NLS 8: „Klotz am Bein, Klavier vorm Bauch“ …

...“wie lang ist die Chaussée? - Das ist eigentlich ein sehr alter Wanderreim, der dann gefolgt wird von einem weiteren – oft selbst erfundenen Reim – bevor es wieder zum „Refrain“ kommt. Eigentlich kenne ich ihn aus meiner Kindheit. - Das ist lange her. - Da habe ich mit einem Blick auf das Gesamtergebnis von NLS 8 gedacht, dass es nun an der Zeit wäre, einen neuen, in die Zeit passenden „Zwischenreim“ zu erfinden. Einen Reim, der dann nicht nur ins neue Jahrtausend, sondern auch zum Nürburgring – und ganz besonders zum Gesamtergebnis von NLS-Lauf 8 passt. Aber es gibt auch – folgend – ein paar Fotos von dieser „sensationellen“ Veranstaltung. Alle sind von mir. Ich hätte auch welche von meinen Lesern einstellen können, die auch am Nürburgring zum Rennen gekommen, aber nicht unbedingt begeistert waren. Deren Fotos waren ähnlich. Einer schreibt mir als „Fazit“ seiner Eindrücke: „Ich habe das Gefühl, 36 € verschwendet zu haben.“ (Er war mit seiner Frau dort.) - Seine daraus resultierende Entscheidung: „Also künftig meiden!“ - Diese Aussagen notiere ich, weil sie meine Eindrücke von dieser NLS-Veranstaltung nur unterstreichen. Was als VLN mal ein Erfolg war, wird durch die verschiedensten Einflüsse scheinbar „niedergeknüppelt“. - Aber ich möchte ganz behutsam durch die gerade erlebte Veranstaltung führen, der ich aus einem bestimmten Grund – den ich in der folgenden Geschichte auch erklären werde – den Titel gegeben habe:

NLS 8: „Klotz am Bein, Klavier vorm Bauch“ …

Eigentlich begann die Veranstaltung am Mittwoch mit der Bekanntgabe der Teilnehmerzahlen. Es hatten 104 Teams genannt. Da war klar, dass dieses Mal dann weniger als 100 Fahrzeuge am Start stehen würden. In der Internetwerbung des Veranstalters für diese Veranstaltung wurden dann auch keine Starterzahlen erwähnt, sondern man versuchte Zuschauer mit „anderen Häppchen“ an den Nürburgring bzw. vor den Fernseher zu locken.

Aber ob der Hinweis auf den Start von „Grello“ einen besonders attraktiven Renn-Nachmittag garantieren würde, daran hatte ich schon Zweifel, als ich später eine an Start- und Ziel vorgefundene Situation zu zwei Fotos nutzte, die aus meiner Sicht eigentlich klar machten, dass „eine Schwalbe noch keinen Sommer macht“. - Und ein Porsche – oder bei diesem Rennen dann gleich mehrere - füllen nicht unbedingt die Lücke aus, die  – auch auf die Länge der Rennstrecke bezogen – ein zu kleines Starterfeld aus der Sicht der Zuschauer darstellt. - „Vorsicht Stufe“!

Wie meine Leser inzwischen wissen, war ich auch am Donnerstag „vor Ort“. Eigentlich könnte ich dazu vermelden: „Keine besonderen Vorkommnisse“, wenn ich nicht am Freitagmorgen beim Vorbeigleiten an der Rennstrecke auf der B 258 eine größere Mannschaft der Firma Nett (Stahl- & Metallbau GmbH, Gründung 1884) gesehen hätte, die gerade einen größeren Schaden an den so genannten Sicherheitseinrichtungen an der Rennstrecke, direkt hinter der „Antoniusbuche“, beseitigte. - Als Journalist wird man da neugierig. - Das Ergebnis meiner Recherche:

Am Donnerstag war dort bei den „Industriefahrten“ ein kleiner Sportwagen verunglückt, den man schon vom Renneinsatz her kennt, der aber auch demnächst mit einer Straßenzulassung lieferbar sein soll. Ich empfinde ihn als ein sehr intelligent – und gut gemachten – Sportwagen. Hier auf der Nordschleife hatte er inzwischen im Dauertest eine Menge Runden problemlos zurück gelegt. An diesem Donnerstag war er dann bei Top-Speed an dieser Stelle abgeflogen. Die Geschwindigkeit, von mir grob geschätzt, wird an dieser Stelle bei um 270 km/h gelegen haben.

