Spuren in Schnee- und Presse-Landschaft

Wenn ich als Journalist gestern unterwegs war, um den Wunsch eines einzelnen Lesers nach Fotos von allen Baumstümpfen am Rand des „Alten Fahrerlagers“ am Nürburgring im Interesse aller Leser zu erfüllen, dann hat diese Arbeit mit allen – auch gedanklichen – Vorbereitungen und dem Schreiben einen ganzen Arbeitstag gekostet. - So würde das ein kaufmännisch denkender Verleger rechnen. Und wahrscheinlich der Redaktion an diesem Beispiel klar zu machen versuchen, dass das einfach zu teuer ist. - Abschreiben, das Umschreiben von eingehenden Pressemitteilungen und Meldungen ist da effektiver. - Als Journalist sehe ich das anders. Denn auch wenn ich konzentriert zur Lösung einer bestimmten Aufgabe unterwegs bin, so achte ich doch auch – schon im Interesse meiner Leser – auf neue interessante Spuren, die vielleicht zu einer neuen Geschichte führen. Darum folge ich solchen Spuren dann auch mit Interesse. Eventuell sind das nur zufällige einfache Spuren im Schnee. Aber manchmal auch mehr.

Spuren in Schnee- und Presse-Landschaft

Mit meiner Arbeit gestern habe ich klare Spuren bei meiner Leserschaft zur eigenen Beurteilung der Abholzaktion der capricorn NÜRBURGRING GmbH hinterlassen. Dort hatte man – erstmals – versucht, mit einer geschickten rechtzeitigen Veröffentlichung der Baumfällarbeiten der deutlich an Exklusivmeldungen interessierten Presse den Spaß an einer Veröffentlichung zu diesem Thema zu nehmen. Man hoffte, dass alle Informationen zu diesem Thema dann quasi als „der Schnee von gestern“ empfunden würden.

Das war auch so. Niemand – außer Motor-KRITIK hat - da oft nur an Schlagzeilen, weniger an Hintergründen interessiert, sich des Themas angenommen. Motor-KRITIK tat das mit einer gewissen Gründlichkeit, die durch die Mitarbeit interessierter Leser praktisch perfektioniert wurde.

Die Motor-KRITIK-Veröffentlichung hat auch hier – und das nicht zum ersten Mal – Fachleute auf den Plan gerufen. Motor-KRITIK hatte für eine Beurteilung der Situation, die klar über eine „platte Darstellung“ des aktuellen Betreibers des Nürburgrings hinaus ging, dafür die Basis geschaffen.

So hinterlässt Motor-KRITIK dann auch schon mal Spuren in der Presse-Landschaft. Da wird dann aber auch deutlich, dass es schon Unterschiede zwischen einem normalen Journalisten und einem Motor-Journalisten, einem Fachjournalisten gibt, der sein Metier beherrscht. Motor-KRITIK hat andere, sicher z.T. bessere Ansatzpunkte, kann Zusammenhänge herstellen, zu denen andere nicht in der Lage sind. - Computer können eben keine Kopfarbeit ersetzen.

Nehmen wir die aktuelle Frage nach einem Formel 1-Grand Prix 2015 in Deutschland, die eigentlich viele Fans in Deutschland umtreibt, aber natürlich besonders die Bewohner und Geschäftsleute hier im Umfeld des Nürburgrings. Motor-KRITIK hat sich zu diesem Thema recht früh – aber auch klar – geäußert. - Verfolgen wir doch mal die Spuren der letzten Motor-KRITIK-Veröffentlichung zu diesem Thema:

Motor-KRITIK am 3. Februar 2015:

„In den verschiedenen Geschichten hat Motor-KRITIK klar zu machen versucht, dass dafür der Nürburgring aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in Frage kommt. Mit einem hohen Risiko wäre – wenn es jetzt kurzfristig zu einer Einigung kommen könnte – in 2015 noch ein Grand-Prix in Hockenheim zu realisieren.

