Ist die Erinnerung an Carlos Sainz der Schlüssel?

Da stand ich nun beim NLS 3-Lauf wieder einmal an der Nürburgring-Nordschleife  – aktuell am „Brünnchen’“ – um nach einem Grund zu suchen, um zu verstehen, warum die NLS nicht mehr wie die VLN funktioniert. Am Freitag schaue ich mir meist die Test- und Einstellfahrten in der Boxengasse an. Da wo alles sozusagen „unsortiert“ durcheinander fährt. Nun am Renn-Samstag war ich hier am „Brünnchen“, wo es einen direkt an der B 412 gelegenen Parkplatz gibt, der viele Besucher deswegen anlockt, weil sie ihn so bequem erreichen können. - Bei den „Wohnwagen“ frage ich mal nach jemanden, der hier eigentlich immer seinen Stammplatz hatte und evtl. schon Tage vorher hier zu finden war. - Ich erfahre, dass der nicht mehr kommt. Es ist ihm zu teuer geworden. 35 Euro der Wohnwagenstellplatz – ohne Service – 10 Euro der Parkplatz – ohne Versicherung – 25 Euro das Besucher-.Ticket; das war ihm – mit 70 Euro - für ein paar Stunden „Renn-Action“ zu teuer geworden. - Aber bei den „Touristenfahrten“ – irgendwann abends z.B., da würde ich ihn wohl wieder treffen. - Danke! - Verstehe! - Aber ich verstehe eigentlich das ganze System nicht mehr, mit dem hier heute ein Rennen abgewickelt wird. - Aber alle „Offiziellen“ die ich frage, finden alles toll und offenbar gibt es weder etwas zu verbessern noch zu verändern. Sogar die – relativ – kleinen Starterzahlen stimmen zufrieden. - Aber dieses Mal habe ich es beim Beobachten des Rennens und Auswertung meiner Beobachtungen – vielleicht? - doch begriffen:

Ist die Erinnerung an Carlos Sainz der Schlüssel?

Eigentlich bin ich erst beim Versuch, die richtigen Fotos für diese Geschichte zusammen zu stellen darauf gestoßen. Ich habe mich erinnert, dass ich schon mal etwas zu dem Thema geschrieben hatte, nachdem ich Carlos Sainz, den Vater des aktuellen F1-Fahrers – der ein bekannter Rallye-Fahrer war – einmal hier vor vielen Jahren am Nürburgring beobachtet hatte.

Der war als VW-Werksfahrer ausersehen, zusammen mit anderen Vertretern der Marke – wie z.B. Hans-Joachim Stuck – das 24h-Rennen 2008 auf der Nürburgring-Nordschleife mit den Renn-Scirocco zu fahren. Da hatte man ihm in den Wochen vorher einen VW Gti gegeben und ließ ihn während einer normalen Industriewoche dann die Nordschleife trainieren.

Ich habe das aufmerksam beobachtet und feststellen können, dass dieser Carlos Sainz sehr schnell die Nordschleife begriffen hatte und – aus meiner Sicht – sehr gute Zeiten fuhr. Die würde er dann beim 24h-Rennen bestätigen können. - Dachte ich. - Aber es ist anders gekommen.

  • Wer noch mal meine „alte Geschichte“ zu dem Thema lesen möchte, der kann sie mit einem Klick HIER erreichen.

Beim 24h-Rennen hat Carlos Sainz dann leider nicht so brillieren können, wie ich mir das vorgestellt hatte. Den Grund dafür habe ich damals schnell heraus gefunden:

  • Carlos Sainz war zwar ein sehr guter Rallyefahrer, hatte aber eben aufgrund seiner einseitigen Rallyeerfahrung keinerlei Erfahrung mit Überholvorgängen. Die ist nun mal bei einem Rundstreckenrennen wichtig. Je schneller das gefahrene Fahrzeug ist, desto wichtiger. Heute ist sogar eine gewisse Rücksichtslosigkeit gefragt, die selbst erfahrene Rundstreckenfahren „von Früher“, wie z.B. einen Timo Glock – in der DTM mit einem GT3 unterwegs - dann erschreckt. - „Bitte nach Ihnen“ war gestern!

Die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Fahrzeugen in den einzelnen NLS-Klassen sind deutlich größer geworden. Ein GT3  könnte man heute in seiner Aggressivität mit einem Hai vergleichen, zu dem ein BMW E36 im Vergleich dann wie ein Räucher-Hering wirkt.