Dann gab es hier das, was ich von der Wirkung her als einen „Urknall“ bezeichnen würde: Der Heckflügel ist weggebrochen. Aus ein paar hundert Kilogramm Abtrieb wurde Auftrieb und der Abflug des Fahrzeugs war so, dass die Arbeiten der Firma Nett noch am Donnerstag begonnen, nicht ausreichten, alle Schäden zu beseitigen. Da war man auch noch am Freitagvormittag voll beschäftigt. Leitplanken und FIA-Zäune mussten repariert und ersetzt werden.

Das Fahrzeug hatte sich nicht nur bei diesem Horrorunfall mehrfach gedreht, sondern auch überschlagen und landete am Ende auf dem Dach auf einer Leitplanke. Der Platz zum FIA-Zaun reichte gerade noch um den Fahrer zu bergen. Der wurde ins Krankenhaus Daun eingeliefert, kam dort auf die Intensivstation, konnte aber dann relativ schnell - nach gründlicher Untersuchung - auf die Normalstation verlegt werden.

  • Dem Fahrer geht es – wie man so schön sagt – „den Umständen entsprechend gut“!

Bei dieser Gelegenheit sollte man einmal den Testfahrern allgemein, die hier auf der Nordschleife die Zuverlässigkeit der Technik im Interesse der zukünftigen Käufer von Serienautomobilen sicher stellen, ein klares „Danke“ aussprechen. Wer weiß, was bei solchen Testfahrten alles passieren kann – und manchmal auch passiert, der weiß, dass diese Testfahrer eigentlich „Helden des Alltags“ sind!

Aber nun zu den – wenigen – Teilnehmern an NLS 8. Da standen dann am Samstagmittag exakt 96 Fahrzeuge in der Startaufstellung! - Dafür müssen die Verantwortlichen der Serie die Gründe bei sich selber suchen! - Wenn es nun nicht zu einer „Selbsterkenntnis“ kommt, dann müssen andere Verantwortliche nun – endlich! - eine Entscheidung treffen! - Man steuert diese Rennserie sonst definitiv ins Aus!

Das Wetter an diesem Wochenende war „durchwachsen“. Von „dunkel“ bis „hell“, von Regen bis Sonne war – immer wieder und in Abständen – alles vertreten. Die Strecke war ab den „Test- und Einstellfahrten“ am Freitag nur „mit Vorsicht zu genießen“.

Es war auch – nicht nur wegen des unsicheren Wetters – wenig „Betrieb“. Es gab überall – in zwei Sprachen – Hinweise darauf, wie man sich verhalten sollte, aber die relativ wenigen Besucher haben die Schilder nicht beachtet. „Menschenansammlungen“ gab es nur da, wo es „Firmenveranstaltungen“ gab, d.h., wo Teams oder Firmen  Geschäftsfreunde eingeladen hatten. - Andere waren halt „beruflich“ da.

Dann begannen die „Test- und Einstellfahrten“. An der Boxenausfahrt, bei der nun die Ampel „Grün“ zeigte, waren zwei Helfer und ein „Offizieller“ im Einsatz. Sie kontrollierten mit einem Blick auf die Windschutzscheibe, ob die Ausfahrenden auch zusätzlich bezahlt hatten, bevor sie die Ausfahrt frei gaben. Doch das ging z.T. auch bei relativ schnellem Vorbeifahren. - Ich habe da mal die fotografiert, die nach meinem Gefühl auch für einen Gesamtsieg in Frage kamen.

Ich habe auch noch ein wenig im Fahrerlager fotografiert, das – aus meiner Sicht – ein wenig trist wirkte. Das lag nicht nur am Wetter. So habe ich auch in Ruhe „alte Reifen“ fotografieren können, weil sich mir z.B. der „weiße Stapel“ mit dem „grünen Dreieck“ als „passend“ für ein Foto darstellte. - Noch schnell ein Foto von den leeren Tribünen und – dann an die Strecke.

Dort draußen machte es im Umfeld der nun „bunten Blätter“ in der „Grünen Hölle“ schon mehr Spaß beim Zuschauen und ich habe ein paar Fahraufnahmen gemacht, bei denen man sieht, dass die Fahrzeuge durchaus schnell unterwegs waren. - Ich persönlich war wirklich auf die Abläufe am Samstag gespannt.