Das setzt aber voraus, dass sowohl Bernie Ecclestone mal auf seine Kontoauszüge schaut, um festzustellen, auf wie viel er in diesem Fall verzichten kann. Hockenheim kann einen solchen „Zusatz-Grand-Prix“ (man wäre eigentlich erst wieder im Jahre 2016 dran) alleine nicht verkraften.

Aber auch Bernie Ecclestone muss zugestanden werden, dass er nicht Verluste tragen kann, die als Kettenreaktion auf unsinnige politische Entscheidungen – z.B. in Rheinland-Pfalz – entstehen. Mercedes alleine kann auch nicht alleine ein Griff in den sicherlich z.Zt. prall gefüllten Geldbeutel zugemutet werden.

Aber da wäre ein neuer Sponsor in Sicht, der sicherlich unterstützend eingreifen könnte. In Hockenheim. Und wenn sich nun ein wenig guter Wille von

  • Bernie Eccletone
  • Hockenheim
  • Mercedes und
  • Bitburger

vereinen, müsste es eigentlich möglich sein, „die Kuh vom Eis zu holen“.

Die Spur führte von Virneburg/Eifel dann nach Köln, wo diese Info von einem englischen Journalisten für seinen Sprachraum sehr gut und umfassend aufbereitet wurde:

Deutsche Welle am 5. Februar 2015:

„Wilhelm Hahne told DW: 'I could well imagine that, but I can't imagine it would take place at the Nürburgring.'

'I could picture Mercedes perhaps being prepared to support Hockenheim in some way, for instance by buying tickets for staff in Stuttgart, who don't work that far from the circuit,' Hahne, a local resident and renowned Nürburgring critic, said. 'Another aspect there, from late January, is the Bitburger brewery's new 'premium contract' as official partner of the Hockenheimring. And so fans now drink Bitburger at Hockenheim, just as they do at the Nürburgring. I very much doubt that they did that to hurt the Nürburgring, but perhaps because they realized that they won't be able to sell much beer up here on the Formula One weekend.'"

Von dort führt die Spur nach Hamburg, wo sie durch folgende Information ergänzt wurde:

„Sport-Bild“ am 7. Februar 2015:

"Hockenheim-Chef Georg Seiler hatte den Fans bereits Ende Januar Mut gemacht. SPORT BILD verriet er: 'Wir führen schon seit unserem Rennen im vergangenen Jahr entsprechende Gespräche, allerdings haben wir Vertraulichkeit vereinbart. Wenn alle Parameter passen, sehe ich die Chancen bei 100 Prozent, dass die Formel 1 auch in diesem Jahr in Hockenheim fährt.'“

Inzwischen führt die Spur wieder in die Eifel zurück. Auch dort möchte man irgendwie dabei sein:

„Rhein-Zeitung“ am 10. Februar 2015:

„Rettet Mercedes die Formel 1 in Deutschland und holt sie nach Hockenheim? …. Bestätigt wurde die Spekulation nicht, aber Branchenkenner halten den skizzierten Weg für denkbar.“

So kann der „Kreislauf“ dann wieder beginnen. - Ausgangspunkt dafür ist oft Virneburg/Eifel.

Einer der Leser von Motor-KRITIK, nicht zufällig über viele Jahre zu einem guten Freund geworden, hat mir zu Weihnachten ein kleines Schild geschenkt, das natürlich eine Übertreibung darstellt, aber dadurch eben auch an die reale Situation in der Presse-Landschaft erinnert:

Ich musste gestern daran denken, als ich bei ungemütlichem Wetter – es nieselte leicht – durch den hohen Restschnee am Nürburgring stapfte. Ich stieß da auf Spuren...

...wie sie auch den Rand es oben gezeigten Schildes zieren. - Am späten Abend habe ich mich dann noch schlau gemacht, weil man auch mit vielen Jahrzehnten Erfahrung nicht alles wissen kann:

Nicht nur ein Hahn hinterlässt solche Spuren, sondern praktisch alle größeren Vögel. Weil die gehen - und nicht hüpfen – sind die Abdrücke praktisch „einspurig“, während es kleine Vögel gibt – z.B. Spatzen – die stets „zweispurig“ hüpfen.

