2022-07

„Taffy“ & „Erinnerungen“ an Graf Berghe von Trips

Das sind zwei Bücher, für die man so tief in sein Portemonaie greifen muss, als hätte man gerade sein Automobil vollgetankt. Beide kosten zusammen etwas über 70 Euro, einschl. der Versandkosten. -  „Taffy“ ist ein Bildband mit vielen Fotos, der an die ungewöhnliche – und kurze - Karriere eines Wolfgang Graf Berghe von Trips erinnert und inzwischen in dritter Auflage erschienen ist. - „Erinnerungen“ ist ebenfalls ein Buch, in dem Menschen, die den Grafen erlebt haben – oder ihn sehr schätzen - über und von ihm erzählen. Es hat 84 Seiten und ist schon von seiner Anlage her, natürlich textlastig. - Beide Bücher zeige ich in folgendem Foto.

„Taffy“ kommt als Bildband anders daher. Mit um 190, z.T. unveröffentlichten Fotos. Sie zeigen den Grafen u.a. auch auf einer 250er Wettbewerbs-„Tornax“, das Motorrad einer Marke, die man heute kaum noch kennt. Die hatte – wenn man genau hinschaut – vorne keine Telegabel – sondern eine „geschobene Langarmschwinge“. Da sie hinten auch mit einer (gezogenen) „Schwinge“ ausgerüstet war, verfügte sie über ein „Vollschwingen-Fahrwerk“.

Aber bei „Tornax“ war – zumindest bei der 175er – in den 50ziger Jahren noch etwas anderes besonders: Der Motor zu diesem Motorrad war der einzige Zweitaktmotor, bei dem die Schlitze zu den Überströmkanälen im Zylinder nicht einfach beim Guss eingefügt, sondern präzise nachträglich eingefräst wurden, um Leistungs-“Streuungen“ in der Serie auszuschließen. - Das war in den 50ern!

Es gibt in dem Buch viele lesenswerte Texte, die zum Nachdenken anregen. Wenn etwa Hartmut Lehbrink im Juni 2021 über Wolfgang Graf Berghe von Trips schreibt:

„Der Mann war authentisch, noch einmal beglaubigt durch die Einträge in seine ausführlichen Tagebücher, Botschaften des Ichs an das Ich, dem man nichts vormachen mag und kann. Zwischen Trips, das Image, und Trips, den Mann selbst, passte kein Blatt.“

Graf Trips war nicht nur ein begnadeter Rennfahrer und könnte schon darum für Viele – die es auch gerne sein möchten – schon ein Vorbild sein. Der Graf war aber auch charakterlich – sie man so schön sagt – „ein feiner Mensch“, oder wie es Hartmut Lehbrink an anderer Stelle  in „Taffy“ so formuliert:

"Des Grafen äußerer Adel entsprach seinem inneren Adel, nichts Aufgesetztes, sondern etwas, was von Natur in ihm angelegt war. Irgendwie sah man ihm das auch an – das Antlitz als Spiegel der Seele.“

Und in „Erinnerungen“ schreibt Heinz Ulrich Wieselmann, von 1950 bis 1970 Chefredakteur der Zeitschrift „auto motor und sport“:

„Wo Trips fährt, wird immer in der Spitzengruppe mitgemischt, und sein fröhliches Naturell sorgt dafür, dass die Jagd bei aller Härte des Kampfes ein heiteres Spiel der Männer bleibt.“

So einen Werks-Rennfahrer wird es leider nicht mehr geben! - So ein Typ passt nicht in unsere Zeit! - Grund genug, sich diese beiden Bücher in den Bücherschrank zu stellen, um ab und an mal von den Ereignissen in unserer Zeit im Motorsport an die „gute alte Zeit“ des Motorsports zurück erinnert zu werden.

