Guten Tag!

Virneburg, den 24. April 2009
"Wir sind eine Exportgesellschaft"
(So empfindet Dr. Walter Ernst Karl Kafitz "seine" Nürburgring GmbH,
wenn sie bei der baulichen Umsetzung von "Nürburgring 2009"
überwiegend - in € gerechnet - ausländische Firmen und Arbeiter beschäftigt)

Guten Tag!

09-04-24/00 - BMW kann einem ein wenig leid tun. Der Chefdesigner wird in dem Moment ausgewechselt, wo der Kunde glaubt, dass die Unruhe im Karosserie-Design bei BMW einen neuen Trend einläutet. Nun geht es aber mit einem anderen Designer "ruhig" weiter. Der neue Z 4 zeigt, was man beim alten Z 4 falsch gemacht hat. Der neue 7er strahlt nun Ruhe, aber nicht unbedingt Vernunft aus. Darum stellt man ihn auch da mit großem Aufwand vor, wo angeblich noch mit ungezähltem Geld um sich geworfen wird: in Moskau. - Ist der 7er BMW das richtige Automobil zum falschen Zeitpunkt?

Lesen Sie ausnahmsweise mal nicht die - von der Realität losgelösten - Berichte in der deutschen Fachpresse, sondern greifen Sie mal zur April-Ausgabe von "manager magazin", wo Sie auf den Seiten 166/167 auf einen "Autotest" stoßen: "Großes Gedeck". Beschrieben wird der Eindruck eines normalen Käufers vom neuen 7er, eines Käufers, der den möglichen Kunden zuzurechnen wäre, wenn denn der 7er so wäre, wie ihn solche Kunden erwarten. Das BMW-Marketing wusste es offensichtlich besser. Es orientierte sich an einer wohl selbst geschaffenen Ideal-Version des 7er-Käufers. Darum gibt es beim neuen 7er richtig viel Innovationen, Elektronik, Hightech. Und der normale "Tester" sagt "Puuh!" - Schon nach dem Einsteigen, weil ihn das Einstellen des Fahrersitzes mit einer Unzahl von Schaltern und Schiebreglern per Elektromotoren nervt. - Den großen Dreh- und Drückknopf von "iDrive" fasst er erst gar nicht an. Und parken kann er den 7er im firmeneignen Parkhaus nur auf einem Behindertenparkplatz, weil sich auf normalen Stellplätzen die Türen nicht weit genug öffnen lassen.

Aber Sie sollten die Geschichte schon mal in Gänze lesen. Weil es sicherlich auch für diesen "Tester" Positiv-Erlebnisse gibt. - Aber braucht man dazu einen 7er-BMW?

In diesem Zusammenhang möchte ich meine Leser noch auf einen Stimmungswandel hinweisen, der inzwischen praktisch alle Fachzeitschriften betrifft. Achten Sie einmal darauf, wie man inzwischen das Thema "Dacia" angeht. Erinnern Sie sich noch der verleumderischen Geschichte in der ADAC-Motor-Welt? - Aber auch andere Zeitschriften standen da nicht abseits und schlugen auf andere Art in die gleiche Kerbe. - Und heute? - Aber Renault hat auch "positiv" gegengesteuert: mit Anzeigenaufträgen.

Wir befinden uns in einer Krise. Sagt man. Fragt sich nur: In welcher? - Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Branchenkrise, Systemkrise? - Eigentlich nutzt jetzt jede Branche die (Un-)Gunst der Stunde, um zu offenbaren, dass es ihr eigentlich schlecht geht. Schlecht geht es diesen Branchen eigentlich, weil eine Menge Managementfehler gemacht wurden. "Gier'" scheint eine ansteckende Krankheit zu sein, die sich durch die Einführung des Euro erst richtig verbreitete. Jeder wollte einmal globaler Player sein. Jeder bemühte sich um gute Quartalsergebnisse. Jeder bemühte sich um eine Steigerung des Grundgehalts, um Bonus-Zuschläge, Boni, Boni, Boni. - Hinter jedem Vorstand standen plötzlich Millionen. - Das alles ging zu Lasten des normalen Käufers, der auch ein wenig die Orientierung verloren zu haben schien.

