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Beim 24h-Stundenrennen am Nürburgring gab es in der Entwicklung hin zu 50 Veranstaltungen (in 53 Jahren) immer mal wieder „Durchhänger“. Schon nach wenigen Rennen war dem eigentlichen „Erfinder“ des 24h-Rennens, Peter-Paul Rutat (Langenfeld), klar, dass man „etwas tun müsse“. Nach dem Start ging es zwar jeweils gleich zur Sache, aber in der Nacht wurde es – mehr und mehr - „ruhig“, weil sich die Teams damit begnügten, ihre Position zu halten. Erst mit Beginn des nächsten Tages – der so um 4 Uhr begann – (weil wir das 24h-Rennen bewusst (!) in die Nähe des längsten Tages im Jahr gelegt hatten!) wurde wieder „richtig gekämpft“. Da – wegen des Geldes (der Kosten) – der ADAC Nordrhein in die Entwicklung dieses Langstreckenrennens eingeschaltet war, dessen Interessen - „damals“ - vom für den Motorsport verantwortlichen Mitarbeiter Willy Knupp vertreten wurden (zu dem aber Peter-Paul keinen richtigen Kontakt fand) war ich als „Vermittler“ eingeschaltet. Wir haben dann die erste Ausschreibung gemeinsam entwickelt. So kam es dann aber schon bald auch zu Treffen, bei denen wir uns überlegten, wie wir das Rennen in der Nacht für die angereisten Zuschauer wieder interessanter machen konnten. Da sind uns dann „Stunden-Prämien“ für die einzelnen Klassen in der Nacht eingefallen. Peter-Paul und Willy aquirierten Sachspenden, die ich dann in offiziellen Listen auf die einzelnen Klassen für die jeweils gefahrenen schnellsten Runden verteilte. - Da ist es kein Wunder, wenn ich mir aus dieser Erfahrung heraus, mal die vor uns liegende Jubiläumsveranstaltung im Detail angesehen habe. Wobei mir schon deutliche Unterschiede zwischen „damals“ und heute aufgefallen sind. - Und so manche „Randgeschichte“ aus damaliger Zeit ist mir eingefallen. Manche passt richtig, manche weniger! Das führte dann auch bei mir zu manchem stillen Lächeln, aber schließlich auch zu folgender Geschichte mit dem Titel:
24h-“Legenden“-Idee: „Mach’s noch einmal, Harald!“
„Damals“ war das Rennen Programm. Dieses Mal ist das 24h-Rennen Teil eines Programms. Aus dem Rennen wurde ein Event, das in diesem Jahr unter dem Motto steht, ein „Jubiläumsrennen“ zu sein, das dann von einem deutschen Hersteller – BMW – zur Herausstellung eines seiner Satelliten, der BMW M GmbH, zu seinem – auch - aktuell anstehenden 50. Jubiläum genutzt wird. Die BMW M GmbH wurde an einem 24. Mai vor 50 Jahren gegründet, das „Legenden“-Rennen findet am 28. Mai statt.
Da wird man dann – einen Tag später - nicht nur auf den Gesamtsieg beim 24h-Rennen achten, sondern möchte auch in anderen Programmpunkten dieses „Events“ unübersehbar vertreten sein.
- Wie könnte das in diesem Fall besser gehen, als mit einem „Legenden“-Rennen?
Natürlich wird so ein Rennen im Deutschland des Jahres 2022 nicht einfach mit „Rennen“ benannt. BMW empfindet es offiziell als:
„BMW M Race of Legends“
Internationaler geht es kaum: Ein deutsches Rennen auf einer europäischen Kultstätte, in Englisch benannt, auf einem „russisch besetzten“ Territorium! - Mit Fahrern aus 7 Nationen!
Werfen wir doch mal einen Blick auf die Teilnehmer, so weit sie heute schon bekannt sind. Wobei man berücksichtigen sollte, das seitens BMW nur Fahrer bei der Planung berücksichtigt werden konnten, die für diese Art der Darstellung Zeit und die richtige Einstellung haben und – ganz wichtig – noch leben! Aber es ist auch ein Mindestalter vorgeschrieben: Jünger als 50 Jahre darf man nicht sein. - Legenden sind eben immer alt! So treten dann in 12 identischen BMW M2 CS Racing-Wettbewerbsfahrzeugen, jeweils 365 PS stark, folgende „Legenden“ gegeneinander an:
1) Dirk Adorf (GER), 52 Jahre alt,
2) Bill Auberlen (USA), 53 Jahre alt,
3) Johnny Cecotto (VEN), 66 Jahre alt,
4) Eddie Cheever (USA), 64 Jahre alt,
5) Harald Grohs (GER), 78 Jahre alt,
6) Olaf Manthey (GER), 67 Jahre alt,
7) Jochen Mass (GER), 75 Jahre alt,
8) Arturo Merzario (IT), 79 Jahre alt,
9) Steve Soper (GBR), 69 Jahre alt,
10) Seine Königliche Hoheit Prinz Leopold von Bayern (GER), 78 Jahre alt,
11) Franciscus van Meel (NED), 56 Jahre alt,
12) Eric van de Poele (BEL), 60 Jahre alt.