Zum Beispiel durch ein schnelles Blättern in „Taffy“ zu Seite 7, wo von Hartmut Lehbrink, der die Anreise zu den großen Rennen in Spa und am Nürburgring in den 50ziger Jahren noch zu seinem  Training als Amateur-Radfahrer nutzte – im Ruhrgebiet wohnend – indem er mit dem Fahrrad zu diesen Rennen fuhr:

„Im Zeitalter des biegsamen Pragmatismus und der alternativen Wahrheit wirken Tugenden fast rostig, für die er stand und geliebt wurde.“ („er“ = Graf Trips)

Lehbrink beschreibt damit einen Charakter, mit dem man heute als  talentierter Rennfahrer wohl keine Chance hätte, jemals „Werksfahrer“ zu werden.

Darum sind die hier kurz beschriebenen beiden Bücher, die sich in ihrer Art ergänzen, auch eigentlich ein Muss für jeden wirklichen Trips-Fan und den Motorsport von „damals“.

Auch, um dann – berechtigt – feststellen zu können:

  • Früher – damals – war der Motorsport noch geprägt von Fahrern wie Wolfgang Graf Berghe von Trips und Anstand, Fairness und Ritterlichkeit!

Beide Bücher müssten sich eigentlich im guten Buchhändler bestellen lassen:

„Taffy“, ISBN 978-3-00-070005-7
„Erinnerungen“ … (dummerweise habe ich keine ISBN-Nr. finden können)

Die Bücher sind aber auch – beide – sicherlich direkt bestellbar bei Herrn Jörg-Thomas Födisch, der für beide Bücher als Mit-Herausgeber zeichnet. Seine e-Mail-Adresse:

MK/Wilhelm Hahne

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Der DMSB nach einem OLG-Urteil nun „stehend K.O.“?

Als Journalist ist man schon mal an der Begründung eines Urteils interessiert. Man fordert eine Kopie (pdf-Datei) an, die dann auch – meistens – früher oder später eingeht. Es ist aber auch schon passiert, dass eine Staatsanwaltschaft zu einem Urteil eine Information veröffentlichte und darauf aufmerksam machte, dass das Urteil dazu nicht erhältlich wäre. - Ein Urteil „im Namen des Volkes“! - Das hat mich dann in diesem Fall angeregt, den Verurteilten direkt um eine Kopie zu bitten. Der hat mich dann auf die staatsanwaltliche Information aufmerksam gemacht und erklärt, dass er selbst nicht im Besitz des Urteils wäre. Da habe ich es dann doch beim entsprechenden Gericht versucht und eine Kopie in Form einer pdf-Datei (natürlich mit „geschwärzten“ Namen) von dort erhalten. So habe ich dann auch dem Verurteilten eine Kopie der Kopie zukommen lassen können, so dass der nun auch „Schwarz auf Weiß“ besitzt, um zu begreifen, weshalb er verurteilt worden war. - Bisher ist mir aber noch niemals passiert, dass ich als Journalist sehr lange - viele Wochen - auf die Zusendung einer Urteils-Kopie (mit „geschwärzten“ Namen) warten musste. - Ich habe – in diesem Fall, über den ich nachfolgend informiere - dann auch keine Kopie erhalten, sondern aktuell den Hinweis darauf, dass ich die „Entscheidung“ nun in einer Datenbank finden könnte. - Habe ich! - Danke! - Eine Stelle in der Urteilsbegründung lässt mich die Frage stellen:

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LKW-Unfall B 258: Wo rohe Kräfte sinnlos walten!

Nach einem Truck-Grand-Prix mit um 100.000 Besuchern schaue ich nach dem Frühstück schon mal bei den Polizeimeldungen nach, wie denn der Verkehr zu so einem Rennwochenende aus Sicht der Polizei abgelaufen ist. Gestern morgen bin ich dann nach dem Lesen  zwar auch nicht in Hektik verfallen, sondern habe meine Frau nur kurz informiert: „Ich bin dann mal weg!“ - Meine Planung für diesen Montag sah zwar ein wenig anders aus, aber meine Leser können schon erwarten, dass ich in Motor-KRITIK – fast nebenbei und nur manchmal – auch aktuell gut informiere.

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Spät & textarm: Acht & dreißig Fotos vom 6h-Rennen!