Darum sind moderne GT3-Fahrzeuge eigentlich auch nur von evtl. sehr jungen Fahrern wirklich schnell zu fahren, weil die die jugendliche Unbekümmertheit und das überzogene Selbstverständnis mitbringen, das man braucht, um auf der Nürburgring-Nordschleife im Getümmel von aktuell um weitere knapp 100  z.T. sehr viel langsameren Fahrzeugen unterwegs – und dann trotzdem wirklich schnell zu sein.

  • Junge Leute sind auch deutlich mehr von der Wirkung elektronischer Fahrhilfen überzeugt, die aus der Sicht „älterer“ Fahrer nur „begrenzt“ physikalische Grundgesetzte verschieben können.

Aber beginnen wir zunächst mal mit dem Freitagmittag, wo jeder bei den Test- und Einstellfahrten unterwegs sein kann, der 18 Jahre alt ist, einen Führerschein besitzt - und eigentlich Geld zu viel hat.

Da gab es dann zwar schon viele Antennen, die den Blick auf die Nürburg ein wenig veränderten, aber es hätte niemanden gestört, wenn über Funk an diesem Tag auch mal geflucht worden wäre. Das war an diesem Tag – von der FIA ungestraft - in allen Sprachen möglich, weil es nicht abgehört und öffentlich wurde.

  • Das hat ein niederländischer Formel 1-Weltmeister genutzt, um einmal erste reale Eindrücke von der Nürburgring-Nordschleife zu sammeln.

Da war sicherlich auch kein Fluchen notwendig. Das hat sicherlich diesem Rennfahrer richtig Spaß gemacht. Das Fahren auf der Nordschleife hatte er sicherlich schon oft im Simulator geprobt, aber in der Realität ist dann doch der Fahrspaß eine ganze Klasse höher. - Schon durch das höhere Risiko wird der Spaß an der eigenen Leistung erhöht!

Am nächsten Tag hätte Max Verstappen nur Zuschauer sein dürfen. Es gibt da einen DMSB-Beschluss, der zwar keine andere Basis als die eigene Selbstüberschätzung hat, aber von allen akzeptiert wird. - Warum sollte sich da ein Weltmeister nicht lächelnd den „Gesetzen“ von „Moffeköpp“ – so sagt man wohl als Niederländer - anpassen?

  • So ein Test- und Einstelltag ist zwar teuer, aber ein Max Verstappen wird diesen  teuren Tag richtig genossen haben!

Es gab am Freitag im Fahrerlager am Nürburgring für die meisten Teams Wichtigeres zu tun, als auf einen Weltmeister zu achten, der sich übrigens auch selber nicht für so wichtig nimmt, aber auch den Spaß am Motorsport haben möchte, der beim vielen Geldverdienen in der Formel 1 leider mehr und mehr verloren gegangen ist.

  • So sollte man den Ausflug eines Holländers an den Nürburgring verstehen und nicht daraus Sensationsgeschichten zu basteln versuchen.

Da wird am Freitag im Fahrerlager nicht nur gearbeitet und vorbereitet, da macht man sich auch Gedanken über die Zukunft der NLS. Da wurde ich dann schon gefragt, wie es denn wohl nach dem 24h-Rennen bei den Läufen zur NLS beim Nennungsergebnis aussehen wird. Man macht sich bei den Teams da schon Gedanken, denkt z.T. schon weiter, als das eigentlich irgendwo zum Ausdruck kommt.

„Ich kann es mir eigentlich nicht erlauben, hier bei der NLS weiter das Erbe meiner Enkel zu minimieren“, 

...stellt ein Teamchef fest und macht auf das Dilemma aufmerksam, in dem eigentlich jedes Team steckt, das  inzwischen von „Bezahlfahrern“ lebt. - Und das sind sehr viele!

  • Diese ehemalige „Basis“-Rennserie hat eine andere „Basis“ erhalten, die von den Industrie-Interessen inzwischen klar überlagert wird. So muss man die aktuelle GT3 als einen „Industrie-Schatten“ empfinden, der unkalkulierbar ist, aber aktuell die NLS-Serie deutlich belastet, weil sie inzwischen scheinbar die Hauptrolle spielt.

Denn eigentlich ist jedem, der in dieser Serie unterwegs ist klar, dass die aktuellen Nennungsergebnisse – eigentlich auch schon schwach – doch als richtig „stark“ empfunden werden müssen, wenn man sie dann ab der NLS-Light“ mit einer „Sondermaßnahme“ nicht so stark einbrechen lassen möchte, wie das tatsächlich der Fall sein wird.

  • Diese VLN-/NLS-Serie ist inzwischen praktisch auch unbezahlbar und das krasse Gegenteil von einer Basis-Motorsportserie geworden, die sie einmal war! Selbst „Sparfüchse“ werden einen GT3-Einsatz bei einem 4h-Rennen kaum noch unter 50.000 Euro abwickeln können!

