Weil die Ausnahme nun Norm scheint: Wachsam sein!

Wir alle werden in diesen Zeiten als „Verbraucher“ scheinbar umhegt und gepflegt. Von Beratern, Experten, Spezialisten. Als aufmerksamer Beobachter der Szene muss ich feststellen, dass  ich mit meiner persönlichen Einstellung, wohl wirklich „von gestern“ bin. Ohne Experten geht heute gar nichts mehr. Man schaue – und höre - doch nur mal bewusst ins Fernsehen oder blättere in Zeitungen und Zeitschriften. Ohne Experten und Gutachten scheint nichts mehr zu gehen. - Aber man muss doch zeitgemäß handeln. Da gehört dann auch ein Berater dazu. - Wir sind von Beratern umgeben. Kundenberater, Fachberater, Spezialberater! Und alle beraten „mit Herzblut“! Es sind „Berater“, die dann am Ende eines Monats beim Chef antanzen müssen, wenn keine Umsatzsteigerung lt. Statistik nachweisbar ist! - Hat der evtl. nicht gut beraten? - Umgekehrt droht heute jeder Kunde, bei jeder Gelegenheit mit einem Anwalt. - „Ich bin in der Rechtsschutz!“ - Gerade jetzt in der „Black Friday“-Zeit überbieten sich schon mal Firmen mit der Umsetzung der angelernten „Nachlass-Marketing“- Theorie in die Praxis. - Aus meiner persönlichen Sicht macht sich da schon mal jemand lächerlich. - Aber per Saldo ist man mit so manchen „Primitiv-Methoden“ durchaus erfolgreich! - Weil man doch inzwischen auch mit „KI“ arbeitet? - Trotzdem – oder gerade deshalb – möchte ich mit meiner folgenden Geschichte daran erinnern, dass man nicht auf jede Marketing-Gag und moderne Art des Verkaufens (= über den Tisch ziehen!) herein fallen sollte. - Bitte nicht alles glauben!

Weil die Ausnahme nun Norm scheint: Wachsam sein!

Gerade erlebt: Da bin ich mit meinem Automobil in eine Werkstatt zum Räder wechseln gefahren. Es ist eben Winterzeit. Aus Platzgründen habe ich die Winterräder nicht zu Hause liegen, sondern die lagerten in einem Werkstattlager. Selbstverständlich habe ich da einen Termin machen müssen. Heute sind spontane Werkstattbesuche nicht mehr von Erfolg gekrönt.

Alles verläuft „normal“. So nebenbei habe ich darum gebeten, mir doch die Handbremse nachzustellen, da der Weg des Handbremshebels bei Nutzung schon sehr groß geworden war. Mein Automobil hat – wie unmodern – an der Hinterachse noch Trommelbremsen!

Scheibenbremsen hinten sind bei modernen Automobilen eigentlich inzwischen fast die Norm. Weil dahinter eine Marketing-Idee steht, die sich nicht an der Sache, sondern daran orientiert, dass man das dem Kunden als eine besondere Leistung (= mehr Sicherheit!) auch gut verkaufen kann.

Tatsächlich sind in einem bestimmten Leistungsbereich keine Scheibenbremsen hinten notwendig.  Die Bremsscheiben verschleißen dort leider auch schneller, weil beim Bremsen keine „Freibrenn-Temperaturen“ erreicht werden. So reibt dann der „Schmutz“ auf den Bremsscheiben die schnell dünner, so dass ein Auswechseln der hinteren Bremsscheiben oft schneller erfolgen muss, als das Auswechseln der stärker belasteten vorderen Bremsscheiben.

Ich möchte in diesem Zusammenhang nicht auf die Problematik der Bremskraftverteilung hinweisen, die abhängig von den „Sicherheitsvorstellungen“ der Verantwortlichen auch schon mal geradezu unverantwortlich ausfallen kann. - Aber wer merkt das schon?

Hinzu kommt, dass man zwar – weil sich das als Verkaufsargument gut macht – auch gerne mit zusätzlichen „Bremsenbelüftungen“ vorne brüstet, aber dann schon mal – bei Fahrzeugen mit hohen Motor- und Bremsleistungen – vergisst, dass dann die Radhäuser auch entlüftet werden müssen, weil es sonst zu einem Wärmestau kommen kann.

Aber ich will dieses Thema hier nicht vertiefen, weil ich mich entschlossen habe, keine Automobil-Fahrberichte mehr zu machen.