Nachdem meine Recherchen zu einem bisher wohl von der Öffentlichkeit übersehenen „russischen Beitrag“ zu unserem Alltag in der Eifel abgeschlossen waren, habe ich der daraus resultierenden Geschichte dann den Vorrang vor einem Rennbericht über das „ROWE 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen“ gegeben. Das fand schon am vergangenen Samstag statt. Es verwundert – zumindest mich - ein wenig, wenn der Hauptsponsor des Rennens mit keinem der BMW-GT3 seines Firmen-Rennteams bei diesem „ROWE-Rennen“ am Start war, aber vollmundig erklärt: „Die NLS ist eine der populärsten Breitensportserien im Motorsport – hier begeistern wir nicht nur zahlreiche Fans und Medien, sondern erreichen auch wichtige Zielgruppen unseres Unternehmens. Deswegen freuen wir uns sehr, mindestens bis 2025 der Titelsponsor des 6-Stunden-Rennens zu bleiben.“ - Ich war auch bei der aktuellen - der 2022er Version - zumindest mit der Kamera vor Ort, habe viele Fotos gemacht, von denen ich nachfolgend eine kleine Auswahl mit kurzen (blöd-)sinnigem Texten  versehen habe. Die erscheinen allerdings erst, wenn interessierte Leser die „Maus-Hand“ von unten nach oben auf das Foto ziehen, nachdem sie vorher mit einem „Maus-Klick“ das Foto vergrößert hatten. - Mal was Anderes! - Für mich war das stundenlange Mehrarbeit. - Schau’n wir mal, ob es sich gelohnt hat.  (Nachtrag vom 15. Juli: Handy-Surfer beklagen sich, dass sie Texte nicht lesen können! - Stimmt! - Entschuldigung! - Das genutzte System funktioniert nur, wenn man einen Computer hat! - Sorry!)

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Beck’sches NR-Baudenkmal: Ein „ru. trojan. Pferd“?

Manchmal wird plötzlich klar, was man vorher nicht verstanden hat. „Ochs vor’m Berge, eins, zwei drei!“ - Der Kindervers trifft zumindest auch auf mich manchmal zu. - Darum muss ich mich heute – sicherlich ungewöhnlich – für den folgenden Vorspann bei „Greenpeace“ bedanken. Dort las ich – nicht gerade zufällig: „Russland ist Weltmeister im Export von Atomkraftwerken – das staatseigene Unternehmen Rosatom hat bislang 18 Nuklearreaktoren nach Europa verkauft; sie stehen in Finnland, Ungarn, Bulgarien, in der Slowakei und in Tschechien. Doch Russland liefert nicht nur Technik, sondern auch den Brennstoff. Für Putin ist Atomkraft ein Wachstumsmarkt: Russland besitzt 43 Prozent der weltweiten Kapazitäten zur Urananreicherung, und produziert rund ein Drittel des weltweiten Bestandes an Uranhexafluorid, einem Stoff, der zur Anreicherung benötigt wird. Diese Atomkraftwerke sind abhängig von russischen Lieferungen – und sollen es nach Putins Wunsch auch bleiben.“ - Außerdem habe ich mich informiert, wer denn eigentlich in Europa – und wenn, wie stark? - auf Atomkraft setzt. - Mich hat überrascht festzustellen, das Frankreich nach den USA, die zweitstärkste Nation in der Welt ist (!), die z.B. auf Atomstrom setzt. - Aber nun mal wieder zurück zum provinziellen Titel:

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Eine Anregung: „Mit Geist & Füßen – in der Eifel“!