Die oben gezeigten Spuren müssten nach meinen Recherchen von einer Rabenkrähe (Corvus Corone) stammen.

Obwohl ich nicht zu einer solchen Spuren-Untersuchung oben am Nürburgring war, hat mich das interessiert und ich habe mich darum gekümmert. - Wie dann auch um das Fotografieren der 25 Baumstümpfe. Da mussten mit einem Besen vorher die Schnittflächen freigelegt werden und ich habe durch das Auflegen eines Metermaßes versucht, meinen fachlich geprägten Lesern - die aber nicht vor Ort sein können - einen Eindruck von der Größe (Dicke) der Stämme zu vermitteln und die Möglichkeit zu geben, durch den Blick auf die so genannten „Jahresringe“ das Alter der inzwischen abgeholzten Bäume schließen zu können.

Ich freue mich feststellen zu können: Das scheint gelungen.

Das Echo zu dem Thema aus dem Leserkreis ist groß und durch eine unterschiedliche Art der Mitarbeit geprägt. Da gibt z.B die fachliche Feststellung eines Lesers:

„Die '19' scheint so etwa 60+ Jahre alt zu sein. Die Bäume sind also zu unterschiedlichen Zeiten dort angepflanzt worden. Auch nach dem Krieg (von den Franzosen?) Die '20' z.B. scheint recht jung zu sein, dagegen sind die '10' und die '18' mit mächtigem Stammdurchmesser gesegnet. Die könnten dann schon aus der ersten Phase der NS. stammen. 100 jährige sicher nicht, aber zumindest '2' auch nicht weit davon entfernt."

So wird also die offizielle Darstellung der capricorn NÜRBURGRING GmbH, von „circa 100 Jahre alten Bäume“ ein wenig zerpflückt.

Ein anderer Leser unterstreicht die fachliche Äußerung des oben Zitierten mit einem Foto aus dem Eröffnungsjahr des Nürburgrings, 1927, im alten – damals noch sichtbar unfertigen – Fahrerlager gemacht:

Es gab damals noch keine Baum-Bepflanzung, die das Fahrerlager einsäumte. Folglich konnten auch die jetzt abgeholzten Bäume nicht „cirka“ 100 Jahre alt sein.

Aber heute wird von den neuen „Herren am Ring“ nicht unbedingt alles so genau genommen. Vor allen Dingen mit Informationen für die Öffentlichkeit geht man sehr nachlässig um. Die hat aber ein großes Interesse am Schicksal dieser Sportstätte Nürburgring, die über die Jahrzehnte durch ihre Besonderheiten auch zu einer Kultstätte wurde und – rein kaufmännisch betrachtet – einen Gesamtwert darstellt, der „all around“ bei gut 1 Milliarde Euro liegen dürfte. - Volksvermnögen!

Inzwischen mehrheitlich ist die deutsche Tradionsstrecke praktisch in „russischer Hand“. Man sollte sich bei dieser Gelegenheit erinnern, dass das Umfeld des Nürburgrings, die Eifel, vor gut 100 Jahren mal als das „Sibirien Preussens“ empfunden wurde. - Sind wir wieder auf dem Weg zurück?

Aber noch einmal zurück zu den gefällten Bäumen am „Alten Fahrerlager“. Da meint der Fachmann:

„Wenn Bäume so in einer Reihe stehen, sind sie weniger gefährdet, als in grossen Gruppen. Über Wäldern entstehen regelrechte Druckwellen, wenn Stürme über sie hinwegziehen. Deswegen bleiben "Randfichten" öfter stehen und erst in der zweiten Reihe herrscht Verwüstung. Das spricht für das Ensemble, so wie es dort stand. Um den Ring herum hat es aber schon heftige Verwüstungen im Waldbestand gegeben, und ich denke, dass auch versicherungstechnische Überlegungen eine Rolle beim Kappen der Bäume gespielt haben könnten.“