Man fällt bei der Masse der inzwischen weit verbreiteten 08/15-Informationen nur unangenehm auf, wenn man seine Arbeit als Journalist - auch auf diesem Gebiet - wirklich ernst nimmt!

  • Also zurück zu meinem Räderwechsel und der Bitte um ein Nachstellen der Handbremse.

Nach Durchführung der Arbeiten werde ich bei Rechnungs- und Fahrzeugschlüssel-Übergabe informiert, dass sich die Handbremse nicht nachstellen lässt, da „ein Bremsseil fest ist“. Man empfiehlt dann gleich das Auswechseln der vorhandenen beiden Bremsseile.

  • Das hört sich nach einer guten Beratung an!

Ich kläre also bei einem Händler, der Automobile der von mir gefahrenen Marke verkauft, ob er die Handbremsseile am Lager hat.  - Er hat! - Aber der kann mir einen Werkstatt-Termin erst für Januar 2026 geben. - Danke!

Da kontaktiere ich dann eine andere Werkstatt, der ich auch sage, wo man das notwendige Ersatzteil schnell und umgehend erhalten kann.

  • Wir vereinbaren so einen Reparatur-Termin in ein paar Tagen!

Also überstelle ich mein Fahrzeug dann zur Reparatur, für die mir als Dauer maximal ein Arbeitstag genannt wurde. Aber schon wenige Stunden später werde ich angerufen, dass mein Fahrzeug abholbereit sei.

Bei der Abholung wird mir gesagt, dass die Handbremse nun wieder einwandfrei funktioniert. Überraschung: Man informiert mich, dass man auf den Einbau von zwei neuen Handbremsseilen verzichten konnte, weil die anderen noch einwandfrei funktionieren würden. - Nichts klemmte, nichts war fest! - Alles OK!

Man habe die Handbremse nur nachstellen müssen, wie das eigentlich auch ab und an mal geschehen muss!

  • Das Auswechseln der zwei Handbremsseile war nicht notwendig!

Ich möchte diesen Fall hier nicht weiter kommentieren. Es schien mir aber richtig, ihn mal zu notieren, weil er nur ein Fall von vielen ähnlichen ist, die ich in meinem direkten Umfeld in letzter Zeit registrieren konnte.

  • Mein hier geschildertes Beispiel ist kein Einzelfall. - Mit anderen Beispielen aus meiner Umgebung könnte ich das Thema eigentlich abrunden.

Es genügt mir aber – und hoffentlich auch meinen Lesern – festzustellen, dass dieses Beispiel wirklich „beispielhaft“ für eine Entwicklung steht, die ich schon als ein wenig krankhaft empfinde.

  • Jeder möchte, wenn er schon nicht „Premium“ verkauft, so doch „premium“ verdienen!

Die angewendeten Methoden sind manchmal schon grenzwertig und zweifelhaft. Das wird sich auch in 2026 kaum ändern. Wir sind überall von Experten, Gutachtern, und „Spezialisten“ umgeben, die uns „gut beraten“!

  • Oft leider nicht im Interesse des Kunden, sondern mehr im Eigeninteresse. Beziehungsweise im Interesse derer, von denen sie – hoffentlich gut – bezahlt werden.

In einer Zeit, in der Kunden (= Verbraucher) oftmals nur auf „Schnäppchen“ aus sind, sollte man sich aber nicht wundern, wenn man auf der „Gegenseite“ dann auf „fähige Berater“ trifft! - Alle arbeiten heute „mit Herzblut“ im Eigeninteresse am besten Ergebnis! - Für sich!

  • Man sollte auch als Kunde ein wenig nachdenklich werden, wenn man aktuell hört, dass es in diesem Jahr mehr als 500 Millionen „Retouren“ - also Rücksendungen(!) -  im Versandhandel geben wird.

Heute empfindet sich eben jeder – auf beiden Seiten im jeweiligen „Kaufladen“ – als besonders clever.

Ein überzogenes superschlaues Verhalten „auf beiden Seiten“, muss schließlich dann auch mal zum „Super-Gau“ führen.

Nicht nur im Automobilgeschäft!

  • Eine gute geschäftliche, langjährige Beziehung ist eigentlich immer besser, als ein kurzfristig erreichter, aber einmaliger „Erfolg“! - Also in beiderseitigem Interesse!

Aber wer denkt heute noch langfristig, wenn er seine Burger-Verpackung aus dem Autofenster wirft, die Getränkeflasche gleich hinterher und später das Kaugummi in der Fußgängerzone auf die Straße spuckt?

MK/Wilhelm Hahne
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