Die Anregung zu dieser Geschichte erhielt ich beim 6h-Rennen am letzten Samstag. Ich fotografiert gerade in „Breidscheid“, als ich von einer Dame angesprochen wurde: „Entschuldigen Sie bitte! - Was ist das hier?“ - Ich habe es ihr erklärt und sie hat mir als Grund für ihre Frage erklärt: „Wir sind nämlich nur zufällig hier vorbei gekommen.“ - Gerade an so Streckenabschnitten wie hier oder „Brünnchen“ und „Pflanzgarten“ gibt es sicherlich immer wieder Besucher, die nur zufällig vorbei kommen. Da könnte man denen doch einmal ein gezieltes Angebot machen, was einen „gesunden“ Eifel-Ausflug, z.B. den mit einer kleinen Wanderung, mit dem eines Rennerlebnisses am Nürburgring verbindet – habe ich gedacht – und mich erinnert, dass ich in den letzten Tagen auch gerade in einem Buch geblättert hatte, in denen am Beispiel von 17 Wanderungen lt. Buchaufdruck erlebt werden kann: „Was Landschaften erzählen“. - Eine ehemalige SWR-Redakteurin hat mit ihrem Mann mal bewusst die Eifel erkundet und notiert, was ihre alles dabei auf- und eingefallen ist. Mich hat dieses Buch nicht nur interessiert, weil darin auch als „Tour 4“ der „Virne-Burgweg“ nach einem Erleben im Winter beschrieben ist. Interessant erscheint mir für Motorsport-Fans „Tour 6“, die „Booser Doppelmaar-Tour“, weil  z.B. am Wochenende des 9. - 11. September am Nürburgring zum ersten Mal ein 12 Stunden-Rennen durchgeführt wird, das aber auf zwei Tage verteilt, dann sozusagen ein 2 x 6h-Rennen ist. Das muss man nicht in ganzer Länge sehen. Darum eignet sich dieses Wochenende gut für…

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VLN war Gestern: Ist NLS 2022 neuzeitlicher Genuss?

Gestern gab es auch die erste offizielle Information zum 6h-Rennen am kommenden Samstag. Es gab auch – fast verschämt - im Download die vorläufige Starterliste. Wer sie herunter geladen hat, wird im Lauftext einen Hinweis auf die Starterzahl vermisst haben. Dafür gab es zu lesen, wer alles bei diesem Rennen wichtig ist. Da heißt es gleich zu Anfang: „Kuba Giermaziak nimmt im Siegerauto von NLS4 erneut Platz und Rückkehrer Kim-Luis Schramm nimmt wieder den Platz von René Rast im Audi R8 LMS des Teams Scherer Sport by Phoenix ein.“ - Ein Siegerauto ist keine Garantie für einen weiteren Gesamtsieg und ein Ex-„Sieger“ kann damit einen anderen Eindruck vermitteln, wenn er „rastlos“ ist. Motor-KRITIK-Meinung: Die offizielle Ankündigung „schramm-t“ ein wenig an der Realität vorbei. - Ein anderer Hinweis ist allerdings realer: „Am kommenden Samstag (9 Juli) gibt es ab 12 Uhr auf der legendären Nordschleife einen Zuschlag: Nämlich zwei Stunden Motorsport obendrauf bei der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS). Das ROWE 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen steht auf dem Plan. Die Zuschauer können sich also auf 120 Minuten Zugabe im Vergleich zu den 4-Stunden-Rennen freuen: mehr Runden, mehr Überholmanöver, mehr Spannung.“ - Kann, aber muss nicht so sein! - Motor-KRITIK gestattet sich, diese Veranstaltung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. - Aber noch ein Hinweis zu den Kosten: Wer ins Fahrerlager möchte, zahlt als Erwachsener 18 Euro + 10 Euro Parkgebühr für’s Auto. Damit kann man dann aber auch z.B. am „Pflanzgarten“ oder „Brünnchen“ parken. Als Kinder werden Jugendliche bis zum Alter von 14 Jahren empfunden. Die haben freien Eintritt!

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Nürburgring „Touristenfahrten“: Beeindruckend toll!

Am letzten Sonntag habe ich auch mal als Tourist den Parkplatz „Brünnchen“ an der Nürburgring-Nordschleife besucht. Er war wirklich „rappelvoll“! Mein Auto hat am äußeren Rand aber noch einen Parkplatz gefunden – weil der gerade frei geworden war. - Toll!

Der Parkplatz war – so mein Eindruck – „international“ besetzt. Es gab viele Kennzeichen mit ausländischem Kennzeichen. Es wurde holländisch, englisch, aber auch polnisch gesprochen. Das Wetter war hochsommerlich, die Stimmung war entsprechend gut. - Toll!

Auf der Rennstrecke – pardon, auf der „mautpflichtigen Privatstraße“ - auf der die amtlichen StVO-Vorschrift gilt, herrschte sozusagen „dichter Verkehr“. Für die Besucher gab es jede Menge zu sehen.  - Toll!