Schon die Nummer 1 ist eine Überraschung. Aber Dirk Adorf ist nicht nur Toyota- und Ford-Händler, sondern hat BMW schon seit Jahren bei der Ausbildung von „Junioren“ unterstützt. Er hat offensichtlich einen BMW-Vertrag und ist so – wahrscheinlich – ohne Zusatzkosten nutzbar. Aber er ist auch ab und an mal BMW gefahren. - Aber eine BMW-Legende?
Da kenne ich mehr „Legenden“, die dieses Mal nicht dabei sind, die aber auch – dass kann man mit Bestimmtheit sagen – beim 100jährigen Jubiläum der M GmbH nicht dabei sein werden.
Wenn man die zwölf Legenden so gedanklich Revue passieren lässt, dann fällt auf, dass so manche wirkliche BMW-Legende eigentlich fehlt. Ein Winkelhock ist scheinbar terminlich verhindert, Jacky Ickx wird wohl zu teuer gewesen sein. - Oder was ist mit Hans-Joachim Stuck oder Jörg Müller?
Ist Olaf Manthey jemals als „BMW-Legende“ aufgefallen? Nun, er hat niemals einen BMW-Werksvertrag gehabt, aber – immerhin – schon mal einen Isert-BMW bewegt. - Und die Anreisekosten sind gering!
Das ist bei Steve Soper anders. Der hatte schon über viele Jahre einen BMW-Werksvertrag, hat viele Siege für die Münchner errungen. Am Ende wurde er BMW-Händler in England, in dem er einen BMW-Betrieb aufkaufte.
Mich persönlich freut, dass „Soperman“, wie man ihn auch in England nannte, so gesund inzwischen das 69. Lebensjahr erreichte, dass er mal wieder als „BMW-Legende“ am Nürburgring mitmischen kann. Selbst seinem damaligen Arbeitgeber war „damals“ verborgen geblieben, dass Steve Soper in seiner BMW-Zeit schon mal unter kräftigen Kreislaufproblemen litt.
Meinen Bruder Armin (66) vermisse ich übrigens auch unter den „BMW-Legenden“. Dabei erfüllt er alle Anforderungen: Er lebt noch, ist über 50 Jahre alt, war als BMW-Werksfahrer nicht nur in der DTM unterwegs, sondern auch bei den 24h-Rennen am Nürburgring und in Spa sehr erfolgreich. Dort, in Belgien, half er z.B. mit, zwei Gesamtsiege (mit 635 & 528) beim 24h-Rennen zu realisieren.
Ich musste auch schon sehr in meinen Erinnerungen kramen, wenn ich in Jochen Mass eine BMW-Legende erkennen wollte. Auch bei Herrn von Meel ist mir das schwer gefallen. Aber der ist immerhin der neue/alte verantwortliche Geschäftsführer der BMW M GmbH und auch schon über 50 Jahre alt!
Als ich Harald Grohs unter den BMW-Legenden entdeckte habe ich ein wenig lächeln müssen. Der passt nicht nur dahin, sondern wäre eigentlich auch qualifiziert und „mit entsprechender Erfahrung gesegnet“, um ein solches Rennen zu gewinnen.
Harald kenne ich aus den 50er Jahren, als er z.B. auf dem Flugplatz in Mülheim (Ruhr) – es war Herbst - einen VW „Käfer“ mit OKRASA-Anlage fuhr und vom Streckensprecher als „Taxifahrer aus Essen“ vorgestellt wurde.
Und ich erinnere mich an ein Rennen am Nürburgring, bei dem ich – das war vor dem Bau des Grand-Prix-Kurses – in der „Südkehre“ stand, um den Start zu fotografieren.
Harald hatte mit seinem 635-Coupé keinen guten Start, hat das Rennen aber gewonnen. Zuvor hatte er aber – direkt nach dem Start - ein paar Kollegen beim Anbremsen der Südkehre „abgeschossen“. Ich vergesse nicht, wie er dann auf dem Siegerpodest das Mikro gereicht bekam, um zu seinem Sieg etwas zu sagen. - Für den Streckenfunk verantwortlich: TK Esser!