Vormittags war ich allerdings zum Einkaufen in Mayen, habe gemütlich zu Hause zu Mittag gegessen, danach meinen Espresso getrunken und bin dann mal zu Start- und Ziel gefahren. Danach bin ich an die Strecke gefahren und habe mir zum Rennablauf so meine Gedanken gemacht. Zwischendurch habe ich den Kranichen zugeschaut, die nun die Strecke in Richtung Südwesten kreuzten.

Der Rennverlauf war von einigen Teamchefs sicherlich nicht so eingeplant. Aber in einigen Klassen – immerhin fünf an der Zahl – durften sich die Starter eigentlich schon vorab über einen Klassensieg freuen. Sie waren jeweils die einzigen Starter in der Klasse. Bei insgesamt 96 Startern genügte dieses Mal auch die Bildung von nur zwei Startgruppen.

Trainingsschnellster war ein Audi R8, der bei „Phoenix“ in Meuspath das Laufen gelernt hatte. Sein Fahrer: Frank Stippler, auf den ich eigentlich auch auf einen Gesamtsieg getippt hätte. Aber:

„Klotz am Bein, Klavier vorm Bauch; wie lang ist die Chausée?“

Stippler war zusammen mit Vincent Kolb unterwegs, der von der FIA zum „Profi“ erklärt worden ist. So wurde dann auch sein polnischer Kollege, auch mit einem „Phoenix“ (Scheerer) unterwegs dann – wieder mal – Gesamtsieger, da der – auch mal wieder – mit einem besseren „zweiten Mann“ unterwegs war als Frank Stippler.- Dieses Mal mit Kelvin van der Linde.

Frank Stippler wurde mit seinem „Profi-Kollegen“ (lt. FIA) dann hinter dem anderen „Phoenix“-Audi Zweiter in der Gesamtwertung. Sein „Profi“-Kollege, Vincent Kolb, sagte zur Platzierung auf Platz 2 im Gesamtklassement nach dem Rennen:

„Ich bin sehr glücklich! Natürlich fuchst es mich etwas, immer nur Zweiter zu werden. Man darf aber nicht vergessen, dass ich montags bis freitags einem normalen Beruf nachgehe. Da ist es schon cool, bei den ganzen Top-Fahrern in der NLS am Ende Zweiter zu sein.“

Das sagt ein „Profi von FIA’s Gnaden“! Natürlich mit Nordschleifen-Permit A des DMSB. Und mit Geld, ohne das „Phoenix“ den Audi GT3 (nach DMSG-Reglement und „BoP“) nicht einsetzen könnte. - Da möchte ich dann den Wander-Reim, den ich oben begonnen habe, mit einem eigenen Reim ergänzen:

„Rechts ein Zaun, links ein Zaun. - Vincent nutzt nicht den Zwischenraum.“

Grund genug, gegen Ende des Rennens in den Wald zu fahren, um das Umfeld der Nordschleife im Herbst zu erkunden. - Vielleicht hatte das tröstende Wirkung! - Was soll man auch sonst machen, wenn auf einer ehemaligen Rennstrecke kein Sport mehr betrieben wird, sondern man entlang einem modernen Reglement so eine Art „Mensch ärgere dich nicht“ spielt. - Betreut von „Spielleitern“, die eigentlich nicht verstehen, dass das kein Spiel ist! Es geht um Geld! -. Viel Geld!

Ich setze mich in mein Automobil und versuche mir das Umfeld des Nürburgrings fotografisch zu erschließen. In der Nähe des „Eschbach“ mache ich dann ein Foto. - Ich finde es schön.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So ein Wochenende muss einfach ein schönes Ende haben. VLN hin, NLS her.

„Klotz am Bein, Klavier vorm Bauch. - Wie lang ist die Chausée?“

In der NLS-Version übrigens 24.358 Meter!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Übrigens sind „Grello“ und andere SPX-Attraktionen ausgefallen! - „Vorsicht Stufe!“ – 71 Fahrzeuge konnten am Ende des Rennens gewertet werden! - Eine Ausfallquote von 26 Prozent.

Durchschnitt: 4.7 (bei 50 Bewertungen)

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