  • Erstaunlicherweise hat die Polizei von diesem „Touristenfahrer“-Wochenende – weder Samstag, noch Sonntag – irgendwelche Unfälle vermeldet. - Wirklich erstaunlich toll!

      
Es kam  – wie ich im Bild festhalten konnte – zwar ein Abschleppfahrzeug vorbei, das eigentlich auf dieser Strecke lt. der offiziellen Fahrordnung nicht zu sehen sein sollte, weil es dort heißt, das Lastkraftwagen (Lkw)...

...“mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 2,8 t“

...die Strecke nicht befahren dürfen. Deshalb muss ich davon ausgehen, dass dieses Fahrzeug aufgrund eines „dienstlichem Auftrags“ unterwegs war. Der wird nur erteilt, wenn er notwendig ist, weil ein Fahrzeug auf der Strecke verunfallt oder liegen geblieben ist. - Warum auch immer. - Toll!

Auch in „youtube“-Videos, solchen von diesem 3. Juli 2022, auf denen das Leben und Treiben auf der Nordschleife (ein Stück davon!) festgehalten wurde, ist ein Abschleppwagen zu sehen, weil das Filmen von Abschleppwagen während der „Touristenfahrten“ offenbar noch nicht mit einem „Hausverbot“ bestraft wird. Hier gibt es also für die russische Oberaufsicht noch „Verbesserungs“-Möglichkeiten. - Das mit dem Vermeiden von öffentlicher Darstellung von Unfällen durch Unfallvideos und -Fotos scheint inzwischen zu funktionieren, nachdem speziell für „Touristenfahrten“ „Lizenzen“ (unter Auflagen!) an ausgesuchte Filmer und Fotografen vergeben werden! - Toll!

Die Rennstrecke wurde zum Preis von 30 Euro pro Runde an diesem Sonntag wirklich sehr gut frequentiert, so dass ich nach einer kleinen „Hochrechnung“ schon fast Bedenken hatte, ob da Grenzen, die das Streckenabnahmeprotokoll eigentlich setzt, nicht schon überschritten würde. - Toll!

Aber bei diesen „Touristenfahrten“ ist man – anders als bei Rennen - meistens nicht viele Runden hintereinander unterwegs, so dass nach einer Runde wieder für neue Fahrzeuge Platz ist. Es gibt bei den „Touristenfahrten“ eben einen fließenden Zu- und Abgang. - Wenn’s richtig fließt: Ein gutes Geschäft! - Ich würde diesen Sonntag als den verdienstmäßig bisher besten in diesem Jahr einschätzen. - Das ist natürlich auf die „Touristenfahrten“ bezogen! - Toll!

Nicht nur Männer, Frauen und Kinder waren als Zuschauer an der Strecke unterwegs. Auch große und kleine Hunde, die natürlich an der Leine geführt wurden. - Wer nun nach der Idee sucht, durch die die Zuschauer durch das Einfügen von Gittern bei den „Touristenfahrten“ zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft gemacht  werden, der sollte weiter voraus denken:

Schon am kommenden Wochenende läuft das NLS-6h-Rennen über die Nordschleife. Da hat man dann schon mal die Gitter aufgestellt, die die nicht zahlenden Zuschauer von den zahlenden Zuschauern trennen sollen. Dann wird – natürlich? - aber auch wieder für alle Fahrzeuge eine wohlfeile Parkplatzgebühr erhoben! - Toll?

Für den Zuschauer kann die Nürburgring-Nordschleife manchmal verwirrender sein, als für die „Touristenfahrer“, vor allen Dingen dann, wenn man die Realität ein wenig durch die Optik einer Kamera etwas verzerrt erlebt. Die Fahrer haben damit keine Probleme und genießen die schnelle Fahrt sowohl in kleinen Stadtautomobilen, als auch in schnellen Cabrios. - Alle finden ihren Weg, zumal ihnen durch hohe Zäune – wie im Zoo – der Weg gewiesen wird. Das funktioniert einfacher als eine Navi-App auf dem Handy! - Toll!