Die meisten GT3 werden nach dem 24h-Rennen, das von den Marketing-Abteilungen der Industrie noch als „wertvoll“ erachtet wird, dann nicht mehr bei der NLS am Start sein. Man sollte bei der NLS-Organisation die Industrie nicht als Partner verstehen!

Porsche hat zwar versucht, mit den so genannten „CUP-Klassen“ ein Gegengewicht zu schaffen, aber hat dabei mehr aufs Geschäft, als auf den Sport geschaut.

Wenn man hört, welche Summen aktuell für einen Fahrerplatz in einem solchen Fahrzeug aufgerufen werden, der versteht, warum die Finanzbehörden inzwischen eine Sonderkommission gebildet haben, die den „Hintergrund“ so mancher Einsatz-Teams und Fahrer untersucht.

Und die ILN, die Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring, versteht sich inzwischen auch als Berater in Steuersachen! - Und niemand hat’s gemerkt?

Dabei ist der Eindruck, den ein Rennbesucher z.B. beim Besuch des Parkplatzes „Brünnchen“ gewinnt, durchaus positiv. Alle sehr geordnet und gut besucht. Da geht das Brummen des Stromaggregats genauso im Motorenlärm unter, wie das des großen Dieselaggregats der Telekom an der Auffahrt zum "Karussell", wo Zusatz-Antennen mit Strom versorgt werden müssen. Überall ein „buntes Treiben“, das irgendwie geordnet scheint. - Im „Landschaftsschutzgebiet“!

Auch auf der Strecke geht es durchaus geordnet zu. Wenn man aber sieht, welche „Linien“ ein GT3 fahren muss, um an den „Langsamen“ vorbei zu kommen, der wundert sich schon, welche Rundenzeiten trotzdem noch möglich sind. Man wundert sich aber auch nicht, wenn dann die Führung bei den „ganz Schnellen“ schon mal sehr schnell wechselt. - Mal hat man Glück, mal stehen welche „im Weg rum“.

  • Mal ist „Code 60“, mal gibt es sogar eine „freie Runde“! - Und „BoP“, Mindeststandzeiten bei Boxenstopp versuchen eine Regulativ zu sein, nach dem alle, die gleichzeitig gestartet sind, auch gleichzeitig das Ziel passieren sollten. - Motor-Sport?

Das sind dann auch schon mal die Abschleppfahrzeuge, die während des Rennens irgendwelche „Ausfälle“ aus dem Weg räumen und dabei nach hinten durch ein Fahrzeug der Streckensicherung abgesichert werden. Aber auch so scheinen Kontrollfahrzeuge unterwegs zu sein. Die Zuschauer stört das nicht. Das ist die Abwechselung, die sie auch brauchen, bevor sie die nächste Flasche oder Dose im „Landschaftsschutzgebiet“ abstellen.

Das scheint an einigen Stellen so schlimm, dass mir ein Leser aus dem Siegerland jetzt schrieb, dass sich das Ehepaar für den nächsten Nürburgring-Besuch vorgenommen hat, Einweg-Handschuhe und eine Handtasche mitzubringen. - Die so genannten „Aufsichtsbehörden“ scheint es nicht zu stören! - Der Motor-KRITIK-Leser schreibt:

„Da gibt es nun die schönste Rennstrecke der Welt und die Menschen lassen immer öfter Ihren Abfall überall liegen.“

Natürlich gab es auch dieses Mal am Ende einen Gesamtsieger. - Wieder ein Porsche. - Dieses Mal aus der Sicht vieler Besucher auch der richtige. - Der Porsche 911 mit der Startnummer 911 von Manthey. - Dabei vergessen sie dann aber, dass Manthey längst auch ein Teil von Porsche ist. - Wenn auch nur zu 51 Prozent! - Aber es siegte ein „Werkswagen“!

Wer nach diesem NLS-Lauf Nr. 3 am Ende ohne einen Pokal nach Hause gegangen ist, der ist es eigentlich selber schuld. Denn es wurden nicht nur – neben den Besten im Gesamtklassement dann 25 Klassensieger geehrt, sondern auch noch Sonderwertungen vorgenommen. Da gibt es noch Amateur- und andere Wertungen.

Es gibt inzwischen auch nicht nur eine Gesamtwertung am Ende des Jahres, sondern acht weitere Gesamt-Wertungen am Ende der Saison 2025. Vom „Award“ bis zur „Trophaee“.

  • Und was gibt es 2026?

Im Hintergrund ist der Initiator der „NES“ nur scheinbar eingeschlafen!

MK/Wilhelm Hahne
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