpresse aktuell berichtet, dass sich wohl außer "Alpha-Technik" noch die DEKRA (keine Überraschung) und die "Motorsport Arena Oschersleben" mit Geboten zur Ausschreibung gemeldet haben. Mit ist bekannt, dass inzwischen Oschersleben  sein Gebot zurück genommen hat, so dass nur noch für eine Pacht bzw. Übernahme zwei bis drei Firmen (man muss Fischer/Tomasetti hinzu rechnen) in Frage kommen.

Wie zu hören, hat der Mitinhaber von "Alpha-Technik" inzwischen geäußert, dass man bis Ende 2016 eine weitere Pachtlösung (aus o.g. Gründen) favorisiert. Aber warum gründet man dann in Bayern, in Saal a.d. Donau, eine "EuroSpeedway Lausitzring Grundbesitz GmbH & Co. KG? - Diese Firma wurde am 8. Januar 2008 in Handelsregister des Amtsgerichts Regensburg (Bayern) unter der Register-Nummer HRB 7796 eingetragen und das am 11. Januar 2008 veröffentlicht, bzw. bekannt gemacht.

Natürlich weist die Eintragung der obigen Firma einen Kapital von 0,00 Euro aus, weil das dann aus einer GmbH kommt. Die wurde dann schon am 17. Dezember 2007, ebenfalls mit Sitz in Saal a.d. Donau gegründet, und mit einem Eigenkapital von 25.000 Euro mit Eurospeedway Verwaltungs GmbH benannt, deren Existenz ebenfalls (wie die der anderen o.g. Firma) am 11. Januar 2008 bekannt gegeben wurde.

Beschäftigt man sich mit den Besitzverhältnissen der "Grundbesitzfirma", so findet man (neben der GmbH) fünf Personen, unter denen sich dann nicht nur die zwei Besitzer von "Alpha-Technik" (Josef Meier und Josef Hofmann) befinden, sondern weitere drei Personen, die eigentlich ganz weit vom Rennstreckengeschäft (bisher) entfernt sind: einer betreibt eine Fahrschule, einer ein Baggerunternehmen und Spedition, der Dritte ist Steinmetz. - Josef Hofmann, einer der "Alpha-Technik"-Inhaber hat übrigens seinen Wohnsitz in Saal a.d. Donau, was dann den Firmensitz der neu gegründeten Gesellschaften erklärt.

Wenn aber, nachdem die Fünf aus Bayern den Zuschlag für ein Betreiben bis einschl. 2016 und eine Übernahme des insgesamt 367 Hektar großen Rennstreckenareals durch Kauf danach erhalten, dann würde das eine Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Lausitz (Brandenburg) bedeuten. - Aber evtl. auch neue Subventionen durch das Land Bayern?

So erhält die Entscheidung darüber, wer nun bei der Ausschreibung der Rennstrecke den Zuschlag erhält, auch eine politische Dimension. Und zufällig werden die Herren der "Alpha-Technik" am Dienstag dieser Woche, am Tag der Bekanntgabe, wer als Bieter die richtigen Zahlen eingesetzt hat, dann in der Lausitz sein. - Aber: Wer gründet schon eine Grundbesitzfirma mit dem Namen "Eurospeedway" vorsorglich?

Bei dem beruflichen Hintergrund der o.g. Beteiligten könnte der Eindruck entsteht, dass ein evtl. Kauf durch diese Herren nur der Spekulation dient, dass ein vorüber gehender Besitz ausschließlich der Geldvermehrung dienen soll. - Die ein Münchner Konzern (im Hintergrund) sicher stellt?

Wenn es also in dieser Woche zu einem Pachtvertrag und einem Kaufvertrag mit einem neuen Betreiber und (später) Besitzer kommt, dann ist die Zukunft des EuroSpeedway in Lausitz unsicherer denn je, denn klar ist - zumindest mir - dann man dann das Betreiben dieser Strecke bis Ende 2016 auf "Sparflamme" fahren wird. - Das wäre sicherlich nicht positiv für die Region.

Was so klar schien, nämlich eine Unterschrift unter den Verträgen durch Alpha-Technik, dass hat sich dann auf meine Rückfragen am 20. Februar in Brandenburg nicht bestätigt. Keine Vergabe, keine Unterschriften. Alles ist auf März verschoben.

Ein Mitbewerber, wahrscheinlich die - aus meiner Sicht als Bieter schon ausgeschiedene - Motorpark Arena Oschersleben - hat kurz vor Ablauf der Fristen bei der Vergabekammer des Brandenburgischen Wirtschaftsministeriums Einspruch gegen die ausgegeübte Vergabepraxis eingelegt. Das Ausschreibungsverfahren sei undurchsichtig und deshalb ungerecht gewesen. - Was mir dazu auf- und eingefallen war, habe ich oben bereits notiert.

Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen kenne ich nicht exakt alle Gründe, die zur Aufschiebung der Vertragsunterzeichnung führten. Ich werde mich um Details bemühen, die aber sicher nicht meine grundsätzlich Einschätzung der Situation - wie oben geschildert - verändern werden. Die Firmengründungen in Regensburg sind nun einmal Fakt.

MK/Wilhelm Hahne
Fortsetzung in Teil III "Deutsche Wintermärchen 2008": FIA-Zäune - Warum eigentlich an der Nürburgring-Nordschleife?
Noch keine Bewertungen vorhanden

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!