Aber auch das Zuschauen hat an diesem Sonntag Freude gemacht! Es war überall an der Strecke kostenlos! Das nächste – das vor uns liegende – Wochenende wird da – gerade für die Zuschauer – anstrengender, nervenaufreibender und nicht ganz so billig sein.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte!

Und – ganz zufällig - bin ich dann noch beim Schreiben dieser Geschichte auf eine neue tolle Idee der „Macher“ am Ring gestoßen: Weil man ganz pfiffig bei dem 6h-Rennen, das am kommenden Samstag um 12 Uhr beginnt, die Siegerehrung schon – „ca./approx“ - auf 17:30 Uhr – lt. vom DMSB genehmigter Ausschreibung (!) - vorgezogen hat!

So spart man Zeit! - Und der Sportdirektor der NLS hätte auch in diesem Falle recht, wenn er dazu sagen würde:

„Das hat die Welt noch nicht gesehen!“

Toll!

MK/Wilhelm Hahne
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Michael Preute alias Jacques Berndorf ist gestorben

Michael Preute ist 85 Jahre alt geworden. Am Sonntag ist er in seinem Haus in Dreis-Brück nicht mehr aufgewacht. Wir sind zwei wichtige Mal im Leben aufeinander getroffen. Per Zufall. Das erste Mal Mitte der 50er Jahre, als er an einem Sonntag am Haus meiner Eltern klingelte. Er wohnte auf der gleichen Straße, wie meine Eltern und ich.

Ich habe die Tür geöffnet und der junge Mann vor mir fragte, ob ich ihm vielleicht eine Schreibmaschine leihen könne, da er für eine Lokalzeitung dringend noch einen Sportbericht schreiben müsse. - Seine sei plötzlich defekt geworden.

Ich hatte eine kleine Reiseschreibmaschine und er hat sie mir dann am nächsten Tag zurück gebracht.

Jahrzehnte waren vergangen, ich lebte längst in der Eifel. Da habe ich zusammen mit meiner Frau eine Lesung in Adenau besucht. Ein Jacques Berndorf las aus einem „Eifel-Krimi“. Ein Freund hatte uns einen seiner ersten Eifel-Krimis geschenkt. Wir fanden „Eifel-Blues“ gut, weil das Umfeld real geschildert wurde und wir wollten diesen Krimi-Schreiber dann mal live erleben.

Je länger ich damals seiner Lesung lauschte – Stimmen verändern sich auch über Jahrzehnte kaum - desto klarer wurde mir – ich kannte inzwischen auch seinen bürgerlichen Namen, Michael Preute – dass ich diesen Mann vor Jahrzehnten schon mal erlebt hatte – nämlich an der Tür zum Haus meiner Eltern.

So habe ich dann auch das Gespräch nach der Lesung gesucht und tatsächlich: Mein Erinnerungsvermögen funktionierte so gut, wie dann auch seines. Er hat sich gefreut, an seine damals erfreulichen Lehrjahre als Journalist erinnert zu werden und wir haben uns in der Folge dann schon mal im „Stellwerk“ in Monreal oder anderswo getroffen.

Oder er rief mich schon mal an, ob ich nicht auch eine Idee zu einem weiteren Eifel-Krimi hätte. Ich hatte. Aber nicht alle haben ihm gefallen. So ist aber z.B. „Eifel-Rallye“ entstanden, wo ich – zusammen mit meiner Frau – mit ihm durch ein Stück Eifel gefahren bin, um ihm die Orte der möglichen Handlung näher zu bringen. So ist es fast normal, dass sich im Inneren dieses Taschenbuches auch die Widmung findet:

„Ganz herzlich für Bigi und Wilhelm Hahne in Virneburg“

Wir hatten bei manchen Büchern viel Spaß. Wenn er mir z.B. versprach:

„In meinem nächsten Krimi lasse ich dich gleich zwei Mal sterben!“

Zu „Nürburg-Papiere“ habe ich eine Menge Fakten zugeliefert. Aber Kurt Beck hat Michael wohl mit einer kleinen Spende milde gestimmt. Und ich war sauer, als er dieses Buch – dessen Inhalt ich nicht kannte – dann zunächst in Mainz vorstellte und erst danach im „Dorint“-Hotel am Nürburgring.