Harald hat sich da zunächst einmal bei seinen Kollegen entschuldigt und erklärt, dass er wahrscheinlich – und dummerweise – wohl etwas Öl auf der Sohle seines rechten Fahrerschuhs gehabt habe.
„Und da bin ich dann beim Anbremsen der Südkehre vom Bremspedal gerutscht.“
Und er machte diese Erklärung mit exakt dem richtigen Gesichtsausdruck. Viele werden geradezu Mitleid mit ihm gehabt haben. Harald lebt heute eigentlich auf einer Finca auf Mallorca, zusammen mit seiner Frau, der Ex-Freundin von Stefan Bellof. Harald hatte aber – soweit ich das weiß – in den letzten Jahren immer noch einen BMW-Vertrag. So ist es auch verständlich, dass er als BMW-Legende – im Rahmen dieses Vertrages - nun am Nürburgring seinen Auftritt haben wird.
- Wie wäre es Harald, wenn du mal wieder etwas Öl – zufällig – auf den Sohlen der Fahrerschuhe haben würdest? Aus der „Ford-Kurve heraus, kann man beim Anbremsen der Rechtsbergab so wunderschön vom Bremspedal abrutschen. Bei der nächsten Kurve, der „Dunlop“-Kehre auch. - Dort ist auch Platz für die „Abgeschossenen“!
Dann könntest du bei der Siegerehrung wieder den Spruch aufsagen, der dir schon vor Jahrzehnten so wunderschön gelungen ist. Du kommst dann bestimmt auch mal in den BMW-Legenden-Himmel!
Der aktuelle Geschäftsführer der BMW M GmbH, der diese Firma auch schon mal zwischen den Jahren 2015 und 2018 leitete, hat dieses Rennen so offiziell angekündigt:
„Wir feiern dieses Jahr am Veranstaltungswochenende de 24h Nürburgring eine große Geburtstagsparty anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der BMW Motorsport beziehungsweise BMW M GmbH. Die Besucher und Fans können sich auf viele BMW M Highlights freuen. Ein besonderes Schmankerl ist das BMW M Race of Legends, mit einem Starterfeld von Rennsportlegenden, das man so äußerst selten sieht. Wir danken dem ADAC Nordrhein für diese Möglichkeit.“
Da wäre es doch wirklich ein richtiges „Schmankerl“, wenn Harald Grohs noch einmal – um es so zu sagen - zum Abschluss seiner Karriere so eine Vorstellung geben würde wie „damals“. Harald hatte immer Spaß an „guten Vorstellungen“, war ein Freund der Journalisten!
Ich erinnere mich, dass ein Fotograf, mit dem ich am Nürburgring unterwegs war, in den 70ern mal in der „Südkehre“ gerne ein BMW 635-Coupé querfahrend (und gegengelenkt) fotografiert hätte. Als ich Harald diesen Wunsch übermittelte, hat der mich überrascht angesehen und gemeint:
„Aber du weißt doch, Wilhelm, dass das mit so einem 635-Coupé nicht geht!“ - Und nach kurzem Überlegen: „Aber ich könnte den vorderen Stabi aushängen, dann müsste das klappen.“
Natürlich hat es geklappt. Und der Fotograf hatte das gewünschte Foto im Kasten. Und dann noch einen Wunsch. Ob Harald nicht auch am „Großen Sprunghügel“ am „Pflanzgarten“ mal so über die linken Curbs fahren könne, dass er das Fahrzeug „richtig abgehoben“ von der gegenüber liegenden Seite – von unten - fotografieren könne? Harald „Nippel“ Grohs darauf:
„Wie lange braucht ihr, bis ihr an der Stelle seit. Ich fahre dann entsprechend los.“
Auch das gab ein wunderschönes Foto! - Ich stand oben am Sprunghügel und gab dem Fotografen ein Zeichen, als Harald kam.
Schöne Fotos würde es sicherlich auch geben, wenn Harald Grohs sich nun beim kommenden „BMW M Race of Legends“ am 28. Mai 2022 als echte „Legende“ durch’s Feld der z.T. von BMW zu „Legenden“ ernannten Kollegen wühlen würde.
„Mach’s noch einmal, Harald!“
Das würde sogar dem „Auslöser“ der BMW M GmbH, Jochen Neerpasch (83) ein Lächeln entlocken, der zufällig als Mentor des aktuell beim 24h-Rennen eingesetzten BMW Junior-.Teams in der Eifel anwesend sein wird.
So verursacht Jochen keine Zusatzkosten! Das wird auch beim Controlling der „BMW Group“ noch im Nachhinein ein wohlwollendes Kopfnicken auslösen!