Wenn also z.B. gestern die Fußgängerwege entlang der neuen, mächtigen „politischen Bauwerke“ gesperrt waren, so sicherlich deshalb, weil bei dem herrschenden Wetter eine große Gefahr für Fußgänger auf diesem Weg bestand, von möglichen Dachlawinen getroffen zu werden. Da wäre die Wahrscheinlichkeit einer Gefahr durch „Schneebruch“ bei den Bäumen am „Alten Fahrerlager“ getroffen zu werden sicherlich geringer gewesen, zumal der Abstand zum vorbeiführenden Fußweg ziemlich groß war.

Und der Hinweis des dort aufgestellten Schildes, Fußgänger möchten doch – aus Sicherheitsgründen! - die andere Straßenseite nutzen, wurde von mir als Farce empfunden. Ich hatte das an den Vortagen mal versucht. Dieser empfohlene Fußweg war/ist sehr schlecht geräumt. Aus den Schneerändern war – weil es zwischendurch immer wieder taute – Schneewasser quer über den Weg gelaufen, dann zu Eis gefroren, was ein Gehen über solche – fast unsichtbaren – Eisflächen zu einem reinen Glückspiel machte. - Ich bin dann seitlich durch den Schnee gestapft, der z.T. durch die Spuren von Geländereifen eines motorisierten Fahrzeugs geprägt waren.

Noch ein paar Worte des Fachmanns zum geschlagenen Baumbestand am „Alten Fahrerlager“:

„...aber schon der Zollstock sagt einiges über die Bäume im Verhältnis zueinander aus. Platz und Licht sind in etwa gleich. So gravierende Wuchsunterschiede, ergeben sich durch das Alter. Entre nous ... bei einigen gibt es eine verdächtige rötliche Färbung. Douglasien werden gerne mit Fichten verwechselt, sind aber ganz andere Bäume. Das sind zum einen Herzwurzler und zum anderen sehen sie aus wie breit gewachsene Fichten. Sie sind deutlich besser geschützt, da das Holz sich selbst besser konserviert. Deswegen werden deren Hölzer gerne im Aussenbereich verlegt.
Die Douglasie war in grauer Vorzeit sogar einmal in der Eifel heimisch , verschwand dann aber und taucht als stabiler Windschutz seit längerem wieder häufiger auf. Brechen tut sie ebenfalls gerne unter Schneelast oder bisweilen auch bei Sturm. Sie kippt aber selten um, da sie sich sehr gut im Eifelboden verankert. Die Douglasie hat deutlich rötlicheres Holz. Man kann aus den Fotos nicht sicher darauf schliessen, da Borken, Früchte und Nadeln nicht abgebildet sind. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dort auch die ein oder andere Douglasie stand.“

Den Hinweis von Motor-KRITIK auf den evtl. durch das Baumfällen weggefallenen Schallschutz hat der Leser auch kommentiert:

„Schallschutz? - Eher nicht. Die lösen bestenfalls im hochfrequenteren Spektrum ein wenig Lärm auf. Weiter unten, geht das nur mit Masse. So wie bei der T13 eben. Sie standen ja auch überwiegend an der Bundesstrasse gegen Süden?!“

Der Leser, vor Ort nicht so kundig, bezieht seine Anmerkung zum Thema Schallschutz offensichtlich auf den Ort Nürburg. Aber „im Süden“ liegt die Ansiedlung „Balkhausen“ u.a. mit einem „Landhaus“-Hotel. - Über die Saison wird man nicht nur dort, sondern wir werden durch die dann bei Veranstaltungen im Jahr 2015 gewonnenen Erfahrungen alle klüger werden.

Schließen wir dieses „Baum-Thema“ mit dem Foto eines anderen Leser ab, das uns noch einmal einen Blick in die Vergangenheit des Nürburgrings werfen lässt: Mit richtigen Bäumen am Rande des „Alten Fahrerlagers“.

Vergangenheit!

MK/Wilhelm Hahne
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