Jahre vorher hatten wir aber nochmal so richtig gut – übrigens auch im „Stellwerk“ – zusammen mit einigen anderen Freunden meinen 70. Geburtstag gefeiert. - Und dabei viel gelacht. - Wenigstens bei dieser Geburtstagsfeier. An meiner Küchenwand hängt seitdem ein Foto von uns – inzwischen von der Sonne gebleicht -  auf dem wir beide herzlich lachen. Über Alle und Alles!

Später hat nicht nur unser Kontakt etwas gelitten, unter Einflüssen, die ich nicht beeinflussen konnte und wollte. Auch andere seiner Freunde berichteten über empfundene „Störeinflüsse“.

Was mir an Michael gefallen hat war, dass alles was er machte, konsequent machte. Er hat nicht ab und an getrunken. Er war Alkoholiker. - Er hat dann nicht etwa „etwas weniger“ getrunken, sondern konsequent keinen Tropfen mehr. Er war Journalist durch und durch. - Immer! - Auch später, als er – wieder ein wenig in der Eifel zur Ruhe gekommen – „nur noch“ Kriminal-Romane schrieb.

Meine Frau und ich haben schon mal nach Erscheinen eines seiner Krimis bestimmte dort geschilderte Orte – die wir bisher nicht kannten – besucht. - Alles war so, wie dort beschrieben. Michael hat auch diese Arbeit journalistisch genau genommen!

Aber schon vor Jahren hatte er plötzlich keine Lust mehr. Nach einem Telefonat mit seinem Verleger habe ich ihm dann – er hatte zufällig Geburtstag – einen langen Brief geschrieben. Ich hoffte, ihm wieder Mut machen zu können. - Er hat sich darauf nicht mehr gemeldet.

Nun ist Michael Preute tot. - Als Jacques Berndorf wird er weiterleben. Nicht nur in vielen, vielen Bücherschränken, sondern auch im Gedächtnis vieler seiner Leser.

So hatte er den Katzen in seinen Büchern einen Platz eingeräumt, weil er wusste, dass er damit auch einen Teil seiner Leserschaft erfreuen würde. - Morde gab es als „erschreckende“ Zugabe.

Mich hat er als Mensch erreicht. - Ich denke gerne an ihn! - Er ist ein positives Beispiel dafür, dass man auch das Negative ins Positive verkehren kann. - Wenn man will!

Michael wollte. - Auch gerne leben. - Er wusste auch, dass jedes Leben endlich ist. - Aber er hatte keine Angst vor dem Tod!

Nun ist er einfach gegangen. Ohne sich zu verabschieden.

Michael, ich denke gerne an Dich!

Wilhelm

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„Die Grenze“: Eindrucksvolle 60.932 Kilometer lang!

Eigentlich ist das, was folgt, der Hinweis auf ein Buch. Man sollte es gelesen haben, bevor man sich zu dem Krieg in der Ukraine äußert. Dazu äußern sich derzeit viele. Und eigentlich kommen alle Äußerungen – und Bewertungen (!) - von Leuten, die noch niemals einen Krieg erlebt haben. Das ist auch normal, denn zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und heute liegen viele Jahrzehnte.

Bei einer solchen Rechnung sollte man aber nicht vergessen, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg schon viele „kleine Kriege“ gegeben hat, die aber von unserer Gesellschaft, die gerade damit beschäftigt war, sich zu einer Wohlstands-Gesellschaft zu entwickeln, kaum wahrgenommen wurden. - Man hatte Wichtigeres zu tun!

Wenn ich z.B. aktuell in einem Gespräch versuchen würde darauf hinzuweisen, dass schon damals, als Russland die Krim annektierte… - Da könnte es schon passieren, dass man mir ins Wort fallen würde mit dem Hinweis:

Richtig! - Schon damals hätte man Putin…

Putin? - Entschuldigung, ich spreche von der Annektion der Krim durch Russland im Jahre 1783! - Und wieso Putin? - Haben Sie nicht gelesen – oder davon gehört – dass Putin schon vor einiger Zeit gestorben ist?

