Nürburgring-Affäre: Nur ein Puzzle-Spiel?

Natürlich ist es mehr. Aber es kommt hier nicht darauf an, wer als Erster fertig ist. Wie bei einem Puzzle. Es kommt darauf an, jeweils die richtigen Stücke zu finden. Oft, wenn man den Versuch gemacht hat sie anzulegen, merkt man, dass irgendetwas nicht stimmt. In unserer schnelllebigen Zeit nimmt sich die Mehrheit der „Spieler“ oft nicht die Zeit, weiter zu suchen, dass Puzzle – mit viel Geduld – fertig zu stellen. Es werden schließlich auch viele kleinere Puzzle-Spiele angeboten. Man greift dann zum nächsten. Motor-KRITIK lässt sich da aber nicht ablenken und beirren. Wir prüfen, legen an, verwerfen – erkennen Denk- und Beobachtungsfehler – und korrigieren. Das Bild das sich zur Zeit ergibt zeigt eigentlich, dass man in der Politik erfolgreich „auf Zeit spielt“. Je länger das Puzzle-Spiel braucht, desto geringer ist das Interesse – auch der Öffentlichkeit! - daran, es irgendwie zu vollenden, zu durchschauen. Die Politik setzt auf: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ - Und als Journalist weiß man, dass sich trefflich fabulieren lässt, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt. Aus verbrannter Erde wächst irgendwann mal wieder Gras. Aus Ruinen, „zufällig“ bei Bombenangriffen „auf kriegswichtige Ziele“ entstanden, wurden schließlich auch wieder funktionierende Städte. - Also auf Wunder warten, die – vielleicht – über die Zeit entstehen können? - „Ja zum Nürburgring“ klagt in diesen Tagen „gegen die Entscheidung der Europäischen Kommission vom 1. Oktober 2014 im Beihilfeverfahren des Nürburgrings“ und man rechnet damit: Es „wird voraussichtlich mehrere Jahre dauern, bis sich Rechtssicherheit einstellt“. - Soll nun eine ganze Region so lange warten? - (Die Original-Pressemitteilung als pdf-Datei im Anhang.) - Motor-KRITIK legt weiter Puzzlestück um Puzzlestück an. So fallen auch die Stücke auf, die der Öffentlichkeit als scheinbar wichtige Teile untergeschoben wurden. - Motor-KRITIK sortiert sie aus.

Nürburgring-Affäre: Nur ein Puzzle-Spiel?

Auch die, die vorgeben „auf der richtigen Seite“ im Fall der Nürburgring-Affäre zu stehen, verfolgen zunächst einmal eigene, egoistische Ziele. Dazu gehört natürlich, die eigenen Leistungen in das Licht zu rücken, das man für „das richtige“ hält. - Es ist die Masche „billiger Verkäufer“. Damit verglichen sind „Marktschreier“ eigentlich feine Leute, weil die über ihre eigenen „dummen Sprüche“ noch lachen können.

Der ADAC Nordrhein vermeldet „nach draußen“ 200.000 Besucher beim 24-Stunden-Rennen. Als sich Misstrauen regt, korrigiert man nicht etwa die Zahl, sondern verteilt sie auf die vier Veranstaltungs-Tage. - Aber selbst dann – weil 200.000 ./. durch 4 = 50.000 ist – wäre die Zahl noch falsch, wenn man sie an der Zahl der tatsächlich verkauften Karten misst.

Aber wichtig war wohl, dass „die Presse“ diese 200.000 schon im Vorfeld und auch direkt nach dem Rennen verwendet hat. Das Marketing wird zufrieden sein. Da passt eine reale Betrachtungsweise nicht ins Bild.

Motor-KRITIK hat als einziges Medium direkt nach dem Rennen darauf hingewiesen, dass es am gleichen Wochenende offenbar zwei Rennstrecken gab, die mit Nürburgring-Nordschleife benannt sind. Eine mit, die andere ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Die eine nur mit DMSB-“Nordschleifen-Permit“, die andere auch ohne im Rennen zu befahren. - Im Ausland wird das jetzt diskutiert. - In Deutschland traut sich das kaum einer. - Weil man ja – irgendwie – von irgendwem – abhängig ist.

Wenn ich in Fachblättern die Zahlen zur Kenntnis nehme, die als „Verstöße“ registriert wurden, dann schäme ich mich eigentlich Journalist zu sein. - Sind das wirklich meine Kollegen, die irgendwelche Zahlen ungeprüft übernehmen? - Aber es sind nicht nur die Zahlen!

Da werden Zäune im Außenbereich nicht nur ohne Baugenehmigung, sondern auch ohne Bauantrag (!) erstellt. Das Zauberwort, mit dem ein solcher Gesetzesverstoß kaschiert werden soll heißt: Sicherheit. - Aber mit Sicherheit bietet der neu erstellte FIA-Zaun (neben anderen) im Fall eines ähnlichen Unfalls an gleicher Stelle keine Mehr-Sicherheit, weil er tiefer steht als der alte Zaun. - Und der wurde schon überflogen! - Aber natürlich von einem Fahrer mit DMSB-“Nordschleifen-Permit“. - Weil das mit Hilfe des DMSB nun zu einer Gefahrenstelle wurde, gab es an dieser Stelle – zusätzlich zu neuen Zäunen – auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung. -

Weil diese Stelle aber durch den Unfall für Besucher „die etwas erleben wollen“ besonders attraktiv scheint, gab es an dieser Stelle dann auch ein Partyzelt zur stressfreien Beobachtung von „Action“. Dass darum in einem Naturschutzgebiet über vier Veranstaltungstage ein Autoverkehr wie auf einer Bundesstraße herrschte, ist niemandem aufgefallen. Denn niemand hatte bei der Obersten Naturschutzbehörde einen Antrag gestellt und so - wurde auch keine Genehmigung erteilt. - Wie wir durch eigene Recherchen wissen. - Aber Koblenz ist auch sooo weit weg!

„Wir machen es einfach!“ - Schon mal gehört? - Der Beck'sche Schlachtruf ist unvergessen und wird immer wieder gerne genutzt. - Wenn er jemandem nutzt!

Motor-KRITIK war vor der Veranstaltung nicht klar, warum aus „Sicherheitsgründen“ der in offiziellen Karten seit Jahrzehnten (auch bevor es dort FIA-Zäune gab) als Zuschauerbereich ausgewiesene Streckenabschnitt „Schwedenkreuz“ aus „Sicherheitsgründen“ beim 24-Stunden-Rennen gesperrt war. - Wie nachzulesen, war uns kein anderer Grund eingefallen, als die dort vom RWE vor Jahren unterirdisch verlegten Starkstromleitungen zu erwähnen.

Man wird beim ADAC und RWE sehr geschmunzelt haben. - Aber das war so ein falsch angelegtes Puzzlestück von Motor-KRITIK. - Wir legen es hiermit wieder zurück und kopieren hier mal die Anfrage eines Lesers – zumindest den wichtigen Teil - und die offizielle Antwort des Pächters der Nordschleife auf eine Leseranfrage ein:

„Werde ich dennoch als Zuschauer hochkommend von der B257 den Weg in Fahrtrichtung rechts entlang der Piste, welcher im Bereich Schwedenkreuz nahe an der Piste vorbei führt, Richtung Armenberg/Alte Postbrücke laufen können...?“

Antwort:

„...vielen Dank für Ihre Anfrage! - Nein, der Weg ist gesperrt.

Mit freundlichen Grüßen / With kind regards,

i. A. XXX XXXX

Ihr info°center am Nürburgring
Your info°center at the Nuerburgring“

Auf die richtige Antwort, das richtige Puzzle-Stück, ist Motor-KRITIK erst …

...nach einem aufmerksamen Blick in den „Nürburgring Faltplan Nordschleife Grand-Prix-Strecke“ (7,90 Euro + Versandkosten – oder „ohne“ an der Tankstelle „Döttinger Höhe“), die u.a. so beschrieben ist:

„Auf der Rückseite befindet sich eine Karte der legendären Nordschleife im Maßstab 1:15.500 mit Mountainbike-Routen, mit Rundwanderweg und mit Nordic Walking Parcours um die Nordschleife sowie eine große Straßenkarte von Eifel, Kölner Bucht und Nürburgring im Maßstab 1:250.000 mit Geländerelief und Kilometrierung.“

Es wird in der Werbung für die Karte nicht zu viel versprochen. Alles stimmt, alles ist sehr genau eingezeichnet und beschrieben. Und wenn man sich dann einmal direkt „vor Ort“ begibt...

...dann findet man alles genau so vor, wie in der Karte versprochen. Hier geht es rauf in die „Hatzenbach“. Ich hatte auf dem Parkplatz „Quiddelbacher Höhe“ geparkt. Eine Wanderung in die „Hatzenbach“ wird einem schmackhaft gemacht. Und die angebrachten Hinweisschilder zeigen, dass es sich um einen ausgewiesenen Wanderweg handelt, der auf der anderen Seite der B 257 dann – zusammen mit einem Mountainbike-Pfad in Richtung „Schwedenkreuz“ führt.

Es wird darauf hingewiesen, dass man in einem „Landschaftsschutzgebiet“ unterwegs ist. Wobei auch da „SAVE THE RING“ nicht fehlen darf. Lt. Wanderkarte und dem unten an einer Leitplanke angebrachten Hinweisschild geht es auch weiter geradeaus durch den „Nordic Fitness Park“.

Aber dann stößt man – auch noch am 22. Mai 2015 (also nach dem 24-Stunden-Rennen) – auf ein provisorisch angebrachtes Schild, das einem den Durchgang verbietet. - Den Durchgang auf einem offiziell ausgewiesenen Wanderweg? - Wer hat das Verbot ausgesprochen?

Auf der Nordschleife ist die Automobilindustrie mit ihren „Erlkönigen“ unterwegs.

Und der Wanderweg verliert sich hinter dichtem Grün des Landschaftschutzgebietes. Folgt man diesem Bogen, erreicht man schließlich eine sehr niedirg angebrachte Schranke, die weder für Wanderer noch für Mountainbiker ein Hindernis darstellt.

Ich gehe sinnend zurück...

...werfe einen Blick auf die Nürburg, die sich hier deutlich über die Baumwipfel erhebt und mir wird deutlich, was hier zum 24-Stunden-Rennen wirklich passierte:

Man kann einen ausgewiesenen und kartografisch festgelegten Wanderweg und den Mountainbike-Pfad nicht einfach wegen einer Veranstaltung im Umfeld dieser Wege sperren. Man kann als Veranstalter auch keine Eintrittsgelder von Wandergruppen oder Mountainbikern kassieren. Da hat man diesen Weg dann „aus Sicherheitsgründen“ gesperrt. Zum 24-Stunden-Rennen. - Mit „Sicherheit“ geht eben alles. - Wie oben schon am Beispiel „Flugplatz“ zu lesen war.

Im Falle „Schwedenkreuz“ hat man die „Sicherheit“ anders herum genutzt. Man hat die Argumente sicherlich an den Haaren herbei gezogen, denn mir ist kein Unfall in den letzten Jahrzehnten bekannt, bei dem an dieser Stelle ein Zuschauer, Besucher, Wanderer, Mountainbiker in Gefahr gekommen wäre. Der arme ADAC – man denke an das ungepflegte Grab eines Ex-Präsidenten – wollte hier niemanden ohne Zahlung passieren lassen - aber wohl auch sonst keinen Ärger.

Also hat man das „Schwedenkreuz“ einfach zum Gefahrengebiet erklärt. Und gesperrt. - „Wir machen es einfach.“

In der „Hatzenbach“ wäre das schwer gefallen. An anderen Stellen der Nürburgring-Nordschleife auch. Also weiß man doch jetzt, was man als Motorsport-Fan im nächsten Jahr zu tun hat.

Der ADAC Nordrhein hat jetzt schon den Termin für 2016 bekannt gegeben. Das 24-Stunden-Rennen 2016, das 44. Ereignis seiner Art,

  • findet vom 26. - 29 Mai 2016 – also Fronleichnam – statt.

Sie können also zu diesem Termin eine „kostengünstige Wanderung“ z.B. durch die „Hatzenbach“ mit Ihrer Familie als Wandergruppe einplanen. Oder Sie machen einen Montainbike-Ausflug um die Nordschleife. Wenn Sie so das Eintrittsgeld sparen können, spielt auch die Anschaffung einer Wanderkarte zu 7,90 Euro keine Rolle. - Und eine kleine Ruhepause bei der Wanderung wird man Ihnen sicherlich nicht verwehren können.

So könnten Sie vielleicht dazu beitragen die Besucherzahlen des 24-Stunden-Rennens 2016 (nicht die der Eintrittskartenkäufer!) etwas zu erhöhen.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Bitte nicht vergessen: Die „Ja zum Nürburgring“ Presse-Info folgt hier als Anhang. Man klagt gegen die EU-Kommission!

 

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