Jetzt werden alle von der Realität eingeholt, wobei die ersten Anzeichen für eine Finanzkrise für viele das Signal für eine Besinnung waren. Vorher waren praktisch gedankenlos Reisen auf Kredit gebucht, zu große Automobile geleast, Ausstattungen nicht nur bei Automobilen, sondern z.B. auch in Wohnungen für erstrebenswert gehalten worden, die eigentlich keinen Sinn machen. Oder anders beschrieben: die soviel Sinn machen, wie eine gepanzerte Mercedes S-Klasse für den Herrn Ministerpräsidenten Kurt Beck. - Natürlich ganz günstig geleast.

Da steht in einem Supermarkt - zwei Einkaufswagen vor mir - eine Dame an der Kasse, die gerade ihr Einkaufsgut wieder verpackt: 6 Fertig-Pizza, eine paar Beutel mit einem "Brigitte"-Fertiggericht, von dem sie mir Minuten später stolz berichtet, dass die "ohne Geschmacksverstärker" seien. Ich entdecke noch andere "Fertigmischungen" in ihrem Einkaufswagen. Und ich denke daran, dass sie mir ein paar Wochen vorher stolz ihre neue, sehr teure Einbauküche gezeigt hat. - Was kocht sie darin? - Warum braucht sie überhaupt eine so teure und aufwändig ausgestattete Küche? - Ist doch klar: Sie hat keine Zeit zum wirklichen Kochen, da sie natürlich arbeiten muss, damit sie mit dem gemeinsamen Einkommen als Ehepaar dann die Wohnungsausstattung bezahlen können, die sie eigentlich nicht brauchen. - Verstehen Sie das nicht?

Ich sehe in der Boxenstraße einen "Sportfahrer" mit seinem (sündhaft teuren) Sportwagen das Rennen aufnehmen. Es gab einen Fahrerwechsel. Offenbar hat der Mann am Steuer es aber nicht geschafft, beim Anfahren den 1. Gang einzulegen. Bei einem sequentiellen Getriebe! - Und nun geht's mit rutschender Kupplung (was der nicht gut tut) von dannen. - Ich schaue in die Gesichter der betreuenden Monteure. Ein dezentes Grinsen. - Ich weiß was die denken, weil ich bei anderer Gelegenheit schon mit Monteuren über das Niveau der modernen "Sportfahrer" gesprochen habe. "Die brauchen so ein Auto, das sie nicht beherrschen, weil sie auch eigentlich keine Rennfahrer von ihrer Einstellung her sind. - Aber sollen die in 'ihren Kreisen' erzählen, dass sie am Wochende mit einem kleinen Suzuki Rennen gefahren sind?" - Ich verstehe.

Unsere Welt ist in der hinter uns liegenden (?) "Wohlstandsphase" ein wenig krank geworden. Aus natürlichen, normalen Menschen sind "Selbstdarsteller" geworden. Früher habe ich normale, sozusagen "bodenständige" Vorstände erlebt, heute treffe ich oft auf Darsteller von Vorständen, die das nach draußen darstellen, von dem sie glauben, dass es ihr Umfeld von ihnen erwartet. Nicht sie geben die Richtung vor, sondern sie laufen dem nach, was andere ihnen als "richtige" Richtung vorgeben. Die Marketingabteilung z.B. - Oder ein "Chef" in Amerika.

Und da sieht es dann auch - jetzt am Ende des 1. Quartals 2009 - entsprechend aus. Und man bemht sich um "Überbückungshilfen", Bürgschaften, Kredite - natürlich (Wer ist man denn?) in Milliardenhöhe. Und man versucht der Öffentlichkeit klar zu machen, dass man - als Branche - eben von der Finanzkrise (oder war es eine andere?) ganz plötzlich überrascht worden wäre. - Wer konnte auch ahnen, dass der normale Käufer durch einen so kleinen Schock schon zur Normalität zurück zu finden sucht?