Nein, dass kann doch nicht sein! Ich habe doch erst gestern noch… -

So kann man also auch eine Buchbesprechung beginnen, die auch eigentlich keine Buchbesprechung sein soll, aber ein – hoffentlich – überzeugender Hinweis darauf ist, dass man sich nicht auf eine Basis verlassen sollte, die z.B. die „Öffentlich-Rechtlichen“ mit ihrer aktuellen Russland-Berichterstattung schaffen.

Versuchen Sie es, lieber Leser, lieber mal mit einer Basis, die Sie selber schaffen, indem Sie sich z.B. für 13 Euro ein dickes Taschenbuch kaufen, das nicht nur mit mehr als 600 Seiten einen guten Gegenwert bietet, sondern auch mit einem ganz anderen Ansatz als dem heutigen Ukraine-Krieg, viel Basis-Wissen zu Russlands Geschichte und dessen Umfeld vermittelt.

Die norwegische Journalistin Erika Fatland hatte schon lange vor dem aktuellen Ukraine-Krieg eine Reise rund um Russland unternommen. Sie hat den Grenzen von Nord-Korea, China, der Mongolei, Kasachstan, Aserbaidschan, Georgien, der Ukraine, Weissrussland, Litauen, Polen, Lettland Estland, Finnland und Norwegen entlang, sozusagen Russland ein Stück umkreist, hat auch die sogenannte Nordostpassage nicht ausgelassen.

Das waren mehr als 20.000 Kilometer, die sie entlang der russischen Grenzen zurück gelegt hat. Bei dieser Reise durch 14 Länder hat sie mit den unterschiedlichsten Menschen dort gesprochen, die die unterschiedlichsten Berufe ausübten. Sie hörte zu, stellte Fragen, bekam interessante Antworten. Nicht nur von Geschichtsprofessoren, sondern sie schildert z.B. auch das Gespräch bei einer Taxifahrt in Georgien, bei der sie gemeinsam mit einem Geschäftsmann unterwegs ist, auf Seite 298 des Buches so:

„Übrigens“, fügte der Geschäftsmann hinzu, „ist Putin tot.“
„Tot?“
„Ja“, bestätigte der Fahrer, „das weiß doch jeder. Der echte Putin starb vor vielen Jahren an Krebs. Und der sich jetzt als Putin ausgibt, ist ein Doppelgänger.“
„Woher wissen Sie das?“, fragte ich fassungslos.
„Der echte Putin konnte fließend Deutsch“, erklärte der Fahrer. „Er hat viele Jahre in der DDR gelebt. Der Doppelgänger muss sich immer an einen Übersetzer wenden, wenn er mit Angela Merkel spricht. Achten Sie mal darauf.“

Die norwegische Original-Ausgabe des Buches ist schon 2017 erschienen. Man kann also sicher sein, dass hier keine aktuell von irgendwem beeinflusste Stimmungsmache betrieben wird. Auf dem hinteren Umschlagtitel wird aus einer Buch-Kritik der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert:

„Jedes Kapitel dieser Grenzgängerin ist fesselnde Lektüre.“

Das kann ich nur unterstreichen. - Erinnern Sie sich z.B an den Krieg von 1988 bis 1994 zwischen Bergkarabach und Aserbaidschan? Oder den von 1991/92 zwischen Südossetien und Greorgien? - 1992 gab es z.B. auch noch einen Krieg zwischen Transnistrien und Moldawien.

Nach Lesen dieses Buches ist man Vielen, die „alles genau wissen“, deutlich überlegen.

Übrigens hat man mir nicht dieses Buch vom Suhrkamp-Verlag als kostenloses Besprechungs-Exemplar zugeschickt, sondern mein Augenarzt hat es meiner Frau empfohlen. Es ist ein gekauftes Exemplar.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Die erste deutsche Auflage des Buches, das 2017 zunächst als norwegische Original-Ausgabe erschien, gab es 2021 als Suhrkamp-Taschenbuch vom gleichnamigen Verlag in Berlin. Ich zitierte aus der 2. Auflage 2022. - ISBN 978-3-518-47117-3

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