Aber immer ist das Verhalten noch eigenartig. Sowohl von dieser, als auch von jener Gruppe. Blenden wir mal hinüber zum Thema "Abwrackprämie". Die ist dank der Schwäche der Automobilindustrie zu besonderer Größe aufgelaufen, in der Automobilbranche (scheinbar) ein großer Erfolg. Und schon versuchen sich andere Branchen anzuhängen.

Da schreiben Fotohändler: "Sichern Sie sich die Abwarckprämie..." (bis zu einer Höhe von 150 € für "analoges Equiqment"); da erinnern Elektrohändler daran, doch die gebotene "Abwrackprämie" (bis 300 €) bei Neukauf eines... - Und WMF bietet für jedes alte Stück Besteck 1 Euro, wenn man diese "Wrack-Stücke" auf ein neues Besteck in Zahlung gibt. -Oh, oh, oh! - Dabei ist schon diese Auto-Abwrackprämie eine "Lösung", wie sie nur Politikern einfallen kann. Auch dabei scheint es denen nur auf einen Kurzzeiteffekt anzukommen. (Wichtig! - Der muss vor den Wahlen deutlich werden!) Aber unseren Managern ist ja auch zunächst der Kurzzeiteffekt wichtig. (Auch bei ihren Boni und Gehältern.)

Das jüngste (mir bekannte) Beispiel zum Thema Abwrackprämie wird von Conti (richtig: Continental) geliefert: 20 € "Abwrackprämie" pro Reifensatz erhält der Kunde, der seine alten (abgefahrenen) Reifen gegen neue Reifen der Firma Conti eintauscht.

Da möchte Motor-KRITIK nicht zurück- oder im Abseits stehen: Senden Sie mir doch bitte alle die Geschichten (per Post, als Kopie per Fax, als pdf-Datei per E-mail) meiner lieben Kollegen, die Sie für "Schrott" halten. Ich wracke sie dann ab. Im Gegenzug dürfen Sie alle meine Geschichten auf diesen Internetseiten kostenlos lesen. - Danke!

Dass ich damit gleichzeitig eines Aussage zu der Kalkulationsspraxis der Automobilindustrie ("...wir verdoppeln die Abwrackpämie" u.a.) gemacht habe, auch ein kleines Licht auf die "Luft" in die "unverbindlichen Listenpreise" der Foto- und Elektroindustrie werfen konnte, ist reiner Zufall und war nicht beabsichtigt. - Entschuldigung, wenn ich WMF vergessen habe! - Aber ich esse seit Jahrzehnten mit Robbe & Berking-Besteck. Und fahre einen Daihatsu Cuore. - Ich achte eben darauf, dass die kleinen Dinge stimmen. (Und ich koche auch selber.)

Herzliche Grüße

aus einer Gegend Deutschlands, wo man noch die "offene Diskussion" sucht.
(lt. einer PR-Mitteilung der Nürburgring GmbH
die zu einem geplanten "Gespräch" im "Erich-Klausener" Gymnasium einläd. -
Natürlich nicht mich - oder Motor-KRITIK.)

Wilhelm Hahne
PS: Nur noch eine kleine Erklärung, warum es dieses Mal wieder so lange dauerte, bis Sie neue Geschichten von mir zu lesen bekamen: Sie finden die Auflösung in eben diesen neuen Geschichten. Klicken Sie sich durch. Und Sie wundern sich nicht mehr über die Zeit, die bei mir (manchmal) von Geschichten-Schub zu Geschichten-Schub vergeht. Ich schreibe gerne erst dann, wenn entweder die Geschichten "fertig sind" oder, wenn sich eine perfekte Fertigstellung durch das Verhalten einiger Leute, Abteilungen, Firmen, Behörden nicht realisieren lässt. - Das können Sie dann auch lesen. - Machen Sie sich ruhig ein paar Gedanken dazu. In meinen Geschichten bleibt immer Platz dafür. - Sie müssen sich nur die Zeit dafür nehmen. -
Und noch eine kleine Anmerkung: zu den meistgelesenen Geschichte gehörte u.a die mit folgender Adresse: http://classic.motor-kritik.de/common/98111304.htm - Sie ist jetzt mehr als 10 Jahre alt. Eine Vielzahl meiner Leser findet sie lesenswert. - Und